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Ritzmaier: "Niederlande war ein mentaler Test"

Das erwartet den LASK, das den WAC - und was Niederlande von Österreich trennt:

Ritzmaier:

Wären die Dinge anders gelaufen, vielleicht würde Marcel Ritzmaier nicht mit dem Wolfsberger AC in der UEFA Europa League aufzeigen - in dieser Woche wäre er dennoch im Fokus.

Denn während der WAC, seit etwas mehr als einem Jahr Arbeitgeber des nun 26-jährigen Mittelfeldspielers, am Donnerstag bei Basaksehir Istanbul antreten muss, gastiert der zweite rot-weiß-rote EL-Starter, der LASK, bei seinem ehemaligen Stammverein PSV Eindhoven, von dem auch Leihen zu anderen Eredivisie-Klubs ausgingen.

Nicht nur deswegen ist der gebürtige Steirer ein guter Gesprächspartner, um sich auf die Europacup-Auftritte einzuschießen. Der Ex-Legionär weiß über den eigenen Erfolgsschlüssel ebenso Bescheid, wie über die kommende Aufgabe der Linzer Mitstreiter um Fünfjahreswertungs-Punkte.

Und als Stammspieler bei einem der drei sportlich heißesten österreichischen Klubs - vier Tore in 14 Pflichtspielen stehen zu Buche - ist seine Motivation am Brodeln, sich vielleicht doch einmal ins ÖFB-Aufgebot von Franco Foda zu spielen.

Im LAOLA1-Interview berichtet Ritzmaier über die EL-Aufgaben des WAC und des LASK, die Charakteristik seines Ex-Vereins PSV, klare (Ausbildungs-)Unterschiede zwischen den Niederlanden und Österreich und warum ein Wechsel zur Wiener Austria überhaupt kein Thema war.

LAOLA1: Vor der nächsten Europa-League-Aufgabe, Basaksehir, gab es am Sonntag ein intensives Spiel bei Rapid. Wie lässt sich das Spiel als Generalprobe einschätzen?

Marcel Ritzmaier: Es war wichtig, dass wir mal auf so einen Gegner treffen. Dass wird uns als Mannschaft weiterbringen und weiterentwickeln, jetzt wissen wir, wie wir mit solchen Situationen umgehen müssen. Wenn man den türkischen Fußball ein bisschen kennt, geht der auch in die Richtung.

LAOLA1: Basaksehir ist die große Unbekannte in eurer EL-Gruppe. Mit Robinho, Demba Ba und Arda Turan, um nur einige zu nennen, gibt es dennoch klingende Namen im Aufgebot. Was wisst ihr über die Mannschaft?

Ritzmaier: Bis jetzt haben wir eigentlich nicht viel über sie erfahren. Wir schauen von Spiel zu Spiel, daher ist es jetzt die Aufgabe des Staffs, uns die Mannschaft noch vorzustellen. Fredrik Gulbrandsen war letztes Jahr bei Salzburg, Cheikhou Dieng bei Wacker Innsbruck. Sie haben Qualität, aber wir müssen auf uns schauen. Ich glaube, dass bei Gladbach und der Roma auch sehr namhafte Spieler sind, und auf diese Spiele haben wir uns vorbereitet wie auf jedes andere, das war ganz gut so. Wir dürfen nicht zuviel über den Gegner reden, wir müssen schauen, dass wir unsere Leistung auf den Platz bringen, dann ist alles möglich.

LAOLA1: Eure ersten beiden EL-Auftritte haben euch ins Rampenlicht gerückt. Was lässt sich mit etwas zeitlichem Abstand über diese Partien sagen?

Ritzmaier: Wir haben gezeigt, dass wir uns nicht kleiner machen müssen als wir sind. Wir haben Qualität in unseren Reihen. Es ist eine geile Erfahrung, gegen solche Mannschaften spielen zu dürfen. Respekt ist da, aber keine Angst. Das hat man auch in den Spielen gesehen. Jetzt steigen die Erwartungen von außen ein bisschen an, aber in der Mannschaft sind wir am Boden geblieben, wollen das auch bleiben und nichts großartig anders machen.

