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Europa League? Jaissle: "Sicher kein Trostpflaster"

Die "Bullen" sind nach dem Champions-League-Aus zurück in "ihrem" Bewerb. Können sie trotz eines starken Teilnehmerfelds dort endlich wieder überzeugen?

Europa League? Jaissle: Foto: © GEPA

Jahrelang wurde die UEFA Europa League vom Marketing des FC Salzburg als "unser Bewerb" verkauft.

Mit dem erstmaligen Erreichen der UEFA Champions League vor vier Jahren wurde diese Kampagne, die wohl auch als emotionale Bewältigungstaktik aufgrund der vielen gescheiterten Versuche in der "Königsklassen"-Qualifikation gefahren wurde, still und heimlich unter den Teppich gekehrt.

Fakt ist allerdings, dass die Mozartstädter unter anderem mit einem Halbfinal-Einzug 2018 große Erfolge in der Europa League feiern durften und bis heute die einzige Mannschaft in der Geschichte des Bewerbs sind, die eine Gruppenphase gleich drei Mal mit dem Punktemaximum abschließen konnte.

Nun sind die "Bullen" nach dem Scheitern in der schwierigen Champions-League-Gruppe E zurück in "ihrer" Europa League. Und sie freuen sich darauf. 

"Wir nehmen sicherlich nicht den Begriff Trostpflaster in den Mund. Dass es nach der Niederlage ein paar geknickte Gesichter in der Kabine gab, ist klar", will sich Matthias Jaissle bei "Sky" den Umstieg auf den oftmals als "Verlierer-Cup" verschrieenen zweithöchsten europäischen Bewerb nicht schlechtreden lassen.

Auch Luka Sucic sieht das ähnlich: "Man ist enttäuscht nach der Niederlage, aber wir haben den dritten Platz erreicht und spielen Europa League. Von dem her können wir stolz sein auf diese junge Truppe."

Chelsea rettete Salzburg in die Europa League

Vor der Saison wurde Rang drei in der Champions League und damit die Teilnahme an der Europa-League-Zwischenrunde als großes Ziel ausgegeben. "Das haben wir erreicht. Da machen wir einen Haken dahinter, das war unser Ziel und ist nicht selbstverständlich", erklärt Jaissle auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den AC Milan.

Selbstverständlich ist der Umstieg auch deshalb nicht, weil die Mozartstädter am Mittwoch im San Siro für einige Minuten Letzter der Gruppe E und damit komplett aus dem europäischen Bewerb ausgeschieden waren. Ob das den Salzburgern auf dem Feld bewusst war?

"Nein, das habe ich überhaupt nicht mitgekriegt, wir haben uns auf unser Spiel fokussiert. Da wollten wir das Spiel noch gewinnen", so Nicolas Seiwald gegenüber LAOLA1.

Einzig einem bereits als Gruppensieger feststehendem FC Chelsea, der gegen Dinamo Zagreb einen 0:1-Rückstand in einen 2:1-Sieg umdrehte, ist es zu verdanken, dass die Salzburger zum sechsten Mal in Folge europäisch überwintern können.

In den letzten drei Jahren war jeweils nach dem ersten K.o.-Duell im Frühjahr bereits Schluss im Europacup, das soll sich diese Saison ändern. Salzburg wird sich am 16. und 23. Februar 2023 mit einem Gruppenzweiten der Europa League um ein Achtelfinal-Ticket duellieren.

Unglaublich starkes Europa-League-Teilnehmerfeld

Welche Gegner den Mozartstädtern winken, lässt sich vor dem letzten Europa-League-Spieltag noch nicht mit Sicherheit sagen; bisher ist keiner der acht zweiten Plätze fix vergeben.

Allerdings lässt sich schon jetzt absehen, dass es auch auf Losglück ankommen wird, wie hoch die Chancen auf das erste Mozarstädter EL-Achtelfinale seit vier Jahren sind. Aktuell belegen mit Manchester United, dem PSV Eindhoven und dem AS Monaco richtige Kaliber einen zweiten Platz, allerdings gibt es momentan auch Gruppen-Zweite, die Ludogorets Razgrad oder Qarabag Agdam heißen. 

Auf den SK Sturm, aktuell ebenfalls Zweiter seiner Gruppe, können die Mozartstädter aufgrund des Länderschutzes übrigens erst fühestens im Viertelfinale treffen.

Das Europa-League-Teilnehmerfeld im Frühjahr 2023 ist so stark aufgestellt wie wohl noch nie zuvor. Gemeinsam mit dem FC Salzburg wechseln mit dem FC Barcelona, Juventus Turin, Ajax Amsterdam oder dem FC Sevilla gleich mehrere Spitzenteams von der Champions League rüber.

Zudem stehen mit dem FC Arsenal, Real Sociedad und auch Manchester United und PSV Eindhoven mehrere weitere richtig starke Mannschaften in ihren jeweiligen Europa-League-Gruppen bereits als Aufsteiger fest.

Das Social-Media-Team des FC Salzburg wurde ob des starken Teilnehmerfeldes bereits kreativ:

Sucic: "Da sind brutale Mannschaften dabei"

"Da sind brutale Mannschaften dabei. Einfach geil, dass wir in Europa bleiben. Wir freuen uns darauf", kann Sucic es kaum mehr erwarten, sich mit diesen Top-Klubs zu messen.

Auch bei Coach Jaissle ist die Vorfreude auf die Europa League bereits groß: "Wir haben in der Champions-League-Saison gezeigt, dass wir mit dem Großen mithalten können. Vielleicht noch nicht über 90 Minuten, das hat man auch gegen Milan wieder gesehen. Aber wir sind sehr optimistisch und können den Wettbewerb mit einer breiten Brust angehen."

Kampfansagen wie von seinem Vorgänger Jesse Marsch, der vor drei Jahren beim Umstieg auf die Europa League den Titel als Ziel ausgab, nur um prompt in der Zwischenrunde an Eintracht Frankfurt zu scheitern, sind vom stets kontrolliert auftretenden Deutschen nicht zu erwarten:

"Solche Aussagen werden Sie von mir nicht hören, weil ich als junger Trainer zum ersten Mal bei diesem Bewerb dabei bin und ich mir vorstellen könnte, dass wir auch in diesem Wettbewerb wieder die jüngste Mannschaft sein werden. Deshalb werden wir sicherlich von Spiel zu Spiel und von Runde zu Runde schauen."

Seiwald wünscht sich Halbfinal-Duell mit Sturm

Sollten die "Bullen" ihre teils richtig starke Leistungen aus dem Champions-League-Herbst allerdings auch im Frühjahr auf den Platz bringen und die Mozartstädter Verletztenmisere endlich ihr Ende finden, ist ihnen ein Wunderlauf wie 2017/18, als das Halbfinale erreicht wird, allerdings mit Sicherheit zuzutrauen.

"Damals habe ich noch von den Rängen zugeschaut. Da hat man gesehen, was möglich ist in Salzburg. Vor allem zuhause können wir jeden schlagen", gibt sich Seiwald selbstbewusst.

Einen Wunschgegner für die Zwischenrunde hat der Kuchler nicht, allerdings würde er sich im Verlaufe des Frühjahres ein Aufeinandertreffen mit dem FC Barcelona (erst ab dem Viertelfinale möglich) wünschen und auch ein rot-weiß-rotes Duell im Europacup würde er gerne sehen: "Im Halbfinale vielleicht dann gegen Sturm", so Seiwald mit einem Augenzwinkern.

Aus rot-weiß-roter Sicht kann man nur hoffen, dass der Wunsch des 21-Jährigen in Erfüllung geht. Das würde nämlich das erste Europacup-Finale mit österreichischer Beteiligung seit 1996 bedeuten.

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