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Schlager: Was das Herz und der Bauch gesagt haben

Im Juni gab es noch Zweifel, nun ist Alexander Schlager die Nummer eins bei Salzburg und im Nationalteam. Warum ihm kritische Stimmen wurscht sein konnten.

Schlager: Was das Herz und der Bauch gesagt haben Foto: © getty

Alexander Schlager ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell sich die Dinge im Fußball drehen können.

Im Juni musste er sich noch quasi in einem Torhüter-Casting um das Einser-Leiberl für die EM-Quali-Spiele gegen Belgien und Schweden durchsetzen.

Zudem begleitete ihn der hartnäckige Zweifel, ob es wirklich so eine gute Idee war, als vermeintlicher Zweier-Goalie zum FC Red Bull Salzburg zu wechseln.

Knappe drei Monate später geht es als unumstrittene Nummer eins in Salzburg und im Nationalteam in den Quali-Showdown in Schweden.

Das Wissen um das Vertrauen

"Es ist schon ein angenehmes Gefühl", meint der 27-Jährige zum Umstand, auch öffentlich und frühzeitig kommuniziert das Vertrauen von Teamchef Ralf Rangnick zu genießen.

"Vor allem auf Vereinsebene ist es im Normalfall üblich, zu wissen, welche Position man hat. Deswegen ist es schon angenehm, aber es verändert in der Art und Weise, wie ich darüber denke, nicht viel. Ich bin über jede Einberufung sehr happy und dankbar, gebe jedes Mal einfach alles, hau mich rein und versuche die Zeit zu genießen, die ich mit diesen Spielern auf dem Platz stehen darf. Alles andere folgt eh von alleine."

Zu machen, woran man glaubt, dass es das Beste für einen ist und dann schauen, was dabei rauskommt - diese Grundhaltung beschreibt den gebürtigen Salzburger nicht so schlecht.

Ähnlich hat er es auch bei seiner Unterschrift bei seinem Heimatverein gemacht. Damals war Philipp Köhn, der eine starke Saison hinter sich hatte, noch an Bord.

Die kritischen Stimmen waren "wurscht"

"Natürlich hat es kritische Stimmen gegeben", meint Schlager, "ich bin sicher auch stolz und mich freut es irrsinnig, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendwie irgendwem etwas beweisen muss."

Auch hier sei es darum gegangen, was er selbst machen möchte: "Für mich war der Wechsel nach Salzburg ein Kindheitstraum, dorthin zurückzukehren, wo ich ausgebildet wurde."

"Es ist das, was mich happy macht, das, was mein Herz und mein Bauch zu mir gesagt haben. Daher war es von der ersten Sekunde an das Richtige. Ob das von außen auch so gesehen wird, war mir in der Situation eigentlich wurscht."

Alexander Schlager

Letztlich ginge es darum, Spaß an dem zu haben, was man tut und es gerne zu machen: "Ich habe für mich gemeinsam mit meiner Familie immer gewusst, dass es der richtige Schritt ist, auch wenn es kritische Stimmen von außen gab. Es ist das, was mich happy macht, das, was mein Herz und mein Bauch zu mir gesagt haben. Daher war es von der ersten Sekunde an das Richtige. Ob das von außen auch so gesehen wird, war mir in der Situation eigentlich wurscht."

Letztlich machte Schlager seine grundsätzliche Entscheidung nicht zu sehr von der Konkurrenzsituation abhängig und wurde spätestens nach dem Köhn-Abgang dafür belohnt.

Schon 1000 Mal erlebt

"Ich glaube einfach, dass das Fußballgeschäft generell sehr schnelllebig ist. Ich habe das in der Vergangenheit schon 1000 Mal erlebt. Du spielst, dann bist du wieder raus, irgendwann ergibt sich wieder eine Chance. Das ist immer so ein Wechselspiel. Mit den Jahren und mit den Spielen, die man absolviert, kriegt man innerlich ein anderes Sicherheitsgefühl, ein anderes Selbstvertrauen", erläutert der Goalie.

In Salzburg im Tor zu stehen, ist gerade im Liga-Betrieb eine andere Aufgabe als bei in der Tabelle weiter hinten angesiedelten Teams.

