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Hajduk-Legionär Grgic: "ÖFB-Team immer ein Thema"

Hajduks Fanliebling spricht über Fußballverrücktheit in Kroatien und ÖFB-Hoffnungen:

Hajduk-Legionär Grgic: Foto: © GEPA

Ein Duell zwischen Österreich und Kroatien ist für Lukas Grgic etwas ganz Besonderes.

Der Welser mit kroatischen Eltern spielt seit Anfang des Jahres für Hajduk Split und wurde bei seinem neuen Klub schnell zum Fanliebling. In seiner ersten Saison durfte er mit dem Cupsieg gleich den ersten Titel seit neun Jahren für den Klub feiern, die Ambitionen für die Zukunft sind aber sogar noch höher.

Vor dem Nations-League-Spiel zwischen Österreich und Kroatien spricht der 27-Jährige im LAOLA1-Interview über den "Gott von Split", die Fußballverrücktheit der Hajduk-Fans und seine Hoffnung, noch irgendwann für das ÖFB-Team aufzulaufen.

LAOLA1: Du bist in Split besonders durch deine Art, dich in jeden Ball voll reinzuhauen, schnell zu einem Fanliebling geworden. Ist es dir selbst auch wichtig, so wahrgenommen zu werden?

Lukas Grgic: Auf jeden Fall, so möchte ich jedem Spiel meinen Stempel aufdrücken. Als ich hierher gekommen bin, waren schon noch viele Zweifel vorhanden, weil den österreichischen Markt hier nur die wenigsten kennen. Es hat mir richtig gut getan und ich habe das als Herausforderung gesehen, bei der ich jeden Tag zeigen wollte, dass ich da zurecht hingehöre.

LAOLA1: Ich habe mir über dich sagen lassen, dass du auch selbst großer Hajduk-Fan bist, wie besonders war es dann für dich selbst zu diesem Verein zu kommen?

Grgic: Ja, das stimmt, ich bin schon von Kind auf ein riesiger Fan von Hajduk. Durch meine kroatischen Eltern hatte ich immer eine besondere Beziehung zu dem Verein, da sie auch Hajduk-Fans waren. Der verrückteste Hajduk-Fan in unserer Familie ist aber mein Taufpate. Vor meinem Wechsel hatten wir mehrere Jahre keinen Kontakt mehr, weil er in Kroatien lebt und ich in Österreich so beschäftigt war, aber nach meinem Wechsel hat er sofort angerufen und das Erste was er gesagt hat war: "Wenn du zu Dinamo gewechselt wärst, dann hättest du heute keinen Anruf bekommen."

LAOLA1: Wie schwer war es dann, den LASK zu verlassen?

Die "Torcida Split" sind international berüchtigt
Foto: © getty

Grgic: Ich war dem LASK immer sehr verbunden und bekam dort einen Vertrag vorgelegt, den man eigentlich blind unterschreiben müsste. Als das Interesse von Hajduk kam habe ich dann aber schnell darum gebeten, dass ich dorthin wechseln darf. Das war der Verein, zu dem ich schon immer hinwollte. Der LASK war für mich als Welser in Oberösterreich das A und O und deswegen war es umso schöner für mich, dass ich sowohl in Österreich als auch in Kroatien zu meinen Herzensvereinen durfte. Ich würde es echt jedem Menschen wünschen, einmal einen Tag in der Haut eines Hajduk-Fans zu verbringen, das ist so ein besonderer Verein mit 80.000 Mitgliedern. Wir haben, glaube ich, 12.000 Abos verkauft, das ist einfach immer so etwas Besonderes hier aufzulaufen.

LAOLA1: Du sprichst eure vielen Fans bereits selbst an. Ist das die beste Kulisse, vor der du in deiner Karriere auflaufen durftest?

Grgic: Auf jeden Fall. Nur als Beispiel, als wir im Conference-League-Rückspiel 0:2 gegen Villarreal verloren haben, da haben uns die Fans gefeiert als würden wir 2:0 vorne sein. Auch beim Auswärtsspiel in Spanien waren 3000 Fans von uns dabei, das hat sich angefühlt wie ein Heimspiel, so etwas habe ich vorher definitiv noch nie erlebt, es sind ganz besondere Emotionen in einem wirklich fußballverrückten Land.

