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Zadrazil: "Mädchen brauchen mehr Möglichkeiten"

Die ÖFB-Teamspielerin will für junge Mädchen das Vorbild sein, das sie nie hatte.

Sarah Zadrazil spielt mit Österreichs Nationalteam bei der Europameisterschaft auf der großen Fußball-Bühne.

Vor gar nicht allzu langer Zeit stand die 29-jährige Salzburgerin noch in ihrer Heimat am Sportplatz des FC Bergheim am Rasen. Dort fand das erste "Sarah Zadrazil Fussballcamp" für Mädchen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren statt.

Die Nachwuchs-Kickerinnen hatten die Gelegenheit, mit der Mittelfeldspielerin vom FC Bayern München zu trainieren. Zadrazil, die eine Ausbildung zur Kindergartenpädagogin absolviert hat, hielt Ausschau nach Talenten und ermutigte die Mädchen.

Der ÖFB-Teamspielerin ist es wichtig, als Vorbild voranzugehen. "Als ich jung war hatte ich nicht wirklich Vorbilder, zu denen ich aufschauen konnte", sagt Zadrazil im Gespräch mit LAOLA1. "Es ist wichtig, dass man Vorbilder im Frauen-Fußball hat und die Rolle nehme ich gerne an und versuche sie bestmöglich auszufüllen."

Zadrazil über Nachwuchs: "Es fehlt in Österreich an der Breite"

Inspiriert durch Spielerinnen wie Zadrazil sollen möglichst viele Mädchen den Weg zum und die Freude am Fußball finden.

"Ich glaube schon, dass es bei uns in Österreich an der Breite fehlt", sagt Zadrazil über den Mädchen- und Frauen-Fußball hierzulande.

Auch aus diesem Grund hat sie ihr Camp ins Leben gerufen. "Man müsste den Mädels viel mehr Möglichkeiten geben, Fußball zu spielen. Die meisten spielen hauptsächlich mit Jungs zusammen. Das hat zwar auch Vorteile, aber ich glaube, wenn man den Mädchen mehr Möglichkeiten geben würde, in einer Mädchen-Mannschaft zu spielen, würden viel mehr die Freude am Sport finden."

Dazu würde auch gehören, dass die großen Vereine in Österreich Frauen-Mannschaften haben. Aktuell ist das noch nicht der Fall (Die Bundesligisten und ihre Frauenteams im Check). "Auch hier muss der nächste Entwicklungsschritt passieren. Es ist wichtig, dass sich auch in der Liga etwas verändert", sagt die ÖFB-Kickerin.

Zadrazils besonderer Weg zur Top-Spielerin

Zadrazils startete ihre Karriere beim USC Abersee, von dort schaffte sie es in die Bundesliga zum USK Hof/FC Bergheim und entwickelte sich zur Nationalteamspielerin. Die Facebook-Nachricht eines Trainers ebnete der Mittelfeldspielerin 2012 den Weg in die USA, wo sie an der East Tennessee State University als erste Österreicherin College-Fußball spielte.

"Als ich in den USA war, war ich 19. Das erste Mal weg von zu Hause und dann gleich so weit weg. Da entwickelt man sich auch als Mensch weiter, wird selbstständiger. Auch sportlich habe ich mich dort extrem weiterentwickelt, vor allem was das Physische betrifft", blickt Zadrazil zurück.

2016 wechselte sie in die Deutsche Bundesliga zu Turbine Potsdam, wo sie bald Kapitänin wurde. 2020 folgte der Wechsel zum FC Bayern München. "Die deutsche Bundesliga ist nochmal ein anderes Niveau", sagt Zadrazil.

Zadrazil: "Es war nie so im Plan"

"Step by Step bin ich jetzt zu einem der besten Vereine in Europa, wenn nicht sogar weltweit, gekommen. Es war nie so im Plan, ich habe immer das gemacht, was mir Spaß bereitet hat."

Zadrazil über ihre Karriere

Mittlerweile ist die 29-Jährige deutsche Meisterin (2021), spielt in der Champions League und mit dem ÖFB-Team bei Großereignissen auf höchstem Niveau. Die Salzburgerin ist eine der Vorzeigefußballerinnen und Aushängeschild des Österreichischen Frauen-Fußballs.

So etwas wie einen Karriereplan hatte Zadrazil aber nie.

"Ich habe jede Tür, die sich mir geöffnet hat, versucht aufzustoßen und die Chance zu nutzen. Bis jetzt bin ich ganz gut damit gefahren. Ich war in Amerika, dann in Potsdam, dann hat sich das mit den Bayern ergeben. Step by Step bin ich jetzt zu einem der besten Vereine in Europa, wenn nicht sogar weltweit, gekommen. Es war nie so im Plan, ich habe immer das gemacht, was mir Spaß bereitet hat. Ich finde es super, wenn man immer neue Herausforderungen sucht, diese annimmt und meistert."

Zukunft als Trainerin? "Möchte dem Frauen-Fußball erhalten bleiben"

Welche Herausforderungen die Zukunft noch bringt, wird sich weisen. Zadrazil kann sich gut vorstellen, später einmal in die Trainerinnen-Rolle zu schlüpfen. Die 29-Jährige macht gerade die B-Lizenz.

"Mit Kindern zu arbeiten, macht mir sehr viel Spaß. Ich möchte dem Frauen-Fußball nach meiner Karriere auf jeden Fall erhalten bleiben. In welcher Rolle wird man sehen, noch ist es ja nicht soweit".

Noch spielt Zadrazil bei der Europameisterschaft und mit dem FC Bayern auf der großen Fußball-Bühne. Das nächste Mädchen-Camp ist aber bestimmt auch schon in Planung.

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