news

Arnautovic im Talk: "Das musste ich ansprechen"

Schweden und Derby gegen Milan - auf Marko Arnautovic wartet eine aufregende Woche. Gleichzeitig rüstet er sich für sein 1. Match gegen ein rot-weiß-rotes Team.

Arnautovic im Talk:

Samstagnachmittag in Windischgarsten.

Ein vor Tatendrang strotzender Marko Arnautovic nimmt sich im ÖFB-Camp Zeit für die Fragen von LAOLA1, Krone und APA.

Es ist eine aufregende Phase für den ÖFB-Rekordteamspieler, der am Dienstag in Schweden mit dem Nationalteam einen großen Schritt in Richtung EURO 2024 tätigen könnte.

Zudem hat er seine ersten Wochen nach der Rückkehr zu Inter Mailand hinter sich und rüstet sich für sein erstes Profi-Duell mit einem österreichischen Team.

Gleichzeitig vergisst er in diesem Interview auch nicht auf einen neuerlichen "Wake-up-Call" für jene Teile des ÖFB-Publikums, die gegen Moldawien Tormann Daniel Bachmann verhöhnt haben.

Frage: Christoph Baumgartner hat gemeint, er ist überzeugt, dass Österreich die bessere Mannschaft als Schweden hat. Wie schätzt du die Kräfteverhältnisse ein?

Marko Arnautovic: Er hat recht. Ich würde auch sicher nie sagen, dass wir schlechter sind (grinst). Ich schätze unsere Mannschaft sehr stark ein und weiß, welche Qualität wir haben. Wir reisen dort hin, um zu gewinnen, aber natürlich auch mit großem Respekt vor Schweden. Wir wissen, dass Schweden eine Top-Mannschaft ist, sehr gute Spieler hat. Sie spielen zu Hause, haben das Publikum hinter sich.

Frage: Schweden steht jedoch auch gewaltig unter Druck. Inwiefern spielt euch das in die Karten?

Arnautovic: Wir denken nicht darüber nach, ob die andere Mannschaft Druck hat. Oder darüber, was sie denken, nicht denken oder wie sie drauf sind. Wir schauen auf uns. Wir wollen umsetzen, was der Trainer von uns verlangt. Wenn das gelingt, bin ich mir sicher, dass wir ein sehr gutes Spiel machen.

Frage: 2015 hat sich Österreich in der Friends Arena für die EM qualifiziert. Wie gerne denkst du an diesen Moment zurück?

Arnautovic: Ich hatte dort positive Erlebnisse, aber auch negative. An dieses 4:1 habe ich natürlich schöne Erinnerungen. Aber 2013 haben wir verloren.

Frage: Mit dieser Niederlage wurde die WM 2014 verpasst und du hast die einzige Rote Karte deiner ÖFB-Karriere gesehen.

Arnautovic: Ich bin aufgestanden, Elmander kommt zu mir, gibt mir einen Kopfstoß und ist zu Boden gefallen – und ich habe die Rote Karte bekommen! Mit VAR wäre das hundertprozentig nicht passiert.

Frage: Medial sind die Erinnerungen an damals natürlich präsent. Wie besonders ist dieses Spiel jetzt am Dienstag?

Arnautovic: Das ist euer Job. Ihr müsst natürlich etwas hochschaukeln. Aber wir denken nicht so. Wir denken, dass wir das Spiel gewinnen müssen. Und nach dem Spiel werden wir nicht denken, mit einem Punkt gegen Belgien sind wir dabei. Wir wollen die ganze Qualifikation positiv abschließen. Sollten wir in Schweden gewinnen, wollen wir auch unsere anderen Spiele gewinnen. Das ist unser Anspruch. Unser Anspruch ist nicht, Hauptsache wir sind als Zweiter dabei. Wir sind Erster und wollen Erster bleiben.

"Das war eine Situation, in der ich mir dann erwartet hätte, dass sie ihn von außen ein bisschen pushen. Wenn der Ball kommt und die eigenen Fans beginnen zwar nicht zu pfeifen, aber diese Geräusche zu machen, passt das nicht!"

Marko Arnautovic

Frage: Nach dem Moldawien-Spiel gab es seine Debatte, ob es ohne Stammspieler wie David Alaba, Marcel Sabitzer und dich schwierig wird. Wie stehst du dazu? Empfindest du es als ungerecht gegenüber anderen Kadermitgliedern?

Arnautovic: Natürlich ist es ungerecht. Wenn die Leute schreiben, dass es nicht funktioniert, wenn wir drei nicht am Platz stehen, stimmt das so nicht. Unsere Mannschaft besteht aus 22 Feldspielern und drei Torhütern – alle haben ihre Qualitäten! Alle sind sehr gute Fußballer. Deswegen sind sie auch im Nationalteam. Natürlich hat man manchmal einen besseren Tag und ein anderes Mal vielleicht einen nicht so guten Tag. In diesen Momenten sind wir als Ältere natürlich da und probieren sie hochzupushen. Für mich war einfach sehr schade, was mit Daniel Bachmann passiert ist.

Frage: Du hast danach deutlich gegen die Verhöhnungen des Publikums Stellung bezogen.

