Endstand
3:0
2:0, 1:0
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"Sein Ego hat das Spiel zerstört" - Aufregung um LASK-Rot

LASK-Coach Joao Sacramento wirft Julian Weinberger Arroganz und mangelnde Sensibilität vor. Die Stimmen zum Aufreger der vierten Runde:

Foto: © GEPA

Die neue Saison der ADMIRAL Bundesliga hat ihren ersten großen Aufreger.

Eine Entscheidung von Schiedsrichter Julian Weinberger im Viertrunden-Spiel zwischen dem FC Red Bull Salzburg und dem LASK (Spielbericht>>>) lässt im Anschluss an die Partie die schwarz-weißen Gemüter hochgehen.

Während Sascha Horvath sich nach seiner Gelb-Roten Karte für Kritik keiner Schuld bewusst ist, gibt Weinberger zwischen den Zeilen an, vom LASK-Kapitän beleidigt worden zu sein.

Coach Joao Sacramento unterstellt dem Wiener Referee indes mangelnde Sensibilität und wirft ihm vor, "ein gutes Fußballspiel aufgrund seines Egos oder seiner Arroganz" zerstört zu haben.

LAOLA1 versucht einen Überblick über die teils widersprüchlichen Aussagen der beiden Parteien zum Aufreger in Wals-Siezenheim zu bieten:

"Jemand hat entschieden, ein gutes Fußballspiel zu beenden."

Joao Sacramento

Die Ausgangslage:

Beginnen wir mit der Ausgangslage der strittigen Situation.

Die 35. Minute in der Red Bull Arena läuft, eine effektive Salzburger Heimmannschaft führt zu diesem Zeitpunkt mit 2:0. "Das ganze Land war stolz, so ein Spiel zu sehen, aber dann hat jemand entschieden, ein gutes Fußballspiel zu beenden", so die etwas pathetischen Worte Sacramentos dazu.

Dem Portugiesen geht es um folgende Situation: Samuel Adeniran gewinnt an der linken Seitenlinie ein Laufduell mit Joane Gadou, ist bereits am Franzosen vorbei und möchte in den Strafraum einziehen, kommt kurz davor aber zu Fall. Die Linzer sehen ein Foul des Salzburgers, Schiedsrichter Weinberger nicht.

Kapitän Horvath stürmt darauf hin auf den Referee zu und reklamiert ein Vergehen Gadous, Weinberger zückt relativ rasch Gelb. Horvath diskutiert weiter und wendet sich schließlich ab, um zu gehen, wird davor aber noch eine Wortspende los.

Für Weinberger zu viel des Guten, er zückt in derselben Situation Gelb und Gelb-Rot und verteilt in der darauffolgenden Aufregung auch noch Gelb an George Bello und glatt Rot an LASK-Assistent Rui Lemos.

So haben es die Beteiligten gesehen:

Schiedsrichter Julian Weinberger (gegenüber "Sky"):

"Die erste Gelbe Karte hat er wegen Kritik bekommen, weil er mich in übermäßiger Art und Weise angegangen ist. Ich habe ihm danach mehrmals gesagt, dass er sich bitte entfernen soll, obwohl er Kapitän ist. Aber gerade als Kapitän sollte er eine Vorbildwirkung für seine Mannschaft haben, dieser ist er meiner Meinung nach nicht nachgekommen.

Er hat dann eine Wortmeldung gesagt, die das Maß überschritten hat. Diese Wortmeldung möchte ich im Fernsehen nicht wiedergeben, aber sie war der Grund für die zweite Gelbe Karte. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass er in der Situation, die kein Foulspiel war, so reagiert hat, weil ich Sascha Horvath sehr schätze. Ich halte ihn für einen super Spieler, ich habe ihn schon oft gepfiffen. Warum diese Situation von Seiten Sascha Horvaths so ausgeartet ist, kann ich mir nicht ganz erklären."

LASK-Kapitän Sascha Horvath (gegenüber LAOLA1):

"Ich habe ihm meine Sicht erzählt, weil auf der anderen Seite so ein Foul für Salzburg gegeben wurde. Ich habe ihn auf keinen Fall beleidigt. Ich habe nur nachgehakt und gesagt: 'Mach mal die Augen auf, jeder Zweikampf geht für Salzburg aus.'

Wir reden immer davon, dass Emotionen und Feuer so super im Fußball sind. Dann braucht man als Schiedsrichter auch ein bisschen Gespür. Es spielt Salzburg gegen den LASK, da hat man vor ein paar Jahren gesagt: 'Da gibt es Feuer, da wird richtig reingehaut.' Das ist anscheinend nicht mehr erlaubt. Dann braucht man auch als Kapitän gar nicht mehr zum Schiedsrichter laufen, wenn es dann gleich Gelb-Rot gibt."

