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Vallci: "Als Rose anrief, kam ich ins Schwitzen"

Albert Vallci war mit 20 in der Regionalliga. Im Winter rief dann Rose an. Interview:

Vallci: Foto: © GEPA

Mit 20 Jahren hat Albert Vallci in einer Studenten-WG gelebt und in der Regionalliga gekickt. Jetzt ist er Spieler des FC Red Bull Salzburg.

Als ihn Marco Rose im Jänner anrief, sei er "schon ins Schwitzen gekommen", verrät der Steirer im LAOLA1-Interview.

Der Abwehrspieler, der als Außen- und Innenverteidiger auflaufen kann, war in keiner der großen Akademien, wurde vom Kapfenberger SV ausgebildet, wechselte dann nach Lafnitz, ein Jahr später zum SV Horn, mit dem er aus der Ersten Liga abstieg. Anschließend holte ihn der FC Wacker - mit den Tirolern feierte der 23-Jährige den Aufstieg und durfte erstmals Bundesliga-Luft schnuppern. Im Winter holten ihn nun die "Bullen".

"Es ist ein überragendes Gefühl, Teil dieser Mannschaft zu sein", sagt Vallci und erzählt über seinen ungewöhnlichen Weg, eine Deadline, die seine Karriere hatte, und blickt auf das Duell mit dem SSC Napoli (Do., 21 Uhr, LIVE-Ticker) voraus.

LAOLA1: Kribbelt’s schon vor dem Duell mit SSC Napoli?

Albert Vallci: Definitiv! Das werden sicher zwei besondere Spiele mit einer besonderen Atmosphäre. Uns erwartet eine qualitativ sehr, sehr starke Mannschaft, die mit einer ziemlichen Wucht spielen kann, wenn ihre Fans voll dahinter sind. Ein schwieriger, sehr interessanter Gegner. Ich denke aber, wir werden trotzdem unsere Chancen bekommen.

LAOLA1: Napoli gilt als Mannschaft, die – wie praktisch alle italienischen Teams – mit allen Wassern gewaschen ist. Kann man sich auf so etwas vorbereiten?

Vallci: Wir wissen, dass Italiener, wenn es hart auf hart kommt, auch mal dreckig spielen können. Ihr Trainer Carlo Ancelotti ist ja auch bekannt dafür, ein Taktik-Fuchs, der sich immer was einfallen lässt, zu sein. Napoli wird taktisch auf sehr hohem Niveau agieren. Und es ist der einzige Bewerb, in dem sie noch einen Titel holen können. Uns erwartet sicher ein Gegner, der uns daheim gleich zeigen will, dass es für uns nichts zu holen gibt. Wir müssen von der ersten Sekunde an voll da sein.

"Ich habe in Graz in einer Studenten-WG gewohnt"

LAOLA1: Weißt du, was du ziemlich auf den Tag genau vor drei Jahren gemacht hast?

Vallci: Vielleicht bin ich mit dem Fahrrad gerade zu einem Uni-Kurs gefahren. Ich habe jedenfalls in Graz in einer Studenten-WG gewohnt.

LAOLA1: Und am Abend hast du mit dem SV Lafnitz in der Regionalliga Mitte gegen Allerheiligen gespielt.

Vallci: Genau! Wir haben damals nur drei oder vier Mal in der Woche trainiert. So schnell kann’s gehen.

LAOLA1: Musst du dich manchmal zwicken?

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Vallci: Wenn ich meinen Weg ein bisschen zurückverfolge, mir über die einzelnen Stationen Gedanken mache, überrascht es mich schon oft. Es ist nicht so, dass ich nicht daran geglaubt hätte, aber es ist so schnell gegangen. Es war immer mein Ziel, das Maximum herauszuholen. Ich habe mit 18, 19 Jahren in der Regionalliga gespielt, da waren andere schon in der Bundesliga. Viele Spieler verlieren dann den Glauben daran, dass es noch möglich ist. Ich habe nie so gedacht: Ich muss mit 18 oder 19 schon in dieser oder jener Liga spielen.

