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Sturm: Von Visionen und nötigen Sturschädeln

Sturm-Präsident Jauk geht in seine vierte Amtszeit. Der Verein steht an einer Kreuzung, an der sein "Meisterstück" zur Frage für Generationen wird.

Sturm: Von Visionen und nötigen Sturschädeln Foto: © PB-VK

Man wird Christian Jauk nie vorwerfen können, dass er arm an Visionen ist.

Dies kann man schon mal hervorstreichen in einem Fußball-Land, in dem man hochrangigste Positionen erreichen kann, ohne a.) eine Vision verschriftlicht oder b.) überhaupt eine Vision zu haben.

Seit 2012 steht Jauk inzwischen an der Spitze des SK Sturm Graz. Am Mittwoch wurde er für eine vierte Amtszeit als Präsident bestätigt.

Es spricht viel dafür, dass seine Ära als große in die Geschichte des Traditionsvereins eingehen wird. Dass ein endgültiges Urteil erst dann gefällt werden sollte, wenn das Ende erreicht ist, lehrt das Beispiel des schillerndsten seiner Vorgänger. #Kartnig

An seiner vielleicht wichtigsten Vision hat sich Jauk bislang die Zähne ausgebissen. Dieses "Meisterstück" steht nicht umsonst im Mittelpunkt seiner Agenda 2028.

Aber der Reihe nach. Jauk ist es nach holprigem Start gelungen, den Verein in die richtige Richtung zu entwickeln. Dies steht und fällt mit den handelnden Personalien, welche die von Beginn an gute Idee auch mit Leben befüllen können.

Genüssliche Erzählungen und Erinnerungen

Man erinnert sich: Die ersten "Elfmeter" gingen diesbezüglich daneben. Die Trefferquote erhöhte sich über die Jahre. Spätestens Andreas Schicker und Christian Ilzer waren quasi die "Panenkas" unter den Elfmetern. Mit Thomas Tebbich wurde auf wirtschaftlicher Seite trocken verwertet.

Wenn wir im Bild bleiben, waren es Elfmeter ohne lästigen Torhüter, die Jauk bei der Generalversammlung am Mittwoch verwerten konnte. Eine Rekordzahl nach der anderen. Der sportlichen und daraus folgend wirtschaftlichen Entwicklung seit 2020 sei Dank.

So könnte das Sturm-Stadion in Liebenau aussehen


Inzwischen beträgt der Umsatz der Grazer 44,7 Millionen Euro. Eine vor noch nicht allzu langer Zeit undenkbare Zahl. Genau wie die "Explosion" auf 13.549 Mitglieder.

Genüsslich erzählt Jauk, wie man bei seinem Amtsantritt 2012 die Zahl von 1300 Mitgliedern veröffentlicht habe, obwohl die genaue Zahl gar nicht (digital) erfasst war, diesem Thema zuvor nur "ein paar Zettel" gewidmet waren und man in Wahrheit keine 1000 Mitglieder gefunden hätte.

Noch genüsslicher erinnert der 58-Jährige daran, dass sich Sturm aufs Jahr gesehen zum größten Veranstalter der Steiermark entwickelt habe und für eine Wertschöpfung von 42 Millionen Euro für das Land beziehungsweise die Stadt Graz sorgen würde. Ganz zu schweigen von Abgaben und Steuern, welche die öffentliche Hand durch Sturm generiert.

Das "Meisterstück"

Zuvor anvisiertes "Meisterstück" ist natürlich nicht der Bundesliga-Meistertitel, auch wenn Jauk selbigen logischerweise liebend gerne mitnehmen würde. Wer möchte sich auch nicht "Meisterpräsident" nennen? Den Titel 2011 verpasste er einst knapp.

Wie wenig nachhaltig selbiger im Nachhinein war, muss man nicht extra in Erinnerung rufen.

Gerade jetzt, in diesen Tagen, Wochen, Monaten und Jahren steht Sturm angesichts dieser Erfolgsphase jedoch an der Kreuzung, Nachhaltigkeit für Generationen schaffen zu können.

Die Wahrscheinlichkeit auf ein Trainingszentrum für Frauen und Jugend ist gestiegen
Foto: © SK Sturm Graz

Jauks "Meisterstück" wäre daher natürlich, wenn es ihm gemeinsam mit seinem Team tatsächlich gelingt, die katastrophale Infrastruktur des Vereins spürbar zu verbessern.

Und katastrophal ist hier bekanntlich ein Hilfsausdruck. Im Liebenauer Stadion ist man nur Mieter (Jauk: "Genau wie das japanische Nationalteam"), das Trainingszentrum in Messendorf platzt aus allen Nähten, für Damen, Akademie und Jugend hat man (noch) keine adäquate Einrichtung – auch wenn es diesbezüglich inzwischen zumindest Hoffnung gibt und laut Jauk die Wahrscheinlichkeit für dieses immens wichtige Projekt nach der Kehrtwende der Stadt Graz bei immerhin knapp über 50 Prozent liegt.

Zwischen Vision und Realität

Auf der Generalversammlung war es ein Leichtes, die Fantasie der Mitglieder anzuregen, wie die aktuelle Heimstätte als "Sturm-Stadion" in Liebenau mit schwarzen Sitzen und auf 19.090 Plätze adaptiert aussehen könnte.

Den Unterschied zwischen Vision und Realität muss man gerade in Graz vermutlich nicht erklären, aber sicherheitshalber: Es ist bei sämtlichen infrastrukturellen Plänen nicht so, dass die Bagger schon morgen anrollen.

Jauk präsentiert bei der Generalversammlung den Stadion-Traum
Foto: © GEPA

Gelingt es Jauk & Co., dass sie es innerhalb der nächsten vier Jahre tun? Wer weiß. Das hängt auch ganz massiv von anderen Playern ab, auf die man nur bedingt Einfluss hat.

Der Weg zu einer politischen Mehrheit ist ein weiter und fängt bei der ausstehenden Lösung für den GAK an, die nicht nur wegen der anstehenden Bundesliga-Rückkehr alternativlos ist.

Viele rechnen Jauk hoch an, dass er vor Sturm ein unverhandelbares Stopp-Schild für "Investoren und Renditejägern" aufstellt.

Dies ist eine gute Eigenschaft, wenn man die Auswüchse im internationalen Fußball nicht bedingungslos gutheißt.

Jauks wichtigste Eigenschaft

Jauks wichtigste Eigenschaft könnte aber gerade in dieser Causa eine andere sein: In den vergangenen zwölf Jahren hat er bewiesen, sich von Fehlentwicklungen und auch eigenen Fehlern nicht vom Kurs abbringen zu lassen und es immer und immer und immer wieder zu versuchen, bis es passt.

Eh schon wissen, seine Elfmeter und so.

Den berühmten Spruch, dass man einen Arzt braucht, wenn man Visionen hat, muss man nicht teilen. Aber einen Sturschädl sowie die nötige Portion Lästigkeit, Beharrlichkeit und Ausdauer braucht es ganz bestimmt.

Sturm Graz: Die Ära Jauk in Bildern


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