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Foda: "Kritik ja", aber nicht so

Erste Bilanz vor ÖFB-Aus! Wie er Janko-Kritik aufnimmt, was er zu RB-Causa sagt.

Foda: Foto: © GEPA

Es wird emotional!

Viereinhalb Jahre lenkte Franco Foda die Geschicke des ÖFB-Teams, ehe er am Montag aus eigenen Stücken seinen Abschied bekanntgab (Darum sagt Foda dem ÖFB Lebewohl >>>) und nach dem Schottland-Spiel (Dienstag, ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) Platz für einen noch nicht definierten Nachfolger macht.

"Unterschiedlich, aber Bilanz unter dem Strich positiv"

Zeit, um eine ausführliche Bilanz zu ziehen, bleibt auch nach Ablauf seiner ÖFB-Zeit, zu einer ersten Bilanz ließ sich der 55-jährige Deutsche dann aber doch schon hinreißen. Diese fällt "sehr unterschiedlich" aus.

"Am Anfang gab es ja nur Testspiele, da haben wir extrem gut performt, es gab wieder eine neue Euphorie. Im Prinzip erlebe ich jetzt das gleiche, was ich damals auf der anderen Seite erlebt habe. Mein Vorgänger hat für mein Befinden auch sehr gut gearbeitet, ist dann letztendlich auch an der WM-Quali gescheitert", vergleicht Foda sein Ende mit jenem von Marcel Koller.

"Wir hatten einen schlechten Start in die EM-Quali, haben uns dann extrem gesteigert, sind verdient zur Europameisterschaft gefahren und sind erstmals ins Achtelfinale eingezogen, was zuvor noch keiner österreichischen Nationalmannschaft gelungen ist. Wir sind in der Nations League Erster geworden, sind aufgestiegen in die Gruppe A. Leider haben wir dann nicht in der WM-Quali so performt, wie wir uns das alle vorgestellt haben", bringt der scheidende Teamchef seine ÖFB-Karriere mit wenigen Sätzen auf den Punkt.

Das Fazit: "Es war sehr unterschiedlich, aber unter dem Strich gibt es eine positive Statistik." Trotzdem hagelte es viel Kritik - von Fans, Medien und Fußball-Experten, wie zuletzt Marc Janko, der kein gutes Haar am ÖFB ließ. In dieser Hinsicht hat Foda eine klare Meinung: "Kritik ja", aber nicht so.

Janko? "Hat noch nie wichtige Entscheidungen treffen müssen"

Die Vorgehensweise des ehemaligen ÖFB-Kapitäns, der aktuell als TV-Experte bei "Sky" arbeitet, gefällt dem baldigen Ex-Teamchef ganz und gar nicht.

"Ich nenne jetzt Marc Janko, weil er im Prinzip den kompletten ÖFB und die Spitze kritisiert hat. Ich schätze Marc sehr, aber er hat noch nie in der Verantwortung gestanden und wichtige Entscheidungen treffen müssen. Dann ist es immer einfach, von außen Ratschläge zu geben und zu kritisieren", spricht es Foda deutlich an und ergänzt:

"Wenn er Ideen hat, frage ich mich, warum man das nicht in Ruhe mit den Beteiligten oder Verantwortlichen besprechen kann?", stellt der Ex-Sturm-Meistertrainer die Frage in den Raum. Ob es als Kolumnist und TV-Experte aktuell nicht Jankos Aufgabe wäre, kritisch an diese Sache heranzugehen?

"Kritik ist okay, aber er war selber Nationalspieler - das ist ein großer Unterschied. Er war jahrelang hier vor Ort, da hätte er seine Meinung ja auch schon kundgeben können. Ich finde es immer nur schade, wenn es mal nicht läuft oder Ziele nicht erreicht werden, dass man dann Kritik übt. Es gibt auch andere Zeitpunkte."

"Erwartungshaltung reduzieren - auch für meinen Nachfolger"

Generell hat Foda als Spieler und Trainer gelernt, mit Kritik und heiklen Phasen umzugehen. Diese bringen ihn nicht mehr aus der Ruhe. Trotzdem hält er gerade in der Diskussion um die Janko-Kritik fest, dass auch die teils viel zu hohe Erwartungshaltung gebremst werden müsse.

