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Admira-Rohdiamant Emanuel Aiwu: Lernen von Alaba

Admiras Aktie: Erst Matura, dann im Flieger zum Match. Bekenntnis zum ÖFB-Team.

Die Admira hat schon viele Talente hervorgebracht, derzeit ist wohl Emanuel Aiwu die heißeste Aktie.

Vor einem Jahr hat bereits der FC Red Bull Salzburg beim seit kurzem 20-Jährigen angeklopft.

Damals wurde aus dem Transfer nichts, was jedoch natürlich nicht heißt, dass der Innenverteidiger in seiner Karriere nicht noch einiges vorhätte.

Im LAOLA1-Interview verdeutlicht Aiwu, warum man große Ziele haben muss.

Zudem erklärt er, wie ihm der Positions-Wechsel von David Alaba weiterhilft und schildert er, wie herausfordernd und trotzdem erstrebenswert es war, neben den Anfängen der Profi-Karriere die Matura zu absolvieren.

LAOLA1: Du bis Ende Dezember 20 Jahre alt geworden und hast bereits 61 Bundesliga absolviert. Wenn dir mit 16 jemand gesagt hätte, dass du jetzt an diesem Punkt deiner Karriere sein wirst, wärst du zufrieden gewesen?

Emanuel Aiwu: Die Zwischenbilanz ist sehr positiv. Ich bin sehr dankbar, dass ich bei der Admira sein darf, weil sie eine sehr gute Plattform für junge Spieler bietet. Dass ich in meinem jungen Alter schon so viele Bundesliga-Spiele habe, ist nicht selbstverständlich. Bis jetzt bin ich zufrieden. Ich habe mir nach meinem Wechsel aus der St. Pölten-Jugend zur Admira als Ziel gesetzt, bis zur Kampfmannschaft zu kommen und dort auch meine Spiele zu bestreiten. Ich habe immer daran geglaubt. In der Akademie hat es auch einige Rückschläge gegeben, aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen und mein Ding durchgezogen.

LAOLA1: War es eigentlich immer schon dein Traum, dass du Profi wirst?

Aiwu: Ja. Klar, wenn man ganz klein anfängt, denkt man noch nicht so weit. Umso älter man wird, umso mehr realisiert man, dass es der Traumberuf ist, den man ausüben möchte.

LAOLA1: Wohin soll dich dieser Traumjob einmal führen? Deine Traumliga ist die Premier League. Ist das auch das konkrete Ziel?

Aiwu: Meiner Meinung nach ist die Premier League die attraktivste und stärkste Liga der Welt. Ohne Corona gibt es viele Fans, volle Stadien. Aber es gibt auch andere gute Ligen. Man muss immer Schritt für Schritt schauen, was für die eigene Entwicklung am besten ist. Deswegen bin ich natürlich auch für andere Ligen offen und sage nicht, dass ich nur dort spielen möchte.

"Da geht es nicht nur ums Ausland. Jeder sollte – gerne auch große – Ziele vor Augen haben, denn das motiviert einen, jeden Tag aufzustehen, das Beste zu geben, zum Training zu fahren und extra Sachen zu machen. Ich glaube, dass Ziele der Treibstoff für die Motivation sind."

Emanuel Aiwu

LAOLA1: Das ist letztlich ohnehin eine Frage von Angebot und Nachfrage. Aber ist die englische Liga vom Spielstil her das, was dir zusagt?

Aiwu: Ja, das taugt mir schon. Dort wird sehr schneller Fußball gespielt. Ich denke, dass ich eine gute Grundschnelligkeit mitbringe und auch aggressiv in den Zweikämpfen bin. Aber natürlich weiß ich selbst, dass ich bis dorthin noch einiges verbessern muss.

LAOLA1: Wie wichtig ist es, dass man in deinem Alter ein konkretes Ziel wie etwa den Sprung ins Ausland hat? Schärft das den Fokus zusätzlich?

Aiwu: Da geht es nicht nur ums Ausland. Jeder sollte – gerne auch große – Ziele vor Augen haben, denn das motiviert einen, jeden Tag aufzustehen, das Beste zu geben, zum Training zu fahren und extra Sachen zu machen. Ich glaube, dass Ziele der Treibstoff für die Motivation sind.

LAOLA1: Welche extra Sachen machst du beispielsweise?

Aiwu: Ich versuche, mich im körperlichen Bereich weiterzuentwickeln. Dafür habe ich mir eine Athletik-Trainerin zugelegt, mit der ich individuell zusätzliche Einheiten absolviere. Dazu bin ich in sehr gutem Austausch mit unserem Athletik-Trainer, um meine Defizite zu verbessern. Als weiteres Beispiel habe ich mir vorgenommen, gemeinsam mit unserem Co-Trainer an meinem Kopfballspiel zu arbeiten, weil ich nicht der allergrößte Innenverteidiger bin, weswegen das Timing enorm wichtig ist.