Arnautovic: Jeder Fußballer macht Fehler! Wenn ich einen Fehler mache, wird er wahrscheinlich nicht mit einem Gegentor bestraft, weil ich ganz vorne bin. Wenn er einen Fehler macht, ist es halt sofort ein Gegentor. Wir haben jetzt wieder eine Euphorie. Wir haben wieder die Energie ins Land gebracht, dass jeder hinter uns steht, die Stadien voll sind und jeder wieder Bock hat, uns anzufeuern. Das war eine Situation, in der ich mir dann erwartet hätte, dass sie ihn von außen ein bisschen pushen. Wenn der Ball kommt und die eigenen Fans beginnen zwar nicht zu pfeifen, aber diese Geräusche zu machen, passt das nicht! Das kann ich mir vorstellen, wenn wir auswärts spielen und die gegnerischen Fans das probieren. Aber zu Hause kann ich das so nicht akzeptieren! Das fand ich am Donnerstag sehr schade, also musste ich es auch ansprechen.

Arnautovic hat mit Inter einiges vor
Foto: © GEPA

Frage: Du hast deine ersten Wochen bei Inter hinter dir. Wie war die Rückkehr?

Arnautovic: Emotional! Wirklich sehr emotional. Ich bin sehr stolz darauf. Ich kann auch nur Lobeshymen über Inter von mir geben. Das ist einfach ein Klub, bei dem ich begonnen habe. Jetzt bin ich nach 13 Jahren zurück. Aber ich bin nicht dort, um dort zu sein. Ich bin dort, um zu spielen, meine Leistungen zu bringen, der Mannschaft zu helfen.

Frage: Inwieweit hat sich der Klub in den letzten 13 Jahren verändert?

Arnautovic: Das Trainingszentrum hat sich sehr ins Positive verändert. Das Stadion steht immer noch am selben Platz und schaut immer noch gleich aus.

Frage: Hat es sich angefühlt, wie nach Hause zu kommen, oder war es doch neu?

Arnautovic: Beides. Ich hatte schon das Gefühl, ich komme nach Hause. Aber es war gleichzeitig neu für mich. Es gibt noch fünf, sechs Leute, die damals schon da waren. Zwei aus der Medienabteilung, ein Zeugwart und ein paar aus der Führungsriege wie Javier Zanetti. Der Rest ist alles neu. Aber ich habe jeden Tag aufs neue ein Lächeln, wenn ich hinfahre und für diese Mannschaft spielen darf.

Frage: Dank der Triple-Saison 2009 hast du drei Titel im Lebenslauf…

Arnautovic (schmunzelt): Als Fan!

Frage: Weil du damals kaum gespielt hast. Wie sehr ist es ein Motiv, das zu bereinigen und wirklich Titel zu holen?

Arnautovic: Also wenn wir das so wiederholen könnten, wäre ich natürlich sehr glücklich (grinst). Wir werden sehen. Ich kann natürlich nicht vorhersagen, was dieses Jahr passieren wird. Aber der Anspruch von Inter ist es natürlich, jedes Jahr Titel zu gewinnen. Ich denke, wir haben eine sehr gute, junge Mannschaft. Wir sind für alles bereit.

"Es ist nicht komplett mein zu Hause – das wäre es, wenn es in Wien gegen Austria oder Rapid ginge. Aber es ist schön, in Österreich und gegen Salzburg zu spielen."

Marko Arnautovic

Frage: Wie hast du eigentlich die Champions-League-Auslosung mit dem FC Red Bull Salzburg in der Gruppe aufgenommen?

Arnautovic: Es freut mich riesig, gegen Salzburg zu spielen. Es ist immer schön, in Österreich zu sein. Es ist nicht komplett mein zu Hause – das wäre es, wenn es in Wien gegen Austria oder Rapid ginge. Aber es ist schön, in Österreich und gegen Salzburg zu spielen. Ich komme aber dorthin, um zu gewinnen und nicht, um Umarmungen zu machen oder Freundschaften zu pflegen.

Frage: Es ist dein erstes Pflichtspiel auf Profi-Ebene gegen ein österreichisches Team.

Arnautovic: Stimmt, das gab es noch nie. Die hatten immer Angst, gegen den Verein, bei dem ich gerade war, zu spielen (lacht).

Frage: Das letzte Mal davor gegen ein österreichisches Team muss mit dem FAC in der Wiener Stadtliga gewesen sein.

Arnautovic: Das ist sicher so – gegen Simmering oder so einen Klub.

Frage: Als krönender Abschluss der kommenden Woche wartet nach dem Schweden-Spiel das Derby gegen den AC Milan. Bereit?

Arnautovic (klopft drei Mal auf den Tisch): Ready! Aber richtig ready! Die ganze Mannschaft! Gerade vorher hat mich Hakan Calhanoglu angerufen – die Vorfreude ist riesig, jeder einzelne von uns ist extrem motiviert, wir wollen das Spiel natürlich gewinnen. Aber das kommt erst nach Schweden, wo wir auch gewinnen wollen. Es kann eine große Woche werden.


Kommentare