LAOLA1: Der Wechsel von Christian Ilzer auf Gerhard Struber ist sehr reibungslos verlaufen. Was sind die Kleinigkeiten, die Struber neu in die Mannschaft reingebracht hat? Und was hat er von vorher adaptiert?

Ritzmaier: Der Großteil der Mannschaft ist gleich geblieben. Wir haben vereinzelt Spieler dazubekommen, die die Qualität nochmal gehoben haben. Der Trainer hat eine klare Idee und Herangehensweise, und weiß, diese auf jeden einzelnen Spieler zu übertragen. Details sind entscheidend. Und unser Zusammenhalt ist ein wichtiger Faktor.

LAOLA1: Für dich ist es eine besondere Europacup-Woche, weil parallel zu euch der LASK bei deinem Ex-Verein PSV Eindhoven antreten muss. Was wird den LASK in etwa erwarten?

Ritzmaier: Der LASK braucht sich auf keinen Fall zu verstecken. PSV ist eine gute, junge Mannschaft, die unter Mark van Bommel nicht den typischen niederländischen Fußball mit viel Ballbesitz spielt. Sie probieren schon auch, den Gegner hoch anzupressen. Van Bommel setzt sehr auf die mentalen Kompetenzen seiner Mannschaft. Nie aufzugeben ist sein Motto, das hat er von seinen Spieler-Stationen mitgenommen. Sie sind international noch nicht so präsent gewesen, aber mit Van Bommel ist ein guter Entwicklungsweg eingeschlagen worden.

LAOLA1: Der LASK hat Aufgaben in einer ähnlichen Größenordnung in diesem Jahr schon sehr gut bewältigt.

"In der Zeit, als ich es fast geschafft hätte, ist ein anderer Trainer gekommen. Spieler wie Kevin Strootman, Dries Mertens, Georginio Wijnaldum, die sind alle zum Verein gestoßen. Jetzt im Nachhinein, wenn man sieht, wo diese Spieler spielen - da wird es als Junger eben auch sehr schwer, sich durchzusetzen."

Über die Gründe, sich bei PSV nicht durchzusetzen

Ritzmaier: Der LASK hat gezeigt, dass er gegen internationale, große Gegner sehr gut drauf sein kann. Sie spielen in Eindhoven, natürlich sind die Fans da auch dahinter. Aber sie haben in Lissabon schon bewiesen, dass ihnen das nichts ausmacht. Beide Mannschaften werden mit offenem Visier agieren, es wird Hin und Her gehen - für den Zuschauer schön anzusehen. Ich hoffe für den LASK, dass sie etwas mitnehmen.

LAOLA1: Du hast ein paar Jahre in den Niederlanden verbracht, was hast du aus der holländischen Schule mitgenommen, was du in Österreich so nicht lernen hättest können? Und wo unterscheiden sich die beiden Schulen am stärksten?

Ritzmaier: In Österreich wird viel mehr auf das körperliche Spiel und auf die Taktik hinter diesem Bereich geschaut. In Holland ist die Herangehensweise eher "technisch-taktisch". Situationen sollen herausspielend gelöst werden. Da muss der Torwart schon wie ein Feldspieler agieren. In Sachen Ballbehandlung wird man früh geschult, das Spiel zu lesen und immer nach vorne zu spielen, das wird dir von oben mitgegeben. Das war schon sehr prägend.

LAOLA1: Man kann dir viel Durchhaltevermögen in den Niederlanden attestieren, für dich ist es nicht immer rund gelaufen, dennoch warst du lange zugegen. Würdest du im Nachhinein alles positiv einordnen, oder hätte es bessere "Weg-Gabelungen" gegeben?

