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Salzburgs Matchplan für den großen Showdown

Marco Rose spricht vor dem Duell um den Einzug ins Europa-League-Finale:

Salzburgs Matchplan für den großen Showdown Foto: © GEPA

"Ein schnelles 1:0 und ein spätes 3:0."

So lautet für Salzburg-Trainer Marco Rose der perfekte Matchplan für das Halbfinal-Rückspiel in der UEFA Europa League gegen Olympique Marseille am Donnerstag (21:05 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker) in der ausverkauften Red-Bull-Arena.

Der 41-jährige Deutsche weiß freilich, dass das schwieriger zu bewerkstelligen ist, als es über die Lippen zu bringen. Klar ist, dass Salzburg wieder einen Zwei-Tore-Rückstand wie gegen Lazio Rom aufholen muss.

"Wir kennen unsere Situation, wissen, dass es nicht einfach ist, aber nehmen sie an. Wir wollen alles tun, dass wir hier wieder einen speziellen Abend draus machen. Dafür haben wir auch eine Idee und glauben dran. Wir werden uns sicher nicht geschlagen geben", gibt sich Rose kämpferisch, als er einen Tag vor dem Showdown über die Partie spricht.

Dieses Mal wohl kein System-Wechsel

"Wir haben das Gefühl, dass wir gut vorbereitet sind und eine gewisse Frische mitbringen. Wir wollen das Ding bis zur letzten Minute offen halten und dann für uns entscheiden", erklärt Rose, der weiß, auf was es ankommt.

"Wir brauchen viel Vertrauen in die eigene Stärke, brauchen Offensivpower, weil wir zwei Tore schießen müssen, aber auch einen kühlen Kopf, weil jedes Gegentor bedeutet, dass wir das eine oder andere Tor mehr machen müssen - was aber auch drin ist."

Beim Rückspiel gegen Lazio änderten Rose und sein Betreuer-Team das System und spielten in einem 4-3-3. Dieses Mal dürfte dieselbe Grundordnung wie in Marseille auf dem Platz zu sehen sein, auch weil die Leistung in Südfrankreich stimmte.

"Wir hatten schon das Gefühl, dass wir im Hinspiel gute Lösungen gefunden haben. Da haben wir jetzt noch an ein paar Dingen gearbeitet und werden sicherlich wieder eine gute Idee haben und auch erfolgreich sein", so Rose, der dabei auch konkret wird.

Flügel stutzen, Fouls vermeiden

"Marseilles Stärken liegen in jedem Fall in ihrem Offensivspiel, in ihrem Flügelspiel. Dort schaffen sie immer wieder Überzahl-Situationen. Wenn sie es nicht auf einer Seite schaffen, verlagern sie flach oder hoch, um in 1:1-Situationen zu kommen. Dort haben sie hohe individuelle Qualität. Sie haben viel Tempo in ihrem Offensivspiel, defensiv sind sie robust und haben Erfahrung."

Offensiv gilt es vor allem die Schlüsselspieler Florian Thauvin (41 Saison-Scorerpunkte) und Kapitän Dimitri Payet (31) in Schach zu halten, in der Sturm-Spitze dürfte Valerie Germain gegenüber dem Hinspiel für den fraglichen Konstantinos Mitroglou ran dürfen.

Vielleicht besser so: Denn der Grieche erzielte für sein Nationalteam beide Treffer beim 2:0 im Test in Salzburg anno 2013.

Marseille könnte laut Rose anders auftreten als im Hinspiel: "Wir können uns vorstellen, dass sie ihre Grundordnung ändern und hinten mit fünf spielen. Das haben sie zwei Mal gegen Leipzig gemacht. Auch darauf sind wir vorbereitet, auch dafür haben wir eine Idee. Wir nehmen den Gegner, so wie er kommt, verlassen uns dabei auf unsere Qualität und werden sicher gut vorbereitet sein."

Trainer Rudi Garcia könnte also wie gegen Leipzig auf ein 3-4-2-1 setzen. Im üblichen 4-2-3-1 spielt Garcia wohl mit Thauvin und Lucas Ocampos auf den Flügeln, Freigeist Dimitri Payet verlagert sein Spiel dorthin, wo Marseille Ballbesitz hat.