LAOLA1: Hat es in diesen drei Jahren, in denen es für dich so rasant bergauf gegangen ist, einen Moment gegeben, an dem du dir gedacht hast: „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Das könnte zu viel werden für mich.“

Vallci: Nein, nicht direkt. Ich habe mir selbst vorgenommen: Bis ich 23 Jahre alt bin, gebe ich alles, da probiere ich alles, um in den Profi-Bereich zu kommen und mich durchzusetzen. Keine Ahnung, warum ich ausgerechnet 23 gesagt habe. Wahrscheinlich weil es ein Alter war, wo ich mir gedacht habe, dass es dann nicht zu spät wäre, wieder zu studieren oder etwas anderes zu machen. Wahnsinn, wie es dann die letzten drei Jahre verlaufen ist: Abgestiegen mit Horn, dann mit Wacker aufgestiegen, ein halbes Jahr Bundesliga und zum besten Verein Österreichs gewechselt. Besser geht’s nicht.

LAOLA1: Du warst zwar in der Kapfenberger Akademie, die zählt aber nicht zu diesen zwölf „großen“ Akademien des Landes, die in der Toto-Jugendliga spielen. Du hast nie in einem Nachwuchs-Nationalteam gespielt. Warum bist du früher niemandem aufgefallen?

Vallci: Gute Frage. Ich denke schon, dass ich mir das früher auch verdient gehabt hätte – vielleicht mein Debüt ein Jahr oder ein halbes Jahr früher zu geben, früher an das Profi-Geschäft herangeführt zu werden, als Kapfenberg noch in der Bundesliga war. Aber der Verein hat halt andere Spieler bevorzugt, vielleicht wurde mir das nicht zugetraut. Ich habe mich davon aber nie aus der Ruhe bringen lassen, habe immer an mich und meine Stärken geglaubt. Ich habe versucht mich weiter zu verbessern, damit irgendwann einfach kein Weg mehr an mir vorbei führt. Eines ist bei meinen letzten Stationen ja schon auffällig.

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LAOLA1: Was denn?

Vallci: Ich habe mich auf Dauer immer noch durchgesetzt. Ich bin nie zu einem Verein gekommen, wo ich groß als Abwehrchef oder ähnliches angekündigt wurde. Ich habe das schon mitbekommen, aber auch gewusst, was ich kann. Viel spielt sich im Kopf ab. Ich habe nie die Ruhe verloren. Ich habe auf meine Chance gewartet und dann versucht, sie zu nutzen. Und dann geht es im Fußball schnell, wenn du einmal drinnen bist, bist du drinnen.

LAOLA1: Und dann bist du nach einem halben Jahr in der Bundesliga plötzlich in der Situation, dass du dir die Vereine aussuchen kannst.

Vallci: Das war schön und eine Erleichterung. Es gab doch viele Leute, die mir das nicht zugetraut haben. Im Winter dann mehrere Auswahlmöglichkeiten zu haben, war eine tolle Situation. Ich war aber auch ein bisschen überfordert, das ist für mich ja nicht alltäglich. Auf einmal wirst du angerufen und es heißt: „Wir haben Interesse, wie schaut’s aus?“ Dann kommt der Verein und dann der nächste… Es war geil, für die Arbeit der letzten Jahre bestätigt zu werden. Ich weiß aber auch, dass es im Fußball immer weitergehen muss. Ich bin ein Typ, der mehr will. Ich lehne mich nicht zurück.

LAOLA1: Wie ist das, wenn da auf einmal Marco Rose am Telefon ist?

"Als mich Rose angerufen hat, bin ich schon ins Schwitzen gekommen."

Vallci: Ich war richtig nervös. Wir haben in Innsbruck ja schon trainiert zu diesem Zeitpunkt. Ich war im Vapiano Mittagessen und mein Handy läutet. Ich kannte die Nummer nicht. Dann hieß es auf einmal: „Hallo, Marco Rose hier.“ Dann musste ich mal aufstehen, weil ich nicht so richtig wusste, was ich sagen soll. Da bin ich schon ins Schwitzen gekommen. Es ist ja nicht alltäglich, dass dich so ein Trainer kontaktiert. Es war ein richtig geiles Gefühl.

LAOLA1: Wie ist es, jetzt täglich mit ihm zu arbeiten?

Vallci: Es ist ein überragendes Gefühl, Teil dieser Mannschaft zu sein. Der Trainer ist sehr detailliert, arbeitet auf einem sehr hohen Niveau, verlangt sehr viel von uns. Als Spieler ist man bereit, immer wieder neue Sachen zu lernen. Es wird hier auf kleinste Details geachtet, das kannte ich vorher nicht so im Detail. Es ist schön, zu sehen, an wie vielen Sachen man eigentlich noch arbeiten kann. Ich bin sehr dankbar für diese Chance und nehme sie voll an. Ich versuche auch, von meinen Mitspieler, wie etwa Andi Ulmer und Andre Ramalho zu lernen.

