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Der Tag, an dem Sturm die Meisterschaft verspielte

1981 trennte Sturm nur ein Sieg vom ersten Meisterteller, doch die Grazer scheiterten im letzten Spiel. Walter Hörmann erinnert sich und blickt in die Zukunft.

Der Tag, an dem Sturm die Meisterschaft verspielte Foto: © GEPA

Es war alles angerichtet, als der SK Sturm am 20. Juni 1981 in der 36. und letzten Runde zuhause in Liebenau auf den SK Rapid traf. Ausgerechnet nach einem 2:2 gegen den LASK steuerten die "Blackys" auf den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte zu.

Doch es kam anders: Rapid entpuppte sich als Partycrasher und machte mit einem 4:1-Sieg ausgerechnet die Wiener Austria zum österreichischen Fußballmeister.

Grün-Weiß zerstörte schwarz-weißes Märchen

Für den damals 20-jährigen Walter Hörmann war es die erste Saison im Profi-Fußball, die mit einem bitteren Moment endete: "Wir haben mit einer super Mannschaft eine super Saison gespielt. Im letzten Spiel vor 22.000 Zuschauern hätten wir gewinnen müssen, um Meister zu werden. Rapid hat einen Punkt für den UEFA-Cup gebraucht. Das war das Problem." 

Für Sturm unter Trainer Otto Baric begann die Partie denkbar schlecht. In der 38. Minute brachte Christian Keglevits Rapid in Führung, kurz nach Wiederanpfiff erhöhte Rechtsverteidiger Bernd Krauss auf 2:0 (48.). Eine Minute später konnte Bozo Bakota per Elfmeter noch einmal verkürzen. Hoffnung keimte auf.

Doch diese hielt nicht lange an. Nach etwa einer Stunde wurde Mittelfeldmann Hörmann ins Spiel geworfen. Der Youngster konnte aber nur noch zusehen, wie Keglevits mit seinem zweiten Tor für die Vorentscheidung (67.) und abermals Krauss für die Entscheidung (88.) sorgten. 

Was waren die Gründe für die Niederlage im entscheidenden Moment? Hörmann: "Ein, zwei Spieler haben vielleicht nicht die richtige Form gehabt." An der mentalen Komponente ist es laut dem Steirer wohl nicht gelegen.

Weil die Austria zeitgleich in Wien ausgerechnet gegen Sturms Stadtrivalen GAK mit 6:1 gewann, musste der Meisterteller verspätet von Graz in die Bundeshauptstadt geliefert werden. Ein Umstand, der den damaligen GAK-Torhüter Savo Ekmecic in Wien-Favoriten jubeln ließ. Als Rache griffen Sturm-Fans angeblich Ekmecics Auto in Graz an. 

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Vizemeister musste Meistersekt trinken

Nach dem Spiel herrschte im Lager der Grazer "riesen Frust", erinnert sich Walter Hörmann. Die Meisterfeier wurde schon vorab geplant, sogar der Meisterteller stand in Graz zur Übergabe bereit:

"Es gab damals schon einen Sekt mit einem Meister-Etikett. Nach der verspielten Meisterschaft haben wir diesen Sekt in unserem Klublokal getrunken. Das war nicht sonderlich lustig."

Dort saß die Mannschaft um Legenden wie Walter Saria, Heinz Schilcher, Gernot Jurtin und Bozo Bokota gemeinsam mit ihren Fans und analysierte die entscheidende Niederlage. 

Obwohl die vertane Meisterschaft für den damals 20-jährige Hörmann ein Rückschlag war, kann der heute 62-Jährige viele Jahre danach deutlich gelassener auf die Sache zurückblicken: "Es war eine super Saison. Wir haben nicht unbedingt versagt."

Als Sturm in der ersten Runde der nächsten Saison mit einem 4:2-Sieg über Rapid zumindest eine kleine Revanche gelang, musste Walter Hörmann ganze zehn Jahre auf seinen ersten Meistertitel warten. Nach einem Wechsel zu St. Gallen gelang Hörmann der erste Titel in Österreich 1989 mit der Wiener Austria.

Im Finale des österreichischen Cups konnten die "Veilchen" Stadtrivalen Rapid erst in der Verlängerung mit 3:1 besiegen. In der Saison 90/91 war es dann aber auch mit dem Meisterteller so weit: In einem Herzschlag-Finale feierte Hörmann mit der Wiener Austria dank eines späten 2:2 bei der Admira seinen ersten Meistertitel.

