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Die "Katze" springt aus dem Schatten der Großen

Die Karriere des französischen Real-Stars verlief alles andere als geradlinig:

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Was haben ein edler Rotwein und Karim Benzema gemeinsam?

Beide scheinen die Angewohnheit zu haben, mit dem Alter immer besser zu werden.

Der 34-jährige Mittelstürmer befindet sich derzeit in der Form seines Lebens. "KB9" kommt in der laufenden Spielzeit, trotz einer Corona-Infektion und sechs verletzungsbedingt verpassten Spielen, auf 44 Pflichtspieltreffer für den 34-fachen spanischen Meister.

Nach Jahren des "Schattendaseins" hinter anderen Real-Größen avanciert der Franzose zum Führungsspieler und darf sich berechtigte Hoffnungen auf den Ballon d’Or machen.

Am 28. Mai kann Benzema im Finale der UEFA Champions League gegen den FC Liverpool (21:00 Uhr im LIVE-Ticker) in dieser Angelegenheit Werbung in eigener Sache machen und das "Weiße Ballett" zum 14. Titel in der Königsklasse schießen.

Erfolgreich im Windschatten

Erfolgreich im Windschatten
Foto: © getty

In der Jugend von Olympique Lyon ausgebildet, schaffte der damals 16-Jährige den Sprung zu den Profis. Für eine Ablösesumme von 35 Millionen Euro ging es 2009 zu Real Madrid. Die kommende Spielzeit wäre somit die 14. Saison des Torjägers bei den "Königlichen".

In den bisherigen 13 Jahren lief es für den Mann aus Lyon nicht immer so rund. Gegen die namhafte Konkurrenz im Sturmzentrum musste sich der Franzose erst einmal durchsetzen. Ein Bandscheibenvorfall von Gonzalo Higuain in der Saison 2010/11 öffnete Benzema einst die Tür.

Obwohl man in den Folgejahren in der spanischen Hauptstadt Titel nach Titel gewann, war KB9 nur eine Randfigur des großen Erfolgs. Aus dem Windschatten, des fünfmaligen Weltfußballers Cristiano Ronaldo kam der mittlerweile 34-Jährige bis zu dessen Abschied nicht hinaus.

Schlimmer noch: Wenn es im Santiago Bernabeu nicht rund lief, war Benzema der prädestinierte Sündenbock der Fans.

In neun Spielzeiten an der Seite von CR7 kam der bullige Angreifer zwar auf 192 Treffer, galt aber dennoch als das entbehrliche Glied in der Kette. Das Vertrauen, welches Trainer Julen Lopetegui dem Franzosen 2018 nach dem Abschied von Ronaldo entgegenbrachte, zahlte Benzema mit Toren "en masse" zurück.

"KB9" auf der Überholspur

Foto: © gettygetty

Der Abgang des portugiesischen Ausnahmekönners mag der Chefetage der Madrilenen geschmerzt haben, doch Benzema vermochte es, in seine Fußstapfen zu treten.

Die Torquote unterstreicht diese Beobachtung. In den vier Spielzeiten nach der Ära CR7 erzielte Benzema 131 Treffer (Ronaldo im gleichen Zeitraum 125). Der Franzose war frei vom ständigen internen Vergleich und zeigte dies auch auf dem Platz.

Auch in der französischen Nationalmannschaft spielt Benzema wieder eine Rolle, nachdem Didier Deschamps den Mittelstürmer fünf Jahre lang nicht einberief. Somit verpasste KB9 nicht nur die Heim-EM, sondern auch den Weltmeistertitel 2018.

Doch hier hatte das Fehlen keine sportlichen Gründe. Mittlerweile sind die Leistungen zu gut, um den Stürmer nicht zu berücksichtigen.

"Karim wird jeden Tag besser, das ist wie mit dem Wein."

Carlo Ancelotti

Ausgerechnet im Herbst seiner Karriere läuft der Angreifer zur Höchstform auf. Seine Tor-Bestmarke (Anm: 32 Treffer), die der 34-Jährige bewerbsübergreifend in der Saison 2012/13 aufstellte, konnte Benzema deutlich toppen (Anm: 44 Treffer 2021/22). 

"Es ist unfassbar, was er diese Saison spielt. Wir sind sehr, sehr froh, dass er bei uns ist", weiß auch Teamkollege David Alaba zu berichten.

Die "Katze" von Lyon

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Unter elf Trainern diente Benzema bereits bei Real Madrid.

