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ÖFB-Schiri-Boss Kassai: "Sind weit von Perfektion entfernt"

Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Viktor Kassai ist seit einem halben Jahr als Schiri-Boss beim ÖFB im Amt. So sieht er die Situation in Österreich:

ÖFB-Schiri-Boss Kassai: Foto: © GEPA

Demnächst geht das erste Halbjahr unter dem neuen ÖFB-Schiedsrichterchef Viktor Kassai zu Ende.

Laut dem Ungarn arbeite man Schritt für Schritt daran, besser zu sein. "Wir sind noch am Anfang, weit von der Perfektion entfernt. Der VAR und die Schiedsrichter müssen sich steigern, ganz klar", sagte der 48-Jährige in der Sky-Sendung "Talk & Tore" am Sonntag. Dort verriet er auch, dass mit Harald Lechner Österreichs Schiri-Aushängeschild in Zukunft nur noch national pfeifen wird.

"Harald hat uns leider darüber informiert, dass er seine internationale Karriere beenden wird. Es ist schwierig für ihn, weil er einen prestigeträchtigen Beruf hat. Für internationale Spiele musst du drei Tage weg von der Arbeit und der Familie sein. Wenn jemand mehr als 40 Jahre alt ist, ist es manchmal zu viel", erläuterte Kassai.

Handspiel-Regelung müsse klar kommuniziert werden 

Lechner bezeichnete er als "Legende in Österreich". Der 41-jährige Referee werde auch weiter in der Bundesliga Spiele leiten. "Die internationalen Strapazen kann er aber nicht mehr mitmachen."

Weiter leben muss Lechner mit Diskussionen vor allem wegen der Handspielregelung. Die sorgt fast jede Woche bei irgendeinem Trainer, Klub-Verantwortlichen oder Spieler für Unmut.

Auch Kassai ist mit dieser Thematik nicht glücklich, hofft da auf eine Verbesserung in der Zukunft. "Wir folgen immer den Instruktionen der UEFA.

Im März gibt es ein Meeting von der FIFA und IFAB für die neuen Spielregeln 2024. Ich erwarte eine Änderung und Klarstellung, wie man es besser verstehen kann. Nicht nur für Spieler und Schiedsrichter, sondern auch für Medien und Leute, die Fußball lieben."

Kassai ortet Problem in der Regelauslegung 

Für unterschiedliche Meinungen sorgte etwa am Sonntag ein Handspiel im Strafraum im Duell von Blau-Weiß Linz mit Sturm Graz (1:1), nachdem es keinen Elfmeterpfiff gegeben hatte.

Ilzer erneut mit Schiri-Kritik >>>

"Für mich ist es schon ein Elfmeter in der Situation, weil sich die Ballrichtung verändert. In dem Fall muss man für mich Elfmeter geben. Ich weiß nicht, wie man das besser machen kann, aber für mich ist die Regelauslegung ein Problem", sagte Sturm-Sportdirektor Andreas Schicker und schloss sich damit der Kritik von Trainer Christian Ilzer an.

Kassai war anderer Meinung. "Der Schiedsrichter und der VAR müssen immer erklären, ist es eine natürliche Handbewegung oder nicht. Hier ist unsere Meinung aber die des VAR - es war keine Bewegung zum Ball, sondern eine natürliche Position", schilderte der ÖFB-Schiri-Boss seine Sicht.

Kassai kontert Ilzer: "Dann können wir den Laden schließen"

Kein Verständnis hatte er für die Kritik von Ilzer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung von Ronivaldo vor dem BW-Führungstreffer von Simon Seidl.

"Optisch sieht es so aus, als ob Ronivaldo im Abseits wäre. Wir benutzen in der Bundesliga das Hawkeye-System, das ist das beste der Welt zurzeit. Das System kalkuliert automatisch und hat gesagt, dass es keine Abseitsstellung ist. Man muss dem Hawkeye-System vertrauen. Wenn wir beginnen, darüber zu diskutieren, ob die Linien parallel sind oder nicht, können wir den Laden schließen", sagte Kassai.

Den VAR bezeichnete er allgemein als "ganz junges" Projekt. "Seit sechs, sieben Jahren gibt es dieses Projekt, der Fußball ist aber schon mehr als 150 Jahre alt. Man muss ein bisschen tolerant sein, aber es gibt auch ein Ende der Geduld."


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