news

Rapid-Zukunft? Kühbauer lässt Kritik nicht gelten

Kritik für Rapid-Trainer respektlos. Größter Traum wäre Meistertitel, aber...

Rapid-Zukunft? Kühbauer lässt Kritik nicht gelten Foto: © GEPA

Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer hat die Pressekonferenz am Dienstag vor dem ÖFB-Cup-Schlager in Salzburg dazu genutzt, um die zuletzt aufkeimende Kritik zu kontern.

Diese war nach den jüngsten Leistungen in den Heimspielen gegen Molde (2:2 in der Europa League) und WSG Tirol (0:3 in der Liga) aufgekommen. Der 49-Jährige empfindet diese Kritik als "respektlos gegenüber meiner Mannschaft und respektlos gegenüber meinem Trainerteam".

"Dass es natürlich schnell geht im Fußball, ist jedem ganz klar", sagt Kühbauer am Beginn seiner äußerst sachlichen Abrechnung. "Wenn du vorher Dinge gut machst, dann bist du der Jesus, der Allergrößte. Aber wenn du dann einmal ein Spiel verlierst, wenn du rotierst, weil du an die Mannschaft glaubst", dann werde nicht nur von Fans, sondern auch Journalisten "gleich alles schlecht geredet", sagt der Burgenländer, um dann mit Statistiken die gute Arbeit bei Rapid zu untermauern.

"Im Jahr 2020 haben wir in 25 Spielen einen Schnitt von 1,88 Punkten geschafft in der Bundesliga. Wenn wir gegen die Admira (am Samstag) noch gewinnen, dann wären es sogar 1,92. Damit wärst du 2008, wo Rapid den letzten Meistertitel gefeiert hat, Meister geworden. Nur so viel zu dem", erklärt Kühbauer.

"Respektlos gegenüber meiner Mannschaft und dem Trainerteam"

Gleichzeitig verweist er auf die Entwicklung, seit er am 1. Oktober 2018 Rapid-Trainer geworden ist, "wo wir nach neun Runden neun Punkte gehabt haben und die teuerste Mannschaft". Trotz einer "Kostenreduktion der Mannschaft und Transfererlösen im Plus", sei es ihm gelungen, "junge Spieler einzubauen" und gleich in seiner ersten Saison den Aufstieg ins Sechzehntelfinale der Europa League zu schaffen. "Das war glaube ich nicht so schlecht", merkt Kühbauer an.

"Und wenn man jetzt wieder Kosten reduziert bei Spielern, wenn man wieder Transfererlöse erzielt hat, wenn man leider - und das ist das Problem - keine Zuschauer gehabt hat, leider Verletzungen hat, wenn man den Ljubicic, den Fountas, den Petrovic hernimmt, den Stefan Schwab verloren hat, den Thomas Murg verloren hat und trotzdem dieselbe Punkteanzahl hat wie letztes Jahr, obwohl die Belastung eine weit höhere war und der Kader kleiner geworden ist, und das dann schlecht sieht, dann ist das respektlos gegenüber meiner Mannschaft und respektlos gegenüber meinem Trainerteam, das muss ich ganz ehrlich sagen", erläutert Kühbauer, der Rapid in der abgelaufenen Saison zum Vizemeistertitel geführt hat.

"Denn was die Mannschaft hier leistet seit eineinhalb Jahren ist groß für diese Punkte, die ich gerade aufgezählt habe." Trotz Kostenreduktion, Einbau von Eigenbauspielern, erzielten Transfererlösen und der harten Einbußen durch die Coronakrise, sei ja "der Anspruch derselbe geblieben", nämlich Serienmeister Salzburg voll zu fordern. "Der Marktwert von Salzburg ist gegenüber 2008 fünf Mal so hoch wie der von Rapid 2008, wo der Peter Pacult letztmals Meister geworden ist, wo er nur zweimal so hoch war", bemüht Kühbauer erneut diesen historischen Vergleich.

"Der Rapid-Fan, der das nicht verstehen will, tut mir leid"

Seit dem bisher letzten Titel der Grün-Weißen sind überhaupt nur zwei andere Mannschaften außer Salzburg Meister geworden: 2011 Sturm Graz und 2013 die Wiener Austria. "Sturm ist Meister geworden mit (einem Punktschnitt von) 1,83. Salzburg schafft es die letzten Jahre immer über zwei Punkte im Schnitt zu kommen. Die haben einfach eine super Mannschaft. Wir haben etwas aufgebaut, und wir werden noch weiter bauen müssen", mahnt Kühbauer auch Geduld ein.

Ihm sei natürlich klar, dass man beim Rekordmeister Rapid "immer einen Meistertitel" fordert, "das wäre mein größter Traum, (...) aber das ist halt sehr, sehr schwierig, wenn man bedenkt, dass Salzburg mittlerweile den fünffachen Kaderwert von uns hat und das gut macht. Und trotzdem sind wir näher an Salzburg herankommen", beteuert Kühbauer. "Aber man muss das respektieren, dass alles zusammenpassen muss."

Noch dazu in einer Situation, wo Rapid wegen der Pandemie achtstellige Summen verloren gehen. "Corona hat uns wirklich wehgetan, weil wir haben keine Zuschauer und dadurch weniger Einnahmen. Wir können im Moment halt leider keine Spieler holen. Das muss man akzeptieren als Trainer. Und der Rapid-Fan, der das nicht verstehen will, tut mir leid. Aber ich will da nichts beschönigen oder schlechtreden, aber die Jungs machen es gut."

"Ich werde da alles reininvestieren, solange ich da bin"

Und deshalb werde man sich bei Rapid nicht durch "Einflüsse von außen, die es immer geben wird", aus der Ruhe bringen lassen. "Rapid muss eins sein, im Trainerteam, in der Mannschaft sind wir es hundert Prozent immer. (...) Entscheidend ist, dass wir ruhig bleiben", fordert Kühbauer. "Dass alle gleich rauskommen und irgendwas Schlechtes sehen, das ist leider bei Rapid umso schlimmer, und da wird es umso besser sein, dass wir ruhig bleiben, und das werden wir auch bleiben."

Zum Thema Vertragsverlängerung meint Kühbauer: "Ich habe selber gesagt, das ist für mich der größte Klub. Der sportlich beste Klub ist Salzburg, aber von der Emotionalität her, von der Leidenschaft her ist das hier der allergrößte Klub. Ich werde da alles reininvestieren, solange ich da bin", versichert der Ex-Internationale, der hofft, dass sein mit Saisonende auslaufender Vertrag verlängert wird. "Ich glaube die Punkte, die ich gerade aufgezählt habe, sollten dafür sprechen, aber ich will da jetzt keinen animieren oder sagen, er muss es tun."

Kommentare