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Große Einigkeit über EURO-Verschiebung

Für Verschiebung der EURO seien Ideale über den Profit gestellt worden:

Große Einigkeit über EURO-Verschiebung Foto: © getty

Für Aleksandar Ceferin war es "das größte Opfer". Ideale seien über den Profit gestellt worden: Die UEFA hat die EURO 2020 aufgrund der Coronavirus-Pandemie um ein Jahr verschoben. Diese seit Tagen erwartete Entscheidung gab der europäische Verband nach mehreren Krisensitzungen am Dienstag bekannt (HIER nachlesen>>>).

Das pan-europäische Kontinentalturnier mit österreichischer Beteiligung wird nun von 11. Juni bis 11. Juli 2021 ausgespielt.

Präsident Leo Windtner begrüßte im Namen des ÖFB diese Entscheidung. "Die Solidarität der Fußballfamilie in dieser Situation zeigt, dass im Moment andere Dinge Priorität haben. Die Gesundheit aller Menschen steht jetzt im Vordergrund", sagte Österreichs Verbandschef.

Teamchef Franco Foda sprach von einer "absolut richtigen Entscheidung, in dieser außergewöhnlichen Situation gibt es Wichtigeres als Fußball oder eine EURO".

Der Gedanke daran, das 60. Jubiläum des Turniers "in leeren Stadien, mit verwaisten Fanzonen zu zelebrieren, während der Kontinent zu Hause in Isolation sitzt, ist ein trister", hielt Ceferin fest. Für die UEFA käme eine EM unter diesen Umständen nicht infrage, auch wenn die Verschiebung mit enormen Kosten verbunden sei.

"Doch wir werden unser Bestes tun, um sicherzustellen, dass die so wichtige Finanzierung des Breiten- und Frauenfußballs sowie der allgemeinen Fußballentwicklung in unseren 55 Mitgliedsländern aufrechterhalten wird", sagte Ceferin.

Sportminister Kogler: "Sieg der Vernunft"

Die Ausrichtung der historischen Endrunde mit zwölf Gastgebern vom irischen Dublin bis nach Baku am Kaspischen Meer war nach der Aussetzung der europäischen Ligen aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus in den vergangenen Tagen als nahezu unmöglich erachtet worden. Dazu kamen große Bedenken der Mediziner. So wiederholte Österreichs Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler am Dienstag: "Eine EM, noch dazu in zwölf Ländern (...) wäre das reinste Viren-Schleuder-Programm gewesen. Die Verschiebung der EURO 2020 ist ein Sieg der Vernunft."

Europas Clubs und Ligaverantwortliche hatten vor dem mehrstündigen Sitzungen der UEFA auf eine Verlegung gedrängt, um mehr Zeit zu gewinnen. Die Ligen haben durch die Verschiebung einen Monat mehr Zeit, um die derzeit ausgesetzte Saison noch unter einigermaßen regulären Bedingungen beenden zu können. Stichtag bleibt der 30. Juni, an dem normalerweise auslaufende Verträge enden.

"Wir stehen an der Spitze eines Sports, den unzählige Menschen leben und einatmen, der von einem unsichtbaren und sich schnell bewegenden Gegner kapitulieren muss", meinte Ceferin. In Zeiten wie diesen hätten die Verantwortlichen Solidarität, Einheit und Uneigennützigkeit an den Tag gelegt. "Jeder wusste, dass er etwas opfern muss, um das beste Ergebnis zu erreichen", so Ceferin.

Verschiebung sorgt für viele weitere Änderungen

Durch die Verlegung in den Sommer 2021 muss sich die UEFA mit dem Weltverband FIFA arrangieren, der zu diesem Zeitpunkt eigentlich die Premiere der millionenschweren Klub-WM angesetzt hat.

FIFA-Präsident Gianni Infantino kündigte noch am Dienstag an, die UEFA-Entscheidung zu akzeptieren. Die Klub-WM werde ebenfalls verlegt. Infantino nannte einen späteren Zeitpunkt - 2021, 2022 oder 2023 - als Optionen. Am Mittwoch will der Weltverband in einer Telefonkonferenz darüber beraten.

Außerdem muss die UEFA das eigene Final Four der Nations League verschieben, das im Juni 2021 stattfinden soll. Im Sommer 2021 sollte auch die Frauen-EM in England stattfinden, das Eröffnungsspiel war für 7. Juli angesetzt. Es wird ein neuer Termin gesucht.

Die Copa America wurde am Dienstag schon von 2020 auf 2021 verschoben. Auch damit wird sichergestellt, dass Lionel Messi, Neymar und Co. ihren europäischen Arbeitgebern im Juni zur Verfügung stehen.

Das EM-Eröffnungsspiel war für 12. Juni in Rom terminiert. Italien gilt als Epizentrum der Coronavirus-Krise in Europa.

Österreich wurde bei der EM in Gruppe C gelost, Spieltermine wären am 14. Juni in Bukarest gegen einen Playoff-Sieger, am 18. Juni in Amsterdam gegen die Niederlande und am 22. Juni in Bukarest gegen die Ukraine gewesen. Der Modus mit über den gesamten Kontinent verteilten Gastgeberorten war zur Feier des 60-jährigen Jubiläum der EM gewählt worden.

Im Londoner Wembley-Stadion sollen die Halbfinali und das Finale stattfinden.

Die UEFA versicherte, dass die Kosten für bereits bezahlte Karten und Reisepakete rückerstattet werden, sollte den Käufern die Reise zur EM 2021 nicht möglich sein.

Wir haben hier noch einmal die wichtigsten fünf Fragen und Antworten zur EURO-Verschiebung zusammengefasst:

 

Welche Folgen hat die Verschiebung auf den Terminplan?

Gleich vier im Sommer 2021 vorgesehene Turniere müssen neu angesetzt werden: Die Club-WM der FIFA sowie das Final Four der Nations League, die Frauen-EM und die U21-EM. Neue Termine gibt für diese Anlässe bisher noch nicht. Die FIFA will Mittwoch beraten.

Was kostete die Verschiebung?

UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin sprach von einem großen Opfer, das sein Verband erbringt. Die Verschiebung der EURO ist mit beträchtlichen Kosten verbunden. Auf rund 300 Millionen Euro wurden sie von Marketingexperten geschätzt. Immerhin dürften die Einnahmen der UEFA auch 2021 so hoch ausfallen wie geplant. Für die TV-Stationen und die Sponsoren ändert sich kaum etwas.

Findet das Turnier 2021 im ursprünglichen Format statt?

Es ist davon auszugehen, dass 2021 alles so stattfindet, wie es für diesen Sommer geplant war. Explizit hat dies die UEFA allerdings nicht kommuniziert. Auch für die zwölf Austragungsorte (London, Baku, München, Rom, Glasgow, St. Petersburg, Kopenhagen, Dublin, Bilbao, Bukarest, Budapest, Amsterdam) ist die Verschiebung mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Wann werden die letzten EM-Teilnehmer ermittelt?

Vier EM-Teilnehmer fehlen noch. Diese hätten eigentlich in diesem Monat in den Play-offs ermittelt werden sollen. Die vier Partien wurden genauso wie die im gleichen Zeitraum geplanten Länderspiele auf Anfang Juni verschoben.

Werden die bereits gekauften Tickets zurückerstattet?

Die UEFA hat versichert, dass die Ticketbesitzer sich die Kosten zurückerstatten lassen können, wenn sie das Turnier nicht im kommenden Jahr besuchen wollen oder können. Weitere Information dazu hat der Verband im kommenden Monat auf euro2020.com/tickets versprochen.

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