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Stefan Lainer: Wie Mönchengladbach vom WAC lernte

Tabellenführer! Stefan Lainer tritt auf Euphoriebremse und benennt den Wolfsberger Anteil:

Tabellenführer mit Borussia Mönchengladbach, beste Chancen auf die EURO-Teilnahme mit Österreich - viel gibt es nicht, worüber sich Stefan Lainer derzeit beschweren könnte.

"Das Wetter könnte nicht viel schlechter sein. Wenn es schneien würde, wäre es sogar besser", grinst der 27-Jährige angesichts des Dauerregens im ÖFB-Camp in Bad Tatzmannsdorf.

Aber sonst? Der Deutschland-Legionär ist definitiv mit jeder Menge Selbstvertrauen ins Burgenland gereist.

"Ich bin sehr froh, dass ich den Sprung gewagt habe und bei einem neuen Kapitel in Gladbach unter Trainer Marco Rose Teil dieser Mannschaft bin. Es hat alles sehr gut geklappt", zieht Lainer ein zufriedenes Zwischenfazit.

Angesichts des Traumstarts mit dem Traditionsverein sieht er sich eher gezwungen, auf die Euphoriebremse zu treten.

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Lainer: "Wir wollen mehr"

Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf die Verfolger Leipzig, FC Bayern und SC Freiburg. Acht der bisherigen elf Liga-Spiele konnte die Borussia gewinnen.

"Wir haben unsere Punkte verdient geholt. Wir stehen dort oben, weil andere vielleicht den einen oder anderen Ausrutscher hatten, aber im Endeffekt ist es entscheidend für uns, dass wir 25 Punkte haben", sagt Lainer und betont, dass man sich derzeit vom ersten Platz jedoch nichts kaufen könne.

Provokant gesagt, könnte man meinen, dass es für ihn als langjährigen Salzburg-Kicker ohnehin ganz normal sei, vom Platz an der Sonne zu lachen.

"Ganz normal ist es jetzt auch nicht", grinst Lainer dazu, "aber es ist eine schöne Momentaufnahme, nicht mehr und nicht weniger. Wir können stolz auf die 25 Punkte sein, aber wir wollen mehr. Wir haben Bock auf mehr. Die Mannschaft ist gut, der Trainer ist gut. So soll es weiter gehen."

Keine unnötige Energieverschwendung

Der Spagat zwischen demonstrativem Selbstbewusstsein und Understatement ist in solchen Situationen kein einfacher. Vor allem beginnt in einer fußballverrückten Stadt wie Mönchengladbach das Umfeld naturgemäß zu träumen.

"Die Fans sind natürlich überglücklich und würden am liebsten alles zerreißen. Aber man darf jetzt nicht unnötige Energie darauf verschwenden, indem man sich an irgendwelchen Spekulationen beteiligt. Dafür ist es viel zu früh."

"Darum drücke ich gerne ein bisschen auf die Euphoriebremse", betont der Rechtsverteidiger, "die Fans sind natürlich überglücklich und würden am liebsten alles zerreißen. Aber man darf jetzt nicht unnötige Energie darauf verschwenden, indem man sich an irgendwelchen Spekulationen beteiligt. Dafür ist es viel zu früh. Wir wollen unsere Spiele gewinnen, wir haben eine gute Mannschaft und dann werden wir sehen."

Als vierfacher österreichischer Meister mit Salzburg weiß Lainer, wie man Titel gewinnt. Der Anspruch in Gladbach ist aber in einer traditionell vom FC Bayern München dominierten Liga naturgemäß ein anderer als beim rot-weiß-roten Branchen-Primus in der Mozartstadt.

Rose-Parallelen zu Salzburg?

Mit Rose scheint Gladbach jedoch ein Glücksgriff gelungen zu sein, der seine hervorragende Arbeit in Salzburg nun nahtlos fortsetzt.

Lainer hat die Anfänge des deutschen Trainers sowohl bei den "Bullen" als auch nun bei den "Fohlen" miterlebt. Ob es hier Parallelen in der Herangehensweise gegeben habe?

"Auch in Salzburg war es am Anfang eine gewisse Umstellung, aber jetzt war die Umstellung schon größer, da Gladbach einen ganz anderen Fußball gewohnt gewesen ist. Am Anfang habe ich mir oft gedacht: Bist deppert, da haben wir noch viel zu machen! Aber es ist dann relativ schnell gegangen."

