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Marsch verteidigt Dreierkette: "Funktioniert gut"

Der Salzburg-Coach sah trotz allem ein starkes Spiel seiner Mannschaft:

Jeder Serie geht irgendwann zu Ende, so auch die Wahnsinns-Heimserie von 53 ungeschlagenen Bundesliga-Spielen in der Red Bull Arena des FC Red Bull Salzburg.

Wenig überraschend und deswegen wohl auch zusätzlich ärgerlich für die "Bullen" hat mit dem LASK die Mannschaft den Mozartstädtern die erste Bundesliga-Heimniederlage seit über drei Jahren zugefügt, die den Salzburgern seit ihrem Aufstieg 2017 das Leben in Österreichs höchster Spielklasse schwer macht und sich nun Bundesliga-Spitzenreiter nennen darf.

"Es war ein gutes Spiel vom LASK. Wenn wir das erste Tor machen, wird es vielleicht ein anderes Spiel, aber wir hatten in ein paar Momenten ein bisschen Pech", spricht Salzburg-Coach Jesse Marsch dem siegreichen Gegner Respekt aus, jedoch nicht ohne das fehlende Salzburger Glück in den entscheidenden Situationen zu erwähnen.

Stankovic: "Haben uns ein Eigentor geschossen"

Tatsächlich hätten die Salzburger schon nach 20 Minuten mit 2:0 führen können und eigentlich auch müssen, zweimal die Stange und eine mangelhafte Chancenverwertung verhinderten dies aber und ermöglichten dem LASK so die Chance, selbst mit 2:0 in Führung zu gehen und am Ende mit 3:2 zu siegen (Spielbericht).

Deswegen hat Jesse Marsch auch recht, wenn er von einem überzeugenden Auftritt seiner Mannschaft spricht: "Wir haben den Rhythmus im Spiel nicht immer gefunden, aber wir haben gekämpft bis zur letzten Minute. Das war wichtig, wir haben unsere Persönlichkeit und Mentalität gezeigt. Es war kein Sieg, es war nicht das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben, aber die Leistung war nicht so schlecht."

So positiv der US-Amerikaner die Pleite im Spitzenspiel auf der Pressekonferenz nach dem Spiel verarbeitet, so schlecht ist die Stimmung unter den Salzburger Kickern nach der ungewohnten Heimniederlage.

Vor allem Cican Stankovic, der mit deutlichen Worten zur Transferpolitik seines Klubs für Aufsehen sorgt, lässt kein gutes Haar an der Leistung seines Teams: "Vor allem die Art und Weise, wie wir das Spiel verlieren, schmerzt richtig. Denn wir haben uns heute ein Eigentor geschossen, das war viel zu billig."

Eine Watsch'n zum richtigen Zeitpunkt?

Ob die Niederlage gegen den zuvor ersten Verfolger und nun ersten Gejagten als Watsch'n zum richtigen Zeitpunkt auch auf positive Weise aufgearbeitet werden könne? "Wir brauchen jetzt keine Watsch'n, wir waren schon vor dem Spiel bereit - leider hat es nicht geklappt. Wir müssen jetzt noch enger zusammenrücken, weil das Leben geht weiter."

Etwas anders sieht das Andre Ramalho, der vor allem im Hinblick auf das wichtige Cup-Halbfinale gegen den LASK am vierten März, das ebenfalls in Salzburg über die Bühne geht, wichtige Erkenntnisse geschlossen hat:

"Eine Niederlage ist natürlich nie gut, aber vielleicht kann man nun besser analysieren, was wir gut und schlecht gemacht haben. Das Glück war heute ein bisschen auf der Seite vom LASK. Beim nächsten Spiel müssen wir - egal gegen wen - konsequenter vor dem Tor sein und auch konsequenter sein, was das Verteidigen angeht."



Einwürfe: Linzer Stärke oder Salzburger Schwäche?

