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Spitzenreiter LASK: "Natürlich geil, aber..."

Riesen-Euphorie aber auch warnende Worte nach historischer Tabellenführung:

Nach gut 20 gespielten Minuten beim Auftakt-Schlager zum Start ins Bundesliga-Frühjahr in der Red Bull Arena sah alles nach dem Alten aus.

Der Serienmeister und bisherige Tabellenführer FC Red Bull Salzburg spielte den ersten Verfolger namens LASK nahezu an die Wand, scheiterte aber gleich zweimal am linken Pfosten und genau so oft am Linzer Schlussmann Alex Schlager.

Wer sich zu diesem Zeitpunkt eine etwa fünfminütige Klo-Pause gegönnt hat, wird bei der Rückkehr vor das Fernsehgerät seinen Augen kaum getraut haben: Nach 25 Spielminuten zeigte der Spielstand in der Red Bull Arena 2:0 an – und zwar für den LASK.

„Wir haben in den ersten 20 Minuten sehr viel Glück gebraucht, damit wir die Anfangsphase überstehen. Dann haben wir mit zwei Schüssen zwei Tore gemacht und dann führst du plötzlich 2:0“, ist sich auch Peter Michorl des für den LASK nicht gerade ungünstigen Spielverlauf bewusst.

Die Linzer verwandelten die etwas glückliche Führung schlussendlich in einen durchaus verdienten und auch historischen 3:2-Auswärtssieg (Spielbericht) und schubsten die Salzburger damit mindestens vorläufig vom Bundesliga-Thron.

Frieser: "Natürlich ist es geil!"

In Wahrheit heißt es noch nicht so viel, es sind noch 13 Spiele zu spielen, wir müssen in der Meisterschaft noch zweimal gegen Salzburg spielen. Aber natürlich ist es geil, das ist klar.

Dominik Frieser

Für die Stahlstädter ist der derzeitige Blick auf die Tabelle, in der der Vorsprung der Athletiker nun immerhin einen Zähler vor dem zuletzt sechsfachen Serienmeister beträgt, eine Genugtuung, aber auch nicht mehr, wie der an diesem Abend herausragend aufgelegte Alex Schlager ausführt:

„Es ist natürlich eine irrsinnig schöne Momentaufnahme, aber die Saison ist noch lange. Es wird spannend, wenn die Punkte geteilt werden. Wir werden einfach versuchen, das Selbstvertrauen aus diesem Sieg und die Position in der Tabelle, die ein schöner Nebengeschmack ist, in die nächsten Spiele mitzunehmen.“

Auch Dominik Frieser, mit einem Doppelpack einer, wenn nicht der Matchwinner des Bundesliga-Krachers, schlägt in die selbe Kerbe: „In Wahrheit heißt es noch nicht so viel, es sind noch 13 Spiele zu spielen, wir müssen in der Meisterschaft noch zweimal gegen Salzburg spielen. Aber natürlich ist es geil, das ist klar.“

LASK erstmals seit über einem Jahrzehnt Tabellenführer

Fakt ist aber, dass die aktuelle LASK-Mannschaft die erste seit 18. Juli 2009 ist, die die Bundesliga als Spitzenreiter anführt. Eine Position, die die Linzer wohl nicht mehr so schnell hergeben möchten:

„Bundesliga-Spitzenreiter LASK – das klingt natürlich überragend. Wir werden den Platz nicht freiwillig hergeben, das ist einmal sicher. Aber wir wissen, dass es ein hartes Stück Arbeit wird, den Platz auch zu verteidigen, Salzburg wird Runde für Runde die Punkte einfahren“, ist sich Michorl sicher.

Der Mittelfeld-Regisseur spart trotz der starken Leistung seines Teams allerdings einmal mehr nicht mit Selbstkritik: „Vor der Halbzeit bekommst du dann wieder ein billiges Gegentor, dann wird es natürlich nochmal eng. Im Gegensatz zum Hinspiel haben wir heute aber das 3:1 gemacht und hatten auch noch die Chance auf das 4:1. Gegen Ende hin ist es auch nochmal spannend geworden, wegen eines Standardtors, was gegen Salzburg natürlich auch billig ist. Aber wir haben es über die Runden gebracht und sind sehr froh darüber.“



Ismaels taktischer Halbzeit-Kniff

Michorl spricht dabei auch die erste Saisonbegegnung der Linzer mit den „Bullen“ an, in der die Athletiker in Pasching ebenfalls nach bereits 18 Minuten mit 2:0 führten, gegen Ende hin aber fast um den Ausgleich bettelten und diesen in der 90. Minute auch schließlich bekamen. Beim Spiel in der Red Bull Arena wirkte der LASK indes deutlich abgeklärter, der Auswärtssieg schien trotz eines bis Ende engen Spielstands aus neutraler Perspektive nie wirklich gefährdet.

