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Darmstadt-Aufsteiger Honsak: ÖFB-Absage "schweren Herzens"

Im März berief Rangnick Honsak erstmals in den ÖFB-Kader, dieser musste verletzungsbedingt absagen. Mit LAOLA1 spricht er u.a. über diesen bitteren Moment:

Darmstadt-Aufsteiger Honsak: ÖFB-Absage Foto: © getty

Im ÖFB-Kader Ralf Rangnicks im März überraschte viele österreichische Fußball-Fans der Name Mathias Honsak.

Dabei ist der Linksfuß vor allem in Deutschland bei weitem kein Unbekannter mehr. Nach einem verletzungsgeplagten Herbst gelang ihm ein spektakuläres Traumcomeback im Frühjahr. Mit starken Leistungen trug der Stürmer zum Aufstieg des SV Darmstadt in die deutsche Bundesliga bei.

Das blieb nicht unbemerkt, Ralf Rangnick nominierte ihn mit 26 Jahren erstmals für das A-Nationalteam. Besonders bitter: Aufgrund einer erneuten Verletzung musste er kurzerhand die Einberufung absagen.

"Ich habe schweren Herzens abgesagt. (...) Das war für mich persönlich die schlauere Entscheidung", erklärt er im LAOLA1-Interview. In diesem spricht er unter anderem darüber, wie er die lange Verletzungspause im Herbst überstand, wie ihm sein spektakuläres Comeback gelang und über die aktuellen Aufstiegseuphorie in Darmstadt.

LAOLA1: Wenn du dich an den Abpfiff gegen Magdeburg zurückerinnerst, der euren Aufstieg fixierte: Was hast du in dem Moment gefühlt?

Mathias Honsak: Ich habe gar nicht gewusst, zu wem ich laufen soll. Ich habe mich einfach gefreut, bin in die Luft gesprungen und dann habe ich unsere Gruppe gesehen und bin dort dazugestoßen. Wir haben gefeiert und sind im Kreis herumgesprungen. Die Fans sind in dem Moment auf den Platz gestürmt. Die ganzen Anhänger um mich herum haben mir gratuliert und haben sich extrem gefreut. Sie wollten Fotos und Autogramme. Irgendwann war es bummvoll, ich wusste gar nicht mehr, wo wer ist. Das Gefühl des Aufstiegs war einfach erleichternd und zu schön und voller purer Freude.

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LAOLA1: Ist die Aufstiegseuphorie in der Stadt Darmstadt spürbar?

Honsak: Man kriegt es definitiv mit. Die Menschen hier strahlen und lächeln, es wird einem gratuliert. Am Freitagabend waren wir später in der Stadt und da hast du gemerkt: Die ganze Stadt hat gebrannt und gebebt. Da war die Euphorie richtig spürbar. Ich habe einen Hund, mit dem ich regelmäßig spazieren gehe. Ich habe immer nur mit manchen Hundebesitzern gesprochen und vereinzelt habe ich mit Leuten von den Geschäften gequatscht. Seit der Aufstiegseuphorie sind es sehr viele Menschen, die dich erkennen und sagen: "Hey Gratulation".

LAOLA1: Wie ist der Abend nach dem Aufstieg dann verlaufen?

Honsak: Sehr laut. (lacht) Wir waren im Stadion, sind auf den Balkon gegangen, wo sich alle Spieler getroffen haben, die Fans sind immer noch auf dem Platz gestanden. Es waren auch neben und über uns Fans. Wir haben einfach gefeiert, ein bisschen was getrunken. Wir haben uns gegenseitig mit Bier überschüttet. Es war einfach nur geil.

LAOLA1: Wie viele Nachrichten hattest du an dem Abend auf deinem Handy?

Honsak: Schon ein paar. (lacht) Viele alte Freunde haben mir auf WhatsApp geschrieben. Meine ganzen Bekannten, meine Familie. Auf Instagram wurde ich überall markiert. So viele Nachrichten hatte ich sicherlich noch nie.

"Auf Mallorca ist es normal, sich nicht normal zu verhalten und einfach zu feiern"

Mathias Honsak zum Partyurlaub

LAOLA1: Ihr habt am Ballermann auf Mallorca den Aufstieg gefeiert. Kollege Braydon Manu meinte, dass ihr zu asozial für Ibiza gewesen wärt. War es wirklich so wild?

Honsak: So oft steigst du in deiner Karriere nicht auf. Ich finde, dass das entsprechend gefeiert gehört, das ist ganz normal. Der Verein hat uns das „Ok“ gegeben, den Triumph auch im Urlaub zu feiern. Es stand im Raum Ibiza oder Mallorca. Für viele war klar, dass wir nach Mallorca wollen. Ich war noch nie auf Ibiza, aber ich glaube, das wäre nicht so unseres gewesen. Da hätten wir uns nicht so „aufführen“ können, wie man es am Ballermann tut (lacht). Auf Mallorca ist es normal, sich nicht normal zu verhalten und einfach zu feiern.

