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Alars 1. Rapid-Interview: "Hätte das nie geglaubt"

Deni Alar exklusiv: Seine Gründe, Sturms Zerfall und was in Graz los sein wird.

Alars 1. Rapid-Interview:

Da stand er nun, im grünen Trainingsleiberl mit dem Rapid-Logo auf der Brust - als wäre er fast nie weg gewesen.

Der Abschied von Sturm-Kapitän Deni Alar und die Rückkehr zu den Hütteldorfern hat jedoch viel Staub aufgewirbelt.

"Natürlich verstehe ich auch den Unmut", verrät Alar nach seiner schwierigen Entscheidung.

LAOLA1 hatte im Trainingslager in Windischgarsten exklusiv die Möglichkeit, Alar bei seinem neuen, alten Arbeitgeber, zum ersten Interview nach der fixierten Rückkehr zu treffen.

In diesem spricht der 28-jährige Steirer über seine Aussagen der letzten Wochen, seine unerfüllte Mission bei Rapid, den nicht unwesentlichen Zerfall von Sturm, warum das Angebot der Grazer schwierig geworden wäre und was ihn in Zukunft in Graz erwarten wird.

LAOLA1: Deine Liebe zu Rapid muss groß sein. Was war entscheidend für deine Rückkehr nach zwei Jahren bei Sturm?

Deni Alar: Es war natürlich alles ein bisschen kurzfristig. Als ich das erste Mal gehört habe, dass Rapid Interesse hat, war es etwas überraschend, aber natürlich habe ich mich darüber gefreut. Es war keine einfache Entscheidung, weil ich auch Sturm viel zu verdanken habe, es waren zwei schöne Jahre. Aber es war natürlich auch eine Entscheidung für den Vierjahresvertrag, den mir Rapid geboten hat. Da habe ich schon gemerkt, dass sie mich einfach unbedingt haben wollen. Ich bin auch damals 2011 erstmals hergekommen, als mein Ziel war, mit Rapid Meister zu werden. Das haben wir damals nicht geschafft und das will ich jetzt nachholen.

LAOLA1: Es muss ja wirklich kurzfristig gekommen sein. Kam dieses Angebot von Rapid wirklich aus dem Nichts oder hast du zumindest damit spekuliert?

Alar: Sicher, den ersten Kontakt gab es erst am Dienstag. Das waren jetzt drei Nächte, die wirklich nicht einfach waren. Ich habe sehr wenig geschlafen, habe natürlich sehr viel überlegt. Man kann nicht einfach sagen: Passt, ich mache das sofort. Es war eine schöne Zeit bei Sturm, aber ich habe mich jetzt einfach dazu entschieden, zu Rapid zu gehen und meine Ziele, die ich schon 2011 gehabt habe, jetzt zu verwirklichen.

LAOLA1: Im Nachhinein werden Aussagen wie „Wenn dann nur Ausland“ auf die Waagschale gelegt. Warum war für dich dann trotzdem klar, dass Rapid den Vorzug kriegt?

Alar: Es waren natürlich sehr interessante Angebote aus dem Ausland dabei. Für mich war es eigentlich klar, dass ein Wechsel zu Salzburg oder Austria nicht gehen kann oder ich dort nicht hingehen werde. Bei Rapid habe ich einfach nicht daran geglaubt, dass das wirklich noch einmal zustande kommt. Deshalb war das nie ein Thema, dass ich dorthin zurückgehen werde. Ich habe einfach nie daran geglaubt, dass das noch einmal passiert. Es waren einfach Entscheidungen, die wahrscheinlich viele nicht verstehen werden. Aber das Wichtigste ist, dass ich und meine Familie es verstehen, sie hinter mir stehen und ich bei Rapid das Gefühl gehabt habe, dass sie mich unbedingt haben wollten. Das soll nicht heißen, dass mich Sturm nicht unbedingt behalten wollte. Sie haben auch alles Mögliche probiert. Aber ich stehe zu meiner Entscheidung und das müssen die Leute auch akzeptieren.

LAOLA1: Würdest du es so ausdrücken, dass deine Mission bei Rapid noch nicht erfüllt war? Hattest du nie damit abgeschlossen, auch weil das Ende nicht mehr so erfolgreich war?