"Es ist automatisch so, wenn man zu einer besseren Mannschaft wechselt und Salzburg war in den letzten Jahren das Nonplusultra in der Liga, dass weniger auf das Tor kommt und man nicht in jedem Spiel so viele Momente hat, in denen man sich auszeichnen kann", erklärt Schlager, sieht aber auch darin eine gute Herausforderung:

"Man hat es in den Spielen in der Bundesliga gesehen - es gab nicht viele Situationen, aber die eine oder andere kommt dann halt und da musst du bereit sein. Ich versuche einfach dann ready zu sein, wenn es gefragt ist."

Schwedens Offensive mit "riesengroßer Qualität"

Es ist anzunehmen, dass in der Friends Arena seine Dienste immer wieder gefragt sein werden. Schweden muss voll auf Sieg spielen und verfügt mit Alexander Isak, Viktor Gyökeres, Emil Forsberg oder Dejan Kulusevski über namhaftes Offensivpersonal.

"Das sind Spieler mit riesengroßer Qualität. Das wissen wir alle", unterstreicht Schlager, "wir müssen als Team sehr gut arbeiten und es ihnen schwieriger gestalten, als sie es im Spiel gegen Estland hatten."

Bei diesem 5:0-Sieg am Samstag trugen sich Isak, Gyökeres und Kulusevski in die Schützenliste ein.

Zumindest im Hinspiel in Wien verfügten die Skandinavier zudem mit Robin Olsen über einen Schlussmann, der sich in einen wahren Rausch gespielt hat, ehe ihn Christoph Baumgartner doch noch zwei Mal bezwingen konnte.

Das Gefühl, wenn man über sich hinauswächst

Schlager wäre es lieber gewesen, wenn bei seinem Gegenüber das eine oder andere Ding schon früh reingegangen wäre: "Aber er hat einen super Tag gehabt, ist sicher in der einen oder anderen Szene richtig über sich hinausgewachsen. Dass er ein sehr guter Tormann ist, beweisen die Klubs, bei denen er war. Er bringt richtig viel Qualität mit. Trotzdem ist es unser Ziel, dass wir ihm das eine oder andere Tor einschenken."

Der Aston-Villa-Goalie erlebte einen Sterntag. Laut Schlager würde es als Tormann Matches und Momente geben, in denen man merkt, dass man quasi unbezwingbar ist:

"Das gibt es im Training, das gibt es im Spiel. Jeder wünscht sich, dass es so häufig wie möglich vorkommt. Aber es gibt immer wieder so Situationen, in denen man sich unglaublich stark fühlt, weil einfach viele Dinge zusammenpassen und vielleicht auch das Quäntchen Glück auf deiner Seite ist."

"Marko und ich haben darüber geredet, aber da ist es weniger darum gegangen, wie viele Tore er schießt oder wie viele Sachen ich von ihm halte, sondern darüber, dass wir uns richtig darauf freuen."

Alexander Schlager

Schlager durchlebt gerade Highlight-Wochen. Auf das Gastspiel in Schweden folgt der Bundesliga-Gipfel gegen den SK Sturm Graz sowie der Champions-League-Auftakt bei Benfica.

Das Duell mit Marko Arnautovic

"Ein Highlight folgt auf das nächste. Ich freue mich auf die Zeit und bin sehr dankbar, dass ich das mitmachen darf", erklärt der 27-Jährige.

Ein Herbst-Highlight wird fraglos das Aufeinandertreffen mit ÖFB-Kollege Marko Arnautovic in der Königsklasse.

"Wir haben darüber geredet, aber da ist es weniger darum gegangen, wie viele Tore er schießt oder wie viele Sachen ich von ihm halte, sondern darüber, dass wir uns richtig darauf freuen. Ich würde mich natürlich freuen, wenn wir mit Salzburg gewinnen. Das ist zwar eine richtig schöne Challenge, aber wir trauen es uns zu."

Und dass er es sich länger anhören müsste, wenn er von Arnautovic bei dessen erstem Duell mit einem ÖFB-Klub ein Tor kassiert, ist Schlager natürlich bewusst: "Deswegen versuche ich es mit allem Möglichen zu verhindern."


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