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Freund: "Wir sind anders"

Rose vs. Letsch, Bickel-Kritik, Fans. Christoph Freund bei LAOLA1:

Freund: Foto: © GEPA

Seit 2015 ist Christoph Freund sportlicher Leiter beim FC Salzburg.

Unter dem Nachfolger von Ralf Rangnick, dessen rechte Hand der 40-Jährige in Salzburg war, wurde zwei Mal das Double geholt und die UEFA Youth League gewonnen.

Am Donnerstag (21:05 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker) könnte der größte internationale Erfolg in der RB-Ära gelingen, wenn im Achtelfinal-Rückspiel der UEFA Europa League die Hürde Borussia Dortmund genommen wird - das Hinspiel endete bereits mit einem sensationellen 2:1-Sieg.

Vor dem Showdown spricht Freund mit LAOLA1 über das Gefühl pro Marco Rose (und damit gegen Thomas Letsch), die Kritik von Rapid-Sportchef Fredy Bickel und die Zuschauerzahlen in Salzburg.

LAOLA1: War der Sieg in Dortmund der größte sportliche Erfolg in der Red-Bull-Ära?

Christoph Freund: Ein richtiger Erfolg ist es erst, wenn wir weiterkommen. Aber es war sicher ein Ausrufezeichen und eine Bestätigung unserer Arbeit. Wir hatten auch 2014 und danach tolle internationale Spiele. Daraufhin haben wir regelmäßig Spieler abgegeben und oft gehört, dass andere Zeiten anbrechen und solche Erfolge nie mehr möglich sein würden. Das war die breite Meinung und deswegen macht es den gesamten Verein und mich sehr stolz, dass wir wieder so eine tolle Mannschaft am Platz haben. Das ist dem Weg des Vereins geschuldet, den wir gemeinsam gegangen sind. Vom Nachwuchs, über die Akademie, unserem Kooperationsverein FC Liefering bis hin zur ersten Mannschaft – da ist ein Konzept dahinter und es ist sehr schön, wenn Spieler aus der Youth League nun am Platz stehen und auch auf diesem Niveau performen können. Wir alle arbeiten aus Überzeugung daran.

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LAOLA1: Es schwingt aber schon mit, dass sich Salzburg freut, es den Kritikern gezeigt zu haben.

Freund: Das würde ich gar nicht so sagen. Wenn wir zusammensitzen und Kaderplanung betreiben, dann freuen wir uns einfach, weil wir wissen, welches Potenzial die Spieler für die nächsten Aufgaben mitbringen. Das Schönste ist die Bestätigung, wenn man das erntet, was man sät. Da freuen sich alle im Verein mit, weil sie die Jungs auch auf ihrem Weg begleitet haben. Das ist nicht nur bei den Spielern so, auch bei den Trainern. Es gibt eine große Identifikation mit dem Verein, das Trainer-Team hat etwa in der Akademie gearbeitet und ist nun bei den Profis. Das ist schon eine besondere Geschichte. Der Verein ist in den vergangenen Jahren zusammengewachsen und die Basis ist breit aufgestellt.

LAOLA1: Es gibt oft Diskussionen über den Begriff Ausbildungsverein. Was ist Ihr Status quo?

Freund: Da wurde mir zu viel hineininterpretiert. Im Endeffekt sind wir in den vergangenen Jahren sportlich und wirtschaftlich so erfolgreich wie nie zuvor und das mit vielen jungen Spielern. Aber auch die Mischung muss stimmen, was aktuell der Fall ist. Da gibt es auch ältere Spieler, die vorangehen und den Jungen zeigen, was es heißt, Profi zu sein. Das ist auch sehr wichtig. Bei uns wird auch keinem etwas geschenkt, die Spieler müssen sich den Kaderplatz und den in der Startelf verdienen. Nur so kommen sie auch weiter.

"Auch früher hat man in Salzburg nicht allzu oft vor durchschnittlich 10.000 Zuschauern gespielt. Und auch in Graz waren zuletzt 7000 Fans beim Match des Zweiten gegen den Ersten. Bei uns ist es eben ein größeres Thema, weil wir sehr erfolgreich sind und das Siegen ein bisschen normal geworden ist."

LAOLA1: Apropos Weiterkommen. Dem großen Ziel steht Dortmund mit Peter Stöger im Weg, der bei seinem letzten Pflichtspiel in Salzburg mit der Austria den Meistertitel ausgelassen feierte – manche empfanden dies als Provokation. Hat Salzburg eine Rechnung offen?

Freund: Wir haben keine Rechnung offen, die Austria hat damals eine überragende Saison gespielt, Punkterekord aufgestellt und sich den Meistertitel verdient. Er hat tolle Arbeit geleistet und das in Deutschland fortgesetzt. Seine Karriere ist beeindruckend, er macht einen richtig guten Job, aber am Donnerstag wollen wir ihn natürlich rausboxen, das ist unser großes Ziel. (lächelt)

LAOLA1: Wann war für Sie klar, dass Marco Rose Ihr nächster Trainer bei den Profis wird?

Freund: Damit beschäftigt man sich immer wieder. Wir haben natürlich mitbekommen, wie Marco mit der Mannschaft umgeht, etwa auch mit jener aus der Youth League. Seine Winner-Mentalität, die er vorlebt, ist ein entscheidender Faktor. Er ist ein absoluter Sieger-Typ. Wir haben im Sommer nach der Entscheidung von Oscar kurzfristig eine Lösung finden müssen und Marco war in der Pole Position, weil wir mit ihm in vier Jahren nur positive Erfahrungen gemacht haben.