Vor einem Jahr: Honsak und Darmstadt verpassen den Aufstieg knapp, Was folgt, ist eine lange Verletzungspause
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LAOLA1: Ihr seid letzte Saison knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt. Heuer habt ihr zwei Matchbälle auf den Aufstieg liegen lassen. Wie habt ihr es geschafft, mental mit der Situation fertig zu werden?

Honsak: Letztes Jahr, das war Wahnsinn. Es war eine andere Stimmungslage, das hat echt richtig weh getan. Diese Saison hatten wir die bessere Ausgangsposition. Wir haben gewusst: Ein Sieg reicht uns für den Aufstieg und wir brauchen nicht auf die anderen schauen. Du hast in Darmstadt in den Wochen davor schon die Euphorie gespürt. Jeder spricht nur noch über den Aufstieg. Das macht einem Druck und du kriegst es auch auf WhatsApp mit den ganzen Freunden, Familie und Bekannten mit, die dir alle schrieben: "Hey, dieses Spiel macht ihr es, holt euch den Aufstieg." In den Spielen hast du den Druck dann auch gemerkt. Wir hatten zwei Mal einen Stolperstein drinnen, wo wir es nicht geschafft haben. Jetzt im Nachhinein kann man überspitzt sagen: Vielleicht haben wir einfach nur gewartet, bis wir die Chance haben, es daheim zu fixieren. Wir haben für die Fans gespielt. Es ist einfach geiler, das Ganze zu Hause zu erleben.

LAOLA1: Für dich war es eine Saison mit Höhen und Tiefen. Du hast den ganzen Herbst mit Rückenproblemen gefehlt. Wie ist es dir mit der schwierigen Situation ergangen?

Honsak: Es war schon schwer. Gerade mit meiner Rückenverletzung, wo ich das Knochenmarksödem hatte. Mir konnte kein Doktor oder Physiotherapeut sagen "Hey du, du fällst jetzt ein Monat oder zwei Monate aus und dann bist du wieder fit." Ich war bei sehr vielen Physiotherapeuten und Doktoren. Ich habe die verschiedensten Therapiemethoden ausprobiert und nichts hat so wirklich geholfen oder gegriffen. Es hat einfach seine Zeit gedauert. Ich habe mich am Ende entschlossen, auf Reha in Schweinfurt zu gehen. Ich war drei Wochen dort und wirklich in super Händen. Ich hatte jeden Tag Therapie, hatte Trainings, hatte Physiotherapeuten, sie haben mich wieder gut aufgebaut.

Die harte Arbeit zahlt sich aus: Honsak gelingt ein Traumcomeback
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LAOLA1: Und dann?

Honsak: Danach bin ich langsam zurück auf den Platz und zur Mannschaft dazugestoßen. Es hat wieder gut funktioniert. Ich dachte mir: "Boah, ich habe einfach keine Schmerzen. Wie schön ist einfach dieses Gefühl, einfach mal schmerzfrei herumzulaufen?" Viele Übungen aus Schweinfurt mache ich heute noch, damit ich fit bleibe. Ich habe viel Unterstützung bekommen von meiner Freundin, meiner Familie und auch ihrer Familie. Sie haben mir immer Mut zugesprochen. Sie haben mir liebe Sachen geschrieben. Es ist sehr wertvoll, einen so starken Rückhalt zu haben. Das hat mich zurück auf den Platz gebracht, mit viel Disziplin, Geduld und Ehrgeiz.

LAOLA1: Wie viel Kontakt hattest du zu dieser Zeit mit der Mannschaft?

Honsak: Du hast zu dem ein oder anderen etwas mehr Kontakt. Ich war nur am Wochenende in Darmstadt im Stadion, wenn sie daheim gespielt haben. Nur dort habe ich sie gesehen. Du siehst die Kollegen sonst jeden Tag und du wächst mit ihnen zusammen. Über die Stimmung habe ich mich schon enorm gefreut, es ist ja richtig gut gelaufen im Herbst. Ich habe es sehr vermisst, mit ihnen zu quatschen, Spaß zu haben im Training und in der Kabine.

Darmstadt im Freudentaumel! Die Bilder zur Aufstiegsfeier

LAOLA1: Das Comeback ist dann richtig gut gelaufen. Im zweiten Spiel schießt du einen Doppelpack gegen Sandhausen, darauf folgt ein Doppelpack gegen Frankfurt im Pokal. Was war das für ein Gefühl?

Honsak: Es war einfach befreiend, ich konnte frei aufspielen, ich wusste, ich spüre nichts. Ich will mich zurück in die Mannschaft arbeiten und weiß von meinen Qualitäten, die ich in die Mannschaft einbringen kann. Es ist überragend verlaufen. Gleich in meinem zweiten Spiel gibt mir der Trainer die Chance von Beginn an und ich mache dann einfach einen Doppelpack. Dann treffe ich im Pokal gegen Frankfurt wieder zwei Mal, ich treffe gegen Braunschweig. Es ist super gelaufen, ich wollte nicht nachlassen. Die Freude darüber war irrsinnig groß. An erster Stelle wieder Fußball spielen zu können und auch, dass ich der Mannschaft mit meinen Leistungen helfen konnte.

