Endstand
2:3
2:1, 0:2
news

Die Grazer Gier nach weiteren Derby-Achterbahnfahrten

Sportlich war dieses Grazer Derby Werbung für mehr. Wie es die Gier des GAK auf den Aufstieg weiter verstärkt und was Sturm laut Ilzer lernen muss.

Die Grazer Gier nach weiteren Derby-Achterbahnfahrten Foto: © GEPA

Es war ein Grazer Derby, über das man in der steirischen Landeshauptstadt noch länger sprechen wird.

Vor allem, wenn es 2024/25 doch nicht wie erhofft zu einer regelmäßigen Neuauflage in der Bundesliga kommen sollte.

Mit 3:2 rang der SK Sturm Graz den GAK nach zwischenzeitlichem Rückstand nieder, dem Siegtreffer von Bryan Teixeira in Minute 84 sei Dank (Der Matchwinner und sein perfekter Moment).

Sturm-Trainer Christian Ilzer spricht angesichts der Führungswechsel nicht umsonst von einer "Achterbahnfahrt".

Ilzer: "GAK mehr als Bundesliga-tauglich"

Es war jedenfalls eine Achterbahnfahrt, die beiden Seiten sportlich Lust auf mehr Derbys gemacht hat. Dass der GAK nach 17 Jahren zurück in die Bundesliga möchte, versteht sich ohnehin von selbst.

"Es wäre richtig geil. So eine Stimmung will jeder erleben. Wenn man das in der Liga hat, ist es umso besser, man trifft öfter aufeinander. Das wäre etwas Großes für die Stadt", findet auch Sturm-Kicker Manprit Sarkaria.

Sein Trainer machte schon vor dem Spiel kein Geheimnis daraus, dass er sich den Lokalrivalen eine Etage höher vorstellen kann - und nach dem Spiel erst recht nicht:

"Vom GAK war es ein Auftritt, der mehr als Bundesliga-tauglich war. Das Spiel hatte eine fantastische Atmosphäre. Aus meiner Sicht kann es das ruhig öfter geben im Jahr, da hätte ich nichts dagegen. Für das Stadion muss sich die Stadt eine Lösung überlegen, die für beide passt."

Die GAK-Gier nach großen Spielen

An der Stadion-Frage wird eifrig gearbeitet (siehe Interview mit GAK-Obmann Rene Ziesler), ihre Beantwortung ist offen. Gleichzeitig darf man keinesfalls verschweigen, dass die Attacke einiger Chaoten nach dem Einlass ins Stadion natürlich alles andere als eine Werbung für weitere Derbys war. 

Ob es selbige geben wird, liegt bekanntlich in erster Linie am GAK, der die Tabelle der 2. Liga mit acht Punkten Vorsprung anführt. Den Leader der Bundesliga gehörig ins Wanken gebracht zu haben, sollte bezüglich der Mission Aufstieg weiteres Selbstvertrauen geben.

"Was ich mitnehme, ist die Gier der ganzen Mannschaft nach solchen Spielen. Wir haben in der Meisterschaft noch 18 Spiele vor uns. Das Ziel ist, nächstes Jahr mindestens zwei solche Spiele zu haben."

Gernot Messner

"Was ich mitnehme, ist die Gier der ganzen Mannschaft nach solchen Spielen. Wir haben in der Meisterschaft noch 18 Spiele vor uns. Das Ziel ist, nächstes Jahr mindestens zwei solche Spiele zu haben", erläutert GAK-Trainer Gernot Messner.

Eine Gier, die Kapitän Marco Perchtold wie folgt beschreibt: "Wir haben die Gier nach großen Spielen, die Gier aufzusteigen. Das spürt man bei uns im Liga-Alltag. Diese Gier gilt es weiter zu entwickeln, die Siegermentalität weiter auszubauen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Denn es ist noch ein sehr langer und steiniger Weg."

Der Knackpunkt

Nach dem traumatisierenden Erlebnis des in der Vorsaison in Dornbirn verschenkten Bundesliga-Comebacks wird man bei den "Rotjacken" nur schwer jemanden finden, der den Aufstieg als Selbstläufer bezeichnet.

