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These: Ein CL-Team pro Jahr ist Pflicht für Österreich

Wie gut funktioniert die Reform? Gibt es dadurch wirklich mehr Spannung? Und wird Paris Saint-Germain nun den Fußball auf Jahre dominieren? LAOLA1 debattiert:

These: Ein CL-Team pro Jahr ist Pflicht für Österreich Foto: © GEPA

In unserem Format "Ansichtssache" versuchen wir, Meinungen, Stimmungen, Überreaktionen oder sonstige Ansichten jeglicher Art in eine These zu packen und zu analysieren.

Das kann mal provokant sein, mal eine oft gehörte Meinung. Mal sehr strittig, mal weniger. Mal eine Prognose, mal eine simple Einordnung.

In der aktuellen Ausgabe behandeln wir die UEFA Champions League. Pünktlich vor dem Start der Ligaphase werfen wir einen Blick auf den Modus, das Fehlen der österreichischen Klubs und Titelverteidiger Paris-Saint-Germain.

Am Dienstag (ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker) geht es los, die weiteren Spiele finden am Mittwoch und Donnerstag statt. Zu diesem Anlass diskutieren die LAOLA1-Redakteure Florian Hager und Florian Gabriel folgende vier von der Redaktion ausgearbeiteten Thesen:

1.) Spannung bis zum letzten Spieltag: Die neue Champions-League-Ligaphase hat bereits bewiesen, dass sie ein klares Upgrade gegenüber der alten Gruppenphase ist.

1.) Spannung bis zum letzten Spieltag: Die neue Champions-League-Ligaphase hat bereits bewiesen, dass sie ein klares Upgrade gegenüber der alten Gruppenphase ist.
Lamine Yamal war einer der herausragenden Spieler der vergangenen Champions-League-Saison
Foto: © getty

Flo Gabriel:

Auch wenn es speziell nach den ersten Spielen sehr schwer abzuschätzen ist, in welche Richtung die Reise für die jeweiligen Teams geht, bin ich trotzdem der Meinung, dass die Revolution viel Positives mit sich bringt. Im vergangenen Jahr blieb bis zum letzten Spieltag unklar, wer fix im Achtelfinale steht, wer in die Playoffs kommt und für wen die Reise bereits nach acht Spielen endet.

Ein Beispiel dafür ist Liverpool: Trotz sieben Siegen in der Ligaphase scheiterte das Team bereits im Achtelfinale am späteren Sieger PSG. Paris wiederum hat sich mit Ach und Krach als 15. für die Playoffs qualifiziert und dann in der K.o.-Phase jeden dominiert.

Trotzdem standen mit Barcelona, Inter Mailand und Arsenal drei der Top vier aus der Ligaphase am Ende auch im Halbfinale.

Der neue Modus hat den Wettbewerb unberechenbarer und unvorhersehbarer gemacht. Für die nominell "kleineren" Teams bleibt es jedoch auch weiterhin eine große Herausforderung, den Sprung in die K.o.-Phase zu schaffen.

 

Flo Hager:

Ich finde ebenfalls, dass der neue Modus viele positive Aspekte mit sich bringt. Für "kleinere" Teams bleibt die Aufgabe zwar herausfordernd, doch sie müssen nicht mehr fürchten, in einer klassischen Hammergruppe zu landen, wo das Ausscheiden quasi vorprogrammiert ist. Auf diese Weise wird der Einfluss des Losglücks auch etwas reduziert.

Gleichzeitig werden jedem Verein jeweils zwei Mannschaften aus jedem Topf zugelost, was zahlreiche abwechslungsreiche und hochkarätige Duelle garantiert.

Auch wenn ich kein Gegner der klassischen Gruppenphase bin, sehe ich in der Ligaphase klare Vorteile und kann mich mit dem neuen Format gut anfreunden.

2.) Sowas wie im Vorjahr wird nicht mehr passieren, dass sich die Topklubs in der Ligaphase überrumpeln lassen und bis zum letzten Spieltag zittern werden.

2.) Sowas wie im Vorjahr wird nicht mehr passieren, dass sich die Topklubs in der Ligaphase überrumpeln lassen und bis zum letzten Spieltag zittern werden.
Topklubs wie Manchester City und Paris Saint-Germain mussten lange um die K.o.-Phase zittern.
Foto: © getty

Flo Hager:

Angesichts des dicht gedrängten Terminkalenders, den die Topteams mittlerweile zu bewältigen haben, kann ich mir gut vorstellen, dass auch dieses Jahr das ein oder andere große Team ins Straucheln gerät.

Es ist alles andere als einfach, alle drei Tage das Leistungsmaximum abzurufen - auch auf höchstem Niveau. Gleichzeitig sind die vermeintlich "kleineren" Teams auf der größten Bühne des Klubfußballs besonders motiviert, ihre Chance zu nutzen und sich gegen die Spitzenmannschaften des europäischen Fußballs zu beweisen.

Außerdem haben alle qualifizierten Teams in der Champions League ihre Daseinsberechtigung. Jeder Klub in der Champions League kann Fußball auf hohem Niveau spielen, weshalb sich kein Team zu sicher sein darf.

 

Flo Gabriel:

Da gebe ich meinem Kollegen Recht. Der Fußball lebt davon, dass die "kleineren" Teams ab und an auch mal die "größeren" Teams ärgern.

Außerdem wird es interessant zu sehen sein, welche Folgen die Klub-WM für die teilnehmenden Teams zum Ende der Hinrunde hat. Aktuell profitieren diese Teams teilweise davon, dass sie bereits eingespielt sind. Auf lange Sicht könnte sich die doch etwas kürzere Sommer-Pause aber zum Nachteil entwickeln.