"Er hat gesagt: "Hey, du Honsi, ich bin es, der Rangnick." Und da habe ich gleich gewusst, wer er ist. Wäre blöd gewesen, wenn nicht."

Mathias Honsak zur Einberufung

LAOLA1: Du hast ihn schon kurz angesprochen. Torsten Lieberknecht wird in Darmstadt als Aufstiegstrainer groß gefeiert. Was ist er für ein Typ?

Honsak: Er ist ein netter, sympathischer Typ. Er hält die Mannschaft zusammen. Dafür hat er ein gewisses Gespür, er schafft es, jeden Spieler bei Laune zu halten. Das macht ihn aus. Er passt zu Darmstadt, einem relativ familiären Verein. Ich weiß, dass er viel von mir hält. Das wollte ich ihm, wo er mir die Chance gegeben hat, auch wieder zurückzahlen. Als ich in Schweinfurt war, hat er sich ab und zu gemeldet und gefragt, wie es mir geht.

LAOLA1: Im März wurdest du das erste Mal für das österreichische Nationalteam nominiert. Wie hast du davon erfahren?

Honsak: Ich habe es vom Teamchef persönlich erfahren. Da war das Bielefeld-Spiel und meine gute Phase. In der nächsten Woche war Länderspielpause. Nach der Partie hat er mich angerufen und hat gesagt: "Hey, du Honsi, ich bin es, der Rangnick." Und da habe ich gleich gewusst, wer er ist. Wäre blöd gewesen, wenn nicht. Dann hat er gleich gefragt: "Honsi, wie geht es dir, wie schaut es aus? Wenn du fit bist, würden wir dich gerne mitnehmen und dich ins Team einberufen."

Bei seiner ersten Nominierung für das A-Team musste Honsak absagen, die EM 2024 in Deutschland würde für ihn aber "alles" bedeuten.
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LAOLA1: Du wurdest im Match gegen Bielefeld bereits ausgewechselt und musstest am Ende verletzungsbedingt dem ÖFB-Team absagen. Wie ist es dazu gekommen?

Honsak: Ich musste bei dem Spiel verletzt runter und das war ein bisschen schwierig. Ich hatte Schmerzen, der Trainer musste aber den Kader irgendwann bekanntgeben. Wir haben ausgemacht, er fügt mich einfach hinzu und wir schauen nach ein paar Tagen, wie es mir geht. Es ist ein wenig besser geworden und es stand im Raum, dass ich das erste Spiel pausiere und dass ich es vielleicht für das zweite Match schaffen werde. Ich habe für mich entschlossen, dass es keinen Sinn macht und habe es Rangnick mitgeteilt. Ich habe mich irrsinnig gefreut über die Einberufung, gleichzeitig war ich natürlich traurig, dass ich absagen musste. Das war für mich persönlich die schlauere Entscheidung, weil ich nicht 100 Prozent geben konnte und das macht wenig Sinn, wenn ich beim ersten Mal dabei bin und ich nicht zeigen kann, was ich draufhabe. Mit 90 oder 95 Prozent geht das nicht. Ich habe schweren Herzens abgesagt.

"Die EM 2024 in Deutschland würde mir alles bedeuten. Da würde ich mein ganzes Herz am Platz lassen. Dafür würde ich alles tun."

Mathias Honsak zu einer möglichen EM-Teilnahme.

LAOLA1: Im Sommer 2024 ist die Fußball-EM in deiner Wahlheimat Deutschland. Wie denkst du, stehen deine Chancen auf einen fixen Kaderplatz im Nationalteam?

Honsak: Das kann ich schwer einschätzen. Ich muss warten, bis ich wieder einen Anruf kriege oder bis die Nominierung raus ist. Mehr kann ich nicht tun. Die EM 2024 in Deutschland würde mir alles bedeuten. Da würde ich mein ganzes Herz am Platz lassen. Dafür würde ich alles tun. Es wäre einfach das Größte für mich. Es gilt in der neuen Saison in der Bundesliga zu zeigen, was ich kann. Am besten Assists und Tore beisteuern, wenn ich das abliefere, stehen die Chancen besser.

LAOLA1: Dein Vertrag in Darmstadt läuft diesen Sommer aus. Laut meinen Informationen wird er durch den Aufstieg automatisch um ein Jahr verlängert.

Honsak: Das kann ich bestätigen.

LAOLA1: Wo sehen wir Mathias Honsak in der nächsten Saison?

Honsak: Das werden wir im Sommer dann schauen.

LAOLA1: Was sind deine langfristigen Ambitionen auf Klubebene?

Honsak: Mein nächstes Ziel ist es, in der deutschen Bundesliga Fuß zu fassen. Ich möchte mir dort einen Namen machen. Klar, Premier League oder sowas, das ist noch einmal eine Schippe drauf. Da würde ich auch nicht nein sagen.

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