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Derby: Darum wurde Kühbauer in der Kabine laut

Ansprache des Rapid-Trainers zeigte Wirkung. Am Ende trauerte man Chancen nach.

Wer beim 330. Wiener Derby zwischen dem SK Rapid und Austria Wien erst vier Minuten nach Anpfiff seinen Platz im Stadion oder vor dem TV eingenommen hatte, hat einiges verpasst.

Mega-Pressing von Rapid in den ersten zweieinhalb Minuten mit einer Vielzahl von Balleroberungen am gegnerischen Strafraum, praktisch mit der ersten Befreiung das 1:0 für Austria und mit dem Wiederanpfiff das 1:1 für Rapid.

Danach spielten bis zur Pause nur die Gäste aus Favoriten. Das schnelle 0:1 hätte jedoch bereits als Warnung für Rapid gelten müssen. "Das ist halt die Gefahr vom Pressing. Wenn du dann ein bisschen zu spät bist, nicht komplett durchattackierst, dann kann es eben sein, dass sowas dabei rauskommt", ärgerte sich Torhüter Richard Strebinger gegenüber LAOLA1.

Trotz der postwendenden Antwort fanden die Hütteldorfer nur schwer ins Spiel. "Natürlich war der Ausgleich super, aber es hat sich einfach gezogen bis zur Halbzeit", so der Keeper, der einige Hochkaräter entschärfen musste, um nicht mit einem höheren Rückstand als einem 1:2 in die Kabine zu gehen.

In den Katakomben des Allianz-Stadions wurde Trainer Didi Kühbauer dann etwas lauter - das zeigte Wirkung.

Ljubicic über Kühbauer: "Er ist schon ein bisschen lauter geworden"

"Er ist schon ein bisschen lauter geworden, zurecht auch", verrät der Torschütze zum 2:2, Dejan Ljubicic nach dem Schlusspfiff. "Hier, vor ausverkauftem Haus, immer zu spät zu kommen und dass die Austria immer den zweiten Ball gewonnen hat, hat den Trainer geärgert, aber die zweite Halbzeit war richtig gut."

Was genau Kühbauer gesagt hat, wollte Ljubicic nicht preisgeben. Doch es dürften schon härtere Worte dabei gewesen sein, um den Spielern nach den schwachen 45 Minuten die Augen zu öffnen.

"Der Trainer darf das, er ist der Trainer, der Coach. Es waren bei ein paar Leuten auch harte Wörter dabei, aber das war ganz gut, dass wir dann eine richtig gute Partie gespielt haben", so der 22-Jährige.

Kühbauer: "Das wollte ich nicht riskieren"

Obwohl Rapid die Probleme erkannte, war es bis dahin schwierig, den Schalter umzulegen. Strebinger beschreibt, was in der Defensivbewegung schief lief.

"Wir waren oft einen halben Schritt zu spät und dann hat die Austria im Mittelfeld auch gute Spieler, die das ausnützen können und vorne auch schnelle Spieler mit Monschein und Sarkaria, die die Tiefe ausnützen können, wenn der Abstand zwischen mir und der Verteidigung zu groß ist. Wir haben es in der Halbzeit angesprochen, waren dann im Pressing besser und haben die Partie in weiten Teilen kontrolliert."

Das Trainerteam entschied sich dafür, am gegen den LASK erfolgreichen System mit einer Dreierkette festzuhalten. Schon nach 20 Minuten waren die Probleme offensichtlich, eine Systemumstellung hätte jedoch Schwierigkeiten geborgen.

"Ich habe schon nach 20 Minuten gewusst, dass wir Probleme haben, weil wir uns zu tief fallengelassen haben, aber ich hätte wieder mit einem Schlag zwei Spieler tauschen müssen. Wenn sich bei uns wieder Spieler verletzt hätten, hätten wir hinten raus mit einem Mann weniger gespielt. Das wollte ich nicht riskieren", merkte Kühbauer an, der erst in der Halbzeit zum altbewährten 4-2-3-1 zurückkehrte.