LAOLA1: Admira-Sportchef Franz Wohlfahrt fallen zahlreiche Stärken von dir ein. Er meint jedoch auch, dass du noch jung genug bist, damit du dich weiter verbessern kannst.

Aiwu: Meiner Meinung nach darf man sich nie zufriedengeben, man kann sich immer verbessern - auch in Bereichen, in denen man gut ist. Es gibt immer noch ein paar Prozent, die man mehr rausholen kann. Entscheidend ist, dass man dranbleibt und sich immer verbessern will.

Vor einem Jahr hat Red Bull Salzburg bei Aiwu angeklopft
Foto: © GEPA

LAOLA1: Vor einem Jahr hattest du die Chance, dich innerhalb Österreichs zu verbessern. Damals hat der FC Red Bull Salzburg angeklopft, die Admira hat dich nicht ziehen lassen. War das eher ärgerlich oder mehr ein Vertrauensbeweis, wenn der Verein dich nicht hergibt?

Aiwu: Im ersten Augenblick war es vielleicht ein bisschen ärgerlich, andererseits habe ich den Verein damals auch verstehen können, weil wir mitten im Abstiegskampf waren und es ziemlich spät im Transferfenster war. Für mich war die Sache dann eigentlich gegessen. Mein Motto ist dann gewesen: Wenn sich irgendwo eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine andere. Ich wollte weiter Gas geben.

LAOLA1: Aber reizvoll wäre es schon gewesen, oder? Wenn man in Salzburg spielt, steht man mittlerweile im internationalen Rampenlicht.

Aiwu: Klar wäre es reizvoll gewesen, aber es hat sich eben nicht ergeben. Ich denke mir, alles im Leben hat seinen Grund. Es ist jetzt so, wie es ist.

LAOLA1: Kommen wir noch mal zu deiner Entwicklung. Deine Mutter hat in einem Interview betont, wie stolz sie ist, dass du trotz vieler Fehlzeiten die Matura durchgezogen hast. Wie herausfordernd war es, neben der Karriere die Schule abzuschließen?

Aiwu: Da ich erst sehr spät, am 25. Dezember, Geburtstag habe, war es in meiner Jugend so, dass ich zum Beispiel in der 3. Klasse der Unterstufe war und meine Teamkollegen schon in der 4. Klasse. Ich habe dann eine Klasse übersprungen, weil ich unbedingt mit meinen Teamkameraden in einer Klasse sein wollte. Meiner Mutter und mir war es immer sehr wichtig, dass ich die Schule mache. Ich hatte auch lange keine Probleme, bin dann jedoch mit 16 drei, vier Monate vor meinem 17. Geburtstag zur Kampfmannschaft raufgekommen. Dadurch ist es um einiges herausfordernder geworden, weil die Trainings-Zeiten nicht mehr perfekt mit den Schulzeiten koordiniert waren – in dem Alter ist es eigentlich vorgesehen, dass man in der U18 oder der 2. Mannschaft trainiert. Deshalb war ich dann kaum noch im Unterricht, musste den Stoff selbst nachlernen und auch für die Schularbeiten hatte ich nicht die Übungsstunden wie andere Schüler. Da war ich teilweise schon auch am Grübeln und habe mir gedacht: „Will ich das überhaupt noch weitermachen? Ich komme nicht nach…“ Aber dann habe ich mir gedacht, wenn ich jetzt aufhöre, waren die ganzen Schuljahre davor umsonst. Meiner Mutter war es auch immer sehr wichtig, dass ich wenigstens die Matura mache. Im Endeffekt habe ich es durchgezogen, auch wenn die letzten zwei Jahre ein wenig mühsam waren. Aber wenn man sich hinsetzt und lernt, kann man das schaffen. Dann habe ich eben nebenbei maturiert…

"Die letzten Schuljahre waren schon sehr intensiv. Vor allem in Fächern wie Mathematik oder Spanisch ist es mir teilweise schon schwergefallen, das ganz alleine nachzulernen."

Emanuel Aiwu

LAOLA1: Das heißt, das Distance Learning, mit dem derzeit die Schüler konfrontiert sind, hast du schon früher erlebt.

Aiwu: Quasi. Die letzten Schuljahre waren schon sehr intensiv. Vor allem in Fächern wie Mathematik oder Spanisch ist es mir teilweise schon schwergefallen, das ganz alleine nachzulernen. Aber im Endeffekt hat es zum Glück gut geklappt.

LAOLA1: Stimmt es, dass du nach der schriftlichen Matura der Mannschaft nach Altach nachgeflogen bist?

