Endstand
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Wie Köhn Salzburg "wieder einmal den Arsch rettete"

Der Schweizer hexte die Mozartstädter wieder einmal zum Sieg und bekommt sogar von Jose Mourinho Lob ab.

Wie Köhn Salzburg Foto: © GEPA

"Ich habe mir gedacht: Wow, Philipp, du hast uns wieder einmal den Arsch gerettet", erklärt Amar Dedic unverblümt auf die Frage, was nach ziemlich genau 80 Spielminuten am Donnerstag in der Red Bull Arena durch seinen Kopf ging.

Der Bosnier beobachtete zu diesem Zeitpunkt, wie Philipp Köhn nach einem Abschluss von Andrea Belotti aus kürzester Distanz einen absoluten Weltklasse-Reflex auspackte, die Kugel an die Latte lenkt und damit zu einem der Matchwinner der Mozartstädter im Europa-League-Zwischenrunden-Hinspiel gegen die AS Roma avancierte (Spielbericht>>>).

Der 24-jährige Schweizer ermöglichte den Mozartstädtern im Herbst mit vielen Glanzparaden in der Champions League den Umstieg in die Europa League und musste gegen die Roma bereits in Halbzeit eins zwei Top-Saves gegen zunächst Tammy Abraham und anschließend bei einem missglückten Klärungsversuch von Dedic hinlegen.

"Ich bin extrem glücklich darüber, wie das Spiel gelaufen ist, dass wir über 90 Minuten die Null gehalten und vorne ein super Tor geschossen haben. Jetzt haben wir eine super Ausgangslage und freuen uns auf das Rückspiel", strahlt Köhn nach Schlusspfiff.

Köhn widmet Glanzleistung ganzem Torwartteam

Den Umstand, dass der stets bescheidene und oftmals etwas schüchtern wirkende Schweizer den Mozartstädter Sieg dank seiner tollen Leistung überhaupt erst möglich machte, muss man ihm beinahe aus der Nase ziehen.

Was ist ihm bei seinen Top-Paraden durch den Kopf ging? "Sowas realisiert man erst nach dem Spiel, es ist einfach ein geiles Gefühl, bei so einem Zwischenstand die Null zu halten. Die Parade kurz vor Schluss war zu 50 Prozent Kontrolle, zu 50 Prozent gehört aber auch Glück dazu, dass der Ball so kommt. Aber wir trainieren tagtäglich unsere Position. Dass uns dann als Torwartteam so einer gelingt, freut uns alle", teilt Köhn seinen besonderen Moment mit seinen Ersatzleuten Adam Stejskal und Alexander Walke sowie Torhüter-Trainer Herbert Ilsanker.

So geizig der Schweizer WM-Teilnehmer mit Eigenlob umgeht, so fleißig rühmen in seine Mitspieler und sein Trainer:

Dedic findet etwa, "dass Phillipp ein wichtiger Mann für uns ist, der uns mit seinen guten Paraden viel Sicherheit gibt"; für Coach Matthias Jaissle "ist es schön zu sehen, wie Philipp sich sich entwickelt hat, nicht nur als Tormann, sondern auch als Persönlichkeit. Er gibt der Mannschaft unglaublichen Rückhalt, seine Ausstrahlung am Platz ist sensationell, deswegen gibt es ein Riesenlob an ihn."

Selbst von Mourinho gibt es Lob

Und - man möge es kaum glauben - auch Roma-Coach Jose Mourinho zieht vor Köhn den Hut. Der Portugiese, der ansonsten keine allzu hohe Meinung von Salzburgs Leistung vertrat, erklärt angesprochen auf den Schweizer:

Salzburgs Torwart hat den Ball fast nur bei Abstößen berührt, aber wenn er etwas zu tun hatte, hat er sehr gut gehalten.

Jose Mourinho

Allzu genau dürfte "The Special One" allerdings nicht aufgepasst haben, denn ausgerechnet Abstöße trat Köhn an diesem Abend (fast) keine. Stattdessen übernahm Strahinja Pavlovic dies für ihn und eröffnete das Spiel bei Mozartstädter Abstößen ein ums andere Mal flach. Einzig den allerletzten Torabschlag, bereits tief in der Nachspielzeit, drosch Köhn schlussendlich hoch und weit nach vorne.

Was hinter der durchaus ungewöhnlichen Abstoßvariante steckt? "Das müsst ihr selbst herausfinden", schmunzelt Köhn vor versammelter Journalisten-Runde nach der Partie.

Sein Coach sorgt schließlich für Aufklärung: "Das war eine taktische Glanzleistung", scherzt Jaissle zunächst, nur um dann doch eine ernsthafte Antwort zu geben: "Wir haben uns was überlegt, um dem Pressing zu entgehen. Deswegen sah die Spieleröffnung heute so aus."

Jaissle über zweiten Matchwinner Capaldo: "Balsam für die Seele"

Durchaus als taktische Glanzleistung geht indes die erstmalige Startelf-Nominierung von Nicolas Capaldo seit vier Monaten durch.

Der Argentinier fehlte den Mozartstädtern von Anfang Oktober 2022 bis zur Winterpause mit einer Knieverletzung, konnte zum Frühjahrsstart nicht sofort seinen Stammplatz zurückerobern und besiegelte zu allem Überfluss auch noch das ÖFB-Cup-Aus der "Bullen" gegen Sturm Graz mit einem kläglich vergebenen Elfmeter.

Dennoch setzte Jaissle beim Spiel gegen die Roma sein Vertrauen in die südamerikanische Pressing-Maschine - und Capaldo zahlte es mit dem Siegtor zurück.

Der Deutsche dazu: "Zunächst ist es mal richtig schön, ihn nach der Verletzungspause wieder auf dem Platz zu haben. So ein Tor in so einem Spiel wie heute ist natürlich Balsam für die Seele. Es gehört dazu, dass man mal einen Elfmeter verschießt, dafür reißt ihn keiner den Kopf ab."

Glücklicherweise hat das tatsächlich niemand getan, war doch der Kopf genau das Körperteil, mit welchem Capaldo sein Goldtor gegen die Roma erzielte...

Capaldo ließ ganze Familie einfliegen

"Ich bin sehr froh, dass ich gespielt habe und wenn man dann trifft, ist es noch schöner. Meine ganze Familie, meine Mama, meine Freundin und meine Schwester sind extra aus Argentinien gekommen. Da ist sehr schön, wenn man so einen Abend mit einem Tor und einem Sieg abschließt", strahlt der 24-Jährige nach der Partie bei "Sky".

Wenn es nach Capaldo selbst gegangen wäre, wäre er zum Zeitpunkt des Siegtreffers gar nicht mehr auf dem Feld gestanden. Nach einer weiteren intensiven Laufleistung waren beim kilometerfressenden Mittelfeldspieler die Kräfte am Ende.

"Der Trainer hat mich am Ende auf den Platz gelassen, obwohl ich schon ein bisschen müde war. Zum Glück habe ich noch getroffen. Der Trainer hat die richtige Entscheidung getroffen", gibt Capaldo Jaissles Komplimente zurück.

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