Wichtig wird sein, nicht mehr so viele Freistöße wie in Marseille zu verursachen. Die Franzosen nutzten früh im Spiel die vielen zugesprochenen Freistöße zum 1:0, weil Payet einfach ein begnadeter Freistoß-Schütze ist.

Marseille nicht fit?

Am Ende wurde es ein 0:2. Das Wissen, schon einmal so einen Rückstand gedreht zu haben, hilft laut Rose nur bedingt.

"Beim Anpfiff hilft uns das nicht, wir müssen das ja wieder machen und dementsprechend handeln. Es hilft dir allerdings, wenn du weißt, dass du schon außergewöhnliche Dinge geschafft hast. Das haben wir im Hinterkopf, aber wir müssen anpacken."

Möglicherweise geht es am Donnerstagabend über 90 Minuten oder auch über 120 Minuten inklusive Elferschießen. Dass Marseille körperlich nicht so fit sei wie in französischen Medien kolportiert, glaubt der Salzburg-Trainer indes nicht.

"Sie haben viele Spiele in den Knochen, sogar eines mehr als wir. Dann werden sie irgendwann müde. Aber in einem Halbfinale spielt das nur eine untergeordnete Rolle. Hinten raus werden beide Teams extrem beißen und versuchen, ihr Ziel zu erreichen.“

Zusatz: "Wir selbst müssen 90 oder 120 Minuten an uns glauben und alles raushauen, was drin ist, weil wir wissen um die Verantwortung. 30.000 Zuschauer kommen ins Stadion, wir wollen ihnen etwas bieten."

Plus: Wer weiß, wann sich so eine Chance für die Spieler, in ein Europacup-Finale einzuziehen, wieder bietet.

Wer wird spielen?

Bleibt die Frage: Wer darf bei Salzburg von Beginn an spielen? "Bis hierhin sind alle gesund. Kleinere Blessuren gibt es, aber alle scheinen einsatzbereit sein. Wir haben immer schon grundsätzlich eine Aufstellung im Kopf, aber die muss nicht in Stein gemeißelt sein. Es gibt immer Positionen, bei denen wir noch eine Nacht drüber schlafen, nachdenken und dann diskutieren", erklärt Rose, dessen Startelf zu etwas mehr als 80 Prozent stehen dürfte.

Vielleicht wird aber noch eine Nacht darüber geschlafen, ob letztlich der kompaktere Xaver Schlager oder der torgefährlichere Hannes Wolf als Zehner starten oder der zuletzt formschwache Hee Chan Hwang oder Fredrik Gulbrandsen von Beginn weg neben Munas Dabbur stürmen soll.

Wie auch immer Rose und sein Team sich entscheiden, die Spieler erfahren es zu keiner feststehenden Zeit. Wolf erfuhr etwa vergangenen Donnerstag erst drei Stunden vor dem Hinspiel, dass er in der Startelf steht. "Das handhaben wir unterschiedlich. Manchmal erfahren Spieler das bereits einen Tag vorher, manchmal erst in der Team-Sitzung. Da reagieren wir flexibel, so wie wir es richtig empfinden", sagt Rose. Letztlich ist es auch egal, wer das frühe 1:0 und das späte 3:0 erzielt.

Red Bull Salzburg - Olympique Marseille (Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 21.05 Uhr, SR Sergej Karasev/RUS). Hinspiel 0:2 - Sieger im Finale am 16. Mai in Lyon gegen Arsenal oder Atletico Madrid.

Salzburg-Ersatz: Stankovic - Onguene, Pongracic, Farkas, Wolf, Yabo, Minamino, Gulbrandsen, Mwepu

Es fehlt: Keiner.

Marseille-Ersatz: Mandanda - Abdennour, Sertic, Kamara, Bedimo, Zambo, Anguissa, Ocampos, Njie

Es fehlt: Sakai (Bänderzerrung Knie)

Fraglich: Mitroglou (Ischias)


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