Aiwu: Wir hatten vorgezogene Matura - ich weiß gar nicht mehr in welchem Fach. Auf jeden Fall ist die Mannschaft am Vortag nach Altach geflogen, und ich bin geblieben, weil ich noch in die Schule musste. Dann habe ich halt in der Früh ganz schnell meine Matura geschrieben, bin mit dem Taxi direkt zum Flughafen gefahren und alleine nachgeflogen. Das war schon stressig, aber für mich nicht so die schwere Umstellung, dass ich mich von der Schule kommend aufs Match konzentriere.

LAOLA1: Deine Mutter spielt eine große Rolle in deinem Leben. Das spiegelt sich auch in der Rückennummer wider, oder?

Aiwu: Die Nummer 27 habe ich mir genommen, weil meine Mutter ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben ist. Die Nummer 27 ist ihrem Geburtstag am 27. Dezember gewidmet.

LAOLA1: Mit David Alaba hat die 27 also nichts zu tun?

Aiwu: Primär ist die Rückennummer meiner Mutter gewidmet, aber natürlich schaue ich auch auf David Alaba, weil er der erfolgreichste österreichische Fußballer ist und jetzt auch in der Innenverteidigung spielt. Ich versuche mir einige Dinge anzueignen, wie er sie macht. Wenn er die gleiche Position spielt, kann man sich noch mehr mit ihm identifizieren, vor allem ist er auch nicht der allergrößte Innenverteidiger. Da finde ich es schon interessant zu beobachten, wie er das auf höchstem Niveau löst – sei es in der Champions League oder in der deutschen Bundesliga.

Nigeria kein Thema: Aiwu will für Österreich spielen
Foto: © GEPA

LAOLA1: Ihr habt auch ähnliche Wurzeln. Fühlt man sich dadurch noch verbundener oder ist das in Wahrheit egal?

Aiwu: Er ist wie ich halber Nigerianer, das verbindet auch ein wenig. Aber das ist nicht das große Thema.

LAOLA: Was euch zudem verbindet, ist, dass ihr mehrere Positionen spielen könnt. Inzwischen siehst du dich bevorzugt in der Innenverteidigung – eine Position, auf der in Österreich großer Konkurrenzkampf herrscht.

Aiwu: Früher in der Akademie war ich vermehrt auf der Sechs oder auch auf der Acht aufzufinden. Im ersten U18-Jahr wurde ich zum Innenverteidiger umgeschult, weil es Bedarf gab. Seither spiele ich auf dieser Position und habe es, glaube ich, auch nicht so schlecht gemacht. Ich bin gleich nach dem ersten U18-Jahr zu den Juniors gekommen. Als ich dann zur Kampfmannschaft hochgekommen bin, habe ich noch ab und zu in der U18 ausgeholfen, weil wir um den Meistertitel gespielt haben – da war ich dann wieder auf der Sechs vertreten und nicht in der Innenverteidigung. Im U21-Nationalteam habe ich ein, zwei Mal Rechtsverteidiger gespielt. Ich bin vielseitig einsetzbar. Dort, wo mich der Trainer aufstellt, versuche ich mein Bestes zu geben. Momentan ist es aber schon so, dass ich primär in der Innenverteidigung spiele und dort auch meine meisten Bundesliga-Spiele absolviert habe. Deswegen fühle ich mich dort inzwischen ein bisschen wohler als auf anderen Positionen, die ich in letzter Zeit nicht mehr so oft gespielt habe. Aber spielen könnte ich sie.

LAOLA1: Wenn man Richtung Nationalteam schaut, gibt es trotzdem viele Innenverteidiger.

Aiwu: Es gibt überall viel Konkurrenz. Ich schaue da nicht groß auf die anderen, sondern fokussiere mich auf mich selbst, dass ich mein Ding mache, gut spiele und mich gut weiterentwickle. Der Rest kommt dann eh von alleine.

"Für mich war es keine Option, dass ich auf einmal für Nigeria spiele, weil ich in den U-Nationalteams für Österreich gespielt habe und mich mit Österreich verbunden fühle, weil ich hier aufgewachsen bin. Deshalb ist für mich klar, dass ich für Österreich spiele."

Emanuel Aiwu

LAOLA1: Auf der Ebene der Junioren-Nationalteams hast du immer für Österreich gespielt. Nigeria soll einmal angeklopft haben. Wie ist das abgelaufen?

Aiwu: Es gab mal Kontakt. Aber damals war nicht ganz klar, wie das funktionieren soll, weil das nicht direkt eine Anfrage vom offiziellen Verband war, sondern über Berater und Agenturen. Für mich war es keine Option, dass ich auf einmal für Nigeria spiele, weil ich in den U-Nationalteams für Österreich gespielt habe und mich mit Österreich verbunden fühle, weil ich hier aufgewachsen bin. Deshalb ist für mich klar, dass ich für Österreich spiele.

LAOLA1: Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Aiwu: Ich hoffe, dass ich mich gut weiterentwickle und vielleicht in einer anderen Liga spiele.

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