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VAR es das? Wir zeigen auf, wo die Liga sinnvoller sparen könnte!

Die Bundesliga muss sparen. Auf den VAR zu verzichten, wäre peinlich. LAOLA1 nennt Bereiche, wo im Schiedsrichterwesen leichter Einsparungspotential zu finden ist:

VAR es das? Wir zeigen auf, wo die Liga sinnvoller sparen könnte! Foto: © GEPA

Der neue TV-Vertrag mit dem Abo-Sender "Sky" (ab der Saison 2026/27 ) wirft laut LAOLA1-Recherche rund 15 bis 20 Prozent weniger Geld ab als die Rechte-Vereinbarung der letzten Jahre.

Gleichzeitig kündigte der ÖFB im Zuge der Regionalliga-Reform einen Vertrag, der die Kostenübernahme der Schiedsrichter der ADMIRAL 2. Liga durch den Fußballbund regelte. 

Das "TV-Geld" von bisher rund 40 Millionen Euro pro Jahr schrumpft auf kolportierte 34 Millionen Euro jährlich. Dazu muss die Liga noch Mehrkosten in der Höhe von rund 800.000 Euro für die Schiedsrichter stemmen. 

Nur zu verständlich, dass angesichts der wirtschaftlichen Situation jeder Cent drei Mal umgedreht wird. Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer erklärte zuletzt gegenüber 90minuten: "Mit der neuen Erlössituation ab der kommenden Saison evaluieren wir gemeinsam mit den Klubs gerade, wie wir die Mittel zukünftig am effizientesten einsetzen können. Da geht es einerseits um die Verteilung der TV-Gelder unter den Klubs und andererseits auch um Vorabzüge wie beispielsweise für den VAR."

Es ist schwer vorstellbar, dass ein Land wie Österreich - im FIFA-Ranking weit vor anderen Nationen, bei denen derartige Überlegungen nicht im Ansatz aufkommen – eine solche Bankrotterklärung abgeben wird.

LAOLA1 hat sich umgehört, ob es nicht andere Einsparungsmöglichkeiten im Bereich des Schiedsrichterwesens gibt und ist auf Kosten gestoßen, die wohl umgehend reduzierbar oder gänzlich vermeidbar wären:

Anzahl der hauptamtlichen Mitarbeiter

Während noch vor nicht allzu langer Zeit das Schiedsrichterwesen von ein bis zwei Personen administriert wurde, sind derzeit neun Mitarbeiter in der Schiri-Abteilung tätig.

Wir haben zuletzt darüber berichtet, dass die "Medienabteilung der Schiedsrichter" um zwei Personen erweitert wurde. Die Frage muss erlaubt sein, was die Abteilung macht bzw. ob die Aufgaben so vielfältig sind, dass eine Aufstockung an Personal gerechtfertigt ist. 

(Text wird unter Video "VAR ist ein Stimmungskiller!" fortgesetzt)

Trainingsstützpunkte

Seit vielen Jahren gibt es in Österreich insgesamt sieben Trainingsstützpunkte. In jedem Bundesland einen, nur in Wien einen gemeinsamen Trainingsort auch für Niederösterreich und das Burgenland. Doch in der letzten Zeit wurde die Trainingsverpflichtung - sagen wir einmal - "ausgedünnt".

Während zunächst noch zwei Mal monatlich der Stützpunkt besucht werden musste, wäre die derzeitige Regelung sogar ein Paradies für jeden Amateurkicker in der letzten Spielklasse, denn Österreichs Top-Referees haben nunmehr überhaupt keine Verpflichtung mehr, an einem gemeinsamen Training teilzunehmen. Wie paradox ist es eigentlich, Trainingsorte und Trainer zu bezahlen, aber keiner geht hin! 

Trainingslager in der Türkei

Voller Stolz wurde auf der ÖFB-Homepage über das Trainingslager berichtet - 89 Personen waren hochpreisig in der "Gloria Sports Arena" in Belek, Antalya untergebracht (Hier geht es zum ÖFB-Bericht >>>). Dem Vernehmen nach kostete dies dem ÖFB nicht unter 130.000 Euro. Und trotzdem gab es einige Misstöne (Kommentar zum leidigen Thema >>>).

