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Blut und Tränen bei West Hams Conference-League-Triumph

Die "Hammers" feiern mit ihren Fans das Ende einer langen Durststrecke. Die Anhänger sorgten beim Finale aber auch für unschöne Szenen.

Blut und Tränen bei West Hams Conference-League-Triumph Foto: © getty

58 lange Jahre musste West Ham United auf einen internationalen Titel warten. 

1965 gewannen die "Hammers" den Cup der Cupsieger, am Mittwoch durften sie endlich wieder eine Trophäe in die Höhe stemmen. West Ham holte sich mit einem 2:1-Finalsieg über AC Fiorentina den Titel in der UEFA Conference League. 

"Wenn einer gesagt hätte am Anfang der Saison, West Ham holt die Conference League, das hätten nicht viele geglaubt. Der letzte europäische Titel des Klubs ist Jahre her. Es ist überragend", schwebt Thilo Kehrer nach Schlusspfiff auf Wolke sieben. 

Kapitän Declan Rice muss zugeben: "Wir haben nicht unseren besten Fußball gespielt, ich habe nicht mein bestes Spiel gemacht. Aber im letzten Spiel der Saison die Trophäe in die Höhe zu stemmen - das fühlt sich nicht real an."

"Die Fans haben es genauso verdient wie wir"

Als Lohn für den Triumph darf der 14. der Premier League nächste Saison an der Europa League teilnehmen. In ihren nationalen Ligen waren beide Finalisten im Kampf um die begehrten Europacup-Plätze leer ausgegangen.

"Es war nicht unsere beste Saison. Aber wir hatten einen Traum", sagt Jarrod Bowen, der West Ham mit seinem Treffer in der 90. Minute zum Sieg schoss und die Fans in Jubelstürme ausbrechen ließ. "Dass wir ihnen (den Fans, Anm.) heute diesen Moment bescheren können ist unglaublich."

"Ich bin auch happy für die Fans, sie haben es genauso verdient wie wir", erklärt Rice. Kehrer bescheinigt der Anhängerschaft der "Hammers" ebenfalls Anteil am Erfolg: "Wir sind alle extrem happy, dass wir so eine überragende Fankultur haben und so viele Menschen, die uns unterstützen. Sie haben uns die ganze Saison gepusht."

Die Fans beider Lager sorgten aber auch für unschöne Szene - vor und während des Spiels. 

Fiorentina-Star von Becher am Kopf getroffen

Bereits vor dem Match war es im Prager Stadtzentrum zu Ausschreitungen gekommen. Fiorentina-Fans griffen in einer Bar Anhänger von West Ham an, wie die tschechische Polizei mitteilte. Dabei seien drei Menschen leicht verletzt worden, von denen einer ins Krankenhaus gebracht wurde. Außerdem haben die Beamten 16 Verdächtige vorläufig festgenommen.

Das Finale fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Polizeihubschrauber kreisten seit dem Nachmittag über Prag. Hunderte Beamte waren im Einsatz, darunter auch berittene Polizisten. Für Fans, die keine Eintrittskarten für das Spiel in der Eden Arena mehr bekommen hatten, wurden zwei Public-Viewing-Zonen eingerichtet - je eine für jeden der beiden Vereine.

Eine Minderheit jener, die es ins Stadion schaffte, sorgte dann während des Spiels noch für unschöne Szenen. Florenz-Kapitän Cristiano Biraghi wurde in der ersten Spielhälfte mit mehreren Trinkbechern beworfen, als er eine Ecke ausführen wollte. Der Italiener erlitt eine stark blutende Wunde am Hinterkopf, konnte das Spiel nach medizinischer Versorgung aber mit einem Turban fortsetzen.

Siegtorschütze Bowen: "Ich dachte, ich muss weinen"

In der zweiten Halbzeit standen dann wieder die sportlichen Leistungen im Mittelpunkt. Said Benrahma per Handelfmeter (62.) und Jarrod Bowen (90.) erzielten in der nicht einmal 20.000 Zuschauer fassenden Eden Arena in Prag die Treffer für die "Hammers". Für Fiorentina war der zwischenzeitliche Ausgleich durch Giacomo Bonaventura (67.) zu wenig.

"Das war das größte Match meiner ganzen Karriere", sagt Siegtorschütze Bowen. "Ich habe immer davon geträumt, irgendwann das entscheidende Tor in der letzten Minute zu erzielen - und dann auch noch vor diesen Fans. Ich dachte, ich muss weinen. Ich kann das gar nicht in Worte fassen." Dann kullerte beim einen oder anderen tatsächlich eine Träne. 

Viele Worte hatte zum Schluss auch Kapitän Rice nicht mehr, außer: "Das wird eine großartige Nacht!"

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