"Ich glaube, wir tun alle gut daran, wenn wir uns in dieser Beziehung ein bisschen zurückhalten. Der ÖFB war erfolgreich, wir haben haben uns zwei Mal für die EM qualifiziert, das ist nicht selbstverständlich, holt Foda aus und verweist auf Italien, das ebenso wie Österreich in der WM-Quali die Segel streichen musste - allerdings sogar als amtierender Europameister.

Gescheitert am Gegner Nordmazedonien, der vor dem Duell mit dem ÖFB-Team als Jausengegner abgestempelt wurde, den Österreich auch mit 3:1 besiegen konnte. "Es ist wichtig, dass wir auch die Erwartungshaltung generell reduzieren - auch für meinen Nachfolger. Es ist schön, wenn wir uns für eine EM qualifizieren, das ist wunderbar. Aber wir können nicht davon ausgehen, dass es jedes Mal selbstverständlich ist, sich für so ein Großereignis zu qualifizieren."

"Bis auf WM-Quali alle Ziele erreicht"

Auch den immer wieder aufgewärmten Fakt, dass es Foda in keinem Pflichtspiel gelang, einen Top-20-Gegner zu schlagen, relativiert dieser: "Das ist richtig, aber bis auf das 0:4 gegen Dänemark war es immer extrem eng. Mit etwas Glück hätten wir die Spiele auch für uns entscheiden können", merkt Foda an und ist überzeugt, dass das Team - leider ohne ihn - schon bald wieder Top-20-Gegner schlagen wird.

Das gelang Foda nur in Testspielen, wie etwa gegen Deutschland. "Am Ende des Tages ist wichtig, welche Ziele du erreicht hast. Bis auf die WM-Quali war das eigentlich immer der Fall, dass wir unsere Ziele erreicht haben."

Auch der steigende Druck war für Foda nicht der Grund, vorzeitig hinzuschmeißen. Foda nimmt die Verantwortung auf sich, Schuldzuweisungen wird es von ihm keine geben. So habe er auch den Spielern mitgegeben, dass sie sich keine Gedanken machen brauchen, weil er die Verantwortung übernimmt und er in der ersten Reihe steht.

"Man entwickelt so ein Gefühl", rechtfertigt Foda seine Entscheidung, noch bevor eine mögliche Vertragsverlängerung ausgeschlossen werden konnte. Ein Thema wird die Ära Foda mit Sicherheit überdauern, nämlich jenes nach der spielerischen Ausrichtung in den kommenden Jahren unter dem neuen Teamchef.

"Darf nicht Fehler begehen, dass es zwei Gruppen und Philosophien gibt"

Die von Sportdirektor Peter Schöttel ins Treffen geführte Grüppchenbildung in sportlicher Hinsicht zwischen der Pressing-orientierten Red-Bull-Ecke und dem Rest, der gerne mehr im Ballbesitz agieren würde, schlug hohe Wellen. Für Foda wird die Diskussion jedoch zu sehr hochstilisiert.

"Das war für mich kein großes Problem, weil Fußball nicht nur aus Pressing und Gegenpressing besteht. Fußball hat einfach so viele Facetten. Wenn halt ein Gegner tief steht, hast du automatisch mehr Ballbesitz. Insofern ist der Fußball sehr variantenreich. Wir haben definitiv viel mehr Spiele gewonnen als nicht, von dem her haben viele Dinge schon sehr gut funktioniert", verteidigt der Trainer seine Herangehensweise.

Sein Team hätte er stets dem Gegner nach ausgerichtet - unabhängig von vielen oder wenig Red-Bull-Spielern in den eigenen Reihen. "Jeder kennt seine Aufgaben auf dem Platz und weiß, was zu tun ist."

Doch nicht nur Schöttel, auch ÖFB-Präsident Gerhard Milletich monierte dieses Problem, eine gemeinsame Analyse darüber soll es jedoch nicht gegeben haben. "Es macht keinen Sinn, über diese Dinge zu diskutieren. Wenn du Ziele nicht erreichst oder nicht gewinnst, versucht man schnell einmal, irgendwo Ursachenforschung zu betreiben."

Spieler wie Konrad Laimer hätten unter Julian Nagelsmann bei RB Leipzig auch einen anderen Fußball als unter Jesse Marsch gespielt, auch Marcel Sabitzer ist nun mit mehr Ballbesitz und spielerischen Lösungen unter Nagelsmann konfrontiert.

Foda: "Man darf nicht den Fehler begehen, dass es zwei Gruppen und unterschiedliche Philosophien gibt. Das ist nicht alles, was im Fußball wichtig ist."

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