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Österreich und die MLS: Eine durchwachsene Bilanz

Wenige, die direkt aus der Bundesliga in die MLS wechselten, waren erfolgreich.

Österreich und die MLS: Eine durchwachsene Bilanz Foto: © getty

Mit dem Abgang von Ercan Kara von Rapid Wien zu Orlando City könnte ein Exodus von Spielern der österreichischen Bundesliga in Richtung Major League Soccer seinen Beginn gefunden haben.

Auch Karas Sturmpartner Taxiarchis Fountas wird spätestens im Sommer bei DC United ein Engagement in der nordamerikanischen Profi-Liga beginnen. Ob daraus sogar noch ein sofortiger Winter-Wechsel wird, werden die kommenden Tage zeigen. Sturms Identifikationsfigur Jakob Jantscher könnte bei einem Klub aus Texas ebenfalls noch einmal ein Auslandsabenteuer wagen.

Doch wie schlugen sich Spieler, die aus Österreichs Profi-Ligen direkt in die MLS wechselten-  und umgekehrt? Und wie erfolgreich waren österreichische Legionäre in der Major League Soccer? LAOLA1 liefert die Antworten.

Fröhliche Geschäfte zwischen Salzburg und New York

Ercan Kara ist der 16. Spieler, der aus der österreichischen Bundesliga direkt in die MLS wechselte, ganz große Erfolgsgeschichten sucht man aber vergeblich.

Der intensivste Transferstrom in die MLS besteht freilich zwischen Red Bull Salzburg und den von Gerhard Struber trainierten New York Red Bulls. Bislang acht Kicker, die Spielzeit benötigten oder in der Mozartstadt schlicht ausrangiert wurden, durften ihrer Beschäftigung dann in Harrison, New Jersey nachgehen.

Markus Schopp (links)
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Der erste Spieler, der aus Salzburg nach New York wechselte, war Markus Schopp. Der Mittelfeldspieler schloss sich im Sommer 2006 nach einer Saison bei Red Bull Salzburg dem Schwesternklub aus den USA leihweise an.

Nur wenige Monate vor dem Wechsel des Steirers übernahm der Getränkehersteller Red Bull die New York MetroStars und verpasste dem Klub dasselbe Makeover wie Austria Salzburg. Schopp, der seine Karriere 2007 aufgrund chronischer Rückenprobleme beendete, absolvierte nur 12 Spiele für das MLS-Team.

Im Sommer 2009 wagte dann Ernst Öbster sein USA-Abenteuer, ebenfalls erfolglos. Der Mittelfeldspieler wechselte im Alter von 25 Jahren aus Salzburg in die MLS zu den Red Bulls, für die er nur fünf Spiele absolvierte. Vor dem Start in die Saison 2010 trennten sich die Wege von Öbster und der Red Bulls wieder.

Sekagya: Seit 2007 in der Welt von Red Bull

Wesentlich erfolgreicher in den USA war Ex-Salzburger Ibrahim Sekagya. Der Verteidiger aus Uganda ließ nach seinem Wechsel im Sommer 2013 seine Karriere für knapp eineinhalb Jahre neben Legenden wie Thierry Henry und Rafa Marquez in den USA ausklingen.

Ibrahim Sekagya (vorne)
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Bilanz: 41 Spiele für die Red Bulls und der Gewinn des Supporter's Shield für das beste Team des Grunddurchgangs im Jahr 2013. Nach dem Halbfinal-Aus 2014 beendete Sekagya seine aktive Karriere, blieb dem Verein aber als Co-Trainer der zweiten Mannschaft bis heute erhalten.

Vor seinem endgültigen Durchbruch in Salzburg wurde der norwegische Angreifer Fredrik Gulbrandsen im Jahr 2017 für drei Monate in die MLS verliehen, blieb in 12 Spielen unter dem späteren Salzburg-Trainer Jesse Marsch aber ohne Torerfolg.

Der von St. Pauli geholte Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski wurde seinen Vorschusslorbeeren in der Mozartstadt nie gerecht, für die Saison 2018 gab Salzburg den Deutschen daher leihweise nach New York ab. Das zuerst temporäre Engagement wurde im Jahr darauf fest. Bis zu seinem Abgang mit Jahreswechsel 2020/21 absolvierte Rzatkowski 83 Spiele für die Red Bulls.