"Auch in Salzburg war es am Anfang eine gewisse Umstellung, aber jetzt war die Umstellung schon größer, da Gladbach einen ganz anderen Fußball gewohnt gewesen ist. Am Anfang habe ich mir oft gedacht: Bist deppert, da haben wir noch viel zu machen! Aber es ist dann relativ schnell gegangen - mit einem ein bisschen einfacheren System, wo es klarer war, wie man anläuft, wie man gewisse Dinge im Umschaltspiel macht. Dann ist es schnell aufwärts gegangen. Die Ergebnisse haben auch gepasst, das ist natürlich auch wichtig, damit man Vertrauen in das System bekommt. Dann hat es die Mannschaft angenommen und sehr gut umgesetzt."

Medial wird natürlich über die Gründe des Erfolgs gefachsimpelt. Als einer der Schlüssel des Erfolgs wird das zuletzt variable System angeführt. Eine Erklärung, mit der Lainer nur bedingt etwas anfangen kann.

Lainer: "Der WAC hat uns gezeigt, wie es geht"

"Das wird medial so interpretiert, aber entscheidend ist bei uns nicht das System, sondern die Intensität", verdeutlicht der Salzburger und verweist auf den bisher größten Rückschlag im Laufe dieser Saison - das 0:4-Debakel in der Europa League gegen den Wolfsberger AC:

"Der WAC hat uns gezeigt, wie es geht. Das haben wir gesehen und in den folgenden Wochen gut umgesetzt, weil wir es dann waren, die auf einmal so gespielt haben."

"Gegen den WAC hätten wir mit egal welchem System spielen können, wir hätten wahrscheinlich trotzdem nicht gewonnen, weil die Intensität gefehlt hat. Der WAC hat uns gezeigt, wie es geht. Das haben wir gesehen und in den folgenden Wochen gut umgesetzt, weil wir es dann waren, die auf einmal so gespielt und die Spiele gewonnen haben."

Nicht nur aus Mannschafts-Sicht kann Lainer ein positives Zwischenresümee ziehen, auch persönlich läuft es für ihn am neuen Arbeitsplatz bis dato bestens. Er stand in allen bisherigen Pflichtspielen in der Startformation.

"Der Trainer hat mich nicht einfach mitgenommen, sondern natürlich einen Sinn oder einen positiven Nutzen dahinter gesehen. Ich glaube, das fruchtet", verweist Lainer auf seinen alten und neuen Trainer Rose.

Unumstrittener (?) Stammspieler

Er würde sich jedoch auch in der Mannschaft gut zurechtfinden: "Und ich glaube, die Mannschaft kommt auch mit mir sehr gut zusammen, auch das Trainerteam harmoniert mit der Mannschaft. Ich finde, wir haben sehr viele gute Charaktere. Es ist ja schon so, dass unser Trainer sehr viel fordert, und du da schon gewisse Charaktere brauchst, die lernwillig sind. Das haben wir auf jeden Fall."

Als unumstrittener Stammspieler bezeichnet er sich dennoch nicht ("Ich weiß nicht, ob es so etwas überhaupt gibt"), schließlich würde es sich um Leistungssport handeln: "Und da wird immer die Leistung beurteilt. Wenn die nicht passt, wird keiner spielen. Daher darfst du nicht runtergehen vom Gas, sondern musst drauf bleiben."

Wenn er in ein Formtief geraten würde, könne es so gesehen auch für ihn eng werden, wobei er glaubt: "Ich versuche immer das Beste zu bringen, was halt so geht. Und ich versuche mich auch weiterzuentwickeln. Ich denke, der Trainer weiß einzuschätzen, wie wichtig so eine Mentalität ist. Also auch wenn ich einmal schlechter spielen würde, wäre ich, glaube ich, nicht sofort draußen."

Gegen Nordmazedonien nichts dem Zufall überlassen

Es ist durchaus anzunehmen, dass Lainer auch seinen Stammplatz im Nationalteam zurückbekommt, nachdem er den Oktober-Lehrgang verletzungsbedingt verpasst hat.

Derzeit zählen die ÖFB-Kicker die Tage bis zum Duell mit Nordmazedonien am Samstag, in dem das EM-Ticket endgültig gelöst werden kann.

Ob die Vorfreude oder der Druck überwiegt? "Ohne Druck geht es als Profifußballer nie - egal ob es Leistungsdruck ist oder Druck von außen. Aber jetzt freut man sich auf die Möglichkeit, sich fix für die EURO zu qualifizieren. Ich war noch nie bei einer EURO und will unbedingt dabei sein. Ich möchte, dass Österreich Teil dieser EURO ist. Daher werden wir uns bestmöglich vorbereiten, damit wir nichts dem Zufall überlassen."

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