Robert Ibertsberger, Walter Hörmann, Heribert Weber und Gerhard Struber nach dem Sieg gegen Rapid und dem Gewinn der Meisterschaft für Austria Salzburg 1997 (v.l.n.r.).
Foto: © GEPA

Hörmann: "Der letzte Schritt ist immer der schwerste"

Ähnlich spannend ging es auch ein Jahr später weiter. Im Juni 1992 besiegte der heute 62-Jährige mit seiner Mannschaft im letzten Meisterschaftsspiel den direkten Verfolger aus Salzburg vor 40.000 Zuschauern im Wiener Prater mit 2:1 und krönte sich abermals zum österreichischen Fußballmeister. Drei Tage später holten sich die "Veilchen" nach einem 1:0 gegen die Admira auch noch den Cup-Titel und fixierten damit das Double.

Dennoch übersiedelte Hörmann noch im selben Sommer wieder nach Graz und wurde mit den "Blackys" unter Ivica Osim 1996 Cupsieger.

Danach ging es für den 15-fachen österreichischen Nationalspieler zu Austria Salzburg, wo er 1997 seinen letzten Meistertitel feierte. Im Jahr 2000 hing der gebürtige Feldbacher beim DSV Leoben seine Fußballschuhe an den Nagel. 

Die Sturm Graz- und Austria Wien-Legende hat Erfahrung mit entscheidenden Spielen: "Es ist im Kopf nie einfach, den letzten Schritt zu machen. Da braucht man einige Führungsspieler und muss fokussiert bleiben." 

Doch wie geht man am besten mit der Nervosität und dem mentalen Druck um? Hörmann: "Entscheidend ist, unter der Woche alles im ganz gleichen Rhythmus zu machen. Die Spieler haben ein familiäres Umfeld, da rufen einen auch alle an. Das muss man ausblenden."

 

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Noch nicht pensionsreif

Nach der aktiven Karriere folgten Trainer-Stationen unter anderem bei der Wiener Austria, dem FC Vaduz, sowie dem Nationalteam Liechtensteins und Austria Salzburg, ehe Hörmann 2007 als Sportdirektor zu Sturm Graz zurückkehrte. 

Sein letztes Engagement als Coach liegt zwölf Jahre zurück: Damals war der Steirer Trainer des TSV Hartberg. Seitdem arbeitet Hörmann bei der Akademie Steiermark, die mit Sturm Graz kooperiert.

Auch wenn der 62-Jährige langsam in ein Pensionsalter kommt, will er noch nicht aufhören. Beim steirischen Landesverband fühlt sich Hörmann sichtlich wohl, kann sich aber auch vorstellen, in Zukunft noch für einen Profiklub zu arbeiten und seine Expertise einzubringen.

Walter Hörmann ist Sturm weiterhin verbunden. Hier zu sehen allerdings als gegnerischer Trainer des TSV Hartberg beim Cup-Viertelfinal-Erfolg der Oststeirer in Graz 2012.
Foto: © GEPA

"Ich denke, Sturm wird es schaffen"

Zurück in der Gegenwart: 43 Jahre nach der verspielten ersten Meisterschaft kann Sturm am Sonntag im Heimspiel gegen Austria Klagenfurt (ab 17 Uhr im LIVE-TICKER>>>) zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte Meister werden. Mit einem Sieg ist der erste Platz für die Grazer fix, wenn Serienmeister Salzburg gegen den LASK nur remisiert, könnten sich die "Blackys" sogar eine Niederlage erlauben.

Wer wird Meister? Der Tabellenrechner zur ADMIRAL Bundesliga >>> 

Sturm-Legende Walter Hörmann ist sich "ziemlich sicher", dass Sturm das schaffen wird, warnt aber auch vor Austria Klagenfurt: "Die spielen auch vor 15.000 Zuschauern, sind unbelastet und wollen das Spiel auch gewinnen, um den fünften Platz zu fixieren. Aber das ist ja das Schöne am Fußball, dass man nie weiß, wie ein Spiel ausgeht."

Sollte Sturm das große Ziel erreichen, sind die Grazer der erste Meister seit 2013, der nicht aus Salzburg kommt und sogar der erste Nicht-Salzburger Double-Sieger seit 2006. In beiden Fällen war es die Wiener Austria, die dieses Kunststück zuletzt vollbrachte.

Ein besonderer Triumph, den Sturm- und Austria-Legende Walter Hörmann 1992 auch mit den "Veilchen" einfahren konnte: "Es ist wunderschön, wenn man ein Double gewinnt. Das ist etwas Bleibendes."

 

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