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ÖFB-Team: Zufriedenheit ist nicht der beste Ratgeber

In die Analyse des Belgien-Spiels mischten sich bei den ÖFB-Kickern jede Menge selbstkritische Töne. Ein neues Selbstverständnis als Fortschritt.

ÖFB-Team: Zufriedenheit ist nicht der beste Ratgeber Foto: © GEPA

Dass es einen Unterschied zwischen sich zufrieden geben und zufrieden sein gibt, ist bekannt.

Zufrieden gegeben hat sich im ÖFB-Lager so gut wie jeder mit dem 1:1 in Belgien - vor allem im Wissen, dass auch eine Niederlage im Bereich des Möglichen war.

Sogar Teamchef Ralf Rangnick, den vor rund einem Jahr dasselbe Ergebnis gegen Weltmeister Frankreich nicht allzu happy stimmte, ließ sich diesmal gratulieren.

Aber zufrieden sein? Diesmal waren es vor allem die ÖFB-Kicker, die mitunter nicht allzu happy gestimmt waren. Genauso wie das Match hätte verloren gehen können, wäre bei ein wenig mehr Effizienz auch ein Sieg drinnen gewesen.

Zufriedenheit im Sport nicht immer der beste Ratgeber

Entsprechend mischten sich nach einer vor allem kämpferisch starken Leistung (David Alaba: "Haben unser Leben am Platz gelassen") jede Menge selbstkritische Töne in die Analyse der eigenen Performance.

"Zufriedenheit ist in vielen Bereichen des Lebens gut, aber im Sport manchmal nicht so gut. Deshalb sind wir auch nicht zufrieden", erklärt Xaver Schlager und fängt bei seiner vergebenen Abschluss-Gelegenheit an: "Wenn ich den mit rechts besser treffe, steht es vielleicht 2:1."

Das Chancen-Plus war auf Seiten der Belgier, doch auch das ÖFB-Team hatte offensive Szenen, in denen mehr drinnen war. Man denke an die Möglichkeit von Stefan Posch. Auch Michael Gregoritsch hatte welche parat: "Wenn 'Sabi' den reinhaut oder ich gegen Schluss vor meinen Gegenspieler komme, haben wir eine Chance auf das 2:1."

Letztlich bringt es wohl Xaver Schlager auf den Punkt: "Es war eine gute Leistung von uns, aber sicher nicht die perfekte Leistung, um hier zu gewinnen."

Baumgartner: "Das können wir besser"

Und dass dieser Tick gefehlt hat, störte durchaus.

"Das war nicht unser allerbestes Spiel. Das können wir besser. Gerade im Ballbesitz waren wir zu unsauber und inaktiv, haben die Bälle nach Balleroberungen zu leicht verloren und es oftmals nicht geschafft, den Gegner ein bisschen nach hinten zu drücken", moniert Christoph Baumgartner.

Und ja, auch wenn es allseits Eigenlob für den großen Fight gab, damit muss man auch nicht happy sein. Auch in diesen Gedanken lässt sich Fortschritt feststellen. Ein neues Selbstverständnis.

"Mit dem Punkt können wir schon zufrieden sein", verdeutlicht Baumgartner, "aber es ist schon unser Denken, dass wir nicht sofort mit allem immer zu 100 Prozent zufrieden sind. Ich glaube, es wäre möglich gewesen, dieses Spiel zu gewinnen. Wir haben extrem viel Qualität, und wenn wir die zu 100 Prozent abrufen, können wir die Belgier auch hier schlagen."

Ein Denken, das der Teamchef einpflanzt

Ob das vom 23-Jährigen angesprochene Denken ein komplett neues ist, sei dahingestellt. Dass es von Rangnick forciert wird, liegt indes auf der Hand.

"Der Trainer pflanzt uns das ein, nicht immer zufrieden zu sein. Im Endeffekt ist es ein neues Denken, das uns auch ganz gut tut, weil es uns einfach ans Limit pusht."

Christoph Baumgartner

"Der Trainer pflanzt uns das ein, nicht immer zufrieden zu sein", sagt Baumgartner, "im Endeffekt ist es ein neues Denken, das uns auch ganz gut tut, weil es uns einfach ans Limit pusht - und das Limit ist immer das, was man als Profi erreichen muss."

Zu diesem Selbstverständnis passt, nur als Beispiel, auch der überfallsartige Start ins Spiel. "Das macht halt einfach Spaß. Wir kommen nicht her und - sorry, dass ich das jetzt so sage - scheißen uns an. Wir sind uns bewusst, welche Qualität wir haben und brauchen uns nicht verstecken", unterstreicht der Hoffenheim-Legionär und meint weiter:

"Klar werden wir auch wieder mal ein Spiel verlieren, das gehört auch dazu. Aber wenn wir mutig sind und unsere Qualität auf den Platz bringen können, bin ich davon überzeugt, dass wir jeder Mannschaft auf der Welt weh tun können. Das muss unser Anspruch sein, das muss in unsere Köpfe rein - dann kann jeder einzelne ans Limit kommen und auch wir als Mannschaft."

Die Ernte nach der Saat

Man kann die Debatte auch so führen, dass die Voraussetzungen angesichts des gehobenen Anspruchsdenkens gute sind, das vorhandene Potenzial konstanter in gute Ergebnisse umzumünzen.

"Das Potenzial war immer schon da, aber wir hatten natürlich unsere Höhen und Tiefen", findet David Alaba, "aber es ist nicht so, dass es nur am Schlummern war und wir es nie auf den Platz gebracht haben."

Aber, und das zeigen nicht zuletzt die diversen verpassten WM-Qualifikationen, das ÖFB-Team hat seine Missionen auch oft genug nicht zu Ende gebracht.

Auch das Belgien-Spiel wäre laut Alaba in der jüngeren Vergangenheit womöglich eben nicht 1:1 ausgegangen: "So einen Lattentreffer wie am Schluss hätten wir vor ein paar Jahren kassiert. Das haben wir oft genug erlebt, dass wir mit nichts nach Hause fahren. Es tut auf jeden Fall gut, dass wir jetzt mal ernten, was wir säen. Diesen Weg heißt es weiterzugehen."

Die besten Bilder des ÖFB-Teams gegen Belgien


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