LASK-Trainer Joao Sacramento (auf der Pressekonferenz):

"Ich glaube, er hat nicht realisiert, dass Sascha der Kapitän ist. Er hat sofort Gelb gezeigt und dann gleich die zweite. Der Schiedsrichter hat mir gesagt, dass er die erste Gelbe für die Intensität des Laufs von Sascha in seine Richtung gezeigt hat. Sowas habe ich zum ersten Mal gehört. Es steht ihm nicht zu, die Geschwindigkeit eines Laufs zu beurteilen und dafür Gelb zu zeigen. Ich war schockiert über diese Rechtfertigung. Die zweite Gelbe hat er ihm gegeben, weil er ihm gesagt hat: 'Mach die Augen auf!' Ich glaube, es gibt schlimmere Beleidigungen im Fußball."

Das wird zu reden geben:

Sacramento war nach der Partie außer sich und machte Weinberger Vorwürfe, die aufgrund der Schärfe seiner Wortwahl durchaus noch Konsequenzen für den Portugiesen nach sich ziehen könnten.

Er habe als Co-Trainer bereits viele Spiele in europäischen Top-Ligen wie der Ligue 1, der Serie A oder Premier League verfolgt und sieht die österreichische Bundesliga im Vergleich dazu auf einem guten Niveau.

"Der einzige Unterschied ist das, worüber wir gerade sprechen. In der Premier League wäre das nie eine Gelbe Karte, weil die Schiedsrichter dort die Sensibilität für Emotionen haben", so der 36-Jährige.

Fußball sei eben ein Geschäft der Emotionen und als Schiedsrichter brauche man eine gewisse Sensibilität dafür. Diese hätte Weinberger in der betreffenden Situation gefehlt. Zudem wirft Sacramento dem Wiener mangelnde Einsicht vor.

Joao Sacramento war am Samstag auf gut österreichisch "brennhaß"
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Die Situation rund um Gadou und Adeniran sei nach der Ansicht des Portugiesen eine glasklare Fehlentscheidung gewesen: "Es war ein wichtiges Foul, es hätte möglicherweise Rot dafür geben können. Der Schiedsrichter macht einen Fehler und aufgrund seines Egos oder seiner Arroganz zerstört er ein Fußballspiel."

Weinberger selbst sei sich bewusst gewesen, in beiden Situationen falsch entschieden zu haben, ist sich Sacramento sicher: "Wegen der Art und Weise, wie schnell er sich nach dem Match zu 'Sky' begeben hat, um seine Entscheidung rechtzufertigen. Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat."

Obwohl der LASK beim Spiel bei der WSG Tirol bereits einen damals tatsächlich äußerst fragwürdigen Elfmeter gegen sich gepfiffen bekam - eine Entscheidung, mit der Sacramento laut eigener Aussage viel besser leben kann, weil es eine "technische Entscheidung" war - möchte der Linzer Coach mit seinen Aussagen nicht das österreichische Schiedsrichterwesen an sich angreifen:

"Ich bin mir sicher, dass Österreich voller guter Schiedsrichter ist, und ich würde sogar sagen, dass der heutige Schiedsrichter gut ist. Er traf heute eine schlechte Entscheidung, zu dieser muss er stehen und weitermachen."

Was sich der LASK selbst vorwirft:

Das Spiel in Salzburg ging schlussendlich nicht aufgrund der Roten für Horvath verloren, weiß Entrup
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Bei all der Linzer Aufregung darf man nicht vergessen, dass der LASK zum Zeitpunkt von Horvaths Ausschluss bereits mit 0:2 hinten gelegen war.

"Schlussendlich ist es heute nicht an der Roten Karte gescheitert. Woran wir extrem hart arbeiten müssen, ist die Art und Weise, wie wir die Gegentore bekommen", ärgert sich Stürmer Max Entrup.

Sein Coach fügt an, dass es nicht akzeptabel sei, dass man pro Bundesliga-Spiel im Schnitt über zwei Gegentore kassiere: "Die Art und Weise, wie wir den Strafraum verteidigen, kostet uns zu viele Punkte. Dem sind wir uns bewusst, wir arbeiten hart daran."

Mit nun drei Niederlagen aus vier Meisterschaftsrunden erwischte der Portugiese einen Fehlstart in seine erste Cheftrainer-Saison.

"Man darf aber nicht vergessen, dass wir bereits gegen die mit Abstand besten Mannschaften gespielt haben: Sturm und Red Bull Salzburg. Gegen die Austria haben wir gewonnen, der einzige Unfall, den wir hatten, war in Tirol. Dieses Match haben wir komplett verschlafen", so Sacramento.


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