Die Geschehnisse trage er aber danach nicht mit sich herum, hält er fest. "Was im Stadion passiert, belastet mich danach überhaupt nicht", so Altmann. Was aber nicht bedeutet, dass deswegen alles eitel Wonne ist.
"Natürlich ist es unnötig"
Denn wenn fast ein ganzes Stadion seinen Unmut gen Referee richtet, ist das alles andere als angenehm. Dazu kommen nicht selten Schmähgesänge von den Rängen, gepaart mit wüsten Beschimpfungen durch Einzelne.
Es bedarf keiner näheren Erläuterung, warum dies ein völlig überflüssiges und noch dazu sinnbefreites Verhalten ist. Altmann wirkt darauf angesprochen verständnisvoll für die Emotionen der Zuschauer, nicht aber dafür, wie diese zum Ausdruck gelangen.
"Natürlich ist es unnötig. Warum muss man auf jemanden draufhauen? Auf die eigenen Spieler haut man ja auch nicht drauf", wundert er sich. "Warum also muss man auf einen Schiedsrichter draufhauen? Ich verstehe das eigentlich grundsätzlich nicht", so der Tiroler.
Darf's ein bisserl mehr Verständnis sein?
Tatsächlich scheint es bei so manchem Anhänger auf der Tribüne durchaus angebracht, daran zu erinnern, dass die Unparteiischen auch nur versuchen, ihre beste Leistung zu bringen, nicht anders als die Kicker rund um sie. Und dies bitte unabhängig vom Niveau der heimischen Schiedsrichter, dann darüber darf und soll tatsächlich diskutiert werden. Das ist aber kein Grund und schon gar kein Persilschein für Fans, teils dermaßen die Contenance zu verlieren.
Der Blick über den Tellerrand als Tor zur Schiedsrichterei
Mit dem Tiroler hat man einen recht hoffnungsvollen Kandidaten in seinen Reihen, der aber ebenso wie viele seiner Kolleg:innen eher durch glückliche Umstände zur Schiedsrichterei kam.
"Ich bin nicht in der Früh aufgestanden und habe gesagt: 'Ich möchte jetzt Schiedsrichter werden'. Fußball hat eine extreme Bandbreite und ich interessiere mich generell dafür", erklärt er.
Altmann ist viel mehr ein Fußball-Freund, der bis vor gar nicht so langer Zeit selbst aktiv kickte und schon in jungen Jahren über den Tellerrand blickte. "Mit 19 bin ich mit meinem besten Freund zusammengesessen und habe mir dann überlegt, was man im Fußball noch so alles machen kann, außer Fußball zu spielen. Wir haben dann als Trainer begonnen und gleichzeitig auch den Schiedsrichterkurs gemacht", geht er auf seinen Weg zum "Mann in Schwarz" ein.
Ein schneller Aufstieg
Schon nach sechs Jahren stand Altmann erstmals in der Bundesliga an der Seitenlinie. "So ist der Weg dann für mich weitergegangen und ich habe mich dann voll darauf fokussiert" - gekrönt zuletzt vom Spiel zwischen Deutschland und der Ukraine, das er in gewohnt ruhiger Manier im Nürnberger Max-Morlock-Stadion leiten durfte.
Die heimischen Referees haben Aufholbedarf, das hat die abgelaufene Saison gezeigt. Allesamt sind sie aber keine Profis, wie die Kicker neben ihnen auf dem Platz, sondern nebenher berufstätig. Altmann etwa arbeitet beim Roten Kreuz in der Finanzabteilung.
Der ausgebildete Notfall-Sanitäter kennt stressige Situationen also nur zu gut - keine schlechte Voraussetzung für einen Referee und ein weiterer Baustein jenes Fundaments, auf dem seine ruhige Spielleitung fußt.