„Das 2:0 hat uns natürlich in die Karten gespielt. Durch den Anschlusstreffer ist es wieder so ein hin-und-her-Spiel geworden, dann war es wie im Hinspiel wieder offen. Dieses Mal ist es uns aber gelungen, das dritte Tor zu machen“, präzisiert LASK-Coach Valerien Ismael die entscheidende Erfolgskomponente an diesem Abend, nur um anschließend in tiefe taktische Gefilde abzudriften:

„Das Problem in der ersten Halbzeit war der Tiefgang von Hwang und Daka, die waren sehr eng zusammen und sind beide auf Trauner zugelaufen. Das heißt, wenn einer seinen Zweikampf gewonnen hat, konnte er sofort auf den anderen weiterspielen. Deswegen hatten wir zu Beginn extreme Probleme. In der zweiten Halbzeit haben wir das korrigiert und unsere Innenverteidiger schneller auf Trauner schließen und so die Tiefe sichern lassen.“

Cup-Duell: "Psychologisch sicher nicht blöd"

In nun zehn Duellen seit dem Bundesliga-Comeback des LASK zur Saison 2017/18 ist es erst der zweite schwarz-weiße Sieg bei vier Remis und vier Niederlagen. Einer, der auch in Hinblick auf die kommenden Wochen zum richtigen Moment für die Linzer kommt.

„Insgesamt war es ein wichtiger Sieg, der eigentlich für die Tabelle keine große Bedeutung hat, aber uns für das Cupspiel natürlich ein gewisses Selbstvertrauen gibt und uns sagt, dass wir auch hier bestehen können“, wirft Ismael bereits einen Blick in die Zukunft, in der der LASK am 4. März erneut in der Red Bull Arena antreten muss, um ins Finale des ÖFB-Cups einzuziehen.

Dominik Frieser betont die mentale Komponente des historischen Auswärtserfolgs – die Salzburger waren zuvor in unfassbaren 53 Heimspielen in der Bundesliga unbesiegt – und meint: „Für uns psychologisch ist es sicher nicht so blöd, aber es heißt nicht so viel, denn es sind dann wieder 90 Minuten zu spielen und es können auch 120 werden. Die Karten werden wieder neu gemischt.“



Frieser gedenkt verstorbenem Opa

Es gibt uns natürlich sehr viel Selbstvertrauen, dass wir den Serienmeister auswärts schlagen können, das ist sicher. Aber wir werden den Sieg sicher gut einordnen. Wir wissen, dass wir Salzburg nicht an die Wand gespielt haben, sondern, dass es sehr viel Glück und in der zweiten Halbzeit auch viel Souveränität benötigt hat.

Peter Michorl

Frieser selbst wird am 4. März mit ziemlicher Sicherheit wieder mit dabei sein, der 26-Jährige ist in dieser Saison am linken LASK-Flügel gesetzt und bestritt jedes Bundesliga-Spiel. Seine enorme Bedeutsamkeit für die Linzer unterstrich er am Freitag mit einem Abstauber-Doppelpack.

„In der Vorbereitung habe ich nicht so viel getroffen, aber heute bin ich zweimal richtig gestanden. Dort muss man auch mal stehen“, zwinkert der gebürtige Steirer, der seine Treffer wie gewohnt mit einem in die Luft gestikulierten X zelebrierte, um seinem verstorbenen Großvater zu gedenken, dessen Namen und Geburtsdatum er auf je einem Arm tätowiert hat.

Dass die Stimmung im Linzer Team auch abseits des Fußballplatzes passt, zeigt die Reaktion von Peter Michorl, als er auf den Doppelpack von Frieser angesprochen wird: „Der 'Friesi' ist ein unglaublicher Arbeiter für das Team, heute hat er sich endlich mit zwei Toren belohnt. Er ist ein positiver Mensch und tut uns sowohl in der Kabine als auch am Platz extrem gut. Ich liege mit ihm im Zimmer, ich freu mich für ihn, dass er heute zwei Tore gemacht hat.“

Und auch Michorl ist sich um die Signalwirkung eines solchen Erfolgs für die Halbfinal-Partie in knapp drei Wochen bewusst, drückt aber erneut auf die Euphoriebremse: „Es gibt uns natürlich sehr viel Selbstvertrauen, dass wir den Serienmeister auswärts schlagen können, das ist sicher. Aber wir werden den Sieg sicher gut einordnen. Wir wissen, dass wir Salzburg nicht an die Wand gespielt haben, sondern, dass es sehr viel Glück und in der zweiten Halbzeit auch viel Souveränität benötigt hat.“

Entscheidet die "Doppelbelohnung" das Meisterrennen?

Doch nicht nur im ÖFB-Cup sind die Linzer weiterhin vertreten, auch in der Europa League geht die Reise nach dem sensationellen Gruppensieg weiter und führt die Stahlstädter kommende Woche erneut nach Holland, dieses Mal zum AZ Alkmaar im Hinspiel des Sechzehntelfinales. Auch Salzburg ist in die Europa League umgestiegen, die „Bullen“ bekommen es bekanntlich mit Eintracht Frankfurt zu tun.

Im Meisterschaftsrennen könnte auch ein Faktor werden, wer länger im internationalen Geschäft ran „muss“. Beiden rot-weiß-roten Vertretern kann der Aufstieg durchaus zugetraut werden, was wiederrum mindestens zwei weitere Spiele unter der Woche bedeuten würde. Von dem Überwintern im internationalen Bewerb als Nachteil im Meisterschaftsrennen will Alex Schlager allerdings nichts wissen:

„In der Liga will uns jetzt jeder vom Thron stoßen. Jetzt geht es Woche für Woche für uns darum, unsere Leistung auch in der Liga zu bestätigen. Es wird eine harte Zeit werden mit der Doppelbelastung, oder Doppelbelohnung – so muss ich sagen.“

Der 24-jährige Schlussmann, der zuletzt mit einer Rippenblessur passen musste, bleibt optimistisch: „Wir freuen uns auf die Herausforderungen und ich bin sehr positiv gestimmt, dass das gut ausgeht.“

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