Ritzmaier: Die Niederlande gelten als eines der besten Ausbildungsländer. Auch in der Zeit, in der es gerade nicht so gelaufen ist, habe ich immer versucht, positive Dinge mitzunehmen. Es war für mich auch ein mentaler Test. Aber ich glaube, ich habe immer das Beste daraus gemacht und mich nicht nur als Fußballer sehr gut weiterentwickelt sondern auch auf der menschlichen Seite.

"In Österreich schätze ich sehr, dass fast überall Naturrasen-Plätze sind. In den Niederlanden waren drei Viertel der Plätze mit Kunstrasen. Ich finde überhaupt nicht, dass wir da irgendwo hinterherhinken, man kann die beiden Ligen auf ein ähnliches Level einschätzen - wenn nicht die österreichische Bundesliga sogar ein bisschen besser abschneidet."

Über Unterschiede Österreich-Niederlande

LAOLA1: Mit knapp eineinhalb Jahren Abstand: Was waren die konkreten Punkte, die aus deiner Sicht zum Durchbruch dort gefehlt haben?

Ritzmaier: Man ist immer abhängig von Trainern, von Mitspielern. In der Zeit, als ich es fast geschafft hätte, ist ein anderer Trainer gekommen. Spieler wie Kevin Strootman, Dries Mertens, Georginio Wijnaldum, die sind alle zum Verein gestoßen. Jetzt im Nachhinein, wenn man sieht, wo diese Spieler spielen - da wird es als Junger eben auch sehr schwer, sich durchzusetzen. Nichtsdestotrotz habe ich auch von denen gelernt.

LAOLA1: Die Niederlande haben einige Weltklasse-Spieler, aber die Liga selbst - abgesehen von den Großklubs - lässt sich gar nicht so weit von der österreichischen Liga entfernt einordnen, wenn man sich etwa die Fünfjahres-Wertung ansieht. Du kennst auch die kleineren Vereine - wo lassen sich Parallelen ziehen und worin begründet sich das Gefälle?

Ritzmaier: Natürlich ist es vor allem eine finanzielle Sache. Die Unterschiede von den großen zu den kleinen Vereinen sieht man vor allem in der Infrastruktur. Ein Beispiel: In Österreich schätze ich sehr, dass fast überall Naturrasen-Plätze sind. In den Niederlanden waren drei Viertel der Plätze mit Kunstrasen. Ich finde überhaupt nicht, dass wir da irgendwo hinterherhinken, man kann die beiden Ligen auf ein ähnliches Level einschätzen - wenn nicht die österreichische Bundesliga sogar ein bisschen besser abschneidet.

LAOLA1: Gab es im Sommer eine konkrete Überlegung, mit Christian Ilzer zur Austria zu gehen? Wenn man sich die Lage beider Vereine ansieht, war ein Verbleib wohl die richtige Entscheidung.

Ritzmaier: Für mich war das nie ein Thema, da ich mich hier in Wolfsberg sehr wohl fühle und natürlich der Großteil der Mannschaft geblieben ist. Das war auf jeden Fall das richtige.

LAOLA1: Nicht nur in der Europa League, auch in der Bundesliga bist du ein Stammspieler. Wie betrachtest du deine momentane Rolle und wie schaut die Lage des WAC allgemein aus, was die Mannschaft betrifft?

Ritzmaier: Ich fühle mich wohl, die Mannschaft und das Trainer-Team schenken mir Vertrauen, das will ich mit meinen Leistungen zurückzahlen. Wenn man als Mannschaft über ein Jahr zusammen spielt, haben sich die Automatismen schon so ein bisschen eingespielt. Jeder weiß, was der andere will. Auch das System spielen wir schon fast zwei Jahre, das macht alles ein wenig einfacher. Wir haben sehr viel Selbstvertrauen aus den letzten Spielen mitgenommen und werden alles dafür tun, um uns als Mannschaft weiterzuentwickeln.

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