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Fehlstart! Darum ist Blau-Weiß Linz "noch nicht so weit"

Der Start in die Bundesliga fällt dem Aufsteiger diesmal schwer. Trainer Scheiblehner weiß um die Defizite, die bislang aufgezeigt wurden.

Fehlstart! Darum ist Blau-Weiß Linz Foto: © GEPA

Nach vier Runden der Admiral Bundesliga ist Blau-Weiß Linz vorerst am Boden der Tatsachen und der Tabelle angekommen. 

Nur ein Punkt, 4:12 Tore und nur einer dieser Treffer in den Spielen gegen den WAC, LASK und Rapid: Am Anfang der Saison scheinen die Zeichen in Richtung eines Abstiegskampfes zu stehen.

Dass auch die nächste Aufgabe mit einem Auswärtsspiel bei Sturm Graz zu den härtestmöglichen gehört, lässt im Vorausblick keine sofortige Trendwende vermuten.

Aber Gerald Scheiblehner "kann nicht alles auf die Auslosung schieben", wie der Trainer nach dem 0:5 gegen Rapid betonte. "Wenn du so in die Liga startest, gibt es viele Gründe."

Die Probleme vor Augen geführt

Zwar habe der Neo-Bundesligist mit Ausnahme von Hartberg Mannschaften als Gegner gehabt, die "klar über uns zu stellen sind", grundsätzlich werden aber Niveau-Unterschiede schon jetzt hart offengelegt.

"Wir sehen den Stress, der verursacht wird, wenn wir im Ballbesitz sind und der Gegner Druck ausübt. Da haben wir noch große Probleme und treffen zu viele falsche Entscheidungen", sah Scheiblehner bislang.

"Dann machen wir diese Fehler. Und da sind wir momentan noch nicht so weit. Wir lösen schon die eine oder andere Situation ganz gut, aber am Ende des Tages sind da zu viele Entscheidungen dabei, die negativ für uns sind."

Und in guten Phasen, wie gegen Rapid nach der Halbzeit, würde sich die Mannschaft nicht mit dem Tor belohnen. "Einmal springt der Ball zu weit weg, einmal nehmen wir uns selbst das Tor mit einer Abseitsstellung weg."

Die bekannten Erfolgserlebnisse fehlen

Die Umstellung von einer Top-Mannschaft der Admiral 2. Liga zu einem Außenseiter in der Bundesliga ist in vielen Bereichen eine schmerzhafte Standortbestimmung. Nicht nur die Fehler in der Defensive, auch die mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive ist vor diesem Hintergrund auch psychologisch eine Sache, die Umstellung erfordert.

"Es gibt in Österreich ja ein gutes Beispiel mit Sturm: Sie sind eine Top-Mannschaft. Aber wenn sie gegen Eindhoven spielen und die Grenzen aufgezeigt bekommen, akzeptieren sie das und schauen, dass sie daraus lernen."

Sturm Graz zum Vorbild

"Die Mannschaft ist gewöhnt (aus der 2. Liga, Anm.), dass das Pressing funktioniert, wir viele Ballgewinne haben. Nach Ballgewinnen war es oft so, dass wir eine Torchance herausgearbeitet haben. Jetzt holen wir zwar die Ballgewinne, es entstehen aber keine positiven Erlebnisse, weil wir ihn zu schnell wieder verlieren", bedauerte der Aufstiegstrainer.

Beim Pressing mit letzter Überzeugung würden alle "mitgehen". "Wenn nicht alle mitgehen, kann das nicht so gut ausschauen. Und nicht so mutig. Daran gilt es zu arbeiten", brauche es auch mehr Selbstvertrauen.

Und aus schlechten Phasen dürfen nicht so viele und einfache Gegentore entstehen: "Es gilt auch daran zu arbeiten, dass wir eine Phase überstehen müssen, in der wir als Mannschaft nicht so ein gutes Gefühl haben. Und dann nicht zwei oder drei Gegentore bekommen. Sonst bist du am Ende chancenlos."

Und durch diese Phase müsse Blau-Weiß einfach noch durch, um in der Bundesliga anzukommen.

Von Sturm die Haltung abschauen

Der nächste Gegner, Sturm Graz, könnte dabei als gutes Vorbild herangezogen werden.

"Es ist auch die Aufgabe von mir, dass ich den Burschen klar vor Augen führe, dass solche Tage einfach dazugehören. Es gibt in Österreich ja ein gutes Beispiel mit Sturm: Sie sind eine Top-Mannschaft. Aber wenn sie gegen Eindhoven spielen und die Grenzen aufgezeigt bekommen, akzeptieren sie das und schauen, dass sie daraus lernen. Und wissen, dass sie einfach noch nicht so weit sind. Wir wissen auch, dass wir noch nicht so weit sind", unterstrich Scheiblehner.

Darum sei Konzentration auf die positiven Aspekte auch mental nicht unwichtig: "Wir müssen einfach cool bleiben. Der Wahrheit schon ins Gesicht blicken, ehrlich analysieren und die positiven Dinge mitnehmen."

Denn es sei auch noch viel zu früh, von einem Abstiegskampf zu reden. Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass die Bundesliga-Tauglichkeit besteht: "Auch wenn es für einen Zuseher zum jetzigen Zeitpunkt wenig Grund dafür gibt, an das zu glauben. Aber unser Anspruch kann noch nicht sein, dass wir gegen den LASK oder Rapid einen Sieg einfahren müssen."

Er bleibe guter Dinge, "weil wir (die Verantwortlichen, Anm.) die Mannschaft kennen. Und wir sehen, wie hart sie arbeitet. Wir haben von Anfang an gewusst, dass es bis zum Ende ein Kampf sein wird. Daran müssen wir uns gewöhnen. Nur mit einer guten Energie kannst du diese knappen Spiele für dich entscheiden."

Realismus auch bei der Kadergestaltung

Noch wäre auch das Transferfenster offen, um etwa die wenig standfeste Defensive zu unterstützen. Aber es gehe nicht darum, "einzelne Spieler zu verdammen."

Und auch hier läge eine weitere harte Tatsache: "Wir wissen, dass wir uns zur Zeit keinen Top-Spieler in der Innenverteidigung leisten können. Deswegen müssen wir aus dem Kader, der uns zur Verfügung steht, das Beste machen. Das haben wir aber gewusst."

Blau-Weiß sei in den letzten Jahren immer eine Mannschaft gewesen, bei der Spieler ihren nächsten Schritt in der Entwicklung machen konnten. "Und in der 2. Liga hast du mehr Zeit, solche Spieler zu entwickeln."

Zeit, die in der Bundesliga eben fehlt. Das gilt für den ganzen Verein, wenn sich die Ausgangslage für das Frühjahr nicht schnell in eine schwierige Richtung bewegen soll.

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