Endstand
7:1
2:0, 5:1
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RBS-Coach Jaissle: "Gibt noch Luft nach oben"

Trotz 7:1! Salzburg-Coach sieht bei Chancenverwertung noch Verbesserungsbedarf:

Matthias Jaissles Einstand als neuer Trainer des FC Red Bull Salzburg darf endgültig als erfolgreich eingestuft werden.

Der 33-jährige Deutsche trat in der Mozartstadt seinen ersten Job als Erstliga-Coach an, musste einen Kaderumbruch verkraften und verpassten den "Bullen" ein neues taktisches Gewand. Dennoch konnte Salzburg die ersten drei Pflichtspiele siegreich gestalten und dabei auf spielerischer Ebene komplett überzeugen.

Die 7:1-Machtdemonstration im ersten Heimspiel der Saison gegen die SV Ried (Spielbericht>>>) lässt erahnen, auf welch hohem Niveau sich die Mozartstädter bereits befinden.

"Es gibt im Detail immer Luft nach oben", erkennt Jaissle bei "Sky" trotz des Traumstarts noch Verbesserungspotenzial. Er führt aus: "Wenn man das Atletico-Spiel (1:0-Testsieg der Salzburger, Anm.) hernimmt, waren wir in Summe zufrieden, aber nicht mit der Chancenauswertung. Heute ist das ähnlich. Wenn man sieben Tore macht, ist man erstmal zufrieden, aber wenn man die Chancenauswertung im Detail betrachtet, kann man noch besser werden."

Jaissle: "Freue mich auf die nächsten Wochen"

Jaissle meint damit auch die ersten gut 35 Minuten in der Red Bull Arena, in denen sich seine Salzburger am Rieder Defensiv-Bollwerk die Zähne ausbissen und wenig Inspiration vor dem Tor zeigten. Erst nach dem Führungstreffer von Benjamin Sesko in Minute 38, der gleichbedeutend mit dem ersten Bundesliga-Tor des slowenischen Supertalents war, war der Bann gebrochen.

"Schon die erste Halbzeit war gut, auch wenn die zwingenden Chancen gefehlt haben. Die wurden im Laufe der Partie immer klarer, deshalb war es ein verdienter Sieg", findet Jaissle. Zu dem neuen Salzburg Traumsturm Sesko-Adeyemi, der vier der sieben Treffer gegen Ried erzielte, sagt der Deutsche: "Es hat gerade den Anschein, dass es sehr gut funktioniert. Beide harmonieren gut. Aber es gibt auch noch andere Jungs, egal ob das Noah (Okafor, Anm.), Junior (Adamu, Anm.) oder Mergim (Berisha, Anm.), der gerade verletzt ist, ist. Wir haben richtig Qualität an vorderster Front, ich freue mich auf die nächsten Wochen."

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Sesko und Adeyemi neuer RBS-Traumsturm

Während Adeyemi zu dessem Ärgernis nach 70 Minuten ausgewechselt wurde, durfte Sesko auch im zweiten Bundesliga-Spiel dieser Saison durchstürmen. Dies ist insofern beeindruckend, da der 1,94 Meter große Slowene vor genau einem Jahr am Ende einer schwierigen Saison mit dem FC Liefering stand und in den letzten Saisonspielen der coronabedingt verlängerten 2.-Liga-Saison 2019/20 gar nicht mehr zum Einsatz kam.

Erst in der Vorsaison schaffte der im Mai volljährig gewordene Angreifer schließlich den Durchbruch bei Liefering, wobei der Slowene speziell mit der Amtsübernahme von Jaissle im Frühjahr so richtig explodierte und in 16 Spielen 18 Treffer erzielte. Nun hat Sesko auch seine ersten zwei Bundesliga-Scorer am Konto, nachdem er bereits in der ersten Cup-Runde gegen Hertha Wels zweimal anschrieb.

"Es bedeutet mir viel. Ich liebe es, für das Team zu kämpfen. Jede Chance, die wir als Team kreieren und die ich verwerten kann, bedeutet mir viel", so Sesko nach der Partie. Der Slowene, der den Vergleich mit Erling Haaland gar nicht und den Hype um seine Person noch weniger mag, erklärt: "Ich bin kein Shootingstar, sondern ein normaler Spieler, der alles für das Team gibt."