Systemumstellung mit nächstem Debütanten

Im Zuge dessen kam der erst 19-jährige Adrian Hajdari zu seinem Pflichtspiel-Debüt für Rapid als rechter Außenverteidiger - und meisterte dieses mit Bravour. Obwohl Kühbauer vor Entscheidungen wie diesen normalerweise nicht zurückscheut, wollte er den noch vor kurzem verletzten Youngster im Derby nicht vom Anpfiff an ins kalte Wasser werfen. Dieser bekam dann aber seine Chance, weil der Trainer Spieler sehen will, die sich im Training verbeißen.

Im Nachhinein gesehen wäre es seiner Aussage zufolge jedoch möglicherweise die bessere Entscheidung gewesen, gegen die Austria von Anfang an auf eine Viererkette mit dem neuen Mann zu setzen. Auch in der Offensive fehlte mit Taxiarchis Fountas Rapids bester Torschütze, weil er Vater eines Sohnes wurde.

"Keine Vorwürfe an die Mannschaft, aber das haben wir nicht gut gemacht. Das haben wir uns anders vorgestellt. Wichtiger ist aber, wie wir zurückgekommen und dann ein richtig gutes Spiel gemacht haben. Leider haben wir uns nicht belohnt."

Die Analyse über die vollen 90 Minuten fällt dann versöhnlicher aus: "Strebinger hat uns im Spiel gehalten. Wenn es zur Pause 1:3 gestanden wäre, wäre es für uns sehr schwierig gewesen, noch einmal zurückzukommen. So haben wir dann umgestellt auf unser altbewährtes System. Und zweite Halbzeit – das ist Rapid, bis auf die Chancenverwertung!"

Ljubicic: Ein Mann für wichtige Tore

Denn diese kostete Kühbauer graue Haare. Fountas-Ersatz Aliou Badji hatte sieben Torschüsse und hätte laut Trainer "ein Tor machen müssen", ging aber leer aus. Ebenso wie Christoph Knasmüllner, der zwei Mal völlig frei an Schlussmann Ivan Lucic scheiterte. "Aber ich werde sicher nicht über Spieler herziehen", meinte Kühbauer im Anschluss. 

Anstatt der Offensivspieler traf dafür Ljubicic zumindest zum 2:2-Ausgleich. Dabei mausert sich der defensive Mittelfeldspieler immer mehr zum Mann für die wichtigen Tore.

Von insgesamt sieben Toren für Rapid traf er unter anderem einmal in der Europa League gegen die Glasgow Rangers, zwei Mal gegen RB Salzburg und nun bereits zum zweiten Mal gegen die Austria.

"Ja, das ist richtig schön. Sieben Tore sind nicht so schlecht für einen defensiven Mittelfeldspieler", meint Ljubicic, der jedoch gerne einen Derbysieg bejubelt hätte. "Für mich ist es richtig schade, dass wir nicht gewonnen haben, aber klar freut man sich, wenn man im Derby trifft."

Kein Happy End! "Das ist halt richtig traurig"

Am Ende setzte sich aber die Negativserie in heimischen Derbys im Allianz Stadion fort und die Hütteldorfer warten bereits seit dreieinhalb Jahren auf den ersten Heimsieg in der neuen Heimstätte.

"Das ist halt richtig traurig, dass wir die Möglichkeiten nicht gemacht haben. Man muss auch ein Kompliment an den Austria-Keeper aussprechen, der richtig gut gehalten hat", so Ljubicic.

Auch Strebinger fand ehrliche Worte zum Abschluss und das Remis durchaus leistungsgerecht: "Jetzt kurz nach dem Spiel sind wir schon ein bisschen enttäuscht, weil wir kurz vor Ende einfach zwei, drei Sitzer gehabt haben, die wir nicht genützt haben. Aber wenn man die 90 Minuten hernimmt, war die Austria in der ersten Halbzeit einfach stärker. Gerade vor der Halbzeit haben sie auch einige Chancen gehabt, die sie nicht nutzen konnten. Wenn beide Mannschaften einige Chancen vergeben, dann kommt halt ein X raus."

Ein X, das der Austria im Kampf um die Top 6 nicht hilft und Rapid die Chance auf Platz drei vermasselte. Kühbauer war sich jedoch sicher: "Das war dann wirklich ein Spiel, für das man gerne Eintritt zahlt, aber schlussendlich haben wir uns nicht belohnt, denn das wäre absolut machbar gewesen."

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