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ÖFB-Probleme: Koller wehrt sich gegen Pessimismus

Teamchef sieht medial diskutierte Problemfelder als nicht so dramatisch:

ÖFB-Probleme: Koller wehrt sich gegen Pessimismus Foto: © GEPA

"Medial ist die Stimmung eher schlecht", ist Marcel Koller im Vorfeld der Kaderbekanntgabe (zwei Neue im Kader) für die beiden WM-Qualifikations-Duelle mit Wales und Georgien aufgefallen.

Der Teamchef bezieht dies auf das Formbarometer beziehungsweise Verletzungsprobleme einzelner Kadermitglieder, verwehrt sich jedoch klar und deutlich gegen diesen Pessimismus:

"Ich bin eigentlich vielmehr froh, denn von den 23 Spielern, die wir aufgeboten haben, waren am Wochenende 17 im Einsatz. Die meisten sind in Deutschland, und dort hat es eigentlich erst angefangen. Wir hoffen, dass am Wochenende noch der eine oder andere dazukommt. Aber sie haben Spielpraxis, sind frisch und hungrig, wieder zum Nationalteam zu kommen."

Dass alle Leistungsträger gleichzeitig fit und in Form sind beziehungsweise bei ihren Vereinen Spielpraxis sammeln, kommt auf Nationalteam-Ebene eher selten vor - diese Erfahrung musste das ÖFB-Team auch während der erfolgreichen Qualifikation für die EURO 2016 machen.

Ausblenden kann man die aktuellen Problemzonen natürich trotzdem nicht, vielmehr gilt es Lösungen zu finden. Einige ÖFB-Bereiche, in denen gerade der Schuh drückt:

DER (NON-PLAYING) CAPTAIN:

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Julian Baumgartlinger ist bei Bayer Leverkusen derzeit nicht erste Wahl - nicht auszuschließen, dass der Mittelfeld-Motor das Wales-Spiel gar nicht mehr als Mitglied des deutschen Bundesligisten in Angriff nimmt und vorher noch einen Wechsel über die Bühne bringt. Koller versucht zu beruhigen und stärkt seinem Kapitän demonstrativ den Rücken: "Er ist voll im Saft. Es ist ja auch nichts Neues: Wenn wir an Christian Fuchs zurückdenken, war er auf Schalke teilweise auch nur auf der Tribüne, bei uns hat er trotzdem gespielt. Wir sind von Baumgartlinger und seinen Qualitäten überzeugt. Was aktuell fehlt, ist die Spielpraxis. Aber er ist fit und gesund, dementsprechend sind wir überzeugt, dass er die Qualität hat, hier zu spielen. Das hat auch nichts mit der Kapitäns-Rolle zu tun, sondern mit seiner inneren Einstellung, dass du hierher kommst und weißt, dass die Mitspieler ihn respektieren. Dementsprechend muss er sich nicht verstecken. Er soll mit breiter Brust auftreten und vorne weg gehen."

DIE ZEHNER-FRAGE:

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Zlatko Junuzovic laboriert an Achillessehnenproblemen und musste dem ÖFB-Team absagen. Eigentlich war geplant, dass er diese Woche wieder voll ins Training einsteigt und am Wochenende sein Comeback für den SV Werder Bremen feiert, doch seine Blessur meldete sich nach einem intensiven Training am vergangenen Freitag wieder zurück. "Es bringt nichts, wenn man einen Spieler fitspritzt, er hat diese Probleme schon länger. Wir hoffen, dass er das bis zum nächsten Lehrgang hinkriegt", sagt Koller und muss sich einen neuen Zehner suchen - sofern er überhaupt einen klassichen Zehner braucht. Der Teamchef hat den Matchplan für Wales schon im Kopf. Packt der Schweizer etwa wieder eine Dreierkette aus, würde Junuzovic zwar trotzdem vermisst werden, aber für die Jobs in der Mittelfeldzentrale würde es mit Julian Baumgartlinger, Stefan Ilsanker oder David Alaba, sofern er nicht auf links benötigt wird, gute Alternativen geben, mit Florian Grillitsch und Konrad Laimer hätte man immer noch zwei Youngster in der Hinterhand. Im klassischen 4-2-3-1 war ein Fehlen von Junuzovic in der Vergangenheit indessen oftmals sehr wohl ein Problem, mit Alessandro Schöpf steht auch sein logischer Ersatz weiterhin verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Koller fallen dennoch genügend Alternativen ein: "Alaba, Sabitzer, Laimer und Schaub haben da schon gespielt, aktuell spielt Gregoritsch bei Augsburg auf der Zehn. Florian Kainz hat zuletzt in Bremen zweiter Stürmer gespielt. Er ist einer, der natürlich meistens auf den Seiten-Positionen gespielt hat, der aber sehr beweglich und auch variabel einsetzbar ist."

