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So kündigt Foda Abschied als ÖFB-Teamchef an

Teamchef-Ära des 55-jährigen Deutschen geht im Heimspiel gegen Schottland zu Ende.

So kündigt Foda Abschied als ÖFB-Teamchef an Foto: © GEPA

Franco Fodas Amtszeit als ÖFB-Teamchef endet am Dienstag mit dem Freundschaftsspiel gegen Schottland (20:45 Uhr im LIVE-Ticker). Das gibt der 55-Jährige am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz offiziell bekannt.

"Ich habe mir in den letzten Tagen direkt nach dem Spiel sehr viele Gedanken gemacht, was logisch war, nachdem wir uns nicht für die WM qulifiziert haben. Ich übernehme die volle Veantwortung dafür, deshalb ist meine Trainertätigkeit nach dem morgigen Spiel beendet", so Foda.

"Ich hoffe, dass jetzt Ruhe einkehrt"

Der Deutsche steht seit Monaten im Kreuzfeuer der Kritik, die nach dem Scheitern in der WM-Qualifkation in Wales am vergangenen Donnerstag noch einmal intensiver wurde. Der Vertrag von Foda mit dem ÖFB läuft am 31. März aus, diverse Spekulationen über eine mögliche Vertragsverlängerung wollte Foda mit seiner Entscheidung nun im Keim ersticken, um Ruhe einkehren zu lassen.

Foda übernahm das ÖFB-Team Ende 2017 und qualifizierte sich mit der rot-weiß-roten Auswahl für die Europameisterschaft 2020, bei der im Achtelfinale gegen den späteren Sieger Italien das Aus kam. Nach 47 Spielen stehen 27 Siege, 15 Niederlagen und 5 Remis zu Buche.

"Ich war mit großer Ehre und vollem Stolz Nationalteainer, das habe ich auch schon der Mannschaft mitgeteilt. Ich werde auch in Zukunft weiterhin ein großer Fan des Nationalteams sein und auch meinem Nachfolger die Daumen drücken. Ich hoffe, dass jetzt Ruhe einkehrt", verabschiedet sich Foda noch vor seinem letzten Spiel.

Sein Dank geht an alle Spieler, Betreuer und ÖFB-Mitarbeiter, "die letzten viereinhalb Jahre waren wunderbar, wir waren teilweise auch sehr erfolgreich, leider mit einem nicht so guten Ende, weil wir unser großes Ziel, unseren großen Traum Katar nicht erreicht haben."

Mögliche Vertragsverlängerung? "Hat für mich keine Rolle mehr gespielt"

Die Enttäuschung dauerte nicht nur bei den Spielern mindestens zwei Tage an, auch der Teamchef musste nach dem verpassten Ziel schlucken. All das ließ Foda grübeln, die Entscheidung schon am Montag aus eigenen Stücken seinen Abschied zu verkünden, reifte erst am späten Sonntagabend.

"Ich habe die letzten zwei, drei Tage in Ruhe überlegt, habe natürlich auch komplett die Verantwortung übernommen. Es waren viele Gedanken, warum wir immer so wechselhaft waren in den Leistungen. Es stand zwar noch im Raum, dass ich eventuell noch die Möglichkeit auf eine Vertragsverlängerung gehabt hätte, aber das hat für mich keine Rolle mehr gespielt", gibt Foda seine Entscheidungsfindung preis.

"Ich glaube einfach, dass es in der jetzigen Situation wichtig ist, dass Ruhe einkehrt. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, das der Mannschaft heute vor der Pressekonferenz mitzuteilen. Das war von meiner Seite klarerweise sehr emotional, weil es war für mich eine große Ehre, als Deutsch-Österreicher - so würde ich mich bezeichnen - fürs Nationalteam tätig zu sein, in dem Land, in dem ich auch lebe und mich mit meiner Familie wohlfühle."

"Dann greifen diese Mechanismen"

Der Abschied fällt Foda schwer. Auch wenn viele Nebengeräusche seine Entscheidung mit Sicherheit beeinflusst haben, hat ihm die Arbeit als Teamchef immer Freude bereitet. Die Erfahrung möchte er nicht missen, auch wenn es große Unterschiede zum Job als Klubtrainer gibt.

"Es waren viereinhalb tolle Jahre. Es war für mich auch eine Ehre, mit der Mannschaft zu arbeiten, weil sie extrem charakterstark ist. Mein Nachfolger kann sich auf eine charakterlich einwandfreie Mannschaft freuen, die gut ist und die vor allem noch Entwicklungspotenzial hat. Wir haben viele junge Spieler, sie werden reifen - auch aus der Situation in Wales, wo wir nicht gewinnen konnten. Das gibt dann auch einen Reifeprozess. Ich bin überzeugt, dass wir mit der Nationalmannschaft in den nächsten Jahren viel Spaß haben werden", prophezeit Foda.

Am Ende vergleicht er jedoch sein Schicksal und sein Aus als ÖFB-Teamchef mit jenem von Vorgänger Marcel Koller. Auch diesem wurde die verpasste WM-Qualifikation zum Verhängnis, "dann gab es eigentlich die gleichen Mechanismen und Abläufe, die es jetzt auch gab."

Damit meint Foda: "Wenn du dich nicht für ein großes Event qualifizierst oder keine Ergebnisse lieferst, dann greifen diese Mechanismen, dass dann halt oft über den Trainer diskutiert wird. Es wird viel hineininterpretiert und viel spekuliert."

Urlaub, abschalten, alles sacken lassen

Anstatt sich offiziell verabschieden lassen zu müssen, ging Foda selbst an die Öffentlichkeit und beendete alle Spekulationen. Schon beim Pressetermin wirkte der Trainer mit sich im Gleichgewicht, lachte viel und fühlte sich möglicherweise auch erleichtert.

Die letzten zwei Trainingseinheiten will er ebenso genießen, wie seinen letzten Auftritt im Testspiel gegen Schottland im Ernst-Happel-Stadion. "Es soll unter diesen Voraussetzungen ein guter Abschluss werden - das würde ich mir wünschen. Ich werde mein letztes Spiel und auch noch einmal die Nationalhymne hören und dann in den nächsten Tagen mit Freunden in Urlaub fahren und komplett ausspannen, weil das in den letzten zwei Jahren nicht der Fall war."

Für Gedanken zu seiner Zukunft sei es noch viel zu früh, auch ob er sich wieder eher bei einem Verein sieht oder bei einer Nationalmannschaft. Das Motto lautet nach dem Schottland-Spiel vorerst nur: "Urlaub, abschalten, alles sacken lassen und reflektieren. Und dann werde ich wieder nach vorne blicken."

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