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Aiwu-Transfer: Herzog spricht Klartext

Der Cheftrainer der Admira bezieht zum Abgang des Verteidigers Stellung.

Aiwu-Transfer: Herzog spricht Klartext Foto: © GEPA

Der Wechsel von Emanuel Aiwu von der Admira zum SK Rapid bewegte Fußball-Österreich. Der 20-Jährige bat Admira-Trainer Andreas Herzog, ihn nicht im bevorstehenden Bundesliga-Spiel gegen Sturm Graz einzusetzen, vom Streik des U21-Nationalspielers war vielerorts die Rede.

Diese Annahme bestätigt Herzog bei "Sport am Sonntag" aber nicht. Freigestreikt habe sich Aiwu nicht, so Herzog. "Uns tut es ein bisschen weh, dass er weg ist. Von der menschlichen Seite verstehe ich es", sagt der Admira-Trainer, der davon spricht, dass Rapid "einen der besten jungen Innenverteidiger in Österreich" verpflichten konnte.

"Was ich nicht verstehe, was mich enttäuscht hat, ist, dass er vor dem Spiel hergekommen ist und gesagt hat: 'Trainer, ich kann jetzt nicht spielen, weil ich so viele Gedanken hab. Ich kann nicht zu hundert Prozent meine Leistung abrufen'", so der 52-Jährige, der die Ursache für diese Erkenntnis nicht bei Aiwu sieht.

"Das ist auch alles ok, aber das ist ja nicht der junge Spieler ansich. Das wird ihm ja von irgendwo eingeredet. Das sind die Berater, die Manager. Das muss man offen und ehrlich ansprechen: Sie geben jungen Spielern Ratschläge und dann wirst du in der Öffentlichkeit vernichtet, als junger Spieler. Mit dem kannst du nicht umgehen. Das muss der Berater schon wissen."

Aiwu wollte zu Salzburg

Die Versuche von Herzog, Aiwu doch zu einem Einsatz zu bewegen, waren letztlich erfolglos.

"Ich habe zu ihm gesagt: 'Emanuel, ich weiß, dass du wahrscheinlich morgen oder übermorgen weg bist. Aber bitte, hau dich noch einmal rein, spiel' befreit auf. Verabschiede dich noch mit einer riesen Partie gegen Sturm Graz.' Das wäre mein Traum gewesen, aber er hat gesagt, dass er sich nicht in der Lage fühlt. Das musst du als Trainer eh akzeptieren und abhaken", gibt der Admira-Trainer an. Ein gutes Bild gebe das aber nicht ab.

"Aber trotzdem glaube ich, dass im Fußball, nicht wegen Emanuel, vieles schiefrennt. Das macht - ich rede nicht nur vom Sport - das Business Fußball ein bisschen unsympathisch."

Der Abgang des 20-jährigen Defensiv-Talents habe Herzog nicht überrascht, schon in der Vergangenheit kokkettierte Aiwu mit einem Wechsel zu einem größeren Verein in Österreich. "Wir haben ja schon wochenlang Gespräche geführt. Es war ja schon eine längere Geschichte. Letztes Jahr wollte er zu Red Bull Salzburg, da ist er dann nicht weggekommen. Jetzt war es für mich klar. Bis zum letzten Tag der Transferperiode habe ich gehofft, dass er bei uns bleibt", so Herzog.

"Da pfeif ich auf's Graue-Maus-Image"

Zuletzt trainierte Herzog stets Nationalteams, die Arbeit mit einer Vereinsmannschaft sei zwar unterschiedlich, Freude mache der Job Herzog aber allemal. "Die tagtägliche Arbeit ist etwas anderes als Nationaltrainer zu sein, aber es macht mir extrem viel Spaß."

"Wir wissen, was die Admira ist. Wir haben einen sehr guten Nachwuchs. Mein Job ist, mit den jungen Spielern weiter nach oben zu kommen. Wichtig ist, dass du die einzelnen Spieler besser machst, weil dann wird die Mannschaft besser. Das ist in den nächsten Wochen sicherlich eine große, aber sehr schöne Herausforderung."

Dass die Südstädter in der Öffentlichkeit nicht das beste Bild haben, wurmt Herzog gelinde gesagt: "Ich muss sagen, dass wir in den letzten zwei Jahren ein Graue-Maus-Image bekommen haben. Das geht mir gegen den Strich. Wir haben mit die größten Talente in Österreich. Klar ist, dass die Admira sie nicht ewig halten kann. Wir haben Spiele gehabt, wo elf Österreicher in der Startformation waren. Da waren fünf oder sechs aus dem eigenen Nachwuchs, vier, fünf Spieler 20 und jünger. Dann pfeif ich ehrlichgesagt auf’s Graue-Maus-Image."

U21-Team steht hinter Aiwu

Das U21-Nationalteam, bei dem Aiwu aktuell weilt, stellt sich jedenfalls hinter den Rapid-Verteidiger. Der ÖFB postet ein Foto der U21-Nationalmannschaft auf Instagram, begleitet wird dieses Bild mit einem klaren Bekenntnis zu Aiwu. Gleichzeitig werden die teils heftigen Reaktionen, die durch den Transfer ausgelöst wurden, vehement verurteilt.

"U21-Teamspieler Emanuel Aiwu wurde in der vergangenen Woche auf seinen Social-Media-Kanälen wiederholt rassistisch beleidigt. Solch ein menschenverachtendes Verhalten hat in unserer Welt keinen Platz und wir verurteilen es zutiefst – egal, wen es betrifft! Der ÖFB steht klar und deutlich für Vielfalt, Toleranz und ein respektvolles Miteinander. Die Anonymität im Internet darf nicht als Deckmantel für Anfeindungen und Hetze dienen. Die ganze U21-Familie, der ÖFB, unsere Partner und natürlich unsere wahren Fans stehen hinter dir, Manu! Denn wir sind #GemeinsamÖsterreich", ist im Instagram-Beitrag zu lesen.


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