LAOLA1: Von den ersten fünf Pflichtspielen warst du schon in drei im Einsatz. Hast du gedacht, dass es so schnell gehen kann?

Vallci: Das zeigt einfach, wie schnell es im Fußball gehen kann. Am Anfang waren wir vier fitte Innenverteidiger, plötzlich waren wir nur noch zu zweit. Natürlich hofft man drauf, dass es so schnell geht, aber das kann man nicht planen. Wer kann schon von sich behaupten sein Debüt für den neuen Verein in einem K.o.-Spiel der Europa League gegeben zu haben? Das war etwas ganz Besonderes, ein großer Moment für mich.

LAOLA1: Mit dem Klub-Wechsel steigt auch die mediale Aufmerksamkeit. Bist du ein Typ, der gerne im Mittelpunkt steht?

Vallci: Ich bin keiner, der sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Aber ich kann damit gut umgehen. Ich kann das sehr gut einschätzen und einordnen. Ich weiß, dass es im Fußball in beide Richtungen sehr schnell geht. Ich bilde mir nichts auf irgendwas ein, stelle keine höheren Ansprüche, hebe nicht ab. Ich bin eher der ruhigere Typ, der sich auf sich selbst konzentriert. Ich bin aber auch nicht schüchtern.

LAOLA1: Du hast bis jetzt gegen den Abstieg gespielt. Seit dem Winter spielst du für den erfolgreichsten Verein des Landes. Ist es vom Kopf her schwerer, um den Klassenerhalt zu spielen oder zu wissen, dass man in jedem Spiel liefern muss?

"Ich habe auf der Außenbahn dann meinen eigenen Spielstil entwickelt."

Vallci: Man kann das eigentlich gut vergleichen. Auf beiden Seiten ist ein gewisser Druck da. Mit dem FC Wacker wussten wir: Wir müssen 90 Minuten konzentriert sein, dürfen so wenige Fehler wie möglich machen und müssen unsere wenigen Chancen nutzen, um erfolgreich zu sein. Jetzt ist die Situation identisch, nur halt umgekehrt, in Richtung Erfolg gerichtet. Wir müssen 90 Minuten konzentriert sein, weil die Gegner zwei, drei Chancen haben werden, auch wenn wir sie dominieren. Eine Unaufmerksamkeit und du kannst in Rückstand geraten. Der Anspruch ist in Salzburg höher, du wirst an Titeln gemessen und musst in diesem System funktionieren. Vom Kopf her ist in beiden Fällen ein gewisser Druck da, ich bevorzuge aber den positiven Druck, unbedingt gewinnen zu wollen.

LAOLA1: Sprechen wir zum Abschluss noch kurz über deine Position: Innen- oder Außenverteidiger?

Vallci: Ich bin gelernter Innenverteidiger. Dass ich als Außenverteidiger gespielt habe, ist in Horn dann durch Verletzungen zustande gekommen. Das war Zufall: Ich wurde in einem Spiel als Außenverteidiger eingewechselt, weil sich bereits unser zweiter Linksverteidiger verletzt hatte und ich der einzige Verteidiger auf der Bank war. Ich habe auf der Außenbahn dann meinen eigenen Spielstil entwickelt. Ich bin nicht der typische Außenverteidiger, der bis zur Grundlinie läuft und viele Flanken schlägt. Ich habe versucht, das alles spielerisch zu lösen, mit kurzen Pässen und mir mit Dribblings Raum zu schaffen. Mittlerweile ist es kein Problem mehr für mich, auf dieser Position zu spielen. Ich glaube aber, auf ganz hohem Niveau das Maximum aus mir herausholen, kann ich auf der Innenverteidiger-Position.

LAOLA1: Es ist ja kein Nachteil, wenn man mehrere Positionen spielen kann.

Vallci: So habe ich das auch gesehen. Ich war auch nicht enttäuscht oder böse, weil mich der Trainer nicht auf meiner angestammten Position gesehen hat. Das war halt etwas Neues, es war zwar anfangs ungewohnt, aber im Laufe der Zeit habe ich mich eingefunden. Jetzt bin ich universeller einsetzbar.

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