Was am Freitag auffällig war, ist, dass alle Treffer des LASK nach Einwürfen der Linzer zustande kamen. Das ist zum einen der enormen Standard-Stärke der Athletiker zuzuschreiben, aber auch einer gewissen Schwäche der Salzburger in diesem Bereich.

"Wir müssen ganz klar miteinander sein und verstehen, was wir besser machen können. Dazu zählen sicher die defensiven Einwurfsituationen. Alle drei Gegentore sind aus Einwürfen entstanden, in diesen Situationen müssen wir es besser machen", weiß Marsch bereits, worauf er in den nächsten Trainings-Wochen besonders viel Wert legen wird.

So groß der Schock der Salzburger über die durchaus historische Heimpleite und die verlorene Tabellenführung im Moment ist, so klar ist auch, dass in der Meisterschaft noch lange keine Entscheidung in Sicht ist. Drei Runden müssen die Mozartstädter noch im Grunddurchgang absolvieren, ehe es im Meisterschafts-Playoff in zehn Spielen - zwei davon gegen den LASK - um den siebten Bundesliga-Titel in Folge geht.

"Konnten die Meisterschaft weder verlieren noch gewinnen"

Die Liga ist in dieser Saison eng mit dem LASK. Wir konnten die Meisterschaft heute weder verlieren noch gewinnen. Es ist natürlich ein großer Moment für den LASK und eine große Enttäuschung für uns, aber wir müssen weitergehen. Jeder Punkt ist wichtig.

Jesse Marsch

"Die Liga ist in dieser Saison eng mit dem LASK. Wir konnten die Meisterschaft heute weder verlieren noch gewinnen. Es ist natürlich ein großer Moment für den LASK und eine große Enttäuschung für uns, aber wir müssen weitergehen. Jeder Punkt ist wichtig", hebt Marsch hervor.

Wie bereits zum Auftakt ins Pflichtspieljahr 2020, beim klaren 3:0 im Cup-Viertelfinale in Amstetten, setzte der US-Amerikaner auf eine Dreierkette, überhaupt stellte Marsch in beiden Spielen des Kalenderjahrs die exakt gleiche Elf auf. Ein Kritikpunkt an der Formation, die im Spiel ein 3-4-1-2 ergab, war zuletzt, dass darin die volle Offensivpower der Salzburger nicht wie gewohnt zum Tragen kommt. Und auch Marsch sah dies am Freitag wohl ähnlich, als er nach gut einer Stunde beim Stand von 1:3 auf eine Viererkette mit Mittelfeld-Raute umstellte. Dennoch wähnt der 46-Jährige in der Dreierkette eine taktische Formation für die Zukunft.

Dreierkette bleibt heiße Option

"Es war unser erstes Spiel mit Dreierkette, das wir verloren haben. Also die Dreierkette hat in der Vergangenheit relativ gut für uns funktioniert. Unsere Flexibilität war bisher fast immer ein Vorteil für uns. Die Dreierkette bleibt eine Möglichkeit, ich denke, sie funktioniert relativ gut", lässt sich Marsch nicht von außen reinreden, wenn es um taktische Details geht.

Überhaupt will sich der US-Amerikaner von der ersten Saison-Niederlage in der Bundesliga nicht entmutigen und schon gar nichts schlechtreden lassen:

"Ich habe den Jungs nach dem Spiel gesagt, wir brauchen nicht darüber nachdenken, dass wir schlecht gespielt haben. Wir haben so gut gespielt - auch heute Abend. Wir müssen mit Selbstvertrauen so weitermachen und unseren Fußball verstehen. Wenn wir dann in ein paar Momenten ein bisschen schlauer agieren können, besonders in den defensiven Einwurfsituationen, dann können wir vielleicht das Ergebnis auch ein bisschen besser kontrollieren."

Denn eines ist auch nach einem solchen Abend ohnehin klar: Der große Titel-Favorit der Bundesliga ist und bleibt der FC Red Bull Salzburg.

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