Alar: Die ersten zwei Jahre haben die meisten vergessen. Da war ich der beste Torschütze, auch wenn es schwierig war. Da habe ich auch mit meinen Toren in der Europa-League-Quali meinen Teil dazu beigetragen. Und das vergessen einfach viele. Natürlich sind Verletzungen dazugekommen, da sind einfach Spieler geholt worden, die super Leistungen gebracht haben. Deshalb habe ich dann nicht so viel gespielt. Außerdem habe ich es nicht geschafft, mit Rapid Meister und Cupsieger zu werden. Das Ziel zu erreichen, ist noch offen.

LAOLA1: Siehst du mit Rapid einfach auch mehr Perspektive, weil es mit Sturm schwer geworden wäre, den Vizemeistertitel und den Cupsieg zu wiederholen?

Alar: Das ist schwer zu sagen, das wird man erst nach der Saison sehen. Die letzten zwei Jahre bei Sturm waren überragend. Sturm war außer 2011, als sie Meister geworden sind, meist nur Vierter oder Fünfter. Deshalb waren die zwei letzten Jahre einfach unglaublich. Mit dem Cupsieg haben wir Unglaubliches erreicht. Aber es hat sich die letzten paar Tage einfach so ergeben. Ich habe sehr lange überlegt, aber ich bin mir sicher, dass es der richtige Schritt ist.

LAOLA1: Hat dir die Chance in der Champions-League-Quali gar nichts bedeutet? War das kein Anreiz? Du hättest theoretisch auch abwarten können, wie es dort läuft.

Alar: Natürlich war es sehr, sehr reizvoll, dass ich gegen Ajax Amsterdam spiele. Aber der Verein hat ja auch immer schon gesagt, dass er relativ früh Klarheit haben will – ob ich verlängere oder nicht. Das habe ich dann auch gemacht.

LAOLA1: Wie bewusst ist dir, dass du dort die Kapitänsrolle und deinen erworbenen Status aufgibst, um bei Rapid praktisch einen Neustart hinzulegen, obwohl du den Verein schon kennst?

Alar: Natürlich gebe ich bei Sturm etwas auf, was ich mir in den zwei Jahren erarbeitet habe – das ist ganz klar. Aber ich war schon fünf Jahre da. Ich weiß, was auf mich zukommt und ich habe wirklich alles abgewogen bei der Entscheidung. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht entscheidend war, dass mir Rapid einen Vertrag bis 2022 vorlegt. Und ich will es einfach noch einmal jedem beweisen, der mich damals abgeschrieben hat. Ich möchte auch mir selber beweisen, dass es eine bessere Zeit werden kann als in meinen letzten drei Jahren bei Rapid.

LAOLA1: Jetzt braucht dich Rapid wie einen Bissen Brot, später kommen mit Giorgi Kvilitaia und Andrija Pavlovic zwei starke Stürmer zurück. War dir schon auch bewusst, auf was du dich da einlässt?

Alar: Sicher, das ist ja auch gut. Bei Sturm waren auch vier, fünf Stürmer, Konkurrenzkampf ist ja positiv. Es ist ja auch nicht gut, wenn es nur einen Angreifer gibt. Das motiviert dich. Hätte ich Angst, dass ich nicht spiele, würde ich auch nicht herkommen. Ich weiß, was ich kann und bin hier, damit ich spiele. Ich werde zeigen, dass ich auf den Platz gehöre.

LAOLA1: Jetzt haben schon vor dir viele Leistungsträger Sturm verlassen, viele auch Richtung Wien. War das auch ein Grund, dass dieses Erfolgskonstrukt irgendwie zerbricht?

Alar: Ja, es ist natürlich sehr, sehr schade, dass man sich in zwei Jahren so etwas aufgebaut hat und dann zerbricht das eigentlich relativ schnell. Im März, April hat man ja schon gewusst, dass sehr viele Spieler den Verein verlassen werden. Dann musst du dir natürlich auch Gedanken machen. Wie ist die Mannschaft? Wie wird es nächste Saison sein? Ich habe auch in der Vergangenheit betont, dass es mich nicht interessiert, um den siebenten oder achten Platz zu spielen. Aber man kann noch nicht sagen, wo Sturm am Ende der Saison dann wirklich stehen wird, und wo Rapid. Das wird man alles sehen. Das Wichtigste ist immer, dass man auf dem Platz Gas gibt.

