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Rapid: So "fand" Barisic Japan-Stürmer Kitagawa

Zoran Barisic setzte sich für Koya Kitagawa ein. Künftig Japan-Boom bei Rapid?

Rapid: So Foto: © GEPA

Es war schon ein wenig verwunderlich, dass der SK Rapid in Tagen wie diesen in die weite Ferne schweifte, um die passende Lösung für den Angriff zu finden.

Am Mittwoch wurde Koya Kitagawa offiziell vorgestellt, auf dem 23-jährigen Japaner ruhen die Offensiv-Hoffnungen der Hütteldorfer.

Doch wie kamen die Verantwortlichen auf den Publikumsliebling seiner Heimat, und wie konnten sie ihn von einem Transfer nach Europa überzeugen?

Verantwortlich dafür war Zoran Barisic. Der noch nicht lange im Amt befindliche Sportchef begab sich selbst auf Stürmer-Suche und schlug dem Scouting den interessanten, jungen Spieler selbst vor.

"Wie ich auf ihn gekommen bin, ist relativ einfach. Ich habe einige Videos durchforstet, einige Daten gesammelt und bin so dann auf Kitagawa gekommen. Ich habe mich intensiv mit der Personalie beschäftigt, habe dann mit der Scouting-Abteilung den Spieler für das Trainerteam aufbereitet. Parallel dazu habe ich mich bei Menschen, die in Japan arbeiten und den japanischen Fußballmarkt kennen, informiert", führt Barisic seine Herangehensweise aus und verrät weitere Details bei der Spielersuche.

"Sehr gutes Zeugnis" und Scout vor Ort

"Sie haben ihm dann ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt. In der weiteren Folge habe ich dann einen Scout nach Japan geschickt, um den Spieler zu beobachten, ihn auch kennenzulernen und auch ein Gefühl für den Menschen zu bekommen", so Barisic weiter.

Beim entsandten Scout, wie mittlerweile aufgrund dessen Twitter-Präsenz bekannt wurde, handelte es sich um niemand geringeren als den neuen Scouting-Chef Matthias Ringler, der erst kürzlich als neues Oberhaupt des neu strukturierten Teams vorgestellt wurde.

Ex-RBS-Dolmetscher und Fink-Co-Trainer als Mittelsmann

Quasi als Mittelsmann, der den Kontakt herstellte, fungierte Masaki Morass, wie Barisic LAOLA1 verriet. Mit dem Namen werden nicht viele etwas anfangen können, seine Vita spricht allerdings für ihn.

Der 40-Jährige arbeitete als Trainer und Dolmetscher und lebte viele Jahre in Tirol. In den Mittelpunkt rückte er als Übersetzer für die ersten japanischen Neuzugänge bei RB Salzburg im Jahr 2007.

Er arbeitete als Scout für Wacker Innsbruck und machte das Engagement von Keisuke Honda beim SV Horn möglich. Dort übernahm er selbst die Rolle als Co-Trainer und Trainer von Horn II.

Nach seiner Tätigkeit als Coach der Wacker Innsbruck Frauen nützte er seine Bekanntschaft zu Thorsten Fink, den er in Salzburg bei den RB Juniors kennenlernte, und wurde vom Ex-Austria-Trainer zu Vissel Kobe als Co-Trainer mitgenommen, wo er noch immer in Amt und Würden ist.

Als Mann vor Ort war er die perfekte Ansprechperson, um den Kitagawa-Deal einzufädeln, zusätzlich arbeitet er für die Agentur "More than Sports", die für den Stürmer verantwortlich zeichnet. Massakis Frau befindet sich derzeit in Wien und begleitete Kitagawa etwa zu den Medienterminen.

Barisic: "Es war kein einfaches Prozedere"

Die Berichterstattung aus dem Land der aufgehenden Sonne und die Erfahrungen veranlassten die Hütteldorfer danach, voller Überzeugung zu handeln.

"Spätestens dann war uns allen miteinander klar, dass wir den Spieler zu uns holen wollen. Ich bin auch der Geschäftsleitung sehr dankbar. Es war kein einfaches Prozedere, aber wir haben uns für den Spieler entschieden und wollten ihn unbedingt zum SK Rapid holen. Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass wir es dann gemeinsam geschafft haben, den Spieler zu Rapid zu holen", beschreibt Barisic die Situation.

Barisic ging vom ersten Tag an auf Spielersuche

Ein Sportchef, der das Scouting nach eigener Recherche auf einen Spieler ansetzt? Das ist ungewöhnlich, meistens wird es andersrum praktiziert. Scheinbar nicht bei Barisic, der seinen neuen Job von Anfang an etwas anders ausgelegt hat.