LAOLA1: Du sprichst das Ausscheiden in der Conference-League-Qualifikation bereits an, was sind jetzt noch die Ziele für euch in diesem Jahr?

Grgic: Die Ziele waren ehrlich gesagt schon letzte Saison die Meisterschaft und der Cup. Uns hat dann ein Punkt gefehlt, um im letzten Spiel ein Entscheidungsspiel gegen Dinamo zu erzwingen, das wäre eine super Sache gewesen. Deswegen ist auch dieses Jahr die Meisterschaft das klare Ziel, auch europäisch zu spielen war ein realistisches Ziel aber wir waren von der Auslosung her nicht vom Glück verfolgt. Gegen das portugiesische Team Vitoria Guimaraes sind wir noch weitergekommen, Villarreal war dann leider ein wenig zu stark.

LAOLA1: Ein Spieler, der in Split regelrecht als Gott verehrt wird, ist Marko Livaja. Was sorgt für diesen Kultstatus von ihm?

Marko Livaja (Nr. 14) im Trikot des Nationalteams
Foto: © getty

Grgic: Das ist etwas ganz Spezielles, die Leute hier vergleichen das sogar mit Maradona und Napoli. Ich habe keine Ahnung, wieviele Trikots von ihm schon verkauft wurden, aber man sieht sie überall. Er hat ein unglaubliches Talent und ich kann ganz klar sagen, dass ich noch nie mit so einem guten Spieler spielen durfte. Er ist auch in unserer Liga mit Abstand der beste Spieler, ein wirklich geiler Kicker.

LAOLA1: Das Wort "fußballverrückt" dürfte die Stadt also sehr gut beschreiben.

Grgic: Ja absolut, dazu hätte ich eine passende Anekdote. Als ich hergekommen bin, hatten wir im Team mit Covid zu kämpfen und haben dann in der Vorbereitung gegen zwei bosnische Teams absolut nicht gut ausgeschaut. Am nächsten Morgen gehe ich in meine Bäckerei das Brot holen und die unscheinbare Dame hinter der Theke fragt mich gleich was das denn bitte für Vorbereitungsspiele waren. Jung und Alt sind in dieser Stadt voll mit dabei und jeder redet über Hajduk. Der Verein war zu seinen glorreichen Zeiten in der Champions League und dort wollen die Leute auch wieder hin. Jetzt ist diese Euphorie entstanden und es liegt an uns, da alles draus zu machen.

LAOLA1: Du bist nie für ein Nachwuchsteam des ÖFB zum Einsatz gekommen, jetzt bist du bei Hajduk fix gesetzt. Denkt man da dann auch noch an das Nationalteam oder beschäftigst du dich damit nicht?

Grgic: Ich versteife mich jetzt nicht darauf, aber im Hinterkopf ist das natürlich immer ein Thema. Ich bin jetzt in meinem besten Fußballeralter und bin auch sehr zufrieden mit dem Fußball, den ich im Moment spiele. Natürlich würde es mich dann freuen, wenn es auch vom ÖFB noch diese Anerkennung gäbe, aber es gibt genug Spieler, die so oft tolle Leistungen zeigen und keine Einberufung bekommen. Unser Nationalteam ist auf einem super Weg und ich verfolge die Entwicklung wirklich sehr gerne, ich bin da aber bodenständig genug und bin jetzt nicht der Typ, der sich hinstellt und sagt ich muss ins Nationalteam.

LAOLA1: Du hast dich in Kroatien für einen recht langen Vertrag bis 2026 entschieden, wie wichtig war diese Vertragsdauer für dich und könntest du dir vorstellen, auch bis zu deinem Karriereende in Split zu bleiben?

Grgic: So weit schaue ich nicht voraus, ich habe mich aber bewusst für einen langen Vertrag entschieden, das war mir auch in den Gesprächen mit dem Präsidenten und dem Sportdirektor sehr wichtig. Der Verein war lange nirgends und jetzt sind wir Zweiter und gewinnen den Cup, da passiert also sehr viel und daher sehe ich mich hier auch längerfristig. Mir taugt's, meiner Frau taugt's auch, sportlich läufts bei uns auch ganz gut - auch wenn wir gerade zum ersten Platz ein wenig Abstand haben, aber das richten wir schon noch. Aber bis zum Karriereende schaue ich noch nicht, was nach 2026 passieren wird, weiß ich noch nicht, es war aber sicher der richtige Schritt nach vorne, wenn nicht sogar zwei. Eine Meisterschaft möchte ich mit Hajduk unbedingt holen.

