These: Egal ob offensiv oder nicht: Peter Stögers Fußball war schon bei anderen Vereinen erfolgreich, also warum nicht auch bei Rapid?
René Mersol:
Ohne Peter Stöger mit Franco Foda vergleichen zu wollen – beide sind unterschiedliche Trainertypen und Charaktere –, erinnert die Situation doch ein wenig an die Zeit des Deutschen als ÖFB-Teamchef.
Warum die Spielidee eines Trainers nicht wie gewünscht umgesetzt wird, hat immer mehrere Gründe. Auffällig ist jedoch: Stöger holt aus dem vorhandenen Potenzial bislang nicht das Mögliche heraus. Und er stellt Gegner, die man durchaus auf Augenhöhe sehen kann, als Favoriten dar.
Es stünde Rapid gut zu Gesicht, sich nicht ständig kleiner zu machen, als man ist. Vor dem Spiel am Wochenende gegen Sturm Graz geschah genau das erneut: Stöger erklärte ein alles andere als frisches Sturm zum klaren Favoriten – obwohl beide Teams auf dem Papier über ähnliche Qualität verfügen. Seine Mannschaft agierte bis zum Ausgleich (wieder einmal) unsicher und zögerlich. Das macht Rapid ausrechenbar.
Dabei verfügen die Hütteldorfer über genügend Qualität, um in Österreich alles zu erreichen – aber nicht mit dieser Mentalität der Selbstverkleinerung.
Johannes Hofer:
Peter Stöger ist ein Meister der Pragmatik. Beim Blick auf die Tabelle halte ich es rein faktisch zumindest steil, Stöger (noch) nicht als erfolgreich darzustellen. Platz zwei in der Liga täuscht aber zweifelsohne über die mauen Leistungen der Hütteldorfer im Oktober hinweg. Fünf Niederlagen en suite wurden zuletzt aber mit drei Siegen in Folge Stück für Stück vergessen gemacht.
Die immer wieder angekündigte Schwächeperiode scheint vorüber – vor allem der Sieg gegen Sturm muss Auftrieb geben. Dass sich Rapid in den vergangenen Spielen immer wieder in Selbstverkleinerung geübt hat, darf als geglücktes Stilmittel gesehen werden. Dennoch sollte es nicht der alltägliche Anspruch eines möglichen Meisterkandidaten sein, im Cup dem Zweitligisten St. Pölten über weite Strecken das Spiel zu überlassen. Aber auch dieser Schachzug war wohl Teil des pragmatischen Playbooks von Stöger.
These: Wenn Salzburg in der Europa League nicht ohne Punkte ausscheiden will, dann ist das Spiel gegen die Go Ahead Eagles die letzte Chance, in dieser Ligaphase anzuschreiben.
Johannes Hofer:
Seien wir ehrlich: Die bisherigen Auftritte der Salzburger waren mit Ausnahme der Leistung gegen Porto beschämend.
Die hohe Zeit ist aktuell vorüber. Dennoch bleibt die Frage: Wo war die Leistung? In der Liga ist der ehemalige Serienmeister wieder an die Tabellenspitze geschlichen und zudem greifen schön langsam auch Neuzugänge wie Clement Bischoff. Nach einem schleppenden Start wurde er zuletzt im Cup und gegen Ried zweimal zum Matchwinner.
Beim Blick auf die restlichen Gegner Bologna, Freiburg, Basel und Aston Villa ist das Spiel gegen den niederländischen Cupsieger zweifelsfrei die einfachste Aufgabe.
Zumindest auf dem Papier. Aber Vorsicht ist geboten. Die Adler konnten schon gegen Panathinaikos und Aston Villa gewinnen.
René Mersol:
Ich stimme Johannes zu: Die Go Ahaed Eagles sind von den verbleibenden Gegnern sicher die niedrigste Hürde.
Salzburg befindet sich derzeit in einem zarten, aber konstanten Aufwind. Gelingt es, diesen Trend fortzuführen, sehe ich keinen Grund, warum nicht gegen Bologna oder Aston Villa eine Überraschung gelingen soll. Freiburg hinkt seinen Ansprüchen in der Liga heuer auch hinterher und Basel würde ich in deren aktueller Verfassung nicht allzu weit über die "Bullen" stellen.
Das Spiel gegen die Niederländer ist definitiv nicht die letzte Chance auf Punkte, aber sicher die beste.
These: Keim Premier-League-Sieg seit August: Einen idealeren Gegner als Nottingham Forest kann sich Sturm derzeit eigentlich gar nicht wünschen, um sich aus der aktuellen Mini-Krise zu schießen.
Johannes Hofer:
Der bisherige Saisonverlauf von Forest gleicht einem Sumpf, in dem du nicht feststecken willst. Aber seit der Übernahme von Sean Dyche scheint bei den "Tricky Trees" die Trockenlegung schrittweise zu funktionieren. Fehlendes Glück in den Schlussminuten verhinderte am Wochenende einen Sieg gegen Manchester United.
Ein Blick auf den Kader zeigt die riesige individuelle Qualität. 16 aktuelle Teamkicker aus England, Brasilien, Belgien oder Italien – eine Auswahl, von der Sturm nur träumen kann. Die große Frage wird sein, wie ernst Dyche Sturm nimmt. Und ob nicht die Partie am Wochenende daheim gegen Leeds für die Überraschungsmannschaft des Vorjahres um einiges wichtiger ist.
Tritt das ein, hat Sturm eine Chance. Auch auf eine Revanche für das umstrittene Ausscheiden im UEFA-Cup-Viertelfinale vor 40 Jahren. Aber das wäre nach einem Sieg wohl nur eine Randnotiz.
René Mersol:
Ich kann mir viele Gegner vorstellen, gegen die ich Sturm am Donnerstag gerne spielen sehen würde, um wieder Selbstvertrauen zu tanken. Ein Klub aus der Premier League ist nicht dabei.
Die Frage, wie ernst Sean Dyche Sturm nimmt, ist aus meiner Sicht schnell beantwortet: Er kann sich in der aktuellen Situation gar nichts anders leisten, als jedes Spiel bitterernst zu nehmen. Ein Misserfolg - und davon hatte man zuletzt mehr als genug - gegen Sturm wäre alles andere als eine wünschenswerte Vorbereitung auf die Partie gegen Leeds.
Nottingham Forest ist und bleibt ein großer Prüfstein für Sturm, die aktuelle Situation macht ihn bestenfalls eine Nuance kleiner.