"Ich habe mir sehr viele Spieler angeschaut, ich kenne sehr viele Spieler und es wurden mir sehr viele Spieler auf dieser Position angeboten. Ich bin aber bei diesem hängen geblieben und habe mich mit diesem Spieler sehr intensiv beschäftigt und das dann weitergeleitet an die Scoutingabteilung, und bin das auch mit dem Trainerteam durchgegangen. Deshalb haben wir uns für ihn entschieden", bestätigt Barisic gegenüber LAOLA1, dass es wirklich so ablief und er vom ersten Tag an auf Spielersuche ging.

Die Entscheidungsfindung war schlussendlich keine einfache. Zwar war man vom Spieler überzeugt, allerdings musste man aufgrund der Nebenumstände alles bedenken. Schließlich war allen Beteiligten bewusst, dass es seine Zeit benötigen wird, Kitagawa zu integrieren und nicht eine Lösung parat steht, die vom ersten Tag an funktioniert.

"Auch das haben wir durchdiskutiert. Wir sind zum Entschluss gekommen, dass es so was ähnliches wie ein Projekt ist, das wir langfristig sehen. Die Mannschaft funktioniert, wie sie jetzt ist und vielleicht kann man sich punktuell noch verstärken, was wir, glaube ich, mit Koya gemacht haben. Trotzdem ist es so, dass auch er Zeit benötigt als neuer Spieler in einem komplett neuen Land, auf einem komplett neuen Kontinent. Da sollte auch er sich anpassen und eingewöhnen. Überzeugt sind wir alle", erklärt der Sportchef seine Überlegungen.

Kitagawa-Verpflichtung "ein Kompliment für Rapid"

Auch für die Hütteldorfer wird es durch die Verpflichtung Umstellungen geben - im Umfeld, auch in der Kommunikation, wenn Trainer Didi Kühbauer möglicherweise dem Dolmetscher vermitteln muss, welche Übung Kitagawa auszuführen hat oder was seine Aufgaben sind.

"Nicholas Wunsch versteht ja auch nicht, wenn Didi sagt: Du musst die 'Bradseite' nehmen. Da muss er auch sagen: Du musst mit der Innenseite spielen. Also das betrifft ja auch die jungen Spieler. Fußball ist ja nicht allzu schwer, es soll ja einfach bleiben. Es wird eh verkompliziert. Es wird mit einem runden Fußball gespielt, die Regeln sind auf der ganzen Welt gleich. Er soll nur Fußball spielen, und das gut."

Die Frage, wie Rapid einen achtfachen japanischen Teamspieler, der für positive Schlagzeilen gesorgt hat, nach Österreich holen konnte, stellte sich bei Rapid gar nicht vordergründig.

Wenn Barisic darüber nachdenkt, meint er aber: "Das ist ja eigentlich ein Kompliment für uns. Wir haben uns ziemlich angestrengt, es war auch wichtig, vor Ort einen Mann zu haben, der den Verein vorstellt, im Gespräch mit dabei war und ein Gefühl zum Menschen bekommen und vermittelt hat, dass er den idealen Schritt macht. Es macht uns sehr stolz, dass gerade wir ihn bekommen haben."

Einen Nachsatz kann er sich dabei nicht verkneifen: "Da sieht man wieder, dass Rapid einen guten Ruf und starken Namen hat."

Neue Möglichkeiten durch Japan-Boom bei Rapid? RBS zeigte es vor

Auch abseits des Platzes wird sich einiges ändern. Die Verpflichtung aus dem fernen Osten birgt jedoch auch wirtschaftlich, werbetechnisch und in puncto Vermarktung einige Chancen für die Wiener.

RB Salzburg hat es vorgemacht. Mit der Verpflichtung von Tsuneyasu Miyamoto und Alex dos Santos, den ersten beiden Japanern überhaupt in Österreich, löste man einen Hype in Asien aus.

Die fußballverrückten Japaner stürmten die Stadien, japanische Medienvertreter fluteten die Stadien und TV-Bilder oder Streams der Auftritte der Spieler waren heißbegehrt.

Dass der Vorstoß nach Japan Vorteile mit sich bringen kann, ist Rapid bekannt. Trotzdem ist Barisic darum bemüht, das nicht als großen Aspekt der Verpflichtung hervorzustreichen.

"Das eine schließt das andere nicht aus, aber das war sicher nicht der Grund, Koya zu verpflichten. Wir haben uns nur aus sportlichen Gründen für ihn entschieden. Natürlich will ich es nicht ausschließen, aber es war sicher kein Beweggrund, warum er bei uns ist", so Barisic.

Auf LAOLA1-Nachfrage bei Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek bestätigte er die rein sportliche Absicht. Trotzdem wird man prüfen, was alles möglich ist. Die Kontaktaufnahme mit der japanisch-österreichischen Community wird ein erster Schritt sein, danach könnte sich Peschek durchaus Kooperationen vorstellen, die dem Verein auch wirtschaftlich einiges bringen können.

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