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Baumgartner im "Final-Modus": "Es geht um alles"

Endspielcharakter beflügelt. Hoffenheim-Legionär warnt vor Bales "Fackel".

Baumgartner im Foto: © GEPA

Nach und nach trudeln die ÖFB-Spieler im Teamcamp in Wien ein.

Diesmal ist jedoch einiges anders, vor dem Gastspiel in Wales (Donnerstag, ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) macht sich ein ganz spezielles Flair breit. Hoffenheim-Legionär Christoph Baumgartner ist schon seit Sonntag in der Bundeshauptstadt, noch schmerzt die bittere 0:3-Wochenend-Niederlage gegen Hertha BSC. Der Fokus ist jedoch schon nach vorne gerichtet.

Denn es ist nicht ein einfaches Gruppenspiel, ein Testspiel-Doppel oder nur ein einzelnes Spiel auf einem langen Weg in Richtung Großereignis - es ist das Spiel, das Finale, oder besser gesagt das erste Endspiel.

"Die Wichtigkeit des Spiels ist jedem bewusst. Es geht um alles, es ist das erste Finalspiel, das wollen wir natürlich gewinnen. Dann hätten wir die Chance zu Hause in Wien im Juni das Ticket für die WM klarzumachen", erklärt Baumgartner den doch seltenen Final-Charakter vor dem Auswärtstrip nach Cardiff.

Es steht extrem viel auf dem Spiel, gegen einen Gegner, der in der WM-Quali keine einzige Heimpartie verloren hat. "Es wird ein sehr schweres Spiel, das ist klar. Aber die Vorfreude ist riesig, es freuen sich alle auf das Spiel."

"Das kann man wirklich als Finale bezeichnen"

Der Endspielcharakter steigert das Adrenalin, die Anspannung ist groß. Seit Monaten ist bekannt, dass das Nationalteam diesen Weg gehen wird müssen, um noch eine Chance auf die WM-Endrunde in Katar 2022 zu haben.

Aus persönlicher Sicht hat sich der 22-jährige Horner selbst dabei erwischt, wie er vor zwei, drei Monaten darüber nachdachte, wie lange es noch bis zu diesem einen Spiel dauert. Es sei ganz normal, ein Endspiel besonders im Blick zu haben, hinzufiebern und die Tage zu zählen.

"Wir schauen von Spiel zu Spiel" und "jedes Spiel ist gleich", sind gerne gehörte Argumente im Bezug auf die Wichtigkeit von Begegnungen. In diesem Fall wiegen die Beteiligten aber doch anders ab. "Grundsätzlich ist jedes Spiel wichtig, aber keine Frage: Wenn du ein Finale spielst - und das kann man wirklich als Finale bezeichnen - dann ist die innere Anspannung und der Fokus wirklich auf dem Spiel."

Laut Baumgartner stehe der "Tag X" endlich bevor. "Jeder ist extrem heiß auf das Spiel. Wir wollen das Ding auf unsere Seite ziehen."

Keine Sorgen um David Alaba

Der Hoffenheimer ist einer jener Akteure, die mit viel Selbstvertrauen zum Team reisen. Mit Hoffenheim lief es zuletzt richtig gut, als Sechstplatzierter liegen die Sinsheimer nur vier Punkte hinter Platz drei, zudem traf der Offensivspieler in den letzten vier Spielen drei Mal.

Deshalb sind auch Misserfolge des vergangenen Wochenendes schnell ausgeblendet, auch wenn das bei der Ankunft natürlich Thema war. Michael Gregoritsch und Sasa Kalajdzic hätten sich für Augsburg bzw. Stuttgart etwa mehr Schützenhilfe von Hoffenheim gegen Hertha im Kampf gegen den Abstieg gewünscht. Themen wie diese werden natürlich diskutiert, "weil es unsere große Liebe ist und was uns verbindet", so Baumgartner.

Auch Kapitän David Alaba wird das Team trotz des 0:4-Debakels und schlechter Kritiken im Clasico nicht aufbauen müssen. Der Real-Legionär ist ein alter Hase. "Wir alle kennen David, er hat so viel Erfahrung und alles gewonnen, was man im Vereinsfußball gewinnen kann. Da müssen wir uns keine Sorgen machen, dass es David nachhaltig Probleme bereitet."

"Mit Flug nach Österreich sofort abgelenkt"

Selbst kann Baumgartner Vergangenes schnell ausblenden, wenn er zum Nationalteam reist. "Mit dem Flug nach Österreich war ich eigentlich sofort abgelenkt, du bist in einem komplett neuen Setting, siehst komplett andere Leute. Deshalb ist das Spiel vom Wochenende schon mehr oder weniger vergessen."

Die Konzentration gilt nun Wales. Wie so oft betont, wird die komplette Mannschaft eigentlich nur im Dienstagstraining auf den Gegner eingestellt werden. Einiges ist trotzdem über die "Roten Drachen" bekannt.

"Ein, zwei Namen stechen natürlich hervor. Gareth Bale und Aaron Ramsey sind absolute Weltklassespieler, die alles gewonnen haben, die aber aktuell bei ihren Vereinen nicht immer erste Wahl sind." Dazu kommen aufgrund der geografischen Nähe viele Premier-League-Spieler, die Härte gewöhnt sind, ein Stadion mit cooler Stimmung. Alles Dinge, womit das ÖFB-Team erst einmal umgehen muss.

"Bales linker Fuß ist schon eine Fackel"

"Aber viele von uns kennen solche Spiele, in denen es um alles geht. Mit Anpfiff müssen wir voll da sein", so Baumgartner, der sich auf das Duell mit Bale freut, aber gleichzeitig auch warnt. "Er hat so viel erreicht und gewonnen, solche Spieler können den Schalter am Tag X wieder umlegen. Bale hat ein CL-Finale im Alleingang entschieden, das ist schon ein Spieler, der enorme Qualität hat."

Auch wenn er möglicherweise nicht mehr das Um und Auf im Spiel der Waliser ist. "Das ist ein Spieler von Real Madrid, der immer die Möglichkeit hat, entscheidende Dinge zu machen. Die Verteidiger werden sich sicher die eine oder andere Info von David (Anm.: Alaba) holen, wo mögliche Schwächen sind und was man nicht gegen ihn tun sollte. Jeder weiß, der linke Fuß ist schon eine Fackel. Da liegt ein gewisser Fokus drauf."

Ein Spiel entscheidet also darüber, wie es weitergeht und ob ganz Österreich im Herbst bei einer WM mitfiebern darf. Dabei war eine Art Finalturnier geplant, das aufgrund des Ukraine-Kriegs nicht als solches stattfindet. "Vielleicht macht es das sogar ein bisschen leichter. So liegt der absolute Fokus auf dem ersten Spiel, da dieses für die nächsten Wochen und Monate wichtig sein wird", gesteht Baumgartner.

Das richtige Finale würde dann nämlich im Juni warten, wo es endgültig um das Ticket für Katar geht. Die Zuversicht, in Wales diesen Schritt zu gehen, ist aber nicht nur bei Baumgartner groß.

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