Marco Djuricin hat das FAK-Trikot für ein Rijeka-Trikot eingetauscht
Foto: © GEPA

LAOLA1: Alleine am letzten Tag der Transferzeit sind mit Marco Djuricin und Dominik Prokop noch zwei Östereicher in der HNL gelandet, was macht den Appeal dieser Liga aus?

Grgic: Die kroatische Liga ist technisch auf einem super Niveau. Die Intensität ist etwas niedriger als in Österreich, aber es ist ein super Sprungbrett für junge Spieler. Das verstehen auch die Spieler so, was dafür sorgt, dass die Leute sich richtig reinhauen.

LAOLA1: Du sprichst über Kroatien als Sprungbrett für junge, talentierte Spieler, als Fan der Österreichischen Bundesliga kommt einem da sofort Marin Ljubicic in den Sinn. Wie hast du ihn in der Zeit bei Hajduk erlebt und verfolgst du seinen Erfolg in Österreich?

Grgic: Ja natürlich, wir sind regelmäßig in Kontakt. Nach einer Zeit ist es fast schon ein bisschen nervig geworden, ich hab ihm gesagt: "Jetzt muss ich dir wirklich jede Woche gratulieren, langsam wird es anstrengend." Er ist ein bodenständiger Spieler, der richtig viel rackert am Platz. Deswegen hab ich auch sofort gewusst, dass der LASK eine super Adresse für ihn wäre. Es war auch klar, dass es gut für ihn wäre, wenn er aus Split wegkommt, weil der Druck auf ihm hier immens war. Man sieht ja jetzt, wie gut ihm dieser Wechsel getan hat, auch wenn es mich nicht stören würde, wenn er noch hier wäre. Ich kann über ihn aber wirklich nur Gutes berichten und habe das auch in Gesprächen mit dem LASK so geäußert. 

LAOLA1: LASK-Sportdirektor Radovan Vujanovic hat in einem Interview mit LAOLA1 erzählt, dass er auch mit dir vor dem Transfer über Ljubicic gesprochen hat, wie sehr warst du in den Transfer involviert?

Grgic: In solchen Gesprächen geht es größtenteils um den Charakter des Spielers, darüber haben wir gesprochen. Weiter möchte ich mich in solche Transfers dann gar nicht einmischen, ich bin ja weder der Sportdirektor von Hajduk oder vom LASK. Ich hätte auch offen und ehrlich gesagt, wenn ich irgendwelche Zweifel gehabt hätte, aber ich war mir sicher, dass seine Arbeiter-Persönlichkeit perfekt zu einem Verein wie dem LASK passt.

LAOLA1: Wie sehr verfolgst du noch den österreichischen Fußball?

Grgic: Natürlich verfolge ich da noch immer so viel ich kann, es ist ja auch noch nicht so lange her, dass ich aus Österreich weggegangen bin, besonders den LASK verfolge ich noch so gut ich kann.

LAOLA1: Zum Abschluss möchte ich noch über ein auffälliges Detail eures Vereins sprechen. Hajduk hat mit Mindaugas Nikolicius einen recht jungen, litauischen Sportdirektor, was auf den ersten Blick komisch wirken mag. Was kannst du über ihn berichten?

Grgic: Er ist mit dem Präsidenten der wichtigste Faktor hinter meiner Verpflichtung gewesen. Er hat den Kontakt zu mir nie abgebrochen, auch nachdem ich ihm gesagt habe, dass es nichts mehr werden würde, weil die Ablöse einfach zu hoch wäre. Er war dann auch zwei Mal zum persönlichen Treffen da und er wusste einfach schon vorher alles über mich. Zum Beispiel hat er meine Frau gleich mit ihrem Namen begrüßt, ohne, dass ich ihm den jemals gesagt hätte. Er ist neben solchen Kenntnissen einfach ein absoluter Fußballfachmann, der hier zurecht sehr viel Anerkennung von Verein und Fans bekommt. Er konnte den Verein aus der Krise und dem Chaos führen und weiß genau, wie jeder im Verein tickt. Er ist sehr involviert mit den ganzen Spielern und weiß auch die neuen Spieler sehr cool zu präsentieren, das war auch bei meiner Verpflichtung etwas ganz Besonderes.


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