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Rapid nach Sieg gegen Zagreb: "Wir sind wieder da"

Rapid belohnte sich für starke Leistung. Befreiungsschlag mit Kampf und Herz.

Rapid nach Sieg gegen Zagreb: Foto: © GEPA

Der Moment des Schlusspfiffs hätte aus Sicht des SK Rapid ewig dauern können.

Glänzende Augen, Freudenschreie und erhobene Arme - der 2:1-Heimsieg gegen Dinamo Zagreb (Spielbericht >>>), der erste grün-weiße Erfolg in dieser Europa-League-Gruppenphase für die Hütteldorfer, war ein richtiger Befreiungsschlag.

"Das ist gerade fantastisch! Dinamo Zagreb ist ja nicht irgendwer, das ist eine sehr gute Mannschaft im internationalen Fußball. Dass wir da 2:1 zu Hause gewinnen, ist natürlich überragend", jubelte ein euphorisierter Torhüter Paul Gartler nach der Partie.

Den Hütteldorfern war es einmal mehr gelungen, international ein anderes Gesicht aufzusetzen. Kampf und Leidenschaft waren von der ersten Minute an gegeben, vor allem aber der Wille, sich nicht vorzeitig vom Thema Aufstieg verabschieden zu wollen.

"Wir wollten einfach zeigen, dass wir wieder da sind. In der Bundesliga haben wir das zuletzt noch nicht zeigen können, aber in der Europa League sind wir noch da", meinte Kelvin Arase, der die frühe 1:0-Führung mustergültig und sehenswert vorbereitetet im "ORF".

"...dann über Kampf und mit Herz"

Der 22-jährige Flügelflitzer war in den vergangenen Wochen oftmals kritisiert worden, da er von Trainer Didi Kühbauer immer wieder aufgestellt wurde, jedoch viel schuldig blieb.

Ausgrechnet gegen ein Top-Team wie Dinamo Zagreb zeigte er möglicherweise seine beste Leistung in der bisherigen Saison. Zuletzt war die Mentalitätsfrage gestellt worden, warum bei Rapid nichts zusammenläuft.

Ob der Erfolg gegen Dinamo dann vor allem ein Sieg der Mentalität war? "Ich würde ja sagen, weil wir es intern angesprochen haben, dass wir wirklich alles geben wollen. Wenn es fußballerisch nicht klappt, dann über Kampf und mit Herz", erklärte Arase die durchwegs gelungene Vorstellung der Hütteldorfer, die sich teilweise wie bei einem "Auswärtsspiel" fühlen mussten (HIER geht's zur Story >>>).

"Es war ein hartes Stück Arbeit, aber die Jungs haben das meiste umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", fand auch Kühbauer kein Haar in der Europacup-Suppe.

"Man hat gemerkt, dass bei den Burschen was passiert"

Im Gegenteil. Mit den ersten drei Punkten in Gruppe H ist plötzlich alles wieder offen. Hinter dem makellosen Tabellenführer West Ham rangieren Dinamo Zagreb, Rapid und KRC Genk mit jeweils drei Punkten.

"Natürlich haben wir genau gewusst: Wenn wir das Spiel heute nicht gewinnen, dann ist die Sache wahrscheinlich gegessen. Mit dem Sieg haben die Burschen wirklich gezeigt, dass wir in der Gruppe dabei bleiben wollen – und es war für den Kopf auch sehr wichtig", analysierte Kühbauer.

Ohne drei Punkte wäre es sehr schwierig geworden, weiß der grün-weiße Chefbetreuer. Aber es entwickelte sich ein Spiel, indem er wenig Zweifel haben musste. Nach dem frühen Führungstreffer von Marco Grüll nicht einmal, als Ercan Kara eine Top-Chance nach der anderen liegen ließ. "Nein, weil ich gemerkt habe, dass die Mannschaft sehr gut im Spiel ist. Natürlich wäre es mir lieber gewesen und dem Erci auch, wenn er scort – ohne Zweifel. Aber man hat gemerkt, dass bei den Burschen was passiert. Sie wollten das Spiel heute gewinnen, waren gut in den Duellen drin, haben sehr wenig zugelassen von Dinamo."

Auch Grüll scherzte im "ORF" über seinen Teamkollegen: "Im Endeffekt hat es gereicht, vielleicht hat er sie sich aufgespart für die Sonntags-Partie. Aber natürlich wäre es gut für ihn gewesen, wenn er sein Tor gemacht hätte. Das hätte er sich sicher verdient, weil er sehr viel gegen den Ball gearbeitet hat. Schauen wir mal, vielleicht macht er es am Sonntag ein bisschen besser."

Bei der Pressekonferenz fügte Grüll nach seinem ersten Europacup-Tor für Rapid an: "Die Tore schießt er irgendwann wieder von selber. Er sollte nicht so viel nachdenken, die werden wieder kommen."

"Kurz gepennt", aber für harte Arbeit belohnt

Einen Schönheitsfehler gab es dann aber doch. Laut Grüll habe man sich aber auch dem "billigen 1:1" nicht beirren lassen. Der wieder in starker Form agierende Leo Greiml meinte: "In erster Linie haben wir wenig zugelassen, in der zweiten Halbzeit haben wir gar nichts mehr aufs Tor gekriegt, da waren wir richtig stabil. Beim 1:1 haben wir alle ein bisschen gepennt in der hinteren Reihe, das war nicht so gut."

Der Trainer fasste zusammen: "Der Ausgleichstreffer war das einzige, wo wir uns wirklich nicht gut angestellt haben. Aber danach haben wir auch in der zweiten Halbzeit nichts zugelassen und so ist der Sieg verdient, auch wenn es harte Arbeit war."

Insgesamt hat man in 90 Minuten nur fünf Torschüsse der Gäste aus Zagreb zugelassen - noch nie in der Europa League weniger. Es war somit ein Spiel, wo die Defensive funktionierte und die eigenen Chancen eiskalt genützt wurden.

Die Conclusio des Trainers nach dem glorreichen Europacup-Abend: "Eine sehr gute Leistung gegen eine sehr gute Mannschaft. Das war für uns sehr wichtig für die nächsten Aufgaben."

"So wollen wir immer auftreten"

Der kroatische Gegner war von Rapids Entschlossenheit sichtlich überrascht. Dinamo-Zagreb-Coach Damir Krznar zollte den Hütteldorfern Respekt: "Rapid hat verdient gewonnen, sie waren aggressiver, wollten den Sieg mehr."

Mittelfeld-Akteur Stefan Ristovski brachte es noch deutlicher auf den Punkt: "Gratulation an Rapid, sie waren heute besser. Wir waren nicht aggressiv genug, sie haben uns knallhart bestraft." Faire Worte trotz hitziger Schlussphase, denn aufgrund zahlreicher Unterbrechungen, Rudelbildungen und Gehässigkeiten wurde in den letzten 15 Minuten nicht mehr viel Fußball gespielt.

Die Hoffnung in Grün-Weiß ist, dass das kräftige Lebenszeichen eine Wende einläutet. Gartler meinte etwa: "Es war kein Nackenschlag nach dem 1:1, wir haben weiter draufgepresst, sind dran geblieben und haben keine Chancen zugelassen. So stellen wir uns das vor, so wollen wir auftreten." Nachsatz: "Das war richtig gut, so wollen wir immer auftreten."

Am Sonntag in Hartberg startet jedoch alles wieder bei Null. Sollte die Mentalitätsfrage geklärt sein und Rapid die richtigen Schlüsse aus dem Sieg gegen Dinamo Zagreb ziehen, dann könnten die Wiener wieder einfacheren Zeiten entgegensteuern.


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