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"Wir sind Lustenau und haben nix, wir müssen improvisieren"

Die Vorarlberger können nach einem starken Auftritt im Final-Hinspiel der EC-Playoffs weiter von der internationalen Bühne träumen - trotz aller Widrigkeiten.

Foto: © GEPA

Maximal 120 Minuten trennt die Austria Lustenau vom größten Erfolg der Vereinsgeschichte - die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb.

Nach dem 1:1-Remis im heimischen Reichshofstadion gegen die Wiener Austria (Spielbericht>>>) im Play-Off-Finale für das letzte Conference-League-Ticket der Admiral Bundesliga ist die Sensation zum Greifen nahe.

Im Hinspiel gegen die "Veilchen" waren es die Lustenauer, die trotz des dritten Spieles binnen sieben Tagen zu Beginn des Spiels die aktivere Mannschaft waren. Lukas Fridrikas brachte den Aufsteiger nach einer tollen Vorarbeit von Yadaly Diaby in der 17. Minute in Front.

Diaby selbst hatte in der 29. Minute die große Chance nachzulegen, doch Christian Früchtl auf Seiten der Wiener verhinderte das 2:0 mit einer starken Parade. "Die erste Hälfte war ganz, ganz stark von uns. Wir gehen verdient in Führung. Wir können eigentlich noch ein Tor nachlegen durch Yadal (Anm. Diaby)", bringt es Markus Mader nach dem Spiel im "Sky"-Interview auf den Punkt.

Fridrikas: "Wir sind Lustenau. Wir haben nix"

"Ich denke in der ersten Halbzeit ist unser Matchplan perfekt aufgegangen. Sie hatten kaum Ideen wie sie durchkommen sollen", schlägt Torschütze Fridrikas in die selbe Kerbe. Ein Bild, mit dem nicht viele gerechnet haben: Der Aufsteiger, der gegen den Favoriten vom Verteilerkreis die erste Hälfte dominiert.

Direkt nach dem Seitenwechsel kommen die Gäste zum glücklichen Ausgleichstreffer. Jean Hugonet fälscht einen Fischer-Schuss ins eigene Tor ab. Fortan waren die Wiener bis zum Schlusspfiff die spielbestimmende Mannschaft.

Der Leistungsabfall und die eingetretene Müdigkeit überraschte wenig, kämpfte Lustenau noch am Montag 120 Minuten gegen den WAC um den Finaleinzug. "Wir haben nach der Halbzeit ein paar Minuten gebraucht, um wieder auf Temperatur zu kommen. Und jetzt am Ende ist der ein oder andere mit Krämpfen raus. Es ist schon viel", gibt Fridrikas zu.

"Wir sind Austria Lustenau. Wir haben keine Kältebecken, wir haben keine Sauna, wir haben nix. Wir müssen halt improvisieren. Dementsprechend ist das Ganze nicht so einfach", trotzen die Vorarlberger dennoch allen Widrigkeiten.

Lustenau trauert späten Lucky Punch nicht nach

"In der zweiten Hälfte hat man dann genau gesehen, welche Qualität die Austria hat, da ist uns dann die Luft ausgegangen ist. Ich denke, es war ein tolles Spiel für die Zuseher, es ist bis zum Schluss spannend geblieben und daher bin ich absolut zufrieden mit der heutigen Partie", ist Mader dennoch glücklich mit der gebotenen Leistung.

"Ich denke, der Matchplan ist über 90 Minuten aufgegangen, weil ich habe nicht viele Torchancen des Gegners gesehen. Sie waren schon präsent um den Strafraum, aber viel ist nicht auf unser Tor gekommen", streicht der Lustenau-Coach die konsequente Defensivarbeit hervor, blieben gefährliche Chancen der Veilchen auch in der zweiten Hälfte aus.

Mehr noch: Man hatte in der 86. Minute durch Nemanja Motika sogar selbst die Riesen-Chance auf die erneute Führung, abermals war Früchtl dazwischen. "Das wäre halt das 2:1 gewesen, was natürlich die Ausgangslage noch besser gemacht hätte. Aber wir sind auch mit dieser Ausgangslage sehr zufrieden", trauert Mader dem Lucky Punch nicht nach.

"Ein gerechtes Unentschieden", wie auch Fridrikas meint. Und wieder einmal war es der 25-jährige Stürmer, der als grün-weiße Lebensversicherung diente. Es war sein neuntes Tor in den letzten zehn Spielen. "Ich glaube ich hab in meiner ganzen Karriere noch nicht so eine Phase gehabt, wo ich so oft netze", kann Fridrikas seinen Erfolgslauf selbst nicht ganz fassen.

"Es läuft einfach. Ich weiß, wo das Tor steht. Die Jungs spielen mir natürlich auch die Bälle super zu", so der Stürmer weiter.

Abschiedsparty: "Für immer Grün-Weiß im Herzen"

Nach dem letzten Heimspiel feierte man mit den Fans noch minutenlang vor der Nordkurve und verabschiedete gemeinsam die Sommer-Abgänge. So auch Hugonet, der nach zwei Jahren bei der Austria emotional "Tschüss" sagt: "Leider muss ich den Fans heute auf Wiedersehen sagen. Ich werde für immer Grün-Weiß im Herzen tragen."

Ähnlich emotional aufgrund der kleinen Abschiedsfeier zeigt sich Mader: "Was mich sehr, sehr freut ist, dass wir durch dieses Quali-Spiel zuhause noch die Gelegenheit gehabt haben uns von allen Spielern zu verabschieden, weil jeder einzelne Spieler einen riesig großen Anteil zu unserem Erfolg der letzten beiden Jahre beigetragen hat. Jeder war ein wichtiger Mosaikteil in diesem großen Puzzle Austria Lustenau. Da habe ich eine Gänsehaut."

Der Glaube an die große Sensation

Spätestens beim Gang in die Katakomben wurde der Blick auf Sonntag gerichtet - dem alles entscheidenden Spiel bei Austria in der Generali-Arena (ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker>>>).

"Ich glaube jetzt ist alles möglich für Sonntag. Wir können ein großes Spiel machen, das war auch unser Ziel", will Hugonet in seinem letzten Spiel für Lustenau zur erstmaligen Qualifikation für einen internationalen Bewerb beitragen und damit Vereinsgeschichte schreiben.

"Ich habe immer Zuversicht, weil ich sehe, wie die Mannschaft liefern will. Die wollen ihren Traum jetzt erreichen. Wir wissen natürlich, dass es sehr schwierig wird am Verteilerkreis. Trotzdem sind unsere Chancen da", spürt Mader die Euphorie in der Aufsteiger-Truppe. 

Und möglicherweise wird man am Sonntag zum endgültigen Angstgegner der Wiener, verlor man doch in den bisherigen drei Saisonduellen noch kein einziges Mal. "Ich glaube die Austria wird schon wieder etwas mehr Respekt vor uns haben nach der heutigen Leistung", weiß der Lustenauer-Coach, dass man keineswegs vom Gegner unterschätzt wird.

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