Supervisor

Österreich leistet sich den Luxus, für jedes Spiel in der VAR-Zentrale einen Supervisor sitzen zu haben. Der sieht sich das Spiel an und hört die Kommunikation der Spieloffiziellen außerhalb des VAR-Raumes mit, um dem VAR und AVAR ein "Feedback" unmittelbar nach Spielende zu geben.

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György Ring (links im Bild) könnte sich mehr einbringen
Foto: ©GEPA

Da stellt sich die Frage, ob dies nicht eigentlich die Aufgabe des hauptamtlichen VAR-Managers (Anm.: György Ring) wäre. Es sollte dem Ungarn zuzumuten sein, dass er an einem Wochenende vier Spiele live (weil hintereinander) und zwei Spiele re-live analysiert. Gebühren, Fahrtspesen und teilweise Übernachtungen in Wiener Hotels schlagen pro Spieljahr - niedrig geschätzt - locker mit 100.000 Euro zu Buche.

Internationale Mentoren

Als Vorzeige-Projekt hat der ÖFB in seinen Aussendungen mehrfach die Zusammenarbeit mit internationalen Mentoren für vier FIFA-Referees (Sebastian Gishamer, Julian Weinberger, Stefan Ebner und Christian-Petru Ciochirca) gelobt.

Dazu bekam jeder Liga-Schiri ebenfalls einen Mentor aus dem Bereich der Bundesliga-Beobachter (Besonderheit dabei ist, dass einige der Mentoren keine Liga-Referees waren) zur Seite gestellt. Das alles kostet sicher eine Stange Geld, das nur gerechtfertigt ist, wenn dabei auch etwas herauskommt.

Lehrgänge in Österreich

Zentrale Zwei-Tages-Lehrgänge, bei denen durch die An- bzw. Abreise tatsächlich insgesamt nur jeweils ein halber Tag zur Verfügung steht, können reduziert werden.

Die Lehrgänge können auch als Zoom-Meetings abgehalten werden bzw. dezentral organisiert werden, sollten die Schulungen an einem Nachmittag/Abend stattfinden. Das erspart Reise- und vor allem Hotel- sowie Verpflegungskosten. Motto: die Vortragenden reisen, aber nicht der gesamte Stab der Schiedsrichter, Assistenten und Beobachter.

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Die Besetzungen der Schiedsrichter-Teams sorgen für ein Durcheinander
Foto: ©GEPA

Besetzung anders gestalten

Obwohl offenbar die alte "Bundesländer-Regelung" (das heißt, dass ein Schiedsrichterteam immer aus einem Drittbundesland kommen muss) aufgehoben wurde, gibt es ein Durcheinander bei den Besetzungen.

Anstelle eines kompletten Teams aus einem Bundesland zu nominieren, kommen bei einem Quartett manchmal alle vier Schiris aus verschiedenen Bundesländern bzw. wird beispielsweise ein einzelner Vierter Offizieller aus Kärnten, der Steiermark oder Oberösterreich nach Vorarlberg geschickt. Den Spieloffiziellen ist zudem offensichtlich auch die Benützung von Hotels völlig freigestellt.

Ausstattung/Ausrüster

Während die finanziell gut betuchte UEFA bereits seit Jahren darauf verzichtet, Beobachter für Seminare einzukleiden, wird hierzulande jeder Beobachter – das ist auf den Seminarbildern ersichtlich - seitens des ÖFB eingekleidet. Es werden zudem sogar die Namen der Schiedsrichter und Assistenten unterhalb des Kragens eingestickt. Das wird vermutlich bisher weder den Stadionbesuchern noch den TV-Zusehern aufgefallen sein.

All die aufgezählten Punkte sollen zum Nachdenken anregen, um vielleicht die finanziellen Ressourcen hinkünftig zu optimieren und sinnvoll(er) einzusetzen.


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