Leistungsexplosion bei Coronel

Zu einem Starspieler bei seinem zweiten Anlauf in der MLS entwickelte sich hingegen Carlos Coronel. Der Brasilianer konnte 2019 bei seiner halbjährigen Leihe an Philadelphia Union nicht überzeugen, landete im Anschluss wieder bei Salzburg auf der Ersatzbank.

Der Durchbruch folgte hingegen im Rahmen einer weiteren Leihe im Jahr 2021 unter Gerhard Struber. Für die Red Bulls absolvierte der 25-jährige Tormann in der Vorsaison 35 Spiele, blieb 13-mal ohne Gegentreffer. Seine Paraden verhalften den Red Bulls zum abermaligen Playoff-Einzug und verleiteten den Klub dazu, die Kaufoption in seinem Leihvertrag zu ziehen.

Wenig bezahlt machten sich die Leihen von Samuel Tetteh (2020) und Youba Diarra (2021) nach New York. Der Ghanaer Tetteh konnte in zehn Spielen kein Tor erzielen. Der derzeitige Hartberg-Spieler Diarra kam verletzungsbedingt auf nur acht Partien.

Fountas: Auf den Spuren zweier Ex-Rapidler

Noch-Rapid-Stürmer Taxiarchis Fountas führt es bald zu DC United. Der Grieche wird damit auf den Spuren von Branko Boskovic und Hamdi Salihi wandeln, die ebenfalls den Weg aus Wien-Hütteldorf in die US-Hauptstadt angetreten hatten.

Hamdi Salihi (rechts)
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Der Montenegriner Boskovic machte 2010 den Anfang. In seinen eineinhalb Jahren in der US-Hauptstadt absolvierte der Mittelfeldspieler genau 50 Spiele. 2013 wechselte der 30-fache Nationalspieler nach zwei Monaten Vereinslosigkeit zurück zu Rapid.

Zu diesem Zeitpunkt war Salihi seinem ehemaligen Teamkollegen schon längst zu DC United gefolgt. Im Februar 2012 überwies der MLS-Klub kolportierte 400.000 Euro für die Dienste des Albaners an die Wiener. Für DC erzielte Salihi in 26 Spielen sieben Tore. In der US-Hauptstadt standen die beiden ehemaligen Rapidler in 13 Spielen gemeinsam auf dem Platz.

Fountas wird bei DC United auf Ex-Austrianer Ola Kamara treffen. Der Norweger, der ursprünglich über die SV Ried nach Österreich kam, aber für die Innviertler keine Partie absolvierte, verließ die Austria im Februar 2016 Richtung Columbus Crew.

Kamara wechselte zwei Jahre später für eine halbe Saison zu Los Angeles Galaxy. Nach einem viermonatigen Zwischenstopp beim chinesischen Erstligisten Shenzhen FC schloss sich Kamara im August 2019 DC United an. In insgesamt 151 MLS-Spielen stehen immerhin 75 Tore zu Buche.

Ex-Austrianer der erfolgreichste Ex-Bundesliga-Kicker der MLS

Nach drei Jahren Austria machte sich der Brasilianer Lucas Venuto im Jänner 2019 auf, die MLS zu erobern. Bei den Vancouver Whitecaps blieb der Offensivspieler aber nur für ein halbes Jahr, ehe er nach 22 Spielen mit drei Toren zum FC Santos in die Heimat übersiedelte.

In Vancouver traf Venuto auf einen weiteren ehemaligen Bundesliga-Legionär, den es in die MLS verschlagen hatte: Yordy Reyna. Der Stürmer verließ Salzburg im Jänner 2017, verbrachte dreieinhalb Jahre in der Provinz British Columbia, ehe er im September 2020 bei DC United andockte. In diesem Winter schloss sich Reyna, der auf 104 MLS-Spiele mit 24 Toren zurückblicken kann, dem Klub von Christian Fuchs, Liga-Neueinsteiger Charlotte FC, an.

Ismael Tajouri (links)
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Ebenfalls kurz Teil von Charlotte FC war Ismael Tajouri. Der bei der Austria ausgebildete Kicker verließ die Veilchen im Jänner 2018 Richtung New York City FC. Mit dem Team, das den New York Yankees und der City Football Group gehört, gewann der vierfache libysche Nationalspieler in der vergangenen Saison erstmals den MLS-Cup, was Tajouri zum erfolgreichsten Kicker macht, der aus der Bundesliga direkt in die MLS wechselte.

Im Expansion Draft, wo ein neu etabliertes Team Spieler von anderen Vereinen auswählen kann, entschied sich Charlotte für Tajouri, verschiffte diesen aber kurzerhand an Los Angeles FC weiter. Der Angreifer kommt auf 92 MLS-Spiele, in denen ihm 28 Tore gelangen.

