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Philipp Lienhart: "Ich würde mich aufstellen"

Große ÖFB-Chance für Freiburg-Legionär? Warum seine Tore kein Zufall sind:

Philipp Lienhart: Foto: © GEPA

Wann, wenn nicht jetzt?

Nationalteam ist immer auch ein wenig Timing-Sache - und für Philipp Lienhart scheinen die Sterne günstig zu stehen, dass er endlich seine erste echte A-Team-Chance erhält.

Würde der ÖFB-Legionär beim SC Freiburg Teamchef sein, würde er sich in der Startelf wiederfinden: "Ich glaube schon, dass ich mich aufstellen würde."

Eine andere Antwort wäre auch wenig clever. Und Argumente, beim WM-Quali-Auftakt in Schottland (Donnerstag, 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) tatsächlich in der Anfangsformation zu stehen, gibt es durchaus.

Mit Martin Hinteregger und Stefan Posch fallen zwei Innenverteidiger aus. Lienhart selbst spielt beim Tabellen-Achten der deutschen Bundesliga eine starke Saison.

Bei den Breisgauern ist der Niederösterreicher gesetzt und versäumte in der laufenden Spielzeit nur 45 Minuten. Am Sonntag gelang ihm beim 2:0 gegen Augsburg bereits sein vierter Saison-Treffer. Zudem wurde er in die "Kicker"-Elf des Tages nominiert.

Tor kein Zufall

"Es ist natürlich sehr angenehm, wenn man mit einem Sieg zum Nationalteam kommen kann. Das Tor freut mich natürlich auch, ganz klar. Ich komme aus einem guten Lauf, die Mannschaft in Freiburg spielt gut. Wir haben inzwischen 37 Punkte und eine angenehme Situation", schwimmt Lienhart auf der Welle der Euphorie.

Dass er für einen Abwehrspieler in bemerkenswerter Regelmäßigkeit trifft, ist kein Zufall: "Ich habe versucht, mich weiterzuentwickeln und im Training natürlich auch Torabschlüsse trainiert."

Video-Schulungen mit Streich

Wenn es um seine Entwicklung geht, kommt Lienhart logischerweise an einem Namen nicht vorbei: Christian Streich, den Freiburger Langzeit-Coach.

Lienhart gelingt gegen Ausgburg sein viertes Saison-Tor
Foto: © getty

"Die Video-Schulungen mit Herrn Streich haben mir sehr geholfen", erklärt der 24-Jährige, der seinen Entwicklungsprozess seit seinem Wechsel zu Freiburg im Sommer 2017 wiefolgt beschreibt:

"Es ist ein steiger Prozess, wenn man mit einem Trainerteam schon länger zusammenarbeitet. Die Abläufe werden immer klarer, es ist immer besser eingespielt. Dann ist es auch harte Arbeit im Training und die Erfahrung aus mitlerweile 73 Bundesliga-Spielen. So habe ich mich eben weiterentwickelt."

30 Länderspiele für die U21

Im Sommer 2014 wechselte Lienhart von Rapid in den Nachwuchs von Real Madrid. Spätestens seit damals ist er den meisten Fußball-Fans in Österreich ein Begriff.

Wie damals erhofft, schaffte er es, sich im Erwachsenen-Fußball in einer Top-Liga zu etablieren. Auf diesem Weg sammelte er auch die Erfahrung von sage und schreibe 30 U21-Länderspielen und diente als Kapitän jenes Jahrgangs, der 2019 bei der U21-EM-Endrunde auflief.

Dass Lienhart bislang erst zwei A-Länderspiele im Lebenslauf stehen hat, mag so gesehen verwundern, zeigt jedoch auch, wie nachhaltig sich Aleksandar Dragovic und Hinteregger in der Abwehrzentrale festgespielt haben. War eine Alternative von Nöten, kam zuletzt meist Posch zum Zug.

Für den Freiburg-Legionär blieben bislang nur zwei eher unbedeutende A-Länderspiele. Das Debüt feierte er bereits 2017 beim Abschied von Marcel Koller in Moldawien. Im vergangenen Herbst gönnte ihm Teamchef Franco Foda 90 Minuten beim Test in Luxemburg, den mehrheitlich die zweite Garnitur absolvierte.

Lienhart: "Ich bin bereit"

Lienhart pendelte somit in all den Jahren zwischen U21 und der Ersatzbank beim A-Team.

"Ich bin bereit, mich auch hier dem Konkurrenzkampf zu stellen", weiß der Niederösterreicher, dass er nicht nur gut drauf ist, sondern auch das besagte Timing günstig sein könnte.

Entscheiden würde jedoch der Teamchef und er würde jede Entscheidung akzeptieren. Ungeduld möchte sich der Blondschopf erst gar keine anmerken lassen: "Natürlich will ich spielen, aber das will jeder Spieler, der hierherkommt. Im Endeffekt dürfen halt nur elf Spieler und die paar, die reinkommen, spielen. Der Trainer versucht natürlich, die beste Aufstellung zu finden."

Man kennt die Qualität von Dragovic

Selbstläufer ist es auch diesmal keiner, denn den Hinweis, dass etwa Dragovic in Leverkusen nur wenig Einsatzzeit bekommt, lässt Lienhart nur bedingt gelten:

"Natürlich stimmt es, dass 'Drago' aktuell nicht so viel spielt, aber wir alle kennen die Qualität, die er hat. Außerdem gibt es noch weitere Spieler mit Qualität wie Marco Friedl oder Gernot Trauner. Gegen die versuche ich mich durchzusetzen."

"Der Traum wäre schon, irgendwann einmal international zu spielen. Aber da mache ich mir keinen Druck. Es muss nicht diesen oder nächsten Sommer passieren."

Philipp Lienhart

Da Lienhart das Kräftemessen mit Dänemark verpassen wird, weil er aufgrund lokaler Vorgaben in der Pandemie-Bekämpfung bereits nach dem Färöer-Match frühzeitig nach Freiburg zurückreisen muss, wäre ein Einsatz in Schottland fraglos die erhoffte große ÖFB-Chance.

Wie geht es auf Vereins-Ebene weiter?

Regelmäßige Länderspiel-Einsätze würden wohl auch dem Marktwert ganz gut tun. Lienharts Vertrag in Freiburg läuft 2022 aus, mit seiner mittelfristigen Zukunft habe er sich jedoch noch nicht intensiv auseinandergesetzt:

"Hier gibt es bei mir eigentlich keine Deadline. Ich versuche mich auf die Liga zu konzentrieren. Es stehen viele Termine an. Nach der Bundesliga kommt die EM. Ich habe nicht genug Zeit, um darüber auch noch nachzudenken."

Aus einem Ziel auf Vereinsebene macht der Innenverteidiger jedoch kein Geheimnis - am liebsten hätte er zur Liga auch noch internationalen Termin-Stress:

"Der Traum wäre schon, irgendwann einmal international zu spielen. Aber da mache ich mir keinen Druck. Es muss nicht diesen oder nächsten Sommer passieren. Ich will einfach gut spielen, dann werde ich sehen, wie weit es geht."

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