Brisantes Derby! Die besten Bilder von GAK gegen Sturm


"Nach diesem enttäuschenden Saison-Finish sind wir jetzt einen Schritt weiter", findet Perchtold. Dies habe man im Derby gesehen. Der 35-Jährige macht dies an jenen Szenen fest, die ansonsten als Knackpunkt für die Niederlage ausgemacht wurden:

"Alle reden von den zwei, drei Chancen, die wir nicht verwertet haben. Das stimmt natürlich auch. Aber man muss vielleicht auch einmal bedenken, dass wir gegen einen Gegner, der die Bundesliga anführt, diese drei hundertprozentigen Chancen hatten. Darauf kann man aufbauen und stolz sein."

Dass der GAK die Sensation in der Phase nach dem Wiederanpfiff liegen ließ, wird niemand bestreiten. Eine Minute, nachdem Christian Lichtenberger die dritte rote Topchance auf das 3:1 vergeben hat, glich Sturm durch ein Eigentor aus (Tor und Eigentor: Das sagt Yannick Oberleitner).

Ilzer: "Sie haben uns am Leben gelassen"

"Wenn wir das 3:1 machen, glaube ich schon, dass es Sturm an diesem Tag schwer gegen uns gehabt hätte", meint Messner. Eine These, der Ilzer nicht widerspricht: "Da haben sie uns wirklich am Leben gelassen."

Es ist derzeit eine Rarität, die schwarz-weiße Defensive so schwimmen zu sehen, wie im "Mitteldrittel" zwischen der 30. und 60. Minute. Ilzer wollte sich das Match erst noch einmal anschauen, diese Analyse wird jedoch genügend Gesprächsthemen für die Aufarbeitung ergeben: "Wir hatten einen sehr starken Gegner, der einfach gewisse Dinge aufgezeigt hat."

Besonders störte den Sturm-Coach, dass man nach der frühen 1:0-Führung nicht entschlossen nachgesetzt habe: "Da haben wir zu viel herumgespielt und uns in einer gefühlten Sicherheit gewogen. Dass das nicht immer gut geht, hat man auch in Deutschland gesehen."

"Am Ende ist es gut gegangen, aber für uns ist es eine Lehre, dass wir mit der Führung voll am Drücker bleiben und die Unsicherheit, die der Führungstreffer beim Gegner erzeugt, sofort ausnutzen müssen. Das war einfach zu wenig geradlinig, zu wenig aggressiv. Dafür sind wir bestraft worden und hatten eine richtig brenzlige Phase zu meistern", so Ilzer weiter.

Sarkaria: "Es gibt nur eine Nummer eins in Graz"

Während der 46-Jährige sah, dass sein Team nach dem ersten GAK-Treffer "wild geworden" sei und "Stress im Kopf" bekommen habe, hätte das Match nach dem 2:2 wieder Sturm gehört.

Generell sei diese Cup-Runde in einer schwierigen Saison-Phase mit vielen englischen Runden angesetzt: "Dann immer das Derby gezogen zu bekommen, ist nicht nur physisch keine einfache Sache, sondern auch im Kopf ein gewisser Stress, eine Drucksituation. Aber jeder, der das Trikot von Sturm Graz trägt, muss mit dem Erwartungsdruck umgehen."

@laola1

♬ Originalton - Laola1.at das Sportportal

Das ist gelungen, und dies sorgte durchaus für ein spürbares Aufatmen.

Und nach einem Derby kann man natürlich auch einmal feststellen, was Sarkaria feststellt: "Es gibt nur eine Nummer eins in Graz."

Die positive Reaktion der GAK-Fans

Der GAK darf jedoch Kraft daraus ziehen, den Rückstand möglicherweise weiter verkürzt zu haben.

"Einerseits können wir sehr stolz sein, weil wir den Bundesliga-Tabellenführer ganz nah am Rand einer Niederlage hatten. Andererseits sind wir sehr enttäuscht, weil wir Geschichte schreiben hätten können für den GAK", formuliert Benjamin Rosenberger die gemischten Gefühle.

Messner war nach dem Schlusspfiff laut eigener Aussage zehn Minuten lang richtig geknickt: "Aber dann gehst du durchs Stadion und alle Fans reagieren nur positiv."

Läuft alles nach Plan, hat Graz schon spätestens im Herbst 2024 die Gelegenheit, über das nächste Duell der beiden Stadtrivalen zu sprechen. Es wäre übrigens das 200. Derby.


Kommentare