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Insignia ein violetter Jackpot?

Was bedeutet der Deal für die Wiener Austria? Ein Kommentar:

Insignia ein violetter Jackpot? Foto: © GEPA

Es klingt nach einem Jackpot.

Die Austria schafft den Schritt aus der finanziellen Misere, gewinnt einen potenten Partner und behält ihre Identität und Entscheidungshoheit.

Rund ein Dutzend Angebote sollen am Tisch gelegen sein, größtenteils aus dem anglo-amerikanischen Raum. Bei fast allen davon hätten die Veilchen beträchtliche Anteile an ihrer AG, also 49,9 Prozent, abtreten müssen. Und bei den meisten davon wären Klub-Name, -Logo und/oder -Farben nicht unangetastet geblieben.

Die mit der "Insignia Group" gefundene Lösung sieht anders aus. Die AG-Anteile bleiben zur Gänze in violetter Hand, die Entscheidungshoheit zu großen Teilen auch. Mit Luka Sur sitzt nur ein Vertreter des neuen Partners im in der Regel knapp 15 Personen großen Aufsichtsrat.

Das Sagen in der neu gegründeten "FK Austria Wien Int. Marketing GmbH" hat wiederum tendenziell der neue Partner, "Insignia" hält 70 Prozent der Anteile, die Austria 30 Prozent. Diese GmbH soll der Schlüssel zum künftigen finanziellen Erfolg sein.

Die Violetten hatten in den vergangenen Monaten große Probleme damit, Geld zu lukrieren. Klub-Boss Frank Hensel und AG-Vorstand Markus Kraetschmer sprechen unisono von "der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg", in der sich die Welt aktuell befinde. Da sitzt das Geld bei potenziellen Sponsoren nicht gerade locker.

Durch das Netzwerk von "Insignia" könne man mit internationalen Konzernen in Kontakt treten, zu denen die Austria alleine keine Zugang habe. Das klingt logisch. Es ist damit zu rechnen, dass schon bald ein Brustsponsor auf den violetten Trikots zu sehen sein wird.

Wie das daraus lukrierte Geld konkret zwischen der Austria und "Insignia" aufgeteilt wird, darüber gibt es vorerst keine Auskunft. Es ist von "Leistungs- und Gegenleistungs-Definitionen" und "Mindestgarantien" die Rede. De facto erscheint eine Beteiligung an den über ihre Netzwerke eingespielten Sponsoren-Gelder für die "Insignia Group" aber die einzige Möglichkeit für den neuen Partner, Geld an dem Deal mit der Austria zu verdienen.

Kraetschmer darf sich jedenfalls über eine zusätzliche Funktion beim FAK freuen – der Wiener wird Geschäftsführer der neugegründeten GmbH, bleibt aber weiterhin auch Teil der AG. Alleine dieser Umstand zeigt, dass alles auf eine Vertragsverlängerung des langjährigen Austria-Funktionärs hinausläuft.

Dass die violette Akademie in den vergangenen Jahren überschaubar viele Spieler ausgebildet hat, die auf höchstem Niveau reüssieren können, ist kein Geheimnis, Verbesserungspotenzial also durchaus vorhanden.

Spannend ist der zweite Geschäftsführer der "FK Austria Wien Int. Marketing GmbH": Aleksandar Bursac. Der Holländer hat viel Erfahrung im Sales und Marketing bei Philips und Toshiba gesammelt, ehe er als General Manager bei Bosch gearbeitet hat. Inzwischen ist Bursac CEO bzw. Co-Owner bei einigen Unternehmen in der Telekommunikations-Branche.

Gleichzeitig hat der Niederländer aber auch fußballerische Expertise zu bieten, ist er doch Mit-Eigentümer der Spieleragentur "Perfect Element".

Doch die FAK-Verantwortlichen sind bemüht, rasch zu betonen, dass man sich auch weiterhin nicht mit einzelnen Agenturen ins Bett legen werde und dieses Thema bei all den Verhandlungen nicht einmal angeschnitten worden sei.

Außerdem liege die sportliche Entscheidungsgewalt weiterhin in den Händen Peter Stögers.

Jedenfalls wird die Nähe zu europäischen Top-Klubs gesucht. Dass in der österreichische Bundesliga ein Niveau herrscht, auf dem sich junge Spieler, die noch nicht für Europas Spitzenklasse bereit sind, gut entwickeln können, ist in den großen Ligen des Kontinents längst angekommen.

Die Frage wird sein, welche Kategorie an Talenten die Austria bei einer möglichen Kooperation mit einem oder mehreren Spitzenvereinen zur Verfügung gestellt bekäme. Nicht jeder Chelsea-Youngster, um ein naheliegendes Beispiel zu nennen, hat die Qualität, der Austria weiterzuhelfen.

Foto: © GEPA

Was die Austria aber auf keinen Fall will, was auch "Insignia" betont: die eigene Jugendarbeit vernachlässigen. Vielmehr wolle man die eigene Akademie öffnen, dort mehr internationale Spieler ausbilden. "Wir müssen viel mehr Fokus auf die umliegenden Länder richten", betont Hensel.

Dass die violette Akademie in den vergangenen Jahren überschaubar viele Spieler ausgebildet hat, die auf höchstem Niveau reüssieren können, ist kein Geheimnis, Verbesserungspotenzial also durchaus vorhanden.

Das klingt nach einem nicht unrealistischen Plan.

Ein wenig konterkariert wird der vorherrschende Realismus von den doch recht großspurigen Ansagen Luka Surs: "Wir sind hier, weil wir überzeugt sind, dass dieser Klubs das Potenzial hat, eine der größten und bedeutendsten Marken im internationalen Fußball zu werden. Wir wollen aus der Austria eine Topmarke im europäischen Fußball machen. Wir wollen konstant um die Meisterschaft und den Cup mitspielen und jährlich am Europacup, also der Europa League und eventuell der Champions League, teilnehmen. Wir wollen einige der talentiertesten Spieler der Welt."

An diesen Sätzen wird sich die Austria in den kommenden Jahren sportlich messen lassen müssen, diese Sätze werden gewiss nicht zum letzten Mal zu lesen sein.

Insgesamt scheint es auf den ersten Blick eine Zusammenarbeit mit überschaubarem Risiko zu sein. Die Austria hat mittels Bankgarantie, es soll sich um die Summe von rund sieben Millionen Euro handeln, den Kopf aus der Schlinge gezogen und wird die Lizenz für die kommende Saison erhalten.

Das Exit-Szenario scheint gut durchdacht. Der Vertrag mit "Insignia" läuft vorerst für eineinhalb Jahre, anschließend haben offenbar beide Parteien die Option auf eine Verlängerung.

Ob der Deal tatsächlich der große Wurf ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Wenn die Austria durch das Netzwerk ihres neuen Partners tatsächlich in Geldtöpfe greifen kann, die ihr entscheidend weiterhelfen, ist die Partnerschaft als Erfolg zu werten.

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