news

Wolfsberger AC: Plädoyer für Fußball-Österreich

Vorbild Salzburg. Der WAC artikuliert das neue Selbstbewusstsein der ÖFB-Eurofighter:

Ein Remis, zwei Niederlagen - rein nach den Ergebnissen betrachtet, war es keine allzu erfolgreiche Europacup-Woche für die ÖFB-Vertreter.

Rechnet man jedoch die Faktoren Leistung und Qualität der Gegner ein, ist Fußball-Österreich - vertreten durch den FC Red Bull Salzburg in der UEFA Champions League, sowie den Wolfsberger AC und den LASK in der UEFA Europa League - sehr wohl ein weiteres Statement gelungen.

Den einzigen Punkt fuhr der WAC gegen die vermeintlich übermächtige AS Roma ein - und das nach einem Rückstand und durchaus inspiriert von der zwischenzeitlichen "Bullen"-Aufholjagd beim FC Liverpool.

"Wir haben das Liverpool-Match natürlich im TV gesehen, Salzburg hat ein Riesen-Spiel gemacht. Die zeigen es richtig vor und wir probieren einen ähnlichen Weg zu gehen. Natürlich ist die Qualität von Salzburg noch einmal höher, aber wir versuchen unser Spiel in einer ähnlichen Art und Weise auf den Platz zu bringen. Auch der LASK macht es momentan international sehr gut", erklärt Kapitän Michael Sollbauer.

Salzburg als Maßstab für heimische Konkurrenz

Speziell auf Wolfsberg bezogen meint der Innenverteidiger: "Vor der Saison haben alle gesagt: 'Naja, der WAC spielt international, da gibt's keine Punkte.' Aber ich glaube, wir machen ganz gute Werbung für Österreich und in erster Linie für uns. Aber es ist schon wichtig, dass wir auch Punkte für Österreich in der Fünfjahres-Wertung sammeln."

"Wir zeigen ganz Europa, dass die österreichische Liga doch nicht so schlecht ist, wie alle immer glauben."

Marcel Ritzmaier

Marcel Ritzmaier sieht es ähnlich: "Wir zeigen ganz Europa, dass die österreichische Liga doch nicht so schlecht ist, wie alle immer glauben. Wir holen uns durch die internationale Erfahrung, die wir jetzt dazukriegen, auch für die Liga sehr viel Selbstvertrauen. Und Salzburg hat mit der Leistung in Liverpool bewiesen, dass Mannschaften aus Österreich Mentalitätsmonster sind."

Der immer wieder kommende Verweis auf Salzburg kommt nicht von ungefähr. Die "Bullen" haben in den vergangenen Jahren Österreich in der Europa League konstant und würdig vertreten und haben sich nun mit gehöriger Verspätung endlich den Königsklassen-Traum erfüllt.

Dass dafür gleich zwei weitere Vereine in der EL eine gute Rolle spielen, ist für die internationale Breite von Fußball-Österreich von großem Wert - und zu einem guten Teil sicherlich auch vom Branchen-Primus aus der Mozartstadt inspiriert.

Einerseits stellt Salzburg einen guten Maßstab für die österreichische Konkurrenz dar, andererseits diente man dem WAC und dem LASK merklich als Vorbild, ebenfalls eine klare Spielphilosophie zu installieren und diese ebenso konsequent wie selbstbewusst durchzuziehen.

Strubers Plädoyer für Fußball-Österreich

WAC-Coach Gerhard Struber arbeitete in den vergangenen Jahren im Salzburger Nachwuchs bishin zur 2.-Liga-Filiale FC Liefering. Nach dem 1:1 gegen die Roma setzte er zu seinem wahren Plädoyer für den österreichischen Fußball an:

"Man hat gesehen, dass mit der Leistung, die Salzburg gebracht hat, sogar Liverpool, das mit der vollen Kapelle angetreten ist, Schmerzen gekriegt hat. Daher ist Salzburg sowieso einmal außen vor und hat in Österreich ein Alleinstellungsmerkmal, was Liefern und Leisten angeht."

Gerhard Struber

"Wenn man Salzburg gegen den Champions-League-Sieger an der Anfield Road gesehen hat, war Liverpool nach langer Zeit wieder an der Grenze des Belastbaren. Salzburg hätte fast einen magischen Abend erlebt. Man hat gesehen, dass mit der Leistung, die Salzburg gebracht hat, sogar Liverpool, das mit der vollen Kapelle angetreten ist, Schmerzen gekriegt hat. Daher ist Salzburg sowieso einmal außen vor und hat in Österreich ein Alleinstellungsmerkmal, was Liefern und Leisten angeht."

"Aber ich denke, dass wir Österreicher uns mit dem LASK, mit uns als Wolfsberger AC und dann gibt es ja noch den einen oder anderen Verein, der das richtig gut macht, im Hier und Jetzt und auch in Zukunft richtig viel zutrauen dürfen."