Jose Mourinho verglich den Stürmer einst mit einer Katze, nicht nur weil sich der Franzose auf dem Platz elegant bewegt.

Der Portugiese machte keinen Hehl daraus, dass er Benzema als Notlösung sah: "Wenn du zum Jagen anstatt eines Hundes nur eine Katze hast, musst du eben die Katze nehmen. Du fängst zwar weniger, aber immerhin fängst du etwas." Damals mussten die Madrilenen auf Gonzalo Higuain verzichten, Benzema kam zum Zug.

Seither nennen die Real-Fans den Franzosen "El Gato". Benzema soll kein großer Freund des Kosenamens sein.

 

"Wenn du zum Jagen anstatt eines Hundes nur eine Katze hast, musst du eben die Katze nehmen. Du fängst zwar weniger, aber immerhin fängst du etwas.“

Jose Mourinho über Benzema

Unter Zinedine Zidane machte KB9 die meisten Spiele (217), sammelte aber nur halb so viele Scorerpunkte (108). Am besten lief es beim Franzosen unter der Ägide von Carlo Ancelotti, der auch im Champions-League-Finale gegen Liverpool für die Madrilenen an der Seitenlinie stehen wird.

In 143 Partien unter Ancelotti erzielte Benzema 90 Treffer und bereitete 47 weitere vor. Unter dem italienischen Maestro entwickelt sich der Franzose zum Führungsspieler: "Er wird jeden Tag mehr zum Leader. Er fühlt sich jeden Tag wichtiger durch dieses Team, durch den Trainerstab und das ganze Ambiente", so Ancelotti.

"Er wird jeden Tag besser, das ist wie mit dem Wein", adelt "Carletto" seinen Schützling zusätzlich.

Die zwei Gesichter des Karim Benzema

Die zwei Gesichter des Karim Benzema
Foto: © getty

323 Tore, 159 Assists und über 600 absolvierte Pflichtspiele. Obwohl der Starstürmer aus dem Banlieu Zahlen liefert, die eine Statue vor dem Bernabeu rechtfertigen würden, wurde ihm von Seiten der Fans nie die selbe Wertschätzung entgegengebracht wie anderen Real-Größen. Das hat auch seine Gründe.

Illegale Straßenrennen, Affären mit minderjährigen Prostituierten und ein Erpress-Skandal, der ihn für sechs Jahre aus der Equipe Tricolore beförderte. Karim Benzema hat in seiner langen Karriere nicht immer nur sportliche Schlagzeilen geschrieben. Zum noblen Hauptstadtklub, der sich nicht umsonst die „Königlichen“ nennt, passt das eigentlich nicht wirklich.

Was immer gerne vergessen wird: Auf dem Platz ist der Mann aus Lyon mit algerischen Wurzeln ein absoluter Vorzeige-Profi. In 752 Spielen für Lyon und Madrid wurde Benzema nicht einmal vom Platz gestellt.

Damit befindet sich der 34-Jährige in guter Gesellschaft. Philipp Lahm, Andres Iniesta sowie Real-Legende Raul sind einige der wenigen in diesem elitären Kreis.

Lieblingsgegner Liverpool

Lieblingsgegner Liverpool
Foto: © getty

Jürgen Klopp und seine "Reds" müssen sich im Finale der Königsklasse warm anziehen. Karim Benzema kann sich zurecht als Liverpool-Experte bezeichnen. In fünf Partien gegen die Engländer verlor der Franzose kein einziges Mal und schenkte den Mannen von der Anfield Road vier Buden ein.

Auch beim letzten Triumph in der Königsklasse gegen die Reds, im Finale der Saison 2017/18, macht der Mittelstürmer einen Treffer und schickte die Real-Fans in den siebten Himmel. Damals stand das "Abschiedsspiel" von Cristiano Ronaldo jedoch ganz im Zeichen der Patzer von Loris Karius.

"Karim wird den Ballon d'Or gewinnen."

Carlo Ancelotti

Mit 15 Champions-League-Saisontoren in dieser Spielzeit erwies sich der Franzose mit algerischen Wurzeln mehr als einmal als rettender Engel für die Königlichen.

Um den Champions-League-Torrekord in einer Saison zumindest einzustellen, bräuchte es im Endspiel einen Doppelpack.

Möglicherweise schließt sich dann vor heimischen Publikum im Stade de France der Kreis, wenn Karim Benzema auch den Rekord jenes Mannes bricht, der ihn in der Frühphase seiner Karriere in den Schatten stellte.


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