Zu seinem scheinbar blinden Verständnis mit Karim Adeyemi sagt er: "Karim und ich sind gute Freunde, wir lachen viel, reden und verstehen uns sowohl am Platz als auch abseits davon gut. Jeder weiß immer, wo der andere hinläuft, wir haben eine gute Kommunikation."

Jaissle: "Gibt keine klare Nummer eins"

Eine gute Kommunikation benötigen in den kommenden Wochen auch Jaissle sowie Torwarttrainer Herbert Ilsanker mit den Salzburger Schlussleuten. Während Nico Mantl, der im Winter um zwei Millionen Euro aus Unterhaching verpflichtet wurde, nach Einsätzen in den ersten beiden Saisonspielen als gesetzt galt, stand plötzlich Philipp Köhn bei der Partie gegen Ried zwischen den Pfosten.

Der 23-jährige Schweizer wurde nach einer Leihstation beim FC Wil in der zweiten Schweizer Liga etwas überraschend zurück im Salzburger Profikader begrüßt und stellte bei seiner Rückkehr noch überraschender promt Ansprüche auf die Nummer eins. Nach starken Leistungen in den Vorbereitungsspielen und dem einen oder anderen Wackler von Mantl wurde Jaissle Köhns Wünschen gerecht und gab ihm gegen Ried die Chance.

Ob der Schweizer nun die neue Nummer eins in Salzburg sei? "Es gibt keine klare Nummer eins, das habe ich beiden vor der Saison kommuniziert. Es gilt das Leistungsprinzip im Tor genau so wie es bei den Feldspielern auch der Fall ist. Philipp hat seine Sache über längere Zeit sehr gut gemacht, so auch heute", so Jaissle. Besonders die Leistung gegen Atletico Madrid unter der Woche habe ihm imponiert.

Gegen Ried gab es für Köhn nichts zu halten. Beim Treffer zum zwischenzeitlichen 5:1 aus Salzburger Sicht konnte Köhn nichts mehr ausrichten, zuvor kamen die "Wikinger" zu keinen Torchancen.

Rieder Warten auf den Schlusspfiff

Die Innviertler, die zuletzt für ihre Defensivstärke bekannt wurden, bunkerten sich im ersten Durchgang ein und ließen Salzburg lange verzweifelt anrennen. Erst im zweiten Durchgang, SVR-Coach und Defensiv-Spezialist Andreas Heraf hatte zu diesem Zeitpunkt bereits auf Fünferkette umgestellt, um eine noch höhere Niederlage abzuwenden, zerfielen die Oberösterreicher in ihre Einzelteile.

"Ich habe mir ab der 60. Minute gewünscht, dass der Schiri bald abpfeift. Da hat es angefangen, dass wir in ein Debakel rutschen", so Ried-Goalie Samuel Sahin-Radlinger nach diesem für ihn bitteren Abend. Der 28-Jährige selbst war noch einer der besseren Rieder an diesem Sonntag, bei keinem der Gegentreffer konnte er etwas ausrichten.

Der ehemalige Deutschland- und England-Legionär erkennt zwar die "extreme Qualität von Salzburg an", richtet aber auch kritische Worte an seine Vorderleute: "Wir haben uns das Leben schwer gemacht, weil wir im Sechzehner nicht nahe genug an den Männern dran waren. Wir haben sie viel zu leicht durch die Ketten spielen lassen. Dann wird es extrem schwierig und dann frisst du halt mal sieben Tore."

Nun ist für die Rieder, die mit einem 2:1 gegen die Wiener Austria eigentlich gut in die Saison gestartet waren und vor der Partie in Salzburg unter Heraf einen Gegentorschnitt von eins aufwiesen, Mundabwischen angesagt: "Gegen Salzburg kannst du mal verlieren, auch 3:0 oder 4:0. Aber das war heute zu viel. Wir müssen in den nächsten Wochen ein anderes Gesicht zeigen", so Sahin-Radlinger.

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