DIE STÜRMER-FRAGE:

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Guido Burgstaller verpasste wegen einer Fußprellung den Schalker Saison-Auftakt. Koller zitterte bei der Kaderbekanntgabe noch den aktuellsten Untersuchungsergebnissen entgegen, laut deutschen Medienberichten kann der Kärntner am Mittwoch jedoch wieder ins Vereins-Training einsteigen. Eine Absage des 28-Jährigen wäre bitter, wenngleich er im Nationalteam den Beweis für seine Torgefährlichkeit bislang schuldig geblieben ist. Den hat Marc Janko im Verlauf seiner ÖFB-Karriere dafür schon oft erbracht. Der 34-Jährige kommt bei seinem neuen Arbeitgeber Sparta Prag bis dato jedoch zu eher unregelmäßigen Einsätzen und wartet auch noch auf sein erstes Tor. Der dritte Stürmer im Kader, Michael Gregoritsch, wartet indes noch darauf, dass Koller ihm das Vertrauen von Anfang an schenkt. Der Eidgenosse weist darauf hin, dass Martin Harnik bei Hannover 96 an vorderster Front stürmen würde und auch Marcel Sabitzer "weiß, wie man Tore erzielen kann und diese Position auch schon gespielt hat. Wir haben den einen oder anderen, das lässt mich auch ruhig schlafen." Generell meint der Teamchef: "Österreichische Top-Stürmer sind schwer zu finden. Es ist nicht so, dass es in den Top-Ligen österreichische Mittelstürmer gibt, die regelmäßig Tore schießen, aber nicht bei uns auf der Liste sind." Nicht wirklich eine bahnbrechende Neuigkeit. In den vergangenen Jahren kaschierte Janko dieses Manko. Es wird Zeit, dass auch Burgstaller und Co. der Knopf im ÖFB-Dress aufgeht.

DER ARNAUTOVIC-FEHLSTART:

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Marko Arnautovic sah am Wochenende gegen Southampton wegen eines Ellbogenchecks die Rote Karte (siehe Video) und erwischte generell mit seinem neuen Arbeitgeber West Ham United keinen Traumstart in die Premier-League-Saison - die ersten beiden Spiele gingen jeweils verloren. Koller tut gut daran, der Frage, ob dieser Ausschluss ein Rückfall in alte Zeiten gewesen sei, entschieden entgegenzutreten: "Ich glaube, das kann immer wieder passieren. Jedes Wochenende gibt es Rote Karten. Man sollte das auch nicht zu hoch hängen." Aufgrund seiner Sperre wird Arnautovic nun pausieren müssen. "Es wäre natürlich gut gewesen, wenn er Spielpraxis gesammelt hätte, aber das können wir jetzt nicht mehr ändern. Er ist sicher gerüstet für diese zwei Spiele, um Vollgas zu geben, und ich bin überzeugt, dass er das umsetzen wird." Fakt ist: Arnautovic war seit der EURO die prägende Figur im ÖFB-Spiel. Er wird nach seiner Sperre in Irland sicher topmotiviert sein, der Mannschaft auf zuletzt gewohnte Art und Weise zu helfen. Das glaubt auch der Teamchef: "In meinen sechs Jahren hier hat er eine sehr gute Entwicklung gemacht. Er hat eine Führungsposition auf dem Platz eingenommen, und das zeigt er auch. Er hat in der Defensivarbeit eine sehr gute Entwicklung genommen. Ich habe das Spiel von West Ham gegen Manchester United gesehen, in dem er defensiv weite Wege gemacht hat. Das ist der Fußball, den man heute spielen muss." Im Normalfall sollte von all diesen "Problemen" jenes um Arnautovic in Wales die geringste Rolle spielen. Im Hinspiel in Wien erzielte der 28-Jährige beim 2:2 beide ÖFB-Tore.




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