Endstand
2:4
0:2, 2:2
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Die WSG Tirol und die „Paradoxie der Quali-Runde“

Nach dem 4:2-Sieg in Lustenau ist die WSG wieder mitten in der Verlosung um das Europacup-Playoff. Markus Mader stößt die Niederlage hingegen sauer auf.

Die WSG Tirol und die „Paradoxie der Quali-Runde“ Foto: © GEPA

Wenig euphorisch stand WSG-Tirol-Trainer Thomas Silberberger nach dem 4:2-Auswärtssieg bei Austria Lustenau (zum Spielbericht >>>) vor dem "Sky"-Mikro. 

"Ich kenne die Gefühlslagen Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt nicht - ich versuche immer sachlich zu sein", so Silberberger. Nüchtern betrachtet, durfte er sich dennoch freuen.

Denn was die WSG im Ländle vor allem in der ersten Hälfte auf den Platz brachte, war aller Ehren wert. "Eigentlich war das über 60 Minuten ein Galaauftritt meiner Mannschaft", so der Trainer.

Johannes Naschberger und Dominik Stumberger brachten die WSG mit ihren Bundesliga-Premierentreffern zur Pause mit 2:0 in Führung, auch bei einem 4:0 hätte sich Lustenau nicht beschweren dürfen. Die Schussstatistik der ersten 45 Minuten - zwei zu zwölf - spricht für sich.

Druck vom Kessel genommen

Dass die WSG auf einmal so stark spielt, erklären sich die Beteiligten mit dem Klassenerhalt, der durch den 1:0-Sieg der Altacher in Ried bereits gestern auf der Couch gefeiert werden konnte. Silberberger sagte: "Man hat gemerkt: Es ist extrem viel Ballast von den Jungs gefallen. Der Druck des Nicht-verlieren-dürfens lähmt schon den einen oder anderen Spieler." Naschberger stimmte zu: "Da fällt schon ein Druck ab."

Durch den 4:2-Sieg schaut die Situation für Wattens plötzlich ganz anders aus. „Jetzt sind wir in der Verlosung dabei. Da sieht man auch, wie paradox die Quali-Runde eigentlich ist", so Silberberger. Was er genau meint: "Vor dem Spieltag hat’s geheißen, die können noch ganz hinten reinrutschen, jetzt heißt’s, die sind wieder im Europacup-Playoff dabei. Komisch."

Naschberger schaute bereits auf das nächste richtungsweisende Duell: "Nächste Woche haben wir das direkte Duell gegen den WAC, da werden wir alles in die Waagschale werfen."

Sabitzer erneut mit Gesichtsverletzung

Soweit ein erfolgreicher Spieltag für die WSG. Wäre da nicht die Verletzung von Thomas Sabitzer, der von Anderson bei einem Fallrückzieher-Versuch im Gesicht getroffen wurde. Für den Lustenauer gab es nur Gelb, für Sabitzer ging es direkt ins Krankenhaus.

"Es schaut nicht gut aus, es dürfte wieder eine Jochbein-Gschicht sein. Ich hoffe, es ist nicht so schlimm, wie es ausgeschaut hat", meinte sein Trainer. Bereits im Februar musste Sabitzer wegen eines Jochbein-Bruchs operiert werden.

Mader übt Kritik

Weniger einen Hehl um seine Gemütslage als sein Gegenüber machte Lustenau-Coach Markus Mader. Statt eines Sieges zu seinem 55. Geburtstag am Freitag schenkte die WSG seinem Team gleich vier Gegentreffer ein. Von einer Leichtigkeit ob des Klassenerhaltes war bei den Austrianern im Gegensatz zur WSG nicht zu sehen.

"Mich wundert es auch - wir wollten eigentlich befreit aufspielen, Dominanz erzeugen, den Ball haben. Eine Stunde lang hat das überhaupt nicht geklappt, da waren wir so schwach wie noch nie in dieser Spielzeit", brachte es Mader auf den Punkt.

Denn auch nach der Pause fing sich die Austria erst zwei Treffer, ehe ein schneller Doppelschlag durch Fridrikas (61./Elfmeter) und Surdanovic (62.) zumindest kurzzeitig für Spannung sorgte.

Die Gründe liegen für Mader auf der Hand: "Einige Spieler haben ihre individuelle Qualität überhaupt nicht auf den Platz gebracht, als Team haben wir ganz schlecht verteidigt. Das defensive Umschaltverhalten war ganz schlecht." Besonders die vielen Gegentreffer machen Mader zu schaffen - zwölf Stück gab es in den letzten vier Spielen, immerhin schauten drei Remis heraus.

Gegentore, fragliche Bundesligatauglichkeit und ein Abgang

"Das ist nicht erst seit heute, dass wir uns Gedanken über die vielen Gegentore machen. Da muss man auch mal die Spieler in die Verantwortung nehmen - wenn wir so spielen wie heute in den ersten 60 Minuten, dann werden die Gegner mit uns ihren Spaß haben." Es müsse jeder vor der eigenen Haustüre kehren und sich fragen, ob das wirklich bundesligatauglich sei, nahm Mader kein Blatt vor den Mund.

Jean Hugonet spielte erneut nicht, er werde in Kürze einen Vertrag unterschreiben und wolle vor dem Medizincheck kein Risiko mehr gehen. Wohin es für den Franzosen gehe, konnte Mader nicht verraten.

Die Schuld sah er aber nicht nur bei den Spielern - sondern auch bei sich selbst. Wobei auch das als Kritik an der Startelf verstanden werden darf: "Ich habe heute sicher die größte Verantwortung zu übernehmen. Das war unglücklich von mir, die Personalwahl war vielleicht nicht die glücklichste. Daraus habe ich gelernt und hoffe, in Zukunft wieder bessere Entscheidungen zu treffen."

Das Rennen um das Europacup-Playoff jedenfalls ist durch die Lustenauer Niederlage und den gleichzeitigen Sieg des WAC noch einmal ordentlich spannend geworden.

Mader wurmt das Gerede von Europa aber ohnehin: "Wir reden schon viel zu viel über dieses Europacup-Playoff - wir sind noch lange nicht dort. Wenn wir uns so präsentieren, werden wir das nie schaffen."


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