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Wie Sturm von Salzburg lernen möchte

Lehrstunde und Anschauungsunterricht. Aber Ilzer will mit Sturm auf Salzburgs Niveau:

So emotional das Fußballfest bei der Rückkehr der Sturm-Fans lange Zeit war: Dass Serienmeister FC Red Bull Salzburg das Zeug zum Party-Crasher hat, war klar.

Das zeigten die "Bullen" am Ende auch eindrucksvoll, indem sie nach 0:1-Rückstand nach VAR-Premiere (Darum dauerte es so lange) noch 3:1 siegten.

So ärgerlich das Ergebnis auch war, für Sturm Graz war es auch Anschauungsunterricht. Eine Lehrstunde einer Mannschaft, die man sich in gewisser Art und Weise auch zum Vorbild nimmt.

"Ich bin zuversichtlich, dass wir im Laufe dieser Saison auch dorthin kommen, wo Salzburg ist", erklärt Trainer Christian Ilzer und meint dies vor allem inhaltlicher Natur. Aktuell fehlt dazu einiges:

"Sicher hätten wir es gerne erlebt, dass wir unsere Fans bei der großen Rückkehr ins Stadion mit einem Sieg beschenken. Die Stimmung war fantastisch. Ergebnistechnisch wäre es greifbar gewesen, aber inhaltlich und leistungsmäßig hat uns etwas gefehlt, so ehrlich müssen wir in der Analyse sein."

Salzburger Niveau vor Augen

Ilzer weiter: "Wir haben eine extrem hungrige und talentierte Mannschaft, die einen super Fokus hat und sich selbst sehr gut einschätzen kann. Es werden auch Tage kommen, an denen unsere Fans dann hoffentlich auch geile Siege zu Hause feiern können."

Dafür müssen bei Sturm einige Lehren aus diesem Duell gezogen werden - auch im Hinblick auf die internationalen Aufgaben in dieser Saison.

Bei den Steirern ist man jedenfalls froh, dass man erst in der zweiten August-Hälfte europäisch einsteigt.

"Ich bin schon froh, dass wir noch ein bisschen Zeit haben", gesteht der Sturm-Coach, "man kann die Geschwindigkeit einer Mannschaft wie Salzburg im Training nur schwer simulieren. Aber wir können uns adaptieren. Wir müssen bereit sein, in allen Bereichen - in dieser Handlungsschnelligkeit, dieser Aggressivität oder dieser Wucht - einfach aufzuholen und uns schnell auf dieses österreichische Topniveau beziehungswiese die internationale Klasse in Form von Salzburg zu entwickeln. Das ist ja auch das Schöne, dass man sich Schritt für Schritt entwickeln und auf ein Niveau kommen kann, das Salzburg heute auf uns ausgeübt hat."

Durch Sesko Höhe dazugekriegt

Der Fußball-Lehrer hat genau wie seine Schüler vor Augen geführt bekommen, wo noch Nachhilfe von Nöten ist.

"Wir waren sofort in allen Bereichen auf höchstem Level gefordert, und da müssen wir uns hintasten - ob es das Verteidigen ist, das schnelle Lösen gegen extrem hohen Gegnerdruck, um aus den Druckbereichen rauszukommen, oder dass wir Kontersituationen auch mit dieser Geschwindigkeit und Entschlossenheit fertig spielen. Wir haben in diesem Spiel viele Lernpunkte gesehen, daran werden wir uns orientieren."

"Diese Mannschaft ist extrem talentiert, hat enorme Geschwindigkeit und hat mit Benjamin Sesko auch noch Höhe dazugekriegt."

Christian Ilzer

Zudem hat man gesehen, dass der erste Eindruck von Salzburg-Neu nicht unbedingt schlechter ist als die "Bullen"-Truppe der Vorsaison. Im Gegenteil.

"Wer gehofft hat, dass Salzburg durch den Umbruch an Qualität verloren hat, hat sich getäuscht", findet Ilzer und streicht hervor:

"Diese Mannschaft ist extrem talentiert, hat enorme Geschwindigkeit und hat mit Benjamin Sesko auch noch Höhe dazugekriegt."

Gegen den Spielverlauf

Der 43-Jährige kritisiert: "Am Anfang waren wir wirklich in gewissen Phasen überfordert, da hatten wir große Probleme."

Der Spielverlauf lässt an dieser Stelle jedoch das eine oder andere Aber zu. Denn während Salzburg gerade zu Beginn Chancen en masse vernebelte, ging Sturm durch das in Minute 16 anerkannte Eigentor von Andreas Ulmer in Führung.

Ebenso war es auch ein wenig gegen den Spielverlauf in jener Phase, als Salzburg die Partie drehte.

Ilzer: "Ab Mitte der ersten Halbzeit, aber auch zweite Halbzeit war es viel ausgeglichener, ist Salzburg nicht mehr mit dieser Leichtigkeit zu Torchancen gekommen. Man hatte wirklich das Gefühl, dieser Angriffswirbel von Salzburg verpufft langsam. Genau in dieser Phase haben wir dann die Tore gekriegt, die einfach besser verteidigt gehören."

Das Momentum

Letztlich könne man es darauf herunterbrechen, dass man nicht solche Gegentore kassieren darf, wenn man das Momentum auf seiner Seite behalten möchte:

"Das 1:1 hat mich brutal geärgert, denn das war nicht schwer zu verteidigen. Das war eine Fehlerkette, auch final im Zentrum. Das war eine Phase, in der, wenn wir ein bisschen länger führen, diese junge Mannschaft vielleicht einen mentalen Knacks kriegt. Wenn das passiert wäre, wäre für uns möglicherweise der Sieg drinnen gewesen."

Selbiges würde für den Lattenschuss von Jon Gorenc Stankovic gelten. Geht der Ball rein, steht es 2:0 - ebenfalls ein Vorteil in Sachen Momentum.

Letztlich blieb es an diesem Fußball-Abend in Graz-Liebenau aber bei zu viel Konjunktiv, um dem Meister eine Auftakt-Niederlage zu bescheren.

Eine gute Standortbestimmung in eigener Sache war es allemal. Nun gilt es für Sturm zu lernen und zu beweisen, dass man sich zumindest viel näher an das Salzburger Niveau entwickeln kann.


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