Auch wenn der neue Modus für mehr Spannung im Finish der Ligaphase sorgen wird, sind acht Spiele für "kleinere" Teams tendenziell zu viele, um am Ende die Sensation zu schaffen und vor einem Topteam in der Tabelle zu liegen.

3.) Es muss der Anspruch des österreichischen Fußballs sein, jedes Jahr mindestens ein Team in der Ligaphase zu stellen. Dass Klubs wie Almaty oder Pafos dabei sind und keiner von uns, ist ein Armutszeugnis für Rot-Weiß-Rot.

3.) Es muss der Anspruch des österreichischen Fußballs sein, jedes Jahr mindestens ein Team in der Ligaphase zu stellen. Dass Klubs wie Almaty oder Pafos dabei sind und keiner von uns, ist ein Armutszeugnis für Rot-Weiß-Rot.
Sowohl für Red Bull Salzburg als auch für Sturm Graz war in der Qualifikation Endstation.
Foto: © GEPA

Flo Gabriel:

Bei dieser These gehe ich mit. Im Normalfall sollte Österreich zumindest ein Team in der CL-Ligaphase vertreten haben. Die jüngste Qualifikation hat jedoch gezeigt, dass Red Bull Salzburg und Meister Sturm Graz aktuell weit von diesem Ziel entfernt sind.

Der einstige Dauergast aus der Mozartstadt war in der dritten Runde gegen Club Brügge mehr oder weniger chancenlos, Sturm unterlag bei Bodö/Glimt sogar deutlich. Beide Teams sind in der Europa League sportlich besser aufgehoben – trotzdem ist das ein schlechtes Signal für den österreichischen Fußball.

Vor allem die "Bullen" sind meilenweit von jenen glorreichen Zeiten entfernt, als sie an der Anfield Road oder zuhause gegen Bayern München noch für spektakuläre Auftritte sorgten. Dass gleichzeitig Vereine wie Pafos oder Kairat Almaty den Sprung in die Königsklasse schafften, macht die Lage für Österreich nicht gerade erträglicher.

 

Flo Hager:

Ich finde auch, dass wir zumindest ein Team in der Ligaphase stellen sollten – gerade nach der Aufstockung von 32 auf 36 Teams im vergangenen Jahr. Es sollte unser Anspruch sein, regelmäßiger Gast zu sein.

Gleichzeitig sehe ich es aber nicht als Beinbruch, dass wir alle paar Jahre mal kein Team dabei haben. In den letzten Jahren waren wir in dieser Hinsicht ohnehin sehr verwöhnt - vergangene Saison konnten wir ja sogar zwei Teams stellen.

Entscheidend ist, dass wir in Zukunft wieder an die Erfolge der letzten Jahre anschließen. Natürlich ist es schade, dass kein Team dabei ist, doch als wirklich tragisch empfinde ich es nicht. Man darf nicht vergessen: Zwischen 2013 und 2019 hatten wir ganze sechs Jahre lang überhaupt kein Team in der Champions League. Und nun im Herbst 2025 ist es erstmals seit sechs Jahren wieder der Fall, dass Rot-Weiß-Rot nicht vertreten ist.

Wo ich mitgehe, ist, dass die Art und Weise, wie die österreichischen Vertreter dieses Jahr ausgeschieden sind, sehr enttäuschend war. Da hätte man sich zumindest erwarten dürfen, dass sie den Gegnern mehr Paroli bieten. Doch sowohl Salzburg als auch Sturm Graz waren in dieser Saison davon deutlich entfernt.

4.) Mit dieser jungen Mannschaft ist Paris Saint-Germain bestens aufgestellt, die Champions League auf Jahre zu dominieren.

4.) Mit dieser jungen Mannschaft ist Paris Saint-Germain bestens aufgestellt, die Champions League auf Jahre zu dominieren.
Paris Saint-Germain stand im Juni erstmals auf dem Thron Europas.
Foto: © getty

Flo Hager:

Die Konkurrenz schläft nicht. In Barcelona wächst eine Generation an Talenten heran, die mit jeder Saison reifer und gefährlicher wird. Real Madrid hat den Kader mit klugen Verstärkungen noch einmal auf ein anderes Niveau gehoben. Und Liverpool war am Transfermarkt so aktiv wie kaum ein anderer Topklub.

Paris bringt ohne Zweifel eine junge, hoch veranlagte Mannschaft auf den Platz, der auch in der kommenden Saison einiges zuzutrauen ist.

Doch ein Spaziergang Richtung Titel wird es garantiert nicht – dafür ist die Spitze in Europa mittlerweile einfach zu breit und zu stark.

 

Flo Gabriel:

Auch da muss ich meinem Kollegen zustimmen. Während PSG den aktuell vermutlich besten Torhüter der Welt Gianluigi Donnarumma an Manchester City abgegeben hat, haben sich die direkten Konkurrenten um den Titel klug verstärkt.

Real Madrid, Barcelona, Liverpool, Bayern München und Manchester City werden die Enrique-Elf in diesem Jahr herausfordern wollen und haben ohne Frage auch die Qualität dazu. 

Der eingespielte Titelverteidiger wird zwar auch im kommenden Jahr das Team sein, das es zu schlagen gilt. An eine ähnliche Dominanz, wie sie Real Madrid 2016 bis 2018 hatte, glaube ich aber nicht. Und die "Königlichen" sind ja auch bis heute das einzige Team, das die Champions League erfolgreich verteidigen konnte.



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