"Ich denke, wir haben in Österreich eine unglaublich coole Ausbildung, was junge Spieler angeht. Viele Vereine arbeiten richtig gut und versuchen, die Strukturen zu schaffen, um Spieler zu entwickeln und am Ende auch gute Ergebnisse zu erzielen. Speziell der LASK, der ein fulminantes letztes Jahr hatte, macht aus meiner Sicht als Mannschaft den nächsten Schritt. Es gibt nichts Schöneres als Siege von österreichischen Vereinen im internationalen Bereich - alle in Österreich haben einen Mehrwert, weil wir Punkte sammeln und es eine Situation gibt, dass man sich auch als Wolfsberger AC mit dem dritten Platz fix für die Europa League qualifizieren kann. Das soll nicht der Vergangenheit angehören, sondern soll auch in Zukunft so sein."

"Ich finde, das ist überhaupt kein Zufall, sondern ist bei diesen Vereinen einer planmäßig guten Arbeit mit einer guten Struktur und guten handelnden Personen, die wissen, wovon sie reden und bereit sind, richtig viel zu arbeiten, geschuldet. Dafür werden wir gerade belohnt."

Nationalteam und Legionäre als Faktoren

Auch für Michael Liendl, der gegen die Roma ein Traumtor erzielt hat, haben die jüngsten Leistungen viel mit der Arbeit der vergangenen Jahre zu tun, speziell was die Ausbildung von Fußballern in Österreich betrifft:

"Wir sind einfach nicht mehr die graue Maus wie vielleicht noch vor ein paar Jahren, als wir überall hingefahren sind und gesagt haben: 'Okay, schauen wir mal, was passiert, und mit einem Punkt können wir leben.' Mittlerweile hat sich Österreich in Summe so weiterentwickelt und so viel Selbstvertrauen aufgebaut, dass wir mit egal welcher Mannschaft überall hinfahren und dort auch gewinnen wollen. Das ist eine Riesen-Qualität, die sich mit dem Nationalteam und den vielen Legionären, die wir momentan haben, enorm entwickelt hat. Man sieht einfach, was mit harter und akribischer Arbeit möglich ist. Umso mehr Legionäre wir in den letzten Jahren bekommen haben, umso mehr ist auch das Selbstvertrauen in Österreich gestiegen. Am Ende sieht man auch die Qualität in der Liga, und die ist schon nicht so schlecht."

Die weitaus überwiegende Mehrheit der besten Fußballer Österreichs verdient im Ausland ihr Geld. Ein Umstand, unter dem die Bundesliga abseits von Salzburg in den letzten Jahren durchaus ein wenig gelitten hat.

Umso wichtiger ist das aktuelle Ausrufezeichen, dass auch Vereine wie der WAC und der LASK, bei denen zahlreiche Österreicher zu den Protagonisten zählen, eine international gute Rolle spielen. Einer guten Idee sei Dank. Fürs Selbstbewusstsein in Fußball-Österreich ist dies jedenfalls wichtig.

Lust auf Mehr: Der Anspruch beim WAC steigt

"Marco Rose hat letztens richtig gesagt, dass die Österreicher jetzt nicht mehr irgendwo hinfahren und sich die Stadien anschauen, sondern sich richtig viel zutrauen."

Alexander Kofler

"Marco Rose hat letztens richtig gesagt, dass die Österreicher jetzt nicht mehr irgendwo hinfahren und sich die Stadien anschauen, sondern sich richtig viel zutrauen", betont WAC-Goalie Alexander Kofler, "das sieht man auch an der Fünfjahreswertung. Salzburg macht es jedes Jahr vor. Mit diesem Mut müssen auch andere Mannschaften auftreten. Dann ist sehr viel möglich."

Ob er diesen Mut in der Vergangenheit bisweilen vermisst habe? "Das kann ich schwer beurteilen, dafür war ich zu weit weg, aber auch Rapid ist letztes Jahr weitergekommen, auch die Austria hat in der Gruppenphase immer relativ viele Punkte gemacht und ist knapp gescheitert. Der österreichische Fußball muss sich nicht kleiner machen, als er ist. Es schaut vielleicht durch die Stadien nicht so aus wie in Deutschland. Aber vom Fußballerischen her, glaube ich, brauchen wir uns überhaupt nicht verstecken."

Kofler hat nach dem Roma-Spiel seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass sich der WAC regelmäßiger für das internationale Geschäft qualifizieren kann. Dass Highlights wie das 4:0 in Gladbach oder das 1:1 gegen die Roma im Lavanttal Lust auf mehr machen, versteht sich von selbst.

Laut Liendl müsse man diese Erfolge zwar richtig einordnen, gleichzeitig jedoch dadurch auch etwas Nachhaltiges entstehen lassen:

"Von diesen Erfolgen, die wir momentan feiern, müssen wir einfach auch in den nächsten Jahren zehren. Ich hoffe und bin davon überzeugt, dass der Verein das ganz gut machen wird. Dann denke ich schon, dass wir in den nächsten Jahren immer wieder ein Wörtchen mitreden können. Es ist nach wie vor keine Pflicht für uns, aber mittlerweile ist der Anspruch schon so, dass wir zumindest in die Meistergruppe kommen wollen und dort auch hingehören."

Kommentare