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Real? Salzburg "kann auf diesem Niveau spielen"

Nach der knappen Test-Pleite gegen die Spanier sind die "Bullen" optimistisch.

Real? Salzburg Foto: © GEPA

Für Red Bull Salzburg ging auch der zweite Testspiel-Kracher gegen Real Madrid verloren.

Nach dem 3:5 in der Vorwoche gegen den FC Chelsea muss sich Österreichs Meister den „Königlichen“ aus Spanien mit 0:1 geschlagen geben. Wieder konnten die "Bullen" zeigen, dass sie über weite Strecken mit der Star-Truppe mithalten können.

"Wir haben gut dagegengehalten, haben viele gute Aktionen gehabt. Beide Mannschaften haben ihre Chancen gehabt", ist auch Abwehrchef Andre Ramalho nach dem Test zufrieden.

Von einem großen Niveau-Unterschied zum Champions-League-Rekordsieger will der Brasilianer nichts wissen: "Da hat man gesehen, dass wir auch Qualität haben und wir auch auf diesem Niveau spielen können. Es ist bitter, so eine knappe Niederlage. Aber ich sehe eine große Steigerung gegenüber der letzten Woche."

„Wichtige Lektion“ für Marsch

Salzburgs Neo-Trainer Jesse Marsch pflichtet Ramalho bei: „Es war eine bessere Leistung als gegen Chelsea. Vor allem, was die Taktik betrifft. Wir haben nicht viele Chancen zugelassen.“

„In der ersten Hälfte war es eine gute Prüfung für die Mannschaft gegen einen starken Gegner, der bei Ballverlust immer gefährlich war. In der zweiten Hälfte haben wir uns leichter getan, weil die Mannschaft frisch gewesen ist, und sehr aggressiv agiert hat“, zieht er ein Fazit zum Spiel.

Wie schnell man auf diesem Niveau allerdings für Fehler bestraft wird, hat Real in Person von Star-Neuzugang Eden Hazard auch gezeigt. Marsch dazu: „Es war eine wichtige Lektion zu sehen, welche Auswirkungen die kleinsten taktischen Fehler haben.“

Auch ÖFB-Teamspieler Albert Vallci, der nach seiner Verletzung sein Comeback feiern konnte, ärgert sich, akkurat nach einem Konter das Gegentor zu bekommen. Nur auf die individuelle Klasse Hazards will der Verteidiger das Tor nicht beschränken: „Wenn er schon mal in der Zone ist, ist er einfach sehr schwer zu verteidigen. Der kommt mit Tempo auf dich zu, du weißt nicht ob er links oder rechts zieht, weil er mit beiden Füßen sehr gut ist. Ich sehe das eher ein paar Sekunden früher, in der Entstehung. Es ist ein Corner von uns, Real hat oft zwei, drei Spieler vorne stehen lassen, die fünf Meter hinter uns im Abseits waren und dann kommen sie wieder raus. Das sind die Kleinigkeiten, die entscheidend sein werden.“

Ramos, der „Einser-Rangler“

Dass die Real-Spieler mit der aggressiven Gangart und dem frühen Pressing von Red Bull Salzburg zu kämpfen hatten, glaubt Vallci nicht. „Solchen Spielern ist das nicht neu, wenn du ein wenig rangelst. Der Ramos ist da eh das beste Beispiel, der ist ja der Einser-Rangler“, lacht der 24-Jährige.

"Einser-Rangler" Ramos
Foto: © GEPA

Ramalho zeigt sich nach dem Spiel gar von der Freundlichkeit der Real-Spieler beeindruckt: „Es sind sehr gute Spieler, auch sehr nett, das merkt man am Platz. So wie mit Marcelo, wo er zu spät kommt und das Foul macht, dann hat er sich gleich entschuldigt. Der eine oder andere geht vielleicht ein bisschen aggressiver in die Zweikämpfe, aber solange es fair bleibt, ist alles erlaubt. Das passiert mir ja auch, dass ich zu spät komme.“

Dass beim spanischen Rekordmeister viele großen Namen am Feld standen – die meisten dürfen sich mehrfache Champions-League-Sieger nennen – war bei den „Bullen“ allerdings kein großes Thema. „Was heißt beeindruckt?! Wir kennen natürlich die Qualität der Mannschaft. Jeder hat heute gesehen, wie einfach das Fußball spielen bei ihnen aussieht“, hat sich Ramalho darauf eingestellt.

Weltweites Interesse

„Sobald man den Platz betritt, ist das weg. Natürlich macht man sich davor ein paar Gedanken, geht es im Kopf durch. Man kennt die Spieler natürlich, man braucht auch nicht viel analysieren, weil man sie wöchentlich im Fernsehen sieht. Von daher ist der Respekt sehr groß, aber am Platz nicht mehr, und das wird auch in den kommenden Spielen in der Champions League ein ausschlaggebender Punkt sein“, konnte Vallci dieses Thema während des Spiels ausblenden.

Ein weiterer besonderer Aspekt des Test-Krachers war natürlich auch die mediale Aufmerksamkeit. In 90 Ländern wurde das Spiel im TV übertragen. Gibt das den Spielern noch eine zusätzliche Motivation?

„Es sind die einzelnen Faktoren. Am meisten ist es die Kulisse vor Ort, es war wieder eine Top-Stimmung, wie schon gegen Chelsea. Natürlich bekommt man das vorher mit, dass das weltweit übertragen wird. Es ist schon etwas Cooles zu wissen, dass auf der ganzen Welt auf das Spiel geschaut wird. Wir haben uns sehr gut präsentiert“, so Vallci.

Kampf ums Leiberl?

In der Pause und auch nach dem Spiel konnte man bei den Akteuren dennoch gut sehen, dass es sich nicht um ein Spiel wie jedes anderes handelt. So sicherte sich beispielsweise Erling Haland bereits zur Pause das Trikot von Reals Stürmer Karim Benzema.

„Noch nicht, aber ich werde mich gleich nochmal anstellen und versuchen, eines zu ergattern“, erhoffte sich auch Vallci unmittelbar nach Spielende noch ein Souvenir.

Routinier Ramalho scherzte dagegen: „Es gab ein paar Real-Spieler, die meines wollten, aber ich wollte es einfach meiner Frau geben.“

„Viele Spieler wollten tauschen, das ist völlig normal. Ich mache das nicht so oft, nur wenn ich Freunde in der anderen Mannschaft habe“, hat er Verständnis für die Youngsters im Team.

Lob von Zidane

Letztlich zeigte sich auch Zinedine Zidane mit dem Test zufrieden: „Es war eine gute Leistung meiner Mannschaft, vor allem in der ersten Hälfte - gegen einen Gegner, der es uns nicht einfach gemacht hat. Vor allem in der zweiten Hälfte hat Salzburg großen Druck gemacht.“

„Heute gibt es keine kleinen Mannschaften mehr. Salzburg hat bewiesen, dass sie sehr gut spielen können. Vor allem sind sie physisch sehr stark. Ich denke, dass Salzburg in der Champions League eine gute Rolle spielen kann“, so die Adelung des Trainers der „Königlichen“.

Und wer weiß, möglicherweise treffen sich die beiden Teams in der Champions-League-Gruppenphase wieder. Real wird vor dem Gegner nach diesem Test definitiv gewarnt sein.

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