Letsch und Rose im Jahr 2013

LAOLA1: Warum sind damals die Würfel nicht auf Thomas Letsch, der am Sonntag als Austria-Trainer kommt, gefallen?

Freund: Wir hatten eine besondere Situation, zwei Trainer, die für die Position in Frage gekommen sind. Thomas hat bei uns super Arbeit geleistet, das steht außer Frage, aber wir haben uns für einen entscheiden müssen – und die Wiener Austria hat nun einen sehr guten Trainer. Es war ein wenig Gefühl, aber vor allem unsere Einschätzung von Marco Rose. Das hat uns in den vergangenen Monaten bestätigt, sonst könnten wir auch nicht so lange ungeschlagen sein. Das hat man auch schon vergangene Saison während der Youth League gesehen, da waren die Spieler bei den Akademie-Spielen wieder am Punkt da und sind marschiert.

LAOLA1: Roses Vertrag läuft 2019 aus. Arbeitet Salzburg an einer vorzeitigen Vertragsverlängerung?

Freund: Wir sind ständig im Austausch und natürlich wäre es uns am liebsten, wenn Marco noch sehr lange Trainer bei Red Bull Salzburg bleibt. Er passt sehr gut zum Verein, zur Philosophie und ich denke, er selbst ist hier auch sehr happy. Aber wir wissen alle nicht, was in der Zukunft passiert. Bei Erfolgen schauen auch andere, größere Vereine her. Aber damit beschäftigen wir uns aktuell nicht. Wir haben Vertrag bis 2019 und wenn möglich, arbeiten wir noch länger zusammen.

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LAOLA1: Spüren Sie dieser Tage persönlich Genugtuung? Schließlich tragen Sie die Verantwortung für den Kader.

Freund: Dieses Gefühl habe ich nicht. Ich bin sehr zufrieden, wie es läuft und dankbar, dass ich hier mit diesem tollen Team arbeiten darf. Und ich bin total überzeugt von diesem Weg. Wir sind ein anderer Verein, gehen einen anderen Weg, einen, den es in Österreich so auch noch nie gegeben hat. Wir sind innovativ, entwickeln uns laufend weiter und das macht großen Spaß, vor allem wenn es erfolgreich ist. Aber auch wenn es schwierig wurde, sind wir nicht von unserem Weg abgewichen.

LAOLA1: Schwierig könnte es wieder im Sommer werden, wenn namhafte Spieler-Abgänge drohen.

Freund: Es wird sicher wieder einige Themen geben, einige Spieler werden den nächsten Schritt machen wollen. Aber das ist wichtig, das ist unser Weg. Und es gibt Spieler, die nachrücken. Mir ist es auch so viel lieber, als wenn wir uns überlegen müssten, wie wir uns von Spielern trennen können.

LAOLA1: Muss Salzburg nicht schlichtweg auch Spieler im Sommer verkaufen?

Freund: Es gehört zu unserer Planung und Ausrichtung dazu, dass wir gute Transfers tätigen.

LAOLA1: Folglich müssen im Sommer Spieler verkauft werden, weil es – wie mehrfach betont – auch finanziell notwendig ist, Transfereinnahmen zu lukrieren.

Freund: Müssen nicht, aber wir wollen es, weil es auch nicht zu verhindern ist.

LAOLA1: Rapid-Sportchef Fredy Bickel hat sich zuletzt kritisch über die Salzburger Liga-Leihgaben geäußert (Hier nachlesen!). Wie denken Sie darüber?

Freund: Ich denke, dass man das einfach auch ein bisschen größer sehen sollte. Wir haben immer wieder andiskutiert, dass wir die Qualität der Liga steigern sollten. Je höher die Qualität in der Liga, desto höher ist auch jene des gesamtösterreichischen Fußballs. Bei uns haben viele Spieler eine gute Ausbildung, schaffen aber nicht immer sofort den Sprung in die erste Mannschaft. So haben wir die Möglichkeit, Jungs auf hohem Level Spielpraxis zu ermöglichen. Es profitieren ja auch andere Vereine davon und unsere Leihspieler treffen auch gegen uns – wie Smail Prevljak gezeigt hat. Wir haben deswegen zwei Punkte weniger. Die Entwicklung der Spieler und des Fußballs sollten aber im Vordergrund stehen. Jeder Klub hat die Möglichkeit, das zu machen.

LAOLA1: Eine andere Geschichte sind die Zuschauerzahlen. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?

Freund: Wir freuen uns derzeit in erster Linie, dass wir so ein Spiel vor uns haben und so eine Euphorie entfachen konnten. Natürlich haben wir für die Bundesliga ein sehr großes Stadion und deswegen wird intern darüber diskutiert, wie wir eine noch bessere Stadion-Atmosphäre schaffen können (Schließung des Oberrangs, Anm.). Ich denke die Leute verstehen mehr und mehr, welchen Weg wir eingeschlagen haben. Wir haben in den letzten Jahren einfach gezeigt, dass hier gut gearbeitet wird und der mit Abstand erfolgreichste Verein Österreichs sind. Man muss bei der Analyse nur aufpassen: Auch früher hat man in Salzburg nicht allzu oft vor durchschnittlich 10.000 Zuschauern gespielt. Und auch in Graz waren zuletzt 7000 Fans beim Match des Zweiten gegen den Ersten. Bei uns ist es eben ein größeres Thema, weil wir sehr erfolgreich sind und das Siegen ein bisschen normal geworden ist. So tun uns Spiele im Europacup auch einmal richtig gut, wenn wir Außenseiter sind und überraschen können. Aber ungeachtet dessen bleibt es unser Ziel, den Zuschauerschnitt in der Bundesliga wieder anzuheben.

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