LAOLA1: Da klingt schon durch, dass das kein unwesentlicher Faktor war. Jetzt ist mit dir auch der Kapitän weg. Glaubst du, dass dadurch noch mehr Spieler flüchten werden? Spieler wie Zulj und Co. sind ebenfalls heiß begehrt.

Alar: Das muss dann der Verein mit dem Spieler entscheiden. Ob deshalb dann noch irgendwer den Verein verlassen wird, keine Ahnung.

LAOLA1: Sturms Sportdirektor Günter Kreissl ist durchaus sauer. Ist das verständlich für dich oder würdest du sagen, dass du immer mit offenen Karten gespielt hast?

Alar: Ich habe immer gesagt, dass ich entweder bei Sturm verlängern will oder es besteht natürlich die Möglichkeit, dass ich wechsle. Das habe ich immer betont, auch gegenüber dem Trainer Heiko Vogel. Deshalb habe ich sicher nie behauptet, dass ich, egal was passiert, immer bei Sturm bleibe. Es war von Anfang an klar, dass ich entweder verlängern will oder dass ich mir Gedanken mache, ob ich woanders hingehe. Kurz vor der Champions-League-Quali verlässt dein Spieler den Verein, das ist natürlich nie eine einfache Situation, noch dazu kurzfristig. Da verstehe ich schon auch den Unmut.

LAOLA1: Wie oft ist Günter Kreissl wirklich noch auf dich zugekommen, um dich umzustimmen? Wie viele Angebote zur Vertragsverlängerung hat es noch gegeben? Oder gab es nur ein Angebot und wenn das nicht passt, dann trennt man sich?

Alar: Nein, das ist nicht von Sturm gekommen, dass ich es entweder annehme oder wir trennen uns. Natürlich hat es Gespräche gegeben, auch in den letzten Tagen noch. Aber das waren halt immer Vertragslängen, die für mich eher schwierig zu vereinbaren gewesen wären. Das habe ich auch immer offen gesagt, was ich mir von der Dauer her wünsche. Und das war es dann auch. Sie haben sicher bis zum Schluss alles probiert, aber ich habe mein Wort dann schon Rapid gegeben.

LAOLA1: Du hast auch schon gesagt, dass viele deine Entscheidung nicht verstehen werden, auch Fans. Was glaubst du, wird dich in Graz in Zukunft erwarten?

Alar: Das wird man sehen, wie sie dann darauf reagieren. Das kann ich jetzt aber auch nicht beeinflussen. Natürlich ist es schwer, ich verstehe auch den Frust – keine Frage. Aber man muss auch an die zwei Jahre zurückdenken. Es war eine wunderschöne Zeit, für beide Seiten. Man darf auch nicht nur das Negative durch diesen Wechsel sehen, sondern muss sich auch die positiven Aspekte mit dem Cupsieg, dem zweiten und dritten Platz vor zwei Jahren vor Augen führen. Dann muss man einfach sehen, was mich erwartet. Das kann ich jetzt noch nicht sagen.

LAOLA1: Vier Jahre sind eine lange Zeit. Du hast das Ausland ja durchaus in Betracht gezogen. Ist das Ausland damit für immer abgehakt?

Alar: Ich bin jetzt einmal froh, dass ich bei Rapid so einen langfristigen Vertrag unterschrieben habe, dass der Verein Vertrauen in mich hat und ich hoffe, dass wir sehr erfolgreich sind in den vier Jahren.

LAOLA1: Was traust du Rapid zu? Auf welchem Level siehst du die Mannschaft? Was kannst du mit Rapid realistisch erreichen?

Alar: Ich bin jetzt nicht hergekommen, damit ich um den dritten oder vierten Platz spiele. Sondern wir wollen vorne angreifen, deshalb bin ich da. Ich will das schaffen, was ich bisher mit Rapid noch nicht geschafft habe: Ich will Meister werden!

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