Der US-Amerikaner Nate Jaqua lernte im Jahr 2008 für etwas mehr als vier Monate Altach kennen. Der Stürmer schloss sich den Vorarlbergern im Jänner von Houston Dynamo aus an, wohin der 13-fache Bundesliga-Spieler auch wieder zurück wechselte.

Hugo Sanchez
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Aus der 2. Liga gibt es nur einen Wechsel direkt in die MLS, der hat es aber in sich: Die mexikanische Stürmer-Legende Hugo Sanchez verließ den FC Linz nach knapp einem Jahr Richtung Dallas Burn, dem heutigen FC Dallas.

Sanchez wurde 1996 zum ersten Spieler der Franchise-Geschichte und ist der erste Spieler, der Österreich für die MLS verlassen hatte. Für Dallas erzielte der Angreifer in seinem einzigen MLS-Jahr acht Tore in 28 Spielen.

MLS nach Österreich: Wenig Glanzvolles

In die andere Richtung geht es aber auch. Der Franzose Dimitry Imbongo wechselte nach 32 Partien in drei Spielzeiten für New England Revolution zur Kapfenberger SV als bisher einziger Kicker in die österreichische 2. Liga. Der heute 31-Jährige gewann mit dem LASK 2017 und Wacker Innsbruck 2018 die 2. Liga, wurde von beiden Vereinen aber nicht in die Bundesliga mitgenommen.

Inklusive dem bereits erwähnten Nate Jaqua wechselten insgesamt sieben Spieler aus der MLS in die heimische Bundesliga. Im Jänner 2009 versuchte sich mit Joseph Ngwenya erstmals ein MLS-Kicker in der obersten Spielklasse Österreichs. Für Austria Kärnten absolvierte der von Houston Dynamo geholte US-Amerikaner nur satte 52 Minuten.

Ebenfalls in Kärnten aufgeschlagen ist Thomas Roberts. Der Mittelfeldspieler schloss sich in dieser Saison Austria Klagenfurt auf Leihbasis vom FC Dallas an. Für den Bundesliga-Aufsteiger hat der 20-jährige Amerikaner in der laufenden Spielzeit sieben Pflichtspiele in den Beinen.

Vom FC Dallas hatte es auch Brandon Servania leihweise in die Beletage des österreichischen Fußballs verschlagen. Der heute 22-Jährige absolvierte in der Vorsaison für Bundesliga-Absteiger SKN St. Pölten elf Spiele.

Ex-Teamkollege von Bundesliga-Flops ein Shooting Star

Ebenfalls elf Spiele absolvierte eine andere MLS-Leihgabe an den SKN: Stürmer Cory Burke erzielte zwischen Februar und Juli 2020 vier Tore für die Niederösterreicher. Eines mehr als Admira-Flop Andrew Wooten für die Admira erzielen konnte. Der Angreifer wechselte 2021 für die Rückrunde nach Maria-Enzersdorf. Beide Kicker kamen von Philadelphia Union nach Österreich.

Brenden Aaronson
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Über all diesen Spielen steht ein ehemaliger Mitspieler des zuletzt genannten Duos: Salzburgs Brenden Aaronson. Der mittlerweile 15-fache US-Nationalspieler war im Oktober 2020, alle möglichen Bonuszahlungen eingerechnet, zum Zeitpunkt des Wechsels der teuerste Kicker, der in den USA geboren und in der MLS ausgebildet wurde. Die ursprüngliche Transfersumme von rund 5,5 Millionen Euro hat der 21-Jährige aber wohl schon um ein Vielfaches eingespielt.

Aaronson konnte sich unter Ex-Trainer Jesse Marsch in der Bundesliga etablieren, aus dem aktuellen Team von Matthias Jaissle ist der Mittelfeldspieler nicht mehr wegzudenken. In 51 Spielen gelangen dem US-Amerikaner bisher zehn Tore und zwölf Assists. Der Name Aaronson könnte der Bundesliga trotz eines möglichen Abgangs des 21-Jährigen zu Leeds United erhalten bleiben, denn Salzburg soll mit Paxten Aaronson bereits den 18-jährigen Bruder des Shootingstars ins Visier genommen haben.

Herzog Vorreiter in der MLS

Andreas Herzog
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Ercan Kara ist nach seinem Wechsel zu Orlando City der zwölfte Österreicher, der bei einem MLS-Team unter Vertrag steht. Der erste war Rekordnationalspieler Andreas Herzog, der 2004 seine Abschiedssaison bei Los Angeles Galaxy verbracht hatte.

Für das Team aus Kalifornien erzielte der 103-fache österreichische Nationalspieler in 27 Spielen vier Tore.

Der ehemalige Altacher Pablo Chinchilla Vega gewann in der Saison 2005 mit Los Angeles Galaxy den MLS-Cup. Der gebürtige Costa Ricaner, der die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hat, stand in 20 MLS-Partien auf dem Platz.

Erst ein österreichischer MLS-Champion

Nach den bereits erwähnten Schopp und Öbster dauerte es bis ins Jahr 2012 bis Österreich wieder einen MLS-Legionär haben sollte. Michael Gspurning hütete in den Spielzeiten 2012 und 2013 in 63 Spielen das Tor der Seattle Sounders.

Andreas Ivanschitz
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Weniger Spiele als Gspurning absolvierte Andreas Ivanschitz für die Sounders, der ehemalige ÖFB-Kapitän war mit dem Team vom Puget Sound aber erfolgreicher. Ivanschitz wechselte im Sommer 2015 vom spanischen Erstligisten UD Levante zu den Sounders, für die der Burgenländer 42 Spiele bestritt.

2016 gewann Ivanschitz in seiner letzten Spielzeit mit dem Spitzenklub aus der "Emerald City" den ersten MLS-Cup der Vereinsgeschichte.

Thomas Piermayr spielte in seinem Jahr bei den Colorado Rapids zwischen April 2014 und April 2015 14 Mal für das in Denver beheimatete Team. Emanuel Pogatetz absolvierte in eineinhalb Spielzeiten für die Columbus Crew 23 Partien.

Maximal eine Randnotiz ist der Austro-Brasilianer Rafhinha wert. Der zweifache U18-Nationalspieler Österreichs stand 2013 für ein halbes Jahr bei den New York Red Bulls unter Vertrag, kam aber zu keinem einzigen Einsatz.

Publikumsliebling Daniel Royer

Das Kontrastprogramm dazu bietet Daniel Royer. Der Steirer wechselte im Sommer 2016 vom dänischen Erstligisten FC Midtjylland zu den New York Red Bulls. Dort entwickelte sich der Offensivspieler zu einem absoluten Publikumsliebling. Royer bestritt 156 Spiele für die Bullen, wurde 2019 zum teaminternen MVP bestimmt.

Daniel Royer
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2018 gewann der heute 31-Jährige unter Jesse Marsch den Supporter's Shield, der große Wurf blieb aber auch Royer verwehrt.

Noch ohne Einsatz auf höchstem Niveau ist Ex-ÖFB-Kapitän Christian Fuchs, der sich Charlotte FC im Mai des Vorjahres anschloss. Der Liga-Neuling aus North Carolina steigt in dieser Saison in den Spielbetrieb ein, in der Zwischenzeit hielt sich der ehemalige Premier-League-Champion Fuchs in der zweitklassigen USL Championship bei Charlotte Independence fit.

Struber mit Alleinstellungsmerkmal

Der einzige österreichische Trainer der MLS-Geschichte ist der Salzburger Gerhard Struber. Der ehemalige WAC-Trainer schloss sich den New York Red Bulls im Oktober 2020 mitten in der Corona-Pandemie an. Diese verhinderte auch einen schnellen Sprung des Kuchlers vom FC Barnsley über den großen Teich, Struber konnte sein Team erst Ende November beim Playoff-Aus gegen den späteren Meister Columbus Crew betreuen.

Mit Ex-Mattersburg-Co Bernd Eibler an seiner Seite schaffte Struber in seiner ersten kompletten Saison auf dramatische Art und Weise am letzten Spieltag noch den Einzug in die Playoffs. Dort kam in der ersten Runde gegen Philadelphia Union das Aus.

Dort agiert ein alter Bekannter von Struber: Ernst Tanner. Der Deutsche war sechs Jahre lang Leiter der Nachwuchsabteilung bei Red Bull Salzburg, ehe sich der heute 55-Jährige dem Team aus Pennsylvania als Sportdirektor anschloss. Für Philadelphia ging es daraufhin steil bergauf: 2020 gewann das Team den Supporter's Shield. In der abgelaufenen Saison erreichte Philadelphia Union das Finale im Osten, musste sich aber dem späteren Meister NYCFC beugen.

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