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Ilzer: "Wir wollen keine Träumer sein"

Warum es für Sturm nichts bringt, den Meister-Titel offen als Ziel auszurufen und warum man einem Neuzugang keinen Rucksack umhängen sollte.

Ilzer: Foto: © GEPA

"Mein Passwort am Laptop war Meister2023, zuletzt habe ich es auf Double2023 geändert", verriet Christian Ilzer am Ende der vergangenen Saison nach dem Platzen der Meisterträume.

Richtig, das Nachfolge-Passwort bleibt auch bezüglich Themengebiet geheim, aber fragen kostet ja nichts.

"Das Passwort verrate ich nicht. Es gibt so viele Hacker, also gibt es weder Tipp noch Hinweis", schmunzelt Ilzer, "nachdem ich euch das alte verraten habe, habe ich es jedenfalls geändert."

Am Samstag startet beim SAK Klagenfurt (17:30 Uhr im LIVE-Ticker) im ÖFB-Cup die Mission Titelverteidigung, am Wochenende darauf mit dem Gastspiel bei Austria Wien (Sonntag, 30. Juli, 17 Uhr im LIVE-Ticker) die erneute Jagd auf den FC Red Bull Salzburg.

Man kann seine Träume offen ansprechen - intern

Zumindest scheinen große Teile der Öffentlichkeit davon auszugehen, dass Sturm wieder "Bullen"-Herausforderer Nummer eins sein wird.

Es ist jene Phase der Saison, in der Ziele und Ambitionen der einzelnen Vereine abgefragt werden. Dass die "Blackies" derzeit besonders gerne hoch eingeschätzt werden, haben sie sich selbst erarbeitet.

Es ist Ilzers Job, den Fokus von Was-wäre-wenn-Szenarien auf das Hier und Jetzt zu lenken. Entsprechend setzt man sich in der Kommunikation nach außen auch nicht mit dem Meister-Thema auseinander:

"Es bringt nichts. Jeder wird von seinen Visionen und Träumen angetrieben, als Verein und Mannschaft kann man diese Träume auch haben und sie intern offen ansprechen. Aber wir wollen keine Träumer sein, sondern in der täglichen Arbeit das umsetzen, was wir uns erträumen und dem auch schrittweise näherkommen."

Bestätigen oder toppen? "Eine Riesen-Challenge"

Thematisch würde aktuell zählen, was heute oder morgen ansteht: "Der Meister wird bekanntlich im Mai 2024 gekürt, das ist viel zu weit weg."

Das Erfolgsrezept bleibt ein bewährtes: Konzentration auf die eigenen Möglichkeiten und das Maximum aus diesen rausholen.

Dass es einfachere Übungen gibt, als Erfolg zu konservieren, ist kein Geheimnis.

"Die Erwartungshaltung ist hoch. Wir haben eine Saison gespielt, die nahe an unserem Limit war. Das zu bestätigen oder vielleicht sogar noch mal zu toppen, ist gepaart mit dieser Erwartungshaltung eine Riesen-Challenge", so Ilzer.

Kader-Veränderungen nicht immer nur negativ

Auch hier blieben Sportchef Andreas Schicker und Ilzer wie angekündigt dem bislang bewährten Erfolgsrezept treu, indem bewusst neue Reize gesetzt wurden.

"Man sollte leichte Veränderungen am Kader nicht immer nur negativ, sondern auch positiv sehen, da man neue Dynamiken reinbringt", betont Ilzer, der aktuell gerne gefragt wird, ob er Sorgen hätte, dass es zu weiteren Abgängen kommt (<<<Emegha vor Wechsel nach Frankreich>>>).

"Es gibt natürlich viele Informationen, was am Anfang die Performance immer ein bisschen nach unten gehen lässt, weil einfach viel Informatives dabei ist. Das versuchen wir jedoch gut zu portionieren."

Christian Ilzer

Da selbige zum schwarz-weißen Geschäftsmodell gehören, ist die Sorge denkbar gering.

Doch auch wenn man in erster Linie die Vorteile personeller Veränderungen sieht, darf man die damit verbundenen Herausforderungen nicht unterschätzen. In Sachen Integration der Neuzugänge sieht der 45-Jährige angesichts von Hierarchie und Charakter der Mannschaft keine Probleme.

Die Köpfe nicht überladen

"Aber inhaltlich ist es schon so, dass wir die neuen Spieler sehr schnell an unser Spiel heranführen müssen. Da gibt es natürlich viele Informationen, was am Anfang die Performance immer ein bisschen nach unten gehen lässt, weil einfach viel Informatives dabei ist. Das versuchen wir jedoch gut zu portionieren, damit wir die Köpfe nicht überladen."

"Aber wenn das mal in den Automatismus übergeht, haben wir wieder hochspannende neue Spieler", so Ilzer weiter, "trotzdem ist wieder eine Entwicklung notwendig, um annähernd so wie am Schluss der letzten Saison zu performen."

Tormann-Riese Kjell Scherpen wurde von Brighton ausgeliehen. Mit Szymon Wlodarczyk konnte man einen Stürmer an Land ziehen, der in Polen zwischenzeitlich schon als neuer Robert Lewandowski gehypt wurde (<<<Sein Ex-Trainer Bartosch Gaul ordnet den Hype bei LAOLA1 ein>>>).

Von Atletico Madrid wurde Javi Serrano ausgeliehen. Die Transferzeit dauert noch länger - es ist davon auszugehen, dass sich sowohl bezüglich Zu- als auch Abgängen bei Sturm noch einiges tun wird.

Kein Rucksack für Javi Serrano

Welche Kategorie an Spielern Sturm inzwischen anlockt, ist jedenfalls bemerkenswert und ein weiterer Beweis für die gelungene sportliche Entwicklung.

Serrano wird Zeit brauchen, bis er im Sturm-System funktioniert
Foto: © GEPA

Dies, wie etwa bei Serrano, am bisherigen Arbeitgeber festzumachen, gefällt Ilzer jedoch gar nicht.

"Bei ihm schwingt Atletico Madrid mit, aber es gibt auch bei kleineren Vereinen hochspannende Spieler. Wir gehen jetzt nicht nur auf große Namen, von denen unsere Spieler herkommen. Ich möchte Javi da keinen zu großen Rucksack umhängen", stellt der Steirer klar.

Auch der 20-jährige Spanier muss sich erst anpassen: "Wir haben einfach eine klare Vorstellung, wie ein Spieler auf einer Position sein soll, und er hat gut in unser Profil gepasst. Trotzdem wird er seine Zeit brauchen, um in unserem System so zu funktionieren, dass er seine bestmöglichen Stärken zeigen kann. Mit Ivan Ljubic haben wir einen Spieler verloren, den es inhaltlich und menschlich zu ersetzen gilt. Javi hat diesbezüglich gute Ansätze."

Ilzer: "Gibt nicht nur Salzburg und Sturm"

Aktuell befindet sich Sturm wie die meisten Bundesliga-Vertreter in jener Phase, in der man nicht genau weiß, wo man steht. Umso wichtiger ist die Konzentration auf die ersten Pflichtspiele.

Ilzer vermutet jedenfalls eine spannende Saison: "Es gibt nicht nur Salzburg und Sturm, sondern auch viele andere Mannschaften mit Ambitionen. Ich schätze die Liga vom Leistungsniveau wieder sehr eng ein."

Sollte sich der Sturm-Trainer im Mai 2024 veranlasst sehen, abermals sein Passwort zu verraten, könnten die Grazer jedoch erneut eine gute Rolle gespielt haben.

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