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Alles Kopfsache! Rapid soll es nicht wie Dortmund ergehen

Gegen Sturm wurde der mentale Aspekt des Sports sehr sichtbar. Jetzt geht es wieder in einem Spiel um alles, auch da wird dieser Teilbereich entscheiden.

Alles Kopfsache! Rapid soll es nicht wie Dortmund ergehen Foto: © GEPA

Rapid zeigte beim 3:2-Sieg über Sturm zwei Gesichter.

Die erste halbe Stunde wollte nicht viel funktionieren. Das Auftreten wirkte nervös. Ein individueller Fehler führte zum Rückstand, nach einer halben Stunde stand es 0:2, in der Offensive wollte nichts funktionieren.

Dann ging eine Aktion auf, besorgte Guido Burgstaller den Anschlusstreffer - und sorgte für eine Wende. Auch in den Köpfen. Auf einmal traten die Hütteldorfer energischer auf, funktionierte das Spiel besser, fiel vor der Pause auch noch der Ausgleich. Mit der Wende im Rücken gehörte die zweite Hälfte den Wienern, die durch Marco Grülls Siegtreffer drei sehr wichtige Punkte im Kampf um den vierten Platz einfuhren.

So wurde das Spiel zum Musterbeispiel für die Bedeutung der Mentalität im Sport. Ein Faktor, bei dem tags zuvor Borussia Dortmund auf großer Bühne ein Muster-Negativbeispiel brachte.

Auch Zoran Barisic konnte sich nicht erklären, wo diese Energie schließlich herkam. Von LAOLA1 angesprochen auf das Thema Mentalität, erinnerte der Rapid-Trainer an Ernst Happel: "Schon er hat gesagt, dass Fußball zu 80 Prozent im Kopf stattfindet, vielleicht sind es mittlerweile 90. Jeder Sport ist auch ein Kopfsport, ob es Wrestling, Judo oder Tennis ist."

Unterlegene Phasen dürfen sein, aber Coolness muss bleiben

Das Vorhaben von Beginn weg sei natürlich ein anderes gewesen. Das Spiel entwickelte sich aber nicht wie gegen den LASK, als die Führung in der zweiten Minute früh für das Selbstbewusstsein sorgte, die Kontrolle über das Geschehen lange zu behalten.

"Ich kann leider nicht zum Billa gehen und zehn Gramm Selbstvertrauen kaufen - oder gleich fünf Kilo. Das wird es nicht spielen."

Zoran Barisic

"Das, was wir uns von Anfang an vorgenommen haben, haben wir nicht umgesetzt. Es gibt oft Phasen in einem Spiel, in denen der Gegner Überhand hat und Druck erzeugen kann. Da ist es auch eine mentale Geschichte, dass du geduldig bist, im Wissen, dass du das alles wegverteidigen kannst. So weit sind wir aber noch nicht, dass wir diese Phasen cool überstehen", sah Barisic ein konkretes Manko in der langfristigen Entwicklung seines Teams.

"Aber ich will, dass wir uns dort hinbewegen. Dass wir cool und relaxt sind, wohlwissend, dass wir imstande sind, diese Phasen positiv zu überstehen und sukzessive in die Spur zurückzukommen. Das ist das nächste Level, auch bei uns, wo wir uns hinbewegen müssen."

Diese Fähigkeit sieht "Zoki" bei seinen Mannen aber. "Wenn man Revue passieren lässt, was uns in dieser Saison widerfahren ist...die Jungs haben sich trotzdem immer zurückgekämpft, die Schläge angenommen und sich als Einheit präsentiert. Du darfst am Boden liegen, aber du musst wieder aufstehen. Sie sind immer wieder aufgestanden und werden auch in Zukunft immer wieder aufstehen."

Noch wünschenswerter wäre es für den Trainer, mehr Phasen mit Spielkontrolle auf der eigenen Seite zu haben. "Auch das ist ein Prozess, der länger dauert, als von vielen und auch von mir erwartet. Aber wir sind auf einem guten Weg."

Selbstvertrauen ist keine Leberkäsesemmel

Die langfristige Entwicklung wird in der kommenden Woche ein untergeordnetes Thema sein, der Fokus ganz auf einem Spiel liegen. Dem letzten der Bundesliga-Saison, auswärts bei Austria Klagenfurt.

"Wir sind nicht so konzipiert wie die AS Rom, die nach Leverkusen fährt und ein 0:0 ermauert. Das ist nicht in unserer DNA."

Zoran Barisic

Wieder einmal geht es in einer einzigen Partie um viel. Ausgerechnet in Klagenfurt, Stätte der Niederlage im ÖFB-Cup-Finale, braucht es noch einen Punkt, um den vierten Platz aus eigener Kraft zu holen.

Das Erfolgserlebnis gegen Sturm kam zur rechten Zeit, um nach langen Wochen der Sieglosigkeit eine Erinnerung an die eigenen Fähigkeiten darzustellen. "Man hat gesehen: Wenn die Jungs ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben, können sie wirklich gut kicken."

Nun sei die Frage, wie dieses Selbstvertrauen schon vor dem Spiel so aufgebaut werden kann, um einen schlechten Verlauf der Geschehnisse mit eigenem Zutun abzuwenden: "Die Frage für mich ist, wie ich ihnen das Selbstvertrauen einpflanzen kann. Ich kann leider nicht zum Billa gehen und zehn Gramm Selbstvertrauen kaufen - oder gleich fünf Kilo. Das wird es nicht spielen."

Rapid ist nicht Rom und soll auch nicht Dortmund sein

Auch nicht spielen wird es eine Rapid, die in Klagenfurt nur den Punkt erzwingen will.

"Wir wissen, es reicht ein Punkt. Aber man hat es in der deutschen Bundesliga gesehen, da war alles angerichtet für Dortmund, und plötzlich kommt alles anders. Wir sind nicht so konzipiert wie die AS Rom, die nach Leverkusen fährt und ein 0:0 ermauert. Das ist nicht in unserer DNA. Wir fahren hin mit unserer Philosophie und Einstellung, dass wir das Spiel gewinnen können und wollen, werden auch dort offensiv auftreten", kündigt Barisic an.

Und seine Spieler pflichten bei. Etwa Ausgleichs-Torschütze Roman Kerschbaum: "Wir werden in Klagenfurt sicher nicht auf einen Punkt spielen. Wir wollen auf jeden Fall gewinnen. So will man die Saison beenden."

Sonst droht die Verlängerung der Saison im Europacup-Playoff. Für Kapitän Guido Burgstaller nicht nur aus praktischen Gründen keine Option.

"Den vierten Platz zu fixieren wäre schön, dann könnte ich gleich dortbleiben", meinte der Kärntner auf die Umstände angesprochen im Scherz, um dann ernst zu werden: "Die Jungs wissen, was am Spiel steht. Wir müssen eine Woche länger kämpfen, wenn wir es nicht schaffen. Es geht um die Quali, da werden wir alles dran setzen. Da brauche ich keinen extra zu motivieren."

Wird dieser Umstand statt zum Druckfaktor zu einer Motivation, sollte die mentale Seite des Sports in diesem